Q10 / DHA & EPA

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trashtom
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Q10 / DHA & EPA

Beitrag von trashtom » 22. Jun 2020 13:47

Hallo Leute,

da im Bluttest-Thread keiner antwortet versuch ichs mal hier.

Kann mir jemand etwas zu einem Q10-Mangel sagen?
Der ist beim letzten Nährstofftest durchgefallen und ich kann mir keinen Reim drauf machen. Im Internet finde ich nur
ein erbliches Problem - wobei ich dann schon 30 Jahre "müde" sein müsste. Laut Recherche wird das aus Aminosäuren gebildet.
Es wird jetzt erstmal supplementiert. Würde aber gerne die Ursache kennen und nicht nur Symptome behandeln.

DHA/EPA Umwandlung
Meine Umwandlung in die langkettigen Fettsäuren funktioniert trotz perfekter Omega-3 und 6 Bilanz nicht. Das soll durch Algenöl geändert werden.
Trotzdem würde mich interessieren, warum das nicht funktioniert?

Kann es sein, dass der Körper diese Umwandlungen (auch Q10) einstellt oder verlangsamt, wenn er durch die Nahrung zu sehr "verwöhnt" wurde? Bzw. dass er über einen gewissen Mangel/Umstellungszeitraum erst wieder dahingehend gefordert werden muss?

Danke für die Hilfe

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human vegetable
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Beitrag von human vegetable » 22. Jun 2020 15:47

Hallo trashtom, habe deine Anfrage bisher nicht bemerkt und kann auch jetzt leider keine befriedigenden Antworten liefern.

Greger hat einen interessanten clip wo es um Chlorophyll aus Grünzeug und Q10-Bildung geht:


Da du dich scheinbar eh schon gesund ernährst scheint ein Chlorophyllmangel unwahrscheinlich als Ursache der Malaise, und ebenso unsicher ist, ob gesteigerter Blattgemüseverzehr die Änderung zum Positiven bringt. Andererseits sind aber keine schlimmen Nebenwirkungen zu befürchten wenn du mehr Spinat, Grünkohl etc. isst (aus Conveniencegründen evtl. TK). Könntest du also mal ausprobieren. Falls es was bringt, bitte um Rückmeldung!

Zur Eigensynthese von DHA/EPA: I hear you. Hatte schon exakt das gleiche Problem - massig ALA aus Leinsamen und Chia, kaum o6-Fette, aber dennoch niedrigen o3-Index. Ich habe mich dann entschieden, mit Algenölkapseln zu supplementieren (lediglich halbe Tagesdosis), und nach ca. 4 Monaten ist der Index von knapp über 4 auf über 8 gesprungen.

Bin mir aber immer noch nicht sicher, ob das überhaupt nötig war - außer, um meine Papierform zu beschönigen. Denn konkrete Verbesserungen habe ich nicht wahrgenommen.

Grundsätzlich ist die Frage, ob der o3-Index für Veganer überhaupt aussagekräftig ist. Dieser Wert beruht auf der Analyse von Studien, die sich auf Omnis beziehen, und dort kann man eine Korrelation von niedrigem o3-Index und INzidenz von HK-Erkrankungen sehen. Schon bei Omnis ist umstritten, ob es da wirklich eine Kausalität gibt - große Metaanalysen kommen zu dem Ergebnis, dass Fischölkonsum nicht vor HK-Erkrankungen schützt.

Es wird noch zweifelhafter, wenn man Veganer betrachtet, denn diese haben trotz unterdurchschnittlicher DHA/EPA-Spiegel keine erhöhte, sondern eine niedrigere Neigung zu HK-Erkrankungen.

Die Wahrscheinlichkeit ist also groß, dass der Körper nur so viel DHA/EPA synthetisiert wie er braucht, und dass ein niedriger o3-Index zumindest wenn man Veganer ist völlig bedeutungslos ist. Da DHA-Ergänzung nicht ganz billig ist und als Nebenwirkung in einigen Studien erhöhte Prostatakrebswahrscheinlichkeit festgestellt wurde, würde ich nicht generell zur Ergänzung raten. Das muss im Einzelfall gut überlegt sein, vielleicht gibt es weitere konkrete Zipperlein bei denen die Ergänzung helfen könnte.

Ansonsten könntest du auch versuchen, die Eigensynthese zu steigern, indem du über noch längere Zeit auf ein sehr hohes o3/o6-Verhältnis achtest (Sphinkter hatte mal ne Studie ausgegraben, dass es bis zu 10 Monate dauern könne, bis das zieht). Und es gibt einen Tierversuch mit Ratten, wo belegt wird, dass gleichzeitige Verabreichung von ALA und Curcumin die Eigensynthese ebenfalls steigert (aber nicht phänomenal, Größenordnung + 30 %). Also könntest du darauf achten, mit viel Kurkuma zu würzen. Fraglich, ob's was bringt, aber schaden tut es mit Sicherheit nicht.
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trashtom
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Beitrag von trashtom » 23. Jun 2020 09:10

Hi HV,

vielen dank! Kann das Video erst am Abend gucken aber kann schon mal antworten: Ich bin ein großer Fan von Greger und halte mich ziemlich an das Daily Dozen. Das heißt morgen gibts nen Smoothie mit Greens und sie kommen auch ergänzend über jede Mahlzeit. (Meistens Spinat, Grünkohl, Rucola) Auch Kurkuma (und Pfeffer) ist schon morgens fix im Smoothie integriert.

Gestern habe ich noch ein wenig recherchiert und dazu gefunden, dass der Körper oft bei "viel" Sport mit dem Q10 in Kombi mit plant-based manchmal nicht mehr nachkommt, da die pflanzlichen Quellen eher zu vernachlässigen sind.

Tja, DHA und EPA ist jetzt genau die Antwort die ich befürchtet habe. Aufnahme perfekt, Index schlecht. Also wirklich werte im "roten Bereich". Ich habe aber so ein wenig das Gefühl, dass man den Körper mit so manchem Nahrungsergänzungsmittel (oder eben tierischen Produkten) eventuell zu viel verwöhnt und somit die Eigensynthese negativ beeinflusst. (ähnlich wie Muskeln die man nicht braucht). Andererseits bin ich zumindest schon 9 Monate mindestens Vegetarisch und etwa 5 vegan.

Mein Arzt hat im Februar einen Eisenwert von 60 und Vitamin D Mangel festgestellt. Er hat mir empfohlen Eisen zu suppen. Da wir im Juni noch einen Test vereinbart haben, wollte ich erst das Vit D in den Griff kriegen (da ich im Netz gelesen habe, dass das zusammenhängen könnte), was ich geschafft habe und siehe da: Eisenwert verdoppelt ohne zu suppen und ohne etwas an der Ernährung zu ändern.

Unterm Strich ist etwas Algenöl nicht tragisch aber ein Leben lang Q10 nehmen? Auf den Beitrag von Sphinkter wäre ich sehr gespannt.
Vielleicht gibts auch noch mehr Erfahrungsberichte?

Danke für deine Erfahrungen!

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human vegetable
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Beitrag von human vegetable » 23. Jun 2020 11:19

Um Missverständnisse zu vermeiden: In meinem obigen Post bezog sich nur Chlorophyll auf Steigerung des Q10-Spiegels, alle nachfolgenden Ideen (Kurkuma, o3/o6-Verhältnis bezogen sich auf Erhöhung des o3-Index.

Aber nochmal: Nur weil der Arzt deines Vertrauens dir mitteilt, dass dein o3-Index im Risikobereich liege und du damit ein stark erhöhtes HK-Risiko hättest, heißt das noch lange nicht, dass du dir als Veganer Sorgen machen musst. Hier ist der "mündige Patient" gefragt, der sich ein ganzheitliches Bild macht. Wenn du ansonsten keine gravierenden Risikofaktoren hast (Übergewicht, Raucher, Vorerkrankungen) und dein Lebensstil prinzipiell gesundheitszuträglich ist (vor allem einigermaßen aktiv), dann wäre der niedrige Index allein noch kein Grund für mich, zu ergänzen. Es gibt mehrere Metaanalysen, die eine Wirkung von Fischöl gegen HK-Erkrankungen bezweifeln, warum sollte es bei meist niedriger dosiertem Algenöl anders sein?

Wenn du viel Zeit hast, dann schau dir mal den clip an:
https://www.br.de/br-fernsehen/sendunge ... g-100.html

Öffentlich-rechtlich produziert und kritisch-investigativ aufgemacht, wird hier der "Erfinder" des o3-Index interviewt. Meinem Eindruck nach wird ihm hier lediglich eine Marketingplattform gegeben, an vielen Stellen scheinen mir die gemachten Behauptungen rein spekulativ. Diese Reportage hat meinen Glauben an den o3-Index erheblich erschüttert, auch wenn das sicherlich nicht beabsichtigt war (ganz im Gegenteil).
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trashtom
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Beitrag von trashtom » 23. Jun 2020 13:30

Danke, hab ich verstanden..

Er hat eher damit Argumentiert, dass Omega 6 oder eben ein schlechter Index eher entzündungsfördernd im Körper wirkt (im Gegensatz zu einem guten Wert) - was diverse Krankheiten begünstigt.

Sehe ich mir heute sehr gern an. Danke dafür!

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Beitrag von human vegetable » 23. Jun 2020 14:58

Wäre vorsichtig, alle Omega 6 Fette pauschal als Entzündungsförderer zu verurteilen. Viele Nüsse und Kerne haben auch relativ viel Omega 6, bringen die Entzündungsmarker aber runter (z. B. Sesam).

Deswegen bezweifle ich, dass der bloße Zahlenwert des o3-Index besonders aussagekräftig ist. Mag sein, dass in einer Stichprobe von Normalköstlern die viel raffiniertes Pflanzenöl zu sich nehmen (Frittenfett etc.) eine Korrelation zwischen Index und Entzündungsneigung besteht, aber wenn jemand den gleichen Index auf einer nuss- und kernbasierten vollwertigen Pflanzenkost erreicht, dann hat dieser jemand garantiert weniger Probleme.

Auch das evolutionäre Argument spricht gegen den o3-hype: Fetter Seefischverzehr scheint keinesfalls eine notwendige Voraussetzung für ein langes und gesundes Leben, im Laufe der Geschichte haben es auch viele Menschengruppen ohne geschafft, recht alt zu werden (siehe Dan Buettners "blue zones").

Es besteht natürlich Hoffnung, dass die o3-Ergänzung doch nicht ganz vergebens ist, und irgendeinen Sinn hat. Ich würde die Debatte aber in die Schublade "erste Welt Probleme" stecken - hier geht es um Selbstoptimierung auf hohem Niveau, nicht ums Überleben. Wenn das Budget für food und supps begrenzt ist, sollte das bedacht werden. An einer anderen Stelle ließe sich mit diesem Einsatz vermutlich mehr erreichen.
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