Appetit

Ernährung, Lebenswandel, Supplemente
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somebody
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Beitrag von somebody » 21. Jan 2019 10:29

Claire, zu Deinen Stichworten mein Senf:

#Alternativsüssstoffe
Können lt Studien bei Konsum hoher Mengen zu zusätzlicher Nahrungsaufnahme & Erkrankungen führen.
Verwendung kleiner Mengen gilt nach vorherrschenden Meinungen als unbedenklich bzw als kleineres Übel gegenüber den meisten Zuckern.

#Proteinsüssigkeiten
Würde sehr genau drauf achten, was drin ist. In von Dir genannten Produkten steckt teils viel Zucker.
Selbst esse ich nur die Wheaty Spacebars.

#Schokolade
Kakao in Maßen ist wg der im Kakao enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe empfehlenswert. ZB als Bitterschokolade mit wenig Zucker.

#Cola Light
Würde ich drauf verzichten bzw nur im Notfall trinken.

#Asia Gastronomie
Würde ich als gelegentliche Cheat Mahlzeiten akzeptieren.

#Süsses Obst
Relativ wenig.
Natürlicher Zucker in Obst gilt nach vorherrschenden Meinungen als unproblematisch bei normalen Verzehrmengen in Verbindung mit aktivem Lebensstil mit Bewegung draußen &/oder regelmäßigen Fitnessstudiobesuchen.

#kurartig
Eher nein. Statistisch höheres Rückfallrisiko
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human vegetable
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Beitrag von human vegetable » 21. Jan 2019 20:33

Claire, hört sich so an, dass du ziemlich viele hochverarbeitete Industrieprodukte isst. Das ist aus meiner Sicht das Problem, und nicht der süße Geschmack.

An deiner Stelle würde ich eine "junk food detox" machen und einige Wochen nur möglichst wenig verarbeitete Produkte essen. Süßes Obst ist dabei völlig ok, aber Fruchtsaft, Fruchtsojajoghurt oder mit Fruchtpüree gefüllte Kekse nicht.Denke, das wird dein Geschmacksempfinden, deine Lebensmittelpräferenzen und darüber auch deinen Appetit völlig verändern.

Natürlich gibt es da nicht nur schwarz und weiß - was "in der Grauzone" liegt und für dich noch OK ist, kannst du nur selbst festlegen (und gegebenenfalls nachbessern).
"The greatest obstacle to discovery is not ignorance - it is the illusion of knowledge." - Daniel J. Boorstin

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illith
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Beitrag von illith » 21. Jan 2019 21:57

HV, könntest du ausführen, was du meinst? also welche konkreten Lebensmittel deiner Meinung was bewirken?
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Vampy
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Beitrag von Vampy » 21. Jan 2019 22:45

claire, ich glaub das meiste musst du einfach ausprobieren. da gibts kein pauschales perfekt-für-alle; da ist jeder anders. ich glaube dein problem ist nicht der appetit, denn das ist was hauptsächlich körperliches. deine gelüste scheinen psychischer natur, essen als ersatzbefriedigung.

ich fahre ganz gut damit, auf bestimmte lebensmittel, die mich zu krass triggern, komplett zu verzichten. dazu gehören zb kekse. dann gibt es die kategorie "gut und befriedigt meine gelüste, aber nicht so krass dass ich nicht mehr aufhören kann". gut ist auch, wenn man was erst zubereiten muss, zb nudeln. denn da steht nudeln rausholen, kochen, soße drüber zwischen dem haps und wg. brötchen kann man sich direkt in den mund stopfen, da achte ich drauf, dass ich da nicht zu viele dahabe. und dann auch nicht in reichweite. da ist meine strategie ähnlich wie die von somebody.... denn je näher etwas ist, desto eher greift man zu.

du musst dir nichts verbieten, aber du kannst dir ja auferlegen, dass du wenn du etwas essen willst, du das auch machen darfst, aber du schaust auf die uhr und musst 10min abwarten. dann ist der erste antrieb weg und du hast zeit zu überlegen, ob es das wirklich ist was du willst und schiebst dir nicht gedankenlos was rein über das du dich später ärgert.

wenn du es nicht schaffst, komplett auf coke light zu verzichten, dann versuchs doch mal mit verdünnen. finde dann muss man auch nicht immer so übel aufstoßen.

zum "vorsorgen" gehöt auch, dass man sich nicht überfordet, wenn man weiß, dass man grad nicht stark genug ist. dann ist es besser, sich nicht in versuchung zu bringen... wenn ich wenig gepennt hab, hab ich mich auch schlechter im griff und motz zb eher leute an oder mache sonst unbedachte sachen. zum essen zu greifen ist eine davon.

für mich ist intervallfasten überhaupt nix. wenn ich wirklich längere zeit nix gegessen habt, dann staut sich das bei mir so auf, dass ich danach doppelt reinhaue. du meintest ja auch, dass du das mittagessen manchmal "zu krass" machst. du könntest ja mal probieren, ein verfrühtes mittagessen zu machen, so als ne art fastenbrechen 1std vor dem normalen zeitfensterende ein stück obst zu essen.

hast du früher sport gemacht? mir hilft sport total, mir ein körpergefühl zu geben, es macht mich glücklich und ist eine gute beschäftigung.
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ClaireFontaine
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Beitrag von ClaireFontaine » 22. Jan 2019 08:12

Danke für deine Antwort, Vampy.

Also ich weiss, dass es psychisch ist, wenn ich nen schlechten Tag hatte und dann das Gefühl hatte, mir "was gönnen" zu müssen. Das kommt eher selten vor, weil ich mir meist auch leckere kalorienarme Sachen machen kann, oder mit mir selbst rede oder was anderes mache, oder mir halt dann tatsächlich einmal was gönne und dann ist wieder gut. Ich empfinde das nicht mehr als problematisch.

Ich glaube, das mit dem Appetit ist eher was körperchemisches, weil ich das meistens klar zuordnen kann. Hormonell, wenn ich meine Tage habe, oder eben meinen Blutzucker auf Achterbahn schicke...und eben wohl auch Cola light und Asiaessen, die beide appetitanregend wirken.

Sport mache ich auch regelmässig (mehr oder weniger) und hab das Gefühl, wenn ich das mache, hab ich auch normalen Hunger und weniger Appetit. Funktioniert aber nur bei Ausdauer und Wandern. Als das im November eingerissen ist, hab ich auch wieder mehr Appetit gehabt und mehr Schlechtes gegessen.


Diese ganzen Tricks mit nichts einkaufen, nichts da haben, etc mach ich schon.
Ich war nur am Wochenende so frustriert, dass es wieder eingerissen war, aber hab jetzt Cola Light & Co vom Speiseplan komplett gestrichen.

Und langfristig muss ich halt irgendeinen Kompromiss finden, wie ich dauerhaft damit umgehen kann.

Wenn ich so nen Appetitschub habe, kann der relativ krass sein, so dass ich wirklich 2 Stunden oder nen ganzen Abend an zb den Keks denke, der im Schrank liegt. Ich muss da wohl stärker mit Ablenkungstaktiken arbeiten und ich glaub, ich muss irgendwie mein Hirn programmieren, dass es sich dran gewöhnt, dass der Appetit oder whatever nicht erfüllt wird.
Seit ich das Intervallfasten mache, kann ich sowas auch schon leichter gedanklich beiseite schieben.
Aber, in Stressphasen hat man ja auch nicht immer die mentale Energie, ständig umzudenken, vorzusorgen, zu entsagen, etc.

Mittagessen zu krass machen, heisst manchmal ess ich zu viel und dann muss ich bewusst stoppen. Aber nur manchmal. Und die benefits sind schon geil, mir geht's einfach viel besser, ich fühl mich morgens besser, mehr Energie, psychisch besser, viel fokussierter und das Essen ist halt schon viel bewusster, schmeckt besser und fühlt sich erfüllender an, so dass man dann auch zufriedener ist.

Wo insgesamt der Scheiss mit dem Appetit herkommt? Keine Ahnung. Unter der Pille war es tausend Mal besser, da hab ich abgenommen, ohne bewusst was dafür tun zu müssen, hatte keine Appetitattacken und ein gefühlt normales Verhältnis zum Essen.
Vielleicht ist mein Gehirn seit meiner Kindheit auch einfach darauf gepolt, dass ständig Zucker rein kommt und fordert nun mehr, als es eigentlich braucht. Keine Ahnung.

ÄrztInnen helfen nicht wirklich, die haben keine Zeit und kein Interesse an meinen Ansätzen, da geht es nur darum, DASS ich abnehmen sollte, aber nicht wie und was hilft. Die Gesellschaft meldet zurück, es brauche bloss Disziplin, aber ich hätte kein Hochschulstudium mit Abschluss, wenn ich die nicht hätte. Usw usf
Also bleibt mir nur selber zu beobachten und ausprobieren und es ist ja schon wesentlich besser, seit ich mich traue, meinen eigenen Weg zu gehen. Aber als Laiin kommt man halt auch an Grenzen...

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human vegetable
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Beitrag von human vegetable » 22. Jan 2019 13:05

illith, Claire klagt über ständige Lust auf (süßes) junk food. Ich glaube, diese Lust wird vor allem dadurch befeuert, dass sie ihr nachgibt - ein Teufelskreis. Frisches Obst wegzulassen, aber weiterhin fake convenience Produkte zu verzehren, die vielleicht weniger süß sind, oder halt "light", scheint mir da wenig zielführend.

Bei Umstellung auf natürlichere, weniger kaloriendichte Kost, die weniger intensiv mit Zucker/Salz/sonstigen Geschmackssverstärkern durchsetzt ist, könnte sie ihre eigenen Vorlieben innerhalb einiger Wochen bis Monate komplett "umprogrammieren". Aber natürlich setzt das voraus, dass sie zumindest in der Anfangszeit große Selbstdisziplin beweist, bis es "klick" gemacht hat.
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Gruftmoggele
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Beitrag von Gruftmoggele » 22. Jan 2019 13:44

Claire, sind es eher diese Essgedanken unter denen du leidest oder das wirkliche Süßigkeiten essen, oder beides?
Ich denke, dass du beides in Griff kriegen kannst, außerdem hast du ja schon viel erreicht!

Ich bin ja auch so ein Zucker, bzw. Süßkramjunkie und ich hab es nie wirklich lang durchgehalten, GAR nichts mehr Süßes zu essen.
Aber ich hab mich ja aufgrund der für mich schlimmen Refluxgeschichte 2017 mit meiner Zuckermenge so weit nach unten reguliert, sodass mir jetzt minimal dünne Marmeladenschichten auf dem Brot reichen. Ich hab mich davor teilweise von hellem Brot mit dick Nuss-Nougat-Creme ernährt oder einfach mal so zwischendurch ne Tafel Bitterschokolade verputzt. Oder eben zu meinen ganz furchtbaren Esszeiten, als ich 300 g Tafeln Milkaschokolade gegessen habe.
Ich halte es für möglich einen sinnvollen und einigermaßen gesunden Umgang mit Süßem einzuüben. Es ist nur die Frage, was für ein Typ Mensch du bist, ob dir eher der komplette Verzicht oder die Reduktion besser gelingt.

Den Einwand von HV finde ich aber auch gut, Convenienve erstmal weg zu lassen. Diese hoch verarbeiteten Riegel als Ersatzbefriedigung feuern bei mir auch eher so ne Esslust an, anstatt zu befriedigen.
Evtl, kann man (gesüßte) Proteinriegel daheim gesünder selbst machen.

Xina
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Beitrag von Xina » 22. Jan 2019 14:23

Hallo Claire,

in weiten Teilen hätte Dein Ursprungspost so von mir kommen können. Ich habe vor gut einem Jahr in 3 Monaten 14 kg abgenommen und seitdem kämpfe ich mal mehr, mal weniger mit der Haltezone.

Ich habe für mich festgestellt, dass ich besonders bei Langeweile an Essen denke und den Gedanken dann kaum noch loswerden kann. Bin ich beschäftigt / abgelenkt oder sonstwie unterhalten, ist Essen kein Thema. Ich esse fast ausschließlich clean und koche täglich selbst, Fertigkram geht gar nicht, dann fress ich den ganzen Tag um mich rum. :oops:

Seit 4 Monaten mach ich 16:8, lasse also (auch) das Frühstück weg und fühle mich gut damit. Wenn ich allerdings zum Geburtstag eingeladen bin (oder sonst wo, wo jemand extra lieb einen veganen Kuchen gebacken hat), fress ich den Kuchen auf. Das ist kein Witz, es scheint, als gäbe es kein Sättigungsgefühl. Vollkornkuchen ist weniger schlimm, da kann ich (meist) nach 3 Stücken aufhören, ansonsten erst, wenn der Kuchen vernichtet ist. :oops: Aktuell plane ich solche Fresskalationen so gut es geht ein - ich esse also am Tag vorher und/oder nachher entsprechend weniger, Sport mach ich eh täglich ca. 1 Stunde, das behalte ich natürlich auch so bei. Eine andere Variante ist mir bisher noch nicht eingefallen. Süßkram vermisse ich sonst nicht, falls ich Bock auf "süß" habe, mache ich einen Pudding mit Erythrit oder ess einen Joghurt mit Früchten drin...

Bei mir triggert vor allem die Kombi aus Weißmehl, Zucker und Fett. Reis und Nudeln ess ich durchaus, aber nur aus Vollkorn (oder Gemüsenudeln) - ich würde beim Asiaten wohl ein Gemüse-und-Tofu-Gericht ohne Reis- oder Nudelbeilage bestellen (und mich vorher versichern, dass der keine Geschmacksverstärker verwendet, die vertrage ich gar nicht).

Du bist also nicht allein! Ich arbeite nach wie vor daran, mich nicht selbst fertig zu machen, wenn ich so einen Fressflash habe, das klappt inzwischen meist ganz gut... und natürlich weiß ich (rational), dass ich 7000 kcal MEHR essen muss, um 1 kg anzusetzen... aber so 3.500 drüber hab ich mit Kuchen schon problemlos geschafft. :|

Das cleane Essen plus die "Erlaubnis" bei solchen Gelegenheiten (die eher selten sind) zu "fresskalieren" UND der regelmäßige Sport sorgen zumindest (bei mir) dafür, dass der "tägliche" Fressdruck generell deutlich abgenommen hat - an den Ausnahmen arbeite ich... Außerdem tracke ich die Kalorien, damit es rational nachvollziehbar bleibt...

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human vegetable
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Beitrag von human vegetable » 22. Jan 2019 15:29

Der Ernährungspsychologe Douglas Lisle hat einen kurzen TedX Talk über "die Genussfalle" (pleasure trap) gegeben, in dem er Claires Problem und die Lösung auf den Punkt bringt:


Der clip ist nur zum Anfixen; sollte euch seine Idee zusagen, findet ihr noch viel längere Vorträge von ihm dazu, wenn ihr "Doug Lisle pleasure trap" googelt.
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Vampy
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Beitrag von Vampy » 22. Jan 2019 20:21

ich habe für mich akzeptiert, dass ich manche sachen einfach nicht kann. ich kann nicht einfach 3 kekse essen und dann die packung zurücklegen. das übersteigt meine fähigkeiten, so wie ich halt auch keinen salto oder spagat kann. es wäre vlt theoretisch möglich, sich das irgendwie draufzuschaffen, aber würde viel zeit und energie kosten, sodass ich mich halt damit abgefunden habe und mich irgendwie damit arrangiere. dann kauf ich halt keine kekse. geht ja. fies ist halt wenn sie irgendwo rumstehen... pausenraum ist da ganz fies. da schau ich, dass ich da halt nicht alleine hingeh, vor anderen leuten hab ich mich eher unter kontrolle.
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