Vegane Bedarfsdeckung - Überhaupt nicht easy

Ernährung, Lebenswandel, Supplemente
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human vegetable
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Beitrag von human vegetable » 11. Jul 2018 10:46

Mike, deine Antwort auf meinen letzten Post enthält mehrere clues, dass es hier wirklich größtenteils um Perfektionismus um seiner selbst Willen geht: Du bezeichnest dich als "Kontrollfreak", der sein Potential auf ständig 100% optimieren will, und du bist überzeugt, das allein durch Ernährung leisten zu können - evtl. durch irgendwelche obskuren Wundermikros, die eigentlich nur in tierischen Produkten vorkommen. Du meinst, mit täglich 100% von allen Nährstoffen wärst du "better safe than sorry", deutest aber an, dass täglich 200% vielleicht ja sogar noch besser wären. Warum nicht gleich 300% - oder 1000%?

Versuch' doch mal, etwas Abstand zu dir selbst zu gewinnen - macht das alles wirklich Sinn? Oder ist nicht schon allein das Ziel, konstant immer und überall bei gefühlten 100% seines geistigen und körperlichen Potentials zu sein, zutiefst fragwürdig?

Aber das willst du offensichtlich nicht hören, und dich stattdessen lieber auf deiner Gralssuche bestärken lassen. Deshalb bin ich raus.
"The greatest obstacle to discovery is not ignorance - it is the illusion of knowledge." - Daniel J. Boorstin

"If you want to be more successful, double your failure rate. Success lies on the far side of failure." - Thomas J. Watson

Sphinkter
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Beitrag von Sphinkter » 11. Jul 2018 11:29

Ich kann Mike sehr gut verstehen. Auch wundere ich mich über den Dünnfug den eine DGE schreibt, dass man nicht jeden Tag 100% erreichen muss, sondern im Wochenschnitt.
Wenn ich Montags nur 80% erreiche, warum sollten es dienstags 120% sein etc.
Zudem sind einige Werte wohl zu niedrig, bei Magnesium kann durch Stress der Bedarf erheblich hochgehen, auch durchs Schwitzen.
Auch binden Ballaststoffe zahlreiche Mineralstoffe.
Bei den Proteinen will Norris auf Veganhealth ja auch bereits einen höheren Bedarf erkannt haben.

Was ist mit dem Vorschlag, Vorsprung durch Technik?
Ein Multivitamin und ein Proteinshake, ein EL Leinöl und B12. Damit sollte man die Pflicht erfüllt haben und kann sich ungezwungen ernähren.

Mike13
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Beitrag von Mike13 » 11. Jul 2018 17:32

human vegetable hat geschrieben:Mike, deine Antwort auf meinen letzten Post enthält mehrere clues, dass es hier wirklich größtenteils um Perfektionismus um seiner selbst Willen geht
Ähhh... nein, tut sie nicht? Ich dachte eher, dass ich sehr sachlich erklärt habe, warum mir 100% wichtig ist (ausgelaugte Böden, Verlust durch Lagerung, neue Züchtungen, die nur auf Größe und schnelles Wachstum aus sind, denen aber die Nährstoffe fehlen, fehlende Langzeitstudien über Auswirkungen von latentem Mangel, teils unrealistische Empfehlungen der DGE, die längst wiederlegt sind (Beispiel Vit.D 800 IE pro Tag führt nicht zu einem signifikanten Anstieg, usw.) Wo sind diese sachlichen Agumente denn für Dich Anzeichen für Perfektionismus seiner selbst Willen?
human vegetable hat geschrieben::du bist überzeugt, das allein durch Ernährung leisten zu können, evtl. durch irgendwelche obskuren Wundermikros
Die von mir genannten Beispiele, das Protein Carnitin, das in der Bodybuilding-Szene zumindest meines Wissens heiß diskutiert wurde und von einigen Bodybildern auch verwendet wird (oder wurde) und das von mir genannte Collagen, was von vermutlich Millionen Frauen weltweit als Nahrungsergänzungsmittel genutzt wird, würde ich jetzt nicht unbedingt als obskure Wundermikros bezeichen. Da gibt es genügend wissenschaftliche Studien drüber. Und das waren ja nur Beispiele...
human vegetable hat geschrieben:Aber das willst du offensichtlich nicht hören, und dich stattdessen lieber auf deiner Gralssuche bestärken lassen. Deshalb bin ich raus.
Neee, ich wollte in einer Diskussion neuen Input bekommen, der mich ggf. auch selbst weiterbringt. Tut mir leid, wenn ich nicht sofort meine Meinung, um 180 Grad gewechselt habe.
Zuletzt geändert von Mike13 am 12. Jul 2018 05:13, insgesamt 1-mal geändert.

Mike13
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Beitrag von Mike13 » 11. Jul 2018 17:50

Generell geht mir dieser Thread aber in eine völlig falsche (oder zumindest von mir nicht beabsichtigte) Richtung. Alles was ich wollte war, anhand eines sehr konkreten Beispiels (siehe den allerersten Post) zu zeigen, dass eine Ernährung, die von vielen Anfängern wahrscheinlich als gesund und abwechslungsreich angesehen würde, sehr große Defizite hervorrufen kann.

Ich wollte also nicht darüber diskutieren, ob man nun 100% jeden Tag voll bekommen muss oder ob es auch mal 91% sein dürfen. Bestimmt dürfen es auch mal nur 50% sein, das passiert mir beim Calcium ständig! Ich bin mir dieser Problematik dann aber bewusst und versuche dann gezielt, mal ein paar mehr Samen zu essen, damit ich nicht dauerhaft defizitär bin. Ob das jetzt krankhaft ist, wage ich zu bezweifeln.
Sphinkter hat geschrieben:Wenn ich Montags nur 80% erreiche, warum sollten es dienstags 120% sein etc.
Danke, das bringt es auf den Punkt. Von bestimmten Vitaminen ist es als Veganer schon extrem schwer 100% zu erreichen, z.B. Calcium. Es ist somit extrem unwahrscheinlich, dass ich ein Defizit am nächsten oder übernächsten Tag (unbewusst zufällig) wieder ausgleiche. Das musst mir mal jemand zeigen, wie man unbewusst als Veganer auch mal 150% Calcium zu sich nimmt und dadurch defizitäre Tage wieder ausgleicht. Man muss sich also der Problematik bewusst sein, um hier gegen zu steuern. Oder man sagt "Émpfehlungen, Referenzwerte, alles Quatsch, interessiert mich nicht, ich werde schon nicht krank, Osteoporose betrifft nur die ganzen anderen, aber mich doch nicht." Aber wenn man so denkt (zu deutsch Vogel-Strauß-Taktik), ist das dann besser als ein bisschen Kontroll-Freak zu sein?

Tortuga
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Beitrag von Tortuga » 11. Jul 2018 18:21

Äh, wie man beim Kalzium mal drüber und mal drunter sein kann? Indem man an dem einen Tag mehr kalziumhaltiges Mineralwasser trinkt und an dem anderen weniger z.B.???
Okay, wenn man natürlich eine genau festgelegte tägliche Trinkmenge hat, die weder über- noch unterschritten wird, ist das eher unwahrscheinlich.

Sphinkter
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Beitrag von Sphinkter » 11. Jul 2018 18:54

Konkret Kalzium, muss ich eher aufpassen nicht zuviel zu bekommen. 1,5 Liter Gerolsteiner, 600 ml Alpro und noch das Futter, komme ich auf 1400mg am Tag. Meiner Meinung zuviel.

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Beitrag von Sphinkter » 11. Jul 2018 19:02

Ich lese gerade ein interessantes Fachbuch für Ernährungsmedizin.
Dass wirft die ganzen Kaloriendefizit Konzepte über den Haufen.

"Wie erwähnt, zeigten Untersuchungen an Soldaten und Gefangenen, dass bei Ernährungsformen, die durch niedrige Kalorienzufuhr und Mangel an Mikronährstoffen charakterisiert sind, erhöhte Krebsrisiken gefunden wurden. Die Basis für die Mikronährstofftheorie lieferten insbesondere Betrachtungen, die zeigten, dass mangelnde Aufnahme bestimmter Vitamine und Mineralstoffe zu DNA-Instabilität führt. Michael Fenech fand in einer Gruppe von Fleischessern (bei jungen australischen Männern) niedrigere Kleinkernraten (d.h. Chromosomenschäden) als in einer Vergleichsgruppe, die sich vegan ernährte [15], [16], [42]. Er konnte dies auf geringe Zufuhr von Vitamin B12 zurückführen. Nachfolgend zeigte er in Vergleichsstudien bei Fleischessern teilweise niedrigere Kleinkernraten als bei Vegetariern und konnte nachfolgend zeigen, dass eine gezielte Erhöhung der Zufuhr von Folsäure und der Vitamine B2 und B6 zu einer Verbesserung der DNA-Stabilität führt."

Knasmüller „Krebs und Ernährung: Risiken und Prävention – wissenschaftliche Grundlagen und Ernährungsempfehlungen“, gebundene Ausgabe, 440 Seiten, 1. Auflage, Thieme Verlag 2014. 69,99 EUR.

Spricht für eine 100%ige Sättigung.

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Rosiel
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Beitrag von Rosiel » 11. Jul 2018 23:10

Mike13 hat geschrieben:deine wissenschaftlich komplett unbegründete persönliche Meinung, dass es Blödsinn ist, sich über Nährstoffe Gedanken zu machen.
Ich hatte Mashis Post übrigens genau gegenteilig verstanden. Also eher, dass es Blödsinn ist, sich für eine bestimmte Ernährungsform zu entscheiden, OHNE sich Gedanken zu machen.
Mike13 hat geschrieben: Sorry, ich möchte Dich nicht persönlich angreifen,
[...]
Unter gebildeten Menschen kontert man Agumente entweder mit Gegen-Argumenten
:mg: Ich bin ja kein Rassist, aber das wird man ja wohl noch sagen dürfen!!

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Beitrag von Rosiel » 11. Jul 2018 23:14

Mike13 hat geschrieben:ausgelaugte Böden
Noch ein Nachtrag dazu. Die lokalen Böden sind alles andere als ausgelaugt, eher im Gegenteil. Sie sind blutjung, an sich nährstoffreich und werden derart mit Krempel überladen, sodass der ganze Mist überhaupt erst im Grundwasser landet. Dazu ist es zumindest in unseren Breiten so niederschlagsreich, dass die Nährstoffe während der Wachstumsperiode in der verfügbaren Phase vorliegen (ein weiterer Grund, wieso der Kram so gern im GW landet).

Mike13
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Beitrag von Mike13 » 12. Jul 2018 05:37

Sphinkter hat geschrieben:Konkret Kalzium, muss ich eher aufpassen nicht zuviel zu bekommen. 1,5 Liter Gerolsteiner, 600 ml Alpro und noch das Futter, komme ich auf 1400mg am Tag. Meiner Meinung zuviel.
Vielleicht sollte ich mal mein Mineralwasser wechseln, dann wäre vielleicht Calcium für mich auch nicht mehr so ein großes Thema. ;-)
Sphinkter hat geschrieben:Spricht für eine 100%ige Sättigung.
Schon alleine die Logik spricht für 100%. Viele Menschen verstehen nur nicht, dass der Körper ein Chemielabor ist. Was in unserem Körper passiert, ist reine Chemie. Vitamine sind nichts anderes als Chemikalien! Das sind keine obskuren Wunderstoffe, die aus mystischen Pflanzen kommen, ein Vitamin ist eine Chemikalie, es hat eine chemische Formel und besteht aus den Elementen, die im Periodensystem nachzulesen sind, genau wie jede andere Chemikalie auch. Das ist ganz vielen Menschen nicht so wirklich klar. Im Körper laufen dann chemische Reaktionen ab: Aus Stoff A und Stoff B wird mittels Stoff C der neue Stoff D. Und das passiert tausendfach. Das ist absolut nichts anderes als das, was der Chemiker in Reagenzgläsern auslöst, wenn er bestimmte Stoffe zusammenbringt. Wenn man das erstmal verstanden hat, dann wird einem eine Sache absolut klar: Natürlich müssen alle benötigten Chemikalien für eine beabsichtigte chemische Reaktion vorhanden sein. Es würde ja auch kein Chemiker im Labor auf die Idee kommen, einfach mal 3 Gramm weniger von Stoff XY zu nehmen und zu denken, dass eine extrem komplexe Reaktion trotzdem genau gleich abläuft. Das wäre komplett absurd.
Rosiel hat geschrieben:Die lokalen Böden sind alles andere als ausgelaugt, eher im Gegenteil.
Das interessiert mich jetzt. Ich habe inzwischen gefühlte 100 mal in diversen unterschiedlichen Quellen gelesen, dass Böden ausgelaugt sind. Das ist ja auch einfach nur logisch, denn unsere Böden sind in Jahrmillionen aus zerfallenem vulkanischen Gestein und Humus entstanden. Wenn ich diesem Boden durch intensievste Landwirtschaft nun jedes Jahr Nährstoffe entziehe (logischerweise, sonst wären diese ja nicht in den Pflanzen drin), dann sollte der Nährstoffgehalt im Boden also abnehmen. Das was Du meinst ist vermutlich Düngung. Aber Düngung bringt nur extrem wenige Stoffe zurück in den Boden, z.B. Phosphor oder Kalium. Ich habe noch nie gehört, dass jemand Jod oder Selen auf seinen Acker ausbringt, ganz zu schweigen von den ganzen noch unerforschten Spurenelementen und ihrer Wirkung auf den menschlichen Organismus. Aber ich bin dankbar für weiteren Input, wenn Du irgendeine seriöse Quelle hast, die belegt, dass Böden noch den gleichen Nährstoffgehalt haben wie vor 50 Jahren, wäre das in der Tat sehr interessant für mich.

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