Fettkonsum erzeugt Diabetes Typ 2?

Ernährung, Lebenswandel, Supplemente
Antworten
Sphinkter
Beiträge: 2084
Registriert: 29.07.2017
Wohnort: Endor

Fettkonsum erzeugt Diabetes Typ 2?

Beitrag von Sphinkter » 22. Apr 2018 13:46

Viele der Lowfat Ärzte behaupten Nahrungsfett verursacht DM 2.

z.B.
Type 2 diabetes typically starts with insulin resistance. That is, the cells of the body resist insulin’s efforts to escort glucose into the cells. What causes insulin resistance? It appears to be caused by an accumulation of microscopic fat particles within muscle and liver cells.4 This fat comes mainly from the diet—chicken fat, beef fat, cheese fat, fish fat, and even vegetable fat
.

Ich glaube, das ist eine Falschdarstellung. Das sind Fettsäuren aus dem Körperfett, das gefährliche Viszeralfett. Mcdougall, Barnard, Greger behaupten aber alle es käme vom gesättigten Fett aus der Nahrung.
Ich kenne keine Studie die belegt, dass fettes Essen DM 2 verursacht. Aber Übergewicht.

Fuhrman hält dagegen:

"Einer der Mechanismen, durch die Insulinresistenz in der Leber und in der Muskulatur gefördert wird, funktioniert über die von den Fettzellen ausgeschiedenen freien Fettsäuren. Dieses Phänomen ist als Lipotoxizität bekannt. Die überflüssigen Fette im Blut blockieren auch das Andocken von Insulin an die äußere Membran der Zellen und stören die normale Funktion der Muskelzellen und die Erzeugung von Energie. Wird die Energieproduktion in der Zelle verlangsamt, dann steigt der Insulinbedarf. Diese Lipotoxizität kann auch dem Herzen schaden, nämlich eine unregelmäßige Herzschlagfolge und schließlich Herzversagen verursachen."
Quelle: Fuhrman, Diabetes einfach wegessen

Warum verbreiten Mcdougall & Co Falschmeldungen? Ich kenne keine renommierte Ernährungsorganisation die Nahrungsfett bei Diabetes 2 reglementiert.

Ergänzung:

Gemäss der

Evidenz-basierten Ernährungsempfehlungen zur Behandlung und Prävention des Diabetes mellitus, Autorisierte deutsche Version: M. Toeller nach: Diabetes and Nutrition Study Group (DNSG) of the European Association for the Study of Diabetes (EASD). Mann J, De Leeuw I, Hermansen K, Riccardi G, Rivellese A, Rizkalla A, Slama G, Toeller M, Uusitupa M, Vessby B on behalf of the DNSG of the EASD Evidence-based nutritional approaches to the treatment and prevention of diabetes mellitus. Nutr Metab Cardiovasc Dis 14 (2004) 373-394

Die Hauptempfehlung für das Gesamtnahrungsfett lautet: dieses soll wegen der Gefahr der Gewichtszunahme bei einer Kost mit hohem Fettgehalt 35% der Gesamtenergie nicht überschreiten [Astrup et al. 2000 (EK Ia)].

Aber :kk:

Zusätzlich können bei einer hohen Fettaufnahme unabhängig von der Art des Nahrungsfettes nachteilige Effekte auf die Insulinempfindlichkeit auftreten, worauf eine Studie bei Gesunden hinweist [Vessby et al. 2001 (EK Ib)].

Und hier
Mehrere prospektive Studien [Vessby et al. 1994, Laaksonen et al. 2002, Wang et al. 2003 (EK III)] weisen darauf hin, daß ein hoher Anteil an gesättigten Fettsäuren in den Plasmalipidestern, im Einklang mit einer hohen Aufnahme von gesättigten Fettsäuren in der Nahrung, mit einem erhöhten Risiko für die Entstehung von Diabetes verbunden ist.

In Beobachtungsstudien [Feskens 2001, Hu et al. 2001, Meyer et al. 2001, Salméron et al. 2001, Marshall & Bessesen 2002, van Dam et al. 2002 (EK III)] wurde jedoch keine klare Verbindung zwischen dem gesättigten Fett in der Nahrung und der Entwicklung von Diabetes gefunden, wenn für den Körpermassen-Index (BMI) adjustiert wurde.

Blick da einer durch :kk: :kk: :kk: :arf:
Zuletzt geändert von Sphinkter am 22. Apr 2018 15:17, insgesamt 1-mal geändert.

Sphinkter
Beiträge: 2084
Registriert: 29.07.2017
Wohnort: Endor

Beitrag von Sphinkter » 22. Apr 2018 13:55


Benutzeravatar
human vegetable
Beiträge: 1863
Registriert: 25.05.2016
Wohnort: bei Trier

Beitrag von human vegetable » 24. Apr 2018 18:29

Hi Sphinkter, hat zwar nix direkt mit dem threadtopic zu tun, aber da du dich in letzter Zeit intensiv mit den Ursachen von Typ 2 Diabetes beschäftigst, könnte dich das interessieren: http://ergo-log.com/vitamin-d-diabetes-type-2.html

In dieser beobachtenden Studie wird eine starke Korrelation zwischen niedrigen Vitamin D Werten und dem Auftreten von Altersdiabetes konstatiert. Sollte Supplementierung von Vitamin D in der Lage sein, Altersdiabetes in vielen Fällen zu verhüten? Im Moment noch Spekulation, aber ein Grund mehr, seinen Spiegel im Auge zu behalten, bzw. im Zweifelsfall etwas nachzuhelfen (Kosten und Risiken bei vernünftiger Dosierung minimal).
"The greatest obstacle to discovery is not ignorance - it is the illusion of knowledge." - Daniel J. Boorstin

"If you want to be more successful, double your failure rate. Success lies on the far side of failure." - Thomas J. Watson

Sphinkter
Beiträge: 2084
Registriert: 29.07.2017
Wohnort: Endor

Beitrag von Sphinkter » 5. Jun 2018 17:08

Ich lese gerade Cheese Trap von Barnard. Schon wieder die Behauptung, dass Nahrungsfett DM Typ 2 begünstigt.
"Abundant scientific evidence shows that a key contributor to this breakdown of insulin function is fat. Microscopic particles of fat building up inside muscle and liver cells stop insulin from working properly. This process occurs amazingly quickly. In controlled tests, researchers have infused fat mixtures into the bloodstreams of volunteers, causing insulin to sputter and fail within just a few hours."

Ich stelle mir halt die Frage, wie In der Logi Studie, Diabetes so schnell "heilen" konnte, bei den Fettmengen.

Irgendwas stimmt da nicht, bei den ganzen LowFat Ärzten und Buchautoren.

Balthazar2026
Beiträge: 303
Registriert: 25.04.2017

Beitrag von Balthazar2026 » 7. Jun 2018 08:42

Fürs Verständnis:

Also die Aussage " Fett bzw. freie Fettsäuren in Muskelgewebe/Blutbahn behindern Insulin bei der Regulierung des Blutzuckers und führen damit zu Diabetes Typ2"
wird hier nicht primär hinterfragt sondern eher das festhalten der LowFat Ärzte die hier direkt die Nahrungsfette als Hauptursache sehen.
Andere Ärzte/Studien sehen eher eingelagertes Fett (Bauchfett) etc pp als Einflussfaktor für Typ 2 Diabetes.

Einig sind sich alle das Fett (aus der Nahrung) dick macht.

Wäre dann nicht so oder so eine Restriktion des Fettaufnahme sinnvoll?

Sphinkter
Beiträge: 2084
Registriert: 29.07.2017
Wohnort: Endor

Beitrag von Sphinkter » 7. Jun 2018 15:46

Kein Makronährstoff macht ja per se dick. Es ist ja der Kalorienüberschuss. Und ja, Fett hat Doppelt soviel Kalorien wie Kohlenhydrate. Und ein Salat mit 100g Öl drin, kann zum Überschuss beitragen.
Mich nervt, dass die LowFat Ärzte das als Fakt darstellen, dass Fett DM2 verursacht. Aber die Datenlage das theoretische Konstrukt nicht trägt. Daher ist die Aussage" Fett bzw. freie Fettsäuren in Muskelgewebe/Blutbahn behindern Insulin bei der Regulierung des Blutzuckers und führen damit zu Diabetes Typ2" problematisch.

Benutzeravatar
human vegetable
Beiträge: 1863
Registriert: 25.05.2016
Wohnort: bei Trier

Beitrag von human vegetable » 7. Jun 2018 15:54

Einig sind sich alle das Fett (aus der Nahrung) dick macht.
Da widerspreche ich - solange die kcal im Rahmen bleiben, nimmt man auch auf high fat diets nicht zu. Mag sein, dass es für viele Menschen wegen der höheren Kaloriendichte und der damit verbundenen geringeren Sättigung schwierig ist, nicht zuviel zu essen. Aber wenn man es schafft, seine Kalorien klein zu halten, sollte das Körpergewicht allein aufgrund eines hohen Fettanteils an der Ernährung nicht ansteigen.

Sphinkter, was deine Frage aangeht: Hier scheint mir wieder so ein grundlegender Konflikt zwischen Experten stattzufinden, wo jede Seite nicht nur eine andere Meinung hat, sondern auch komplett andere Belege dafür vorweisen kann. Den Überblick, einer (oder gar beiden) Fraktionen Rosinenpickerei vorzuhalten, haben Laien kaum. Zudem scheint es stark vom individuellen Stoffwechsel abzuhängen, wie viel (schnelle) KH und wie viel Fett eine Person tolerieren kann. Da wird es die eine Patentantwort die für alle immer gilt, vermutlich nicht geben.

Vor Kurzem ist dieses Buch rausgekommen: https://www.amazon.de/Die-letzte-Di%C3% ... C3%A4hrung

Der Autor hat eine wissenschaftliche Studie durchgeführt (dazu existiert auch ein TED talk), die belegen soll, dass es höchst individuell ist, welche Lebensmittel Blutzucker und Insulin triggern. Im Buch beschreibt er ein System, wie man den eigenen Stoffwechsel mit Hilfe eines Blutzuckermessgeräts enträtseln kann. Prinzipiell hört sich ddas für mich zwar überzeugend an, und solche Messgeräte sind mittlerweile spottbillig, aber es würde bedeuten, sich über Wochen jeden Tag mindestens ein halbes Dutzend mal (oder noch sehr viel öfter, wenn man alles perfekt machen will), in den Finger zu stechen und die Ergebnisse zu dokumentieren. Dazu fehlt mir der Nerv, auch besteht kein leidensdruck weil mein Blutzuckerspiegel durchgängig niedrig ist.

Dazu betreibt der umtriebige Autor eine Firma, die diese aufwändige Prozedur angeblich durch einen Stuhltest ersetzen kann. Hier bin ich viel weniger überzeugt, dass dieser Service legitim ist. Zudem ist es noch nicht über dt. Partnerunternehmen verfügbar, und man müsste seinen Scheiß ins Ausland schicken. Die lange Sendezeit würde bestimmt die Ergebnisse verfälschen.

Lange Rede, kurzer Sinn: Im Moment misstraue ich allgemeinen Erklärungen zur Diabetesentstehung.
"The greatest obstacle to discovery is not ignorance - it is the illusion of knowledge." - Daniel J. Boorstin

"If you want to be more successful, double your failure rate. Success lies on the far side of failure." - Thomas J. Watson

Balthazar2026
Beiträge: 303
Registriert: 25.04.2017

Beitrag von Balthazar2026 » 8. Jun 2018 07:59

Sphinkter hat geschrieben:Kein Makronährstoff macht ja per se dick. Es ist ja der Kalorienüberschuss.
Das ist klar. Bei einer Bedarfsgerechten Diät ist das auch unbestritten. Bei Kaloriendefizit gleicht der Körper so oder so aus den Reserven aus.

Aber wie sieht es bei Überschüssen aus die auch in Rahmen einer üblichen Ernährung vorkommen?
Fett als Speicherform ist da viel schneller für später verwart als z.B. Kohlenhydrate die noch in Muskel/Leber gespeichert werden können bevor sie von dort aus in Fett umgewandelt in die Speicher wandern.

Und schiebt man sich bei einer ausgewogenen Ernährung mit angenommen 30% Fettkalorien dann doch mal mit (den bösen Kohlenhydraten) in den Kalorienüberschuss
wird der Körper einen Teufel tun Kohlenhydrate umzuwandeln und zu speichern sondern das ohnehin schon vorhandene Nahrungsfett einlagern.
Kohlenhydrate bleiben direkt verfügbar und Fett braucht nicht vorher "synthetisiert" zu werden. Recht effizient im Grunde.

Antworten