Menschen sind Cucinivores
Menschen sind Cucinivores
Die ganzen Exvegan Storys rauf und runter und auch eigene Darmprobleme und die Erfahrung, dass es mit verarbeiteten Lebensmittel besser geht, stellt sich mir die Frage, ob eine Ernährung mit Vollkorn, Gemüse, Obst, Hülsenfrüchte nur auf dem Papier gesund ist, wenn man die Beobachtungsstudien einfach auswertet.
Das Papier (dank an Niko Rittenau) zeigt, dass wir nicht Omnivore, sonder eher Cucinivores sind und unser Darm sich an verarbeitetes Essen (highly refined food) angepasst hat.
Raum für interessante Hypothesen.
Das Papier (dank an Niko Rittenau) zeigt, dass wir nicht Omnivore, sonder eher Cucinivores sind und unser Darm sich an verarbeitetes Essen (highly refined food) angepasst hat.
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Der "Frankenfood" Thread scheint auf den ersten Blick die genaue Antithese des hiesigen zu vertreten; vielleicht würde es Sinn machen, beide Threads zu vereinen.
Wobei, ohne die "cucinivore"-Studie gelesen zu haben: Ich denke, hier geht es vor allem um ein semantisches Problem.
Illith hat schon im "Frankenfood" Thread darauf hingewiesen, dass Begriffe wie "processed" oder gar "ultra-processed food" in der Alltagssprache nicht eindeutig definiert sind. Wieviel Verarbeitung ist nötig, damit ein Lebensmittel nicht mehr als "unverarbeitet" gilt? Reicht schon Abwaschen? Oder Schälen? Wie sieht es mit Erhitzen aus? Im Frankenfood-Thread sind mit Verabeitung vor allem industrielle Maßnahmen wie Extraktion, Destillation, etc. gemeint, die man zuhause kaum hinbekommt. Wenn man sein Getreide als Frischkornbrei einweicht oder gar im ganzen Korn kocht, würde die resultierende Mahlzeit noch lange nicht als "hoch verarbeitet" bezeichnet.
Die "cucinivore"-These hingegen wurde vor einigen Jahren schon von Richard Wrangham in seinem Buch "How cooking made us human" vorgebracht, und sie leuchtet mir wirklich ein. Aus veganer Sicht bietet sie zudem eine Alternative zu der carnistischen Idee, dass erst tierischer Eiweißkonsum ("Aas, Aas, baby") unsere Vorfahren zu richtigen Menschen machte. Hier ist mit "food processing" allerdings keine industrielle Wertschöpfungskette gemeint, sondern lediglich (oder besser gesagt: ausschließlich) traditionelle Zubereitungsverfahren, wie über dem Feuer Braten, Kochen, Fermentieren etc. Dass viele Lebensmittel (insbesondere Hülsenfrüchte, Kartoffeln und Getreide) dadurch viel leichter bzw. überhaupt erst verdaulich werden, ist klar. Auch die anatomischen Befunde sprechen klar dafür: Vgl. das Gedärm eines Menschen mit dem eines Gorillas - relativ längerer Dünndarm zur Resorption schon aufgespaltener Lebensmittel vs. absolut und relativ längerer Dickdarm zur Verdauung groben rohen Pflanzenmaterials. Also ist klar, dass Menschen im Vergleich mit anderen Primaten auf den Verzehr wesentlich stärker verarbeiteter Lebensmittel ausgelegt sind.
Daraus jetzt aber abzuleiten, dass unser Essen möglichst ballaststoffarm und niemals roh sein sollte, schüttet das Kind mit dem Bade aus. Mag sein, dass kein Mensch mit der Kost eines Berggorillas klarkäme, daraus folgt aber nicht, dass man nur junk food essen sollte. Wie schon im Frankenfood-Thread gesagt, ist "unprocessed/processed" keine binäre 0/1-Entscheidung, sondern ein fließendes Kontinuum von der Gorillakost über McDoof bis zu Soylent. Und dabei geht es wie so oft wieder darum, die goldene Mitte zu finden (nicht unbedingt McDoof).
Zugegeben, ein Patentrezept gibt es dabei vermutlich nicht, und gerade sensible Menschen könnten mit eher vollwert- und rohkostlastigen Ernährungsformen Probleme bekommen. Dennoch würde ich beim Motto bleiben: "So unverarbeitet/vollwertig wie möglich, so verarbeitet wie nötig." Um seine individuellen Grenzen herauszufinden, sind Körpergefühl und Experimentierfreude von Vorteil.
Wobei, ohne die "cucinivore"-Studie gelesen zu haben: Ich denke, hier geht es vor allem um ein semantisches Problem.
Illith hat schon im "Frankenfood" Thread darauf hingewiesen, dass Begriffe wie "processed" oder gar "ultra-processed food" in der Alltagssprache nicht eindeutig definiert sind. Wieviel Verarbeitung ist nötig, damit ein Lebensmittel nicht mehr als "unverarbeitet" gilt? Reicht schon Abwaschen? Oder Schälen? Wie sieht es mit Erhitzen aus? Im Frankenfood-Thread sind mit Verabeitung vor allem industrielle Maßnahmen wie Extraktion, Destillation, etc. gemeint, die man zuhause kaum hinbekommt. Wenn man sein Getreide als Frischkornbrei einweicht oder gar im ganzen Korn kocht, würde die resultierende Mahlzeit noch lange nicht als "hoch verarbeitet" bezeichnet.
Die "cucinivore"-These hingegen wurde vor einigen Jahren schon von Richard Wrangham in seinem Buch "How cooking made us human" vorgebracht, und sie leuchtet mir wirklich ein. Aus veganer Sicht bietet sie zudem eine Alternative zu der carnistischen Idee, dass erst tierischer Eiweißkonsum ("Aas, Aas, baby") unsere Vorfahren zu richtigen Menschen machte. Hier ist mit "food processing" allerdings keine industrielle Wertschöpfungskette gemeint, sondern lediglich (oder besser gesagt: ausschließlich) traditionelle Zubereitungsverfahren, wie über dem Feuer Braten, Kochen, Fermentieren etc. Dass viele Lebensmittel (insbesondere Hülsenfrüchte, Kartoffeln und Getreide) dadurch viel leichter bzw. überhaupt erst verdaulich werden, ist klar. Auch die anatomischen Befunde sprechen klar dafür: Vgl. das Gedärm eines Menschen mit dem eines Gorillas - relativ längerer Dünndarm zur Resorption schon aufgespaltener Lebensmittel vs. absolut und relativ längerer Dickdarm zur Verdauung groben rohen Pflanzenmaterials. Also ist klar, dass Menschen im Vergleich mit anderen Primaten auf den Verzehr wesentlich stärker verarbeiteter Lebensmittel ausgelegt sind.
Daraus jetzt aber abzuleiten, dass unser Essen möglichst ballaststoffarm und niemals roh sein sollte, schüttet das Kind mit dem Bade aus. Mag sein, dass kein Mensch mit der Kost eines Berggorillas klarkäme, daraus folgt aber nicht, dass man nur junk food essen sollte. Wie schon im Frankenfood-Thread gesagt, ist "unprocessed/processed" keine binäre 0/1-Entscheidung, sondern ein fließendes Kontinuum von der Gorillakost über McDoof bis zu Soylent. Und dabei geht es wie so oft wieder darum, die goldene Mitte zu finden (nicht unbedingt McDoof).
Zugegeben, ein Patentrezept gibt es dabei vermutlich nicht, und gerade sensible Menschen könnten mit eher vollwert- und rohkostlastigen Ernährungsformen Probleme bekommen. Dennoch würde ich beim Motto bleiben: "So unverarbeitet/vollwertig wie möglich, so verarbeitet wie nötig." Um seine individuellen Grenzen herauszufinden, sind Körpergefühl und Experimentierfreude von Vorteil.
"The greatest obstacle to discovery is not ignorance - it is the illusion of knowledge." - Daniel J. Boorstin
"If you want to be more successful, double your failure rate. Success lies on the far side of failure." - Thomas J. Watson
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zugegeben keine ahnung
ich weiß nur dass hohe ausmahlungsgrade bzw eigentlich alles außer Vollkorn lange der Reichen (Stadt-)bevölkerung vorenthalten war (kp bis wann genau) und irgendwie glaube ich nicht dass sich der Menschliche Organismus über vlt 200 Jahre so arg verändert?
Im Mittelalter zumindest war das Grundnahrungsmittel der Europäischen (Armuts-)Bevölkerung Getreidebrei, ich bezweifle dass dieses Korn großartig "entvollkornt" wurde.
Wie genau die Nahrungszusammenstellung ausgesehen hat weiß ich leider auch nicht, allerdings las ich dass man sehr viel mehr (gekochte) Hülsenfrüchte gegessen hat und im Mittelalter warum auch immer der Meinung war, man müsse Obst erst kochen, bevor man es isst.
Dass wir uns über lange Zeit zu "Cucuinivores" entwickelt haben, scheint mir also eigentlich recht einleuchtend. Denke auch dass es halt ne frage des Verarbeitungsgrad ist, mit welchen Begriffen man da jetzt rangeht. Also nurnich Junkfood essen... ne^^
ich weiß nur dass hohe ausmahlungsgrade bzw eigentlich alles außer Vollkorn lange der Reichen (Stadt-)bevölkerung vorenthalten war (kp bis wann genau) und irgendwie glaube ich nicht dass sich der Menschliche Organismus über vlt 200 Jahre so arg verändert?
Im Mittelalter zumindest war das Grundnahrungsmittel der Europäischen (Armuts-)Bevölkerung Getreidebrei, ich bezweifle dass dieses Korn großartig "entvollkornt" wurde.
Wie genau die Nahrungszusammenstellung ausgesehen hat weiß ich leider auch nicht, allerdings las ich dass man sehr viel mehr (gekochte) Hülsenfrüchte gegessen hat und im Mittelalter warum auch immer der Meinung war, man müsse Obst erst kochen, bevor man es isst.
Dass wir uns über lange Zeit zu "Cucuinivores" entwickelt haben, scheint mir also eigentlich recht einleuchtend. Denke auch dass es halt ne frage des Verarbeitungsgrad ist, mit welchen Begriffen man da jetzt rangeht. Also nurnich Junkfood essen... ne^^
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das sowieso
wobei das mit dem obst soweit ich weiß aber eher ein irrglaube war, um obst wirklich haltbar zu machen hat man es getrocknet, weil zucker zu teuer war (und honig noch mehr) und das einwecken gab es lange nicht. eigentlich immer trocknen, pökeln o.ä., z.T. vergären, wobei die heutigen alkoholischen Getränke mit den Verbreitetsten Varianten des Mittelalters nicht vergleichbar sind.
Ich las auch dass man (im Mittelalter) Essen z.T. einfach immer nochmal kochte, wenn es dazu neigte, unansehnlich zu werden. Ziemlich ekelige Vorstellung eigentlich....
Was ist per definition weißer Reis?
wobei das mit dem obst soweit ich weiß aber eher ein irrglaube war, um obst wirklich haltbar zu machen hat man es getrocknet, weil zucker zu teuer war (und honig noch mehr) und das einwecken gab es lange nicht. eigentlich immer trocknen, pökeln o.ä., z.T. vergären, wobei die heutigen alkoholischen Getränke mit den Verbreitetsten Varianten des Mittelalters nicht vergleichbar sind.
Ich las auch dass man (im Mittelalter) Essen z.T. einfach immer nochmal kochte, wenn es dazu neigte, unansehnlich zu werden. Ziemlich ekelige Vorstellung eigentlich....
Was ist per definition weißer Reis?