Vegan und Magersucht?

Ernährung, Lebenswandel, Supplemente
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Sam
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Vegan und Magersucht?

Beitrag von Sam » 15. Nov 2019 15:23

Hey,

ich war magersüchtig. Bin es laut einer Beratungsstelle immer noch. Nun sollte ich in eine psychosomatische Klinik gehen um meine Depression zu verarbeiten.

Bei mir in der Nähe hat es eine psychosomatische Klinik die nur Einzelzimmer anbietet. Für mich ist es sehr wichtig, dass ich ein Einzelzimmer bekomme. Ich würde so gerne in diese Klinik. Jedoch lese ich überall, dass vegan und Magersucht zwei Dinge sind die Kliniken zusammen nicht tolerieren.
Ich habe nie kapiert weshalb, bis ich mich an eine Beratungsstelle gewand habe. Diese meinte, dass es daran liegt, dass man wenn man vegan lebt sich viel mit Essen auseinandersetzt was man als Magersüchtige nicht machen sollte.
Nun bin ich mir unsicher ob ich in dieser Klinik ansprechen soll, dass ich magersüchtig war oder vlt. sogar noch bin. Die Beratungsstelle meinte, dass es wichtig wäre, dass ich offen wäre, da laut ihr ich noch voll in der Essstörung drin stecke und sie mir sonst nicht helfen können...

Dass ich tierische Produkte esse kommt für mich überhaupt nicht in Frage.


Kennt sich vlt. von euch jemand in dieser Thematik aus und kann mir Tipps geben?


Vielen Dank
Liebe Grüße
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Sphinkter
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Beitrag von Sphinkter » 15. Nov 2019 15:53

Ich empfinde das als Unsinn. Du beschäftigst dich ja nicht mit dem veganen Essen, sondern bekommst eine vegane Option. Wenn du jetzt Allesesser wärst, würde man dir Fleisch servieren und du würdest dich auch nicht den ganzen Tag über damit beschäftigen.
Da hat eher jemand keine Ahnung von Veganismus und pflegt Vorurteil.

Ich denke Veganismus wird oft vorgeschoben, um eine Essstörung zu maskieren, aber das fällt ja in der Klinik weg.
Zuletzt geändert von Sphinkter am 15. Nov 2019 15:55, insgesamt 1-mal geändert.

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illith
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Beitrag von illith » 15. Nov 2019 15:53

ich kann nur ins Blaue schießen, aber ob man vlt einen Kompromiss hinbekommt, dass man zusagt, einfach nur vegan als Bedingung zu stellen, aber sonst keine Ansprüche? (also nicht besonders 'gesund' oder fettarm oder sonst irgendwas verlangt)
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Gruftmoggele
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Beitrag von Gruftmoggele » 15. Nov 2019 16:25

Ich finde das immer so furchtbar wenn einem solche Beratungsstellen einreden, wie der eigene Genesungsweg auszusehen hat und wie man "gesund" wird.
Dass sich Magersüchtige nicht mit Essen beschäftigen sollen halte ich für nicht ganz richtig.

Wie ist denn dein persönliches Gefühl zu dem Gespräch?

Ich kenne mich nicht direkt mit Magersucht aus, aber mit Bulimie. Meine Klinik damals hat mich auch erst nur auf Depression behandelt und es war gut so.
Meine Erkenntnis, dass ich gar nicht mehr normal essen kann, kam dann ein paar Monate später und ich hab mich nochmal einweisen lassen.

Dort gab es auf Wunsch auch veganes Essen. Und in einer anderen Klinik auch.

Kannst mir auch gerne eine PN schreiben, wenn du möchtest.

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Sam
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Beitrag von Sam » 15. Nov 2019 16:47

Hmh, also ich muss der Beratungsstelle in dem Punkt, dass ich vermutlich mehr essen würde wenn ich nicht übers essen nachdenken würde recht geben...

Die Beratungsstelle hat mir nicht gesagt wie ich gesund werde sondern mir nur erklärt warum vegan in Kliniken als Magersüchtige oft nicht geduldet wird.
Habe da explizit nachgefragt weil ich meine Akut-Klinik überredet habe Magersucht als Diagnose zu streichen, damit ich halt veganes Essen bekommen kann in ner weiterführenden Klinik.
Aber vlt. sollte ich die Esstörung mal gezielt angehen. Die Akut-Klinik hat mir damals als meine Magersucht so schlimm war nur gedroht, dass wenn es so weiter geht ich zwangsernährt werde und dass dann nicht mehr vegan sei.
Das hat mir dann geholfen wenigstens wieder ein bisschen zu essen. Aber aktuell habe ich einen mittleren BMI und finde mich einfach nur viel zu Fett am Bauch. Wenn ich nicht wüsste, dass ich immer noch Magersucht haben könnte würde ich nach ner Diät-Klinik suchen...
Also therapiert wurde ich was die Magersucht angeht eig nicht in der Klinik, nur ambulant. Aber dort wurde mir auch nur gesagt, wie viel ich am Tag essen sollte...
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Vampy
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Beitrag von Vampy » 15. Nov 2019 21:40

als veganer beschäftigst du dich schon überproportional häufig mit essen bzw es wird thematisiert. außerdem wird essen in gut und böse (=tierzeug) eingeteilt, und gerade davon soll man loskommen. außerdem wird vegan oft als ausrede dafür vorgeschoben, alles mögliche nicht zu essen, aber eigentlich ist der wahre grund,dass man sich vor den kalorien drückt.
es ist wichtig, dass du eine klinik findest, die nicht von oben rigoros ihr schema allen aufzwängt. sowas wie zwangsernährt geht gar nicht, bzw. nur wenns wirklich lebensbedrohlich wird - aber wie soll man ein gesundes verhalten zum essen entwickeln, wenn es einem aufgezwungen wird?
ich halte auch nichts von diesen kliniken, bei denen kontrolliert wird, wie dick man die butter aufs brot streicht. vegetarisch wird soweit ich weiß mittlerweile weitgehend akzeptiert. vielleicht kannst du das ja als kompromiss eingehen? falls nicht, dann schau dass du eine klinik suchst, wo du vegan vorher abklären kannst. vlt kannst du auch irgendeine vereinbarung abschließen, dass sie dir erstmal freiheit lassen, was das essen angeht, dein gewicht aber regelmäßig kontrolliert wird, und die vereinbarung nur so lange gilt, wie du nicht abnimmst.
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Paul
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Beitrag von Paul » 16. Nov 2019 10:05

Magersucht ist eine Erkrankung mit hoher Sterberate.
Deshalb macht es da keinen Sinn,nicht auf das Fachpersonal zu hören, meiner Meinung nach.

Mach die Therapie, schau ob du da n Kompromiss schließen kannst, zum Beispiel vegetarisch essen und sorg dafür, dass du die Krankheit los wirst.

Wenn vegan tatsächlich kein Ausdruck deiner Magersucht ist, dann kannst du danach immer noch streng vegan weiterleben.

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Sam
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Beitrag von Sam » 16. Nov 2019 10:48

Danke

@Vampy kann mir nicht vorstellen mich vegetarisch zu ernähren. Dass ich Leichen esse zwar noch weniger aber vlt. finde ich ja eine Klinik die vegan akzeptiert oder ich bekomme das irgendwie ambulant hin. Aber ich sollte halt auch wegen meiner Depression in de Klinik... :(
Aber ich kann deine Argumente schon verstehen und sehe es auch selber kritisch an aber ich würde es niemals übers Herz und Gewissen bringen tierische Produkte zu essen... :(
Und ja ich habe ja immer noch kein gesundes Essverhalten obwohl ich wegen der Klinik wieder im Normalgewicht bin. Wenn ich weiter so esse rutsche ich in ner Weile wieder ins Untergewicht...
Für mich ist es irgendwie nicht machbar soo viel (andere würden normal viel sagen) zu essen wenn ich mich selber als viel zu fett erachte...

@Paul: Ja, ich weiß. Magersucht ist normal mit einer hohen Sterberate verbunden. Ich war wegen der Magersucht auch schon im Untergewicht. Aber aktuell bin ich wieder im Normalbereich. Nur wenn ich so weiter esse wie aktuell rutsche ich ganz sicher wieder ins Untergewicht...
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Lee
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Beitrag von Lee » 16. Nov 2019 13:31

Tut mir leid dass ich das sage, aber im Zweifelsfall sterben lieber die Tiere als du.

Oberste Priorität hat deine Gesundheit und Magersucht ist supergefährlich mit einer extrem hohen Sterberate. (Weiß schon, dass Paul das schon schrieb, aber der drohende frühzeitige Tod, ist halt wirklich n starkes Argument find ich)

Bin seit 6 Jahren vegan aber wenn's ums Überleben geht würde ich zur not .... Einiges tun.

Ich fürchte, dass das für dich wie du schon schriebst, leider keine Alternative ist, aber ich fände eine Pause vom Veganismus sehr legitim wenn du sonst nicht behandelt werden kannst

lg lee, gute Besserung.

(Hab selbst immer wieder auftretende Depressionen. Wenn man sowas mit omnivorer Ernährung in den Griff kriegen könnte , würd ich das tun. Meine Psychopharmaka sind zb sicher auch nicht vegan)
Muh!

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Vampy
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Beitrag von Vampy » 16. Nov 2019 13:41

das hört sich so an als ob es ein entweder oder ist - ist es aber nicht. wenn jmd begründete bedenken hat, etwas zu essen, zb intoleranzen, oder auch ethische oder religiöse, dann hilft es der genesung nicht, sich das reinzuzwingen. niemand würde doch nem laktoseintoleranten befehlen, ne milchschnitte zu essen und zu sagen "ja komm dann hast du halt mal bauchschmerzen, es hilft deiner psychischen gesundheit". wenn man vegan aus ethik ist, dann hat bereitet einem das psychische bauchschmerzen.
und ich halte nichts davon, stur die anweisungen von fahcpersonal zu befolgen. therapie ist immer etwas individuelles. nur weil ein konzept für die masse ok ist, heißt das nicht, dass es für jeden gut ist. sieht man ja schon bei psychopharmka, dem einen können sie bei depressionen helfen, dem anderen nicht. da wird individuell geschaut was die ursache ist und was hilfreich ist und ggf. getestet. aber es kriegt niemand dauerhaft einen tablettencocktail, der nebenwirkungen hat und dann doch nix hilft.
es ist halt wichtig, dass du ehrlich zu dir bist, und prüfst, wieso du etwas nicht essen magst. geht der pudding nicht, weil milch drin ist oder liegt es an den kalorien? würdest du lieber einen sojapudding essen, auch wenn er mehr kalorien hat? wenn ja ist das unbehagen gegen den pudding nicht (nur) die angst, zuzunehmen, sondern ist vernünftig begründet.
eine für dich sinnvolle therapie wäre zb ein essensplan, der abwechslungsreich ist, deinen kalorienbedarf deckt, aber eben auch vegan ist. vlt findest du eine klinik, in der es möglich ist, nach einem individuellen plan zu essen?
wie sieht eigentlich die suche aus, hast du schon kliniken angefragt?
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