Wenn gesunde Ernährung krank macht...

Ernährung, Lebenswandel, Supplemente
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illith
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Beitrag von illith » 19. Aug 2018 12:22

ooohnein, der war das! D: ausgerechnet der (und auch Pollmer) hat mir mit seinem Buch echt nachhaltig geholfen, mein Essverhalten zu verbessern :drop1:

HV, das find ich jetzt etwas Eindreschen auf Strohmänner.
da muss man sich doch schon absichtlich doof stellen, um die Empfehlung mit dem "Vielseitig" auf vielseitige Junkfood-Items zu interpretieren. ich unterstelle mal, das missversteht niemand auf diese Weise.
(vermutlich in abgeschwächter Form dürfte es aber einige geben - wo dann zB vielseitige Convenience-Produkte und/oder aber 'frische' Produkte mit geringer Nährstoffdichte herangezogen werden)
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Sphinkter
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Beitrag von Sphinkter » 19. Aug 2018 12:29

human vegetable hat geschrieben:Greger magst du scheinbar nicht...
Irgendwie zieht mir Greger zu voreilig Rückschlüsse. In seinem Buch behauptet er, dass Nahrungsfett Diabetes Typ 2 auslöst.
Eine zitierte Studie ist von 1934.
Ich kenne keine aktuelle Studie, die bei einer fettreichen Ernährung eine DM 2 begünstigt hätte. Es scheint nur theoretisch so zu sein, dass Nahrungsfett zur Insulinresistenz führt. Im Gegenteil in einer Klinik wurden Patienten durch LOGI in wenigen Wochen aus der Diabetes Zone führten, sodass keine Medikamente mehr nötig waren.
Reha-Klinik Überruh drei Wochen nach LOGI-Kost (20–30 % Kohlenhydrate, 20–30 % Eiweiß, 40–50 % Fett).

Bezüglich Fettkonsum hält sich Greger doch zurück, er kokettiert mit LowFat, aber so richtig gibt es keine Empfehlung. Auch seine Warnung vor gesättigtem Fett, geht nicht wirklich auf. Die Datenlage ist hier nicht klar.

Mike13
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Beitrag von Mike13 » 19. Aug 2018 13:54

Sphinkter hat geschrieben:[Kennst du Udo Pollmer? Der übergewichtige Chemiker (...), der behauptet dass übergewichtige Menschen gesünder sind und länger leben(...).
Ja, ich kenne ihn. Hab vor 1-2 Jahren mal ein paar Videos von ihm geguckt. Erst klang alles so logisch und nachvollziehbar, was er sagte. Aber nach dem 5. Video hab ich dann irgendwie gemerkt, dass er wirklich von allem, was der Normalo so glaubt über Ernährung zu wissen, das Gegenteil behauptet. Pommes sind gesund, Gemüse ist schlecht, bla bla. Es kann ja immer mal sein, dass irgendjemand was neues über Ernährung rausfindet und dann plötzlich der vorherrschenden Meinung widerspricht, aber das alles komplett falsch ist und nur Pollmer das weiß, dass konnte ich mir dann doch schlecht vorstellen, obwohl er wie gesagt alles ziemlich genial begründet.

Eine Sache habe ich dadurch allerdings gelernt: Man kann vermutlich für jede noch so absurde These eine logisch konsistente und glaubhafte Argumentation erstellen und Leute so relativ leicht manipulieren. Insofern: Immer schön vorsichtig sein, was einem so erzählt wird, auch dann, wenn es den eigenen Ansichten entspricht, denn dann ist man ja eher noch unkritischer. Beispiel: Mir erzählt einer "vegan ist ultra-gesund" und ich denke mir "super, das wollte ich hören", dann muss ich die ganze Argumentation und die Quellen ja überhaupt nicht mehr prüfen.

Ich höre Euch ja immer viel über Studien reden, ist nun soundsoviel Fett gesund oder kann es doch zu Diabetes führen, usw. Ich lese auch Studien und Bücher zu gewissen Themen, z.B. über Jod und über Proteine in letzter Zeit. Aber letztenendes vertraue ich dem gesunden Menschenverstand immer am meisten. Wie bereits in anderen Beiträgen von mir deutlich wurde, glaube ich an die Evolution und wer die (wirklich) verstanden hat, der weiß, dass unsere Körper zangsläufig an die Nahrung der letzten Jahrtausende angepasst sein müssen. Also muss zangsläufig jede Kost, die es erst seit 50 Jahren gibt, nicht optimal für uns sein. Ich glaube daran, dass die Menschen früher sehr viele Ballaststoffe zu sich genommen haben (Korn war nur für die oberen 10.000 fein gemahlen), Zucker konnte sich ganz sicher nicht jeder leisten, etc. Somit denke ich, ist relativ klar vorgegeben, wie ich mich zu ernähren habe.

Sphinkter
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Beitrag von Sphinkter » 19. Aug 2018 14:22

Mike13 hat geschrieben:...glaube ich an die Evolution und wer die (wirklich) verstanden hat, der weiß, dass unsere Körper zangsläufig an die Nahrung der letzten Jahrtausende angepasst sein müssen.
wieviel Jahrtausende meinst du?

Vor 7500 Jahren passten sich Europäer an Laktose an – das geht recht fix ;)

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Vampy
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Beitrag von Vampy » 19. Aug 2018 20:14

gesunde ernährung wird überbewertet #vactbook
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Mike13
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Beitrag von Mike13 » 20. Aug 2018 07:32

Na klar, jeder sollte das Recht haben, mit 71 an einem Schlaganfall zu sterben oder halb gelähmt durchs Leben zu tokeln. Gibt ja zum Glück die Pflegeversicherung, die von der Allgemeinheit bezahlt wird.

Mike13
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Beitrag von Mike13 » 20. Aug 2018 09:58

Sphinkter hat geschrieben:Vor 7500 Jahren passten sich Europäer an Laktose an – das geht recht fix ;)
Ich will jetzt nicht neunmalklug klingen, aber Evolution geht nun wirklich alles andere als fix. Es kann sehr schnell gehen wenn die Vorteile durch die Anpassung immens sind, oder es kann gigantisch lange dauern - hunderttausende, bzw. Millionen von Jahren - wenn die Vorteile eher marginal sind.

Bei der Milch waren die Vorteile für den Menschen gravierend. Menschen, die durch ein mutiertes Gen Milch vertragen haben, sind im Winter aufgrund der zusätzlichen, extrem hochwertigen Nahrungsquelle deutlich weniger gestorben als solche, die Milch nicht vertragen haben. Dadurch waren dann sehr schnell keine Laktose-unverträglichen Menschen mehr übrig und das mutierte Gen, welches Milch auch im Alter möglich gemacht hat, hat sich durchgesetzt.

Wenn ein Anpassungsprozess aber keine so riesigen Vorteile bringt, dann setzt sich das mutiert-bessere Gen aber nicht so schnell durch. Wenn ich z.B. aufgrund einer Mutation irgendein Spuren-Element nutzen kann, welches andere Menschen nicht nutzen können, dann habe ich vielleicht nur einen minimalen Vorteil. Sagen wir mal als Beispiel: Ich bin 1% ausdauernder als andere Menschen. Der Vorteil ist so gering, dass es hunderttausende von Jahren dauert, bis sich dieser Vorteil dann ggf. großflächig durchgesetzt hat. Ggf. setzt er sich auch gar nicht durch, weil mir - bevor ich Nachkommen gezeugt habe - ein Stein auf den Kopf gefallen ist. Aber irgendwann gibt es eben wieder so eine Mutation und der Mensch schafft es dann vielleicht, Nachkommen zu zeugen. Die haben dann auch wieder einen 1%igen Vorteil gegenüber anderen und können sich daher etwas besser durchsetzen usw. usw.

Ich glaube, dass viele Evolution nicht wirklich richtig verstehen. Die meisten Menschen glauben, dass es eine Optimierung einer Lebensform darstellt, mehr wissen sie aber nicht. In Wirklichkeit heißt Evolution aber: Es gibt eine Gen-Mutation, die sich zufällig (im Lebensraum dieses Lebewesen) als vorteilhaft herausstellt. Dadurch hat das Lebewesen einen Vorteil gegenüber den anderen Lebewesen und setzt sich langfristig durch (sprich: Die anderen Lebewesen ohne diesen Vorteil sterben aus, bzw. werden langsam verdrängt). Umso kleiner der Vorteil durch den Gen-Mutation war, umso länger dauert das.

Sphinkter
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Beitrag von Sphinkter » 20. Aug 2018 10:37

illith hat geschrieben: Sphinkter - ich weiß nicht, ob man das so pauschal sagen kann...? (find das Thema aber auch interessant)
Ich auch nicht:)
Dass Zucker nichts ausser Energie liefert und bessere Lebensmittel beim starken Konsum verdrängt ist trivial.
Mehr geht es mehr um das nachgeplapper vieler Ernährungsexperten, dass z.B. Nudeln ungesund sind oder Weissmehlprodukte per se.
250g Pasta liefert nach Cron O Meter schon 60% der benötigten Mikro und Makronährstoffe, zusammen mit einem B12 Supp und Mineralwasser. Gleiches gilt für Pommes aus dem Backofen. Dann immer:"Ja, ab und zu ist es okay, täglich sollte man es nicht essen".
Ja fuck, doch. Wenn es schmeckt und bekömmlich ist, kann Pasta ein Grundnahrungsmittel sein.
Baut man Tomatensosse ein und trinkt Karottensaft ist man schon bei 78% des Tagesbedarf und hat noch 50% der Kalorien offen.

Für Veganer gelten wohl andere Spielregeln, da ausser Junk, purem Öl und Zucker, so fast alles eher tendenziell "gesund" ist.

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illith
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Beitrag von illith » 20. Aug 2018 15:02

:hi5:
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human vegetable
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Beitrag von human vegetable » 20. Aug 2018 15:25

Auf die Gefahr hin, dass die Diskussion zerfasert, will ich mich nochmal bei Mikes Erklärung der Laktoseintoleranz bzw. -verträglichkeit einklinken:

Was die Sache noch verwirrender macht, ist, dass eine Mutation ja gleichzeitig Vor- und Nachteile haben kann. Um beim Beispiel zu bleiben: Durch andauernde Laktoseverträglichkeit hatten die Menschen einerseits viel höhere Chancen, durch den Winter zu kommen. Andererseits könnte man (wenn Campbell recht hat) aber auch von einem Anstieg des langfristigen Krebsrisikos ausgehen.

Der Vorteil schlägt den Nachteil dicke: So alt, dass Krebs auftrat, wurden damals nicht viele Menschen. Und wenn sie es wurden, dann waren selbst ihre Kinder schon aus dem Gröbsten raus. Also setzte sich unter den steinzeitlichen Umweltbedingungen die Laktoseverträglichkeit durch.

Allerdings hat sich unsere Umwelt heute verändert, und unter den neuen Bedingungen müsste auch das Kosten-Nutzen Verhältnis dieser früheren Adaption neu bewertet werden. Da im Alter auftretende Nachteile aber kaum natürlichem Selektionsdruck unterliegen, ist es unwahrscheinlich, dass sich diese Anpassung wieder umkehrt.

Fazit: Nur weil eine Adaption vor Jahrtausenden mal einen Netto-Überlebensvorteil darstellte, muss das heute nicht mehr zwangsläufig gelten.
"The greatest obstacle to discovery is not ignorance - it is the illusion of knowledge." - Daniel J. Boorstin

"If you want to be more successful, double your failure rate. Success lies on the far side of failure." - Thomas J. Watson

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