Ich weiß ja nicht wo du warst im Frühling 2020 aber ich erinnere mich an non-stop, rund-um-die-Uhr medial forcierter gesellschaftlicher Wahrnehmung aller Pandemie-Entwicklungen und Maßnahmen.Palmesel hat geschrieben: ↑9. Okt 2021 00:18@Mr. Kennedy: "Ohne gesellschaftlichen Diskurs" meinte, dass die einzelnen Novellen nicht in medial forcierter gesellschaftlicher Wahrnehmung geschahen und es folglich kein Begreifen und keine Darlegung der Tragweite dieser Novellen in Medien und breiter Gesellschaft gab - schnell durchgewunken eben. Die Annahme, mein Bedauern dieses Umstandes implizierte die Erwartung, dass ein Diskurs zu einem Konsens käme, ist ein heftiger Fehlschluss. Gesellschaftlicher Diskurs führt nur seltenst zu Konsens, meistens zu Entscheidungen im Sinne der Mehrheit oder gelegentlich auch zu Entscheidungen der Politik gegen die Mehrheit. Und er hat auch oftmals nur begrenzte Zeitfenster zur Entfaltung.
Eine Tsunami-Warnung mit wenigen Stunden Warnzeit gäbe den Zeitrahmen für solchen gesellschaftlichen Diskurs nicht her. Ein Gesetz, das sowieso den Abgeordneten vorgetragen und erklärt werden muss, könnte immer medial gleichermaßen ausgebreitet werden. Daher: kein geeigneter Vergleich.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir hier in der gleichen Situation sind, wie wir auch schon bei deinem erträumten "Beweis" für die Häufigkeit von Impfschäden waren, insofern als dass du keine konkrete Vorstellung davon hast, wie denn dieser Diskurs und die medial forcierte gesellschaftliche Wahrnehmung hätten aussehen sollen, so dass du die Zusätze zum IfSG akzeptiert hättest. Alles was du dazu zu sagen hast, ist, dass es so wie es war nicht recht war und eben "schnell durchgewunken". Wie man es hätte "besser" machen können? Wie hätte man Einsprüche und Gegenstimmen zu den Grundrechtsbeschränkungen so zu Wort kommen lassen, dass sich alle basisdemokratisch involviert gefühlt hätten? Wie hätte man diese Gegenstimmen substantiell behandelt, wie hätte man ein Fazit bzw. Kompromiss gezogen, und wer hätte das getan, so dass sich keiner übergangen und ungehört fühlt? - Weiß nicht. I know it, when I see it.
Zudem gebe ich zu bedenken, dass ein Virus, dessen Wirtszahl sich bei ungebremster Ausbreitung alle 5 Tage etwa verdreifacht, einem nicht unbedingt so viel Zeit für einen umfangreichen gesellschaftlichen Diskurs gibt, der alle oben gelisteten Boxen checkt.
Ich sage, dein Satz "Long story short: (Statistische) Zahlen taugen nicht als Gründe, andere Menschen unter Zwang zu setzen." ist unreflektierter Nonsens, den du selbst nicht durchdacht hast und hinter dem du selbst nicht stehst. Ich wage einmal zu behaupten, um noch einmal zu dem Beispiel des russisch Roulette zurückzukehren, dass wenn deine Familienangehörigen oder Freunde zu dem Spiel gezwungen würden, du vermutlich nicht tatenlos daneben stündest, während sie zum Revolver mit den 5 geladenen Patronen griffen. Eher würdest du vermutlich jedes dir zur Verfügung stehende Mittel nutzen, um sie zum Griff an den anderen Revolver zu bringen, in letzter Instanz sehr wahrscheinlich auch physischen Zwang, sofern es dir erlaubt wäre, beispielsweise selbst herbeizueilen und ihren Arm zu packen und zu führen.Palmesel hat geschrieben: ↑9. Okt 2021 00:18Ja, sicher würde man den Revolver mit nur einer Patrone wählen. Und damit wäre der Ausgang des Spiels immer noch völlig ungewiss, und das genau ist ja mein Punkt. Dass stochastische Verteilungen Realitäten abbilden würden, sagte ich selbst. Der Ausdruck heuchlerisch erscheint mir in diesem Kontext völlig deplatziert: was soll denn die Wahrheit sein, über die meine Ausführungen hinwegtäuschen sollten, oder die mit ihnen nicht vereinbar sei? Jetzt bin ich aber gespannt.
Und um bei dem Beispiel zu bleiben: Nehmen wir an (aus irgendeinem hypothetischen und absurden Grund), wäre die komplette Menschheit gezwungen dieses Spiel zu spielen. Würdest du tatsächlich gegen einen von der Politik implementierten Prozess aufbegehren, der jeden Teilnehmer zum Griff an den Revolver mit einer Patrone zwingt?
Würdest du es nicht im Gegenteil für ethisch vollkommen verantwortungslos erachten, wenn vielen (hier jetzt hypothetischen) Personen, deren mathematische Grundbildung und Zahlenverständnis so lückenhaft ist, dass sie nicht in der Lage wären auf rationaler Basis zu wählen und die zudem mit Falschinformation darüber beschallt wurden, dass der Revolver mit nur einer Patrone einen von Bill Gates getrackten Computerchip implantiert, wenn diesen Menschen bei ihrer Wahl komplett freie Hand gelassen würde?
Würdest du wirklich daneben stehen und sagen "Und auch andersherum wäre der Ausgang des Spiels immer noch völlig ungewiss, und das genau ist ja mein Punkt. Zahlen taugen nicht als Gründe, andere Menschen unter Zwang zu setzen."?