Lebenswille-Mentale Gesundheit-Depressionen

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parasiteofnut
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Lebenswille-Mentale Gesundheit-Depressionen

Beitrag von parasiteofnut » 18. Mai 2023 15:37

Hallo liebe Vegancommunity,

nach 8 Jahren bin ich mal wieder hier, weil ich anscheinend lernresistent bin. Ich weiß nicht, an wen ich mich wenden soll, darum ist ein Versuch wert.

Was motiviert euch den Alltag zu überstehen und am Leben zu bleiben?

Achtung Triggerwarnung!
Es handelt sich bei dieser Thematik um Suizid/Einsamkeit oder mögliche Gedanken dazu.
Wer davon betroffen ist, sollte um eine mögliche Traumatisierung oder Retraumatisierung zu vermeiden, diesen Thread entweder meiden oder mit Vorsicht lesen.


Ich habe keine Motivation im Leben voranzukommen oder anders auszudrücken das Leben zu genießen/leben.

Nur zur Info meine insgesamt 3 Suizidversuche sind schon mehr als 10 Jahre her, muss wegen irgendwelchen Regeln oder zum Schutz von anderen Personen von den Admins/Mods, irgendwelche Hinweise/Triggerwarnungen/Hilfsangebote etc… gemacht werden, dann macht das einfach, danke.

War schon mal hier im Forum ( Nuss oHnE kErN) angemeldet vor 8 Jahren, war am Ende nicht so ein aktiver Nutzer, wie ich vielleicht geglaubt hätte. Das Thema Depressionen war da schon mal ein Nebenthema, kann mich noch erinnern, dass eine Nutzerin erwähnt hat, dass das Forum kein Ersatz ist für professionelle Hilfe ist, dem stimme ich zu.

Darum der Hinweis, dass das Forum kein Ort ist für die entsprechende Hilfe ist, sonst möchte ich niemanden zwingen genötigt zu fühlen sich zu der Thematik zu äußern.

Bevor die berechtigte Frage kommt, habe in der Vergangenheit drei Therapien ( 2 tiefenpsychologische/ 1 Verhalten) gemacht, Anti-depressiva nehm ich seit meiner Ausbildung ca. 2013-2016 nicht mehr, nicht weil diese Böse sind oder so, sondern ich eine Maschine war und kein Mensch, aber würde jeden, der mich fragen würde, dies empfehlen, weil jeder Mensch anders ist und Wirkung auch anders sein kann.

Meine Hoffnung/Erwartung ist nicht, dass ich hier die Lösung für all meine Probleme bekomme, sondern vielleicht einfach irgendwelche Tipps/Vorschläge/Ratschläge oder eigene Erfahrungen, die euch geholfen haben und vielleicht mir, in die ein oder andere weise helfen könnten.

Mein Plan B ist weinen!. Außer Männer haben keine Gefühle, dann hab ich Pech, Scherz.

Wieso macht Ihr weiter?, habt Ihr Zuhause einen/eine Partner/Partnerin, habt Ihr ein Haustier/Haustiere?. Wie motiviert Ihr euch im Leben weiter zumachen?. Verantwortung für andere übernehmen? Liebe?, Selbstliebe?. Habt Ihr Kinder?


Bin selbst kein Feminist oder so, finde Feminismus richtig und wichtig, versuche einfach kein Sexist/Frauenhasser zu sein. Aufgrund meiner Fragen könnte mensch schließen, dass ich keine Beziehung habe und mich entschlossen habe keine Kinder in diese Welt mit dieser krassen/heftigen möglichen Zukunft zu zeugen.

Hoffe, dass ich niemanden mit meinen Äußerungen verletzt habe, sollte dies der Fall gewesen sein, möchte ich mich entschuldigen, ist nicht meine Absicht.

Mensch fragt wozu das alles, gute Frage, weiß nicht was ich noch tun könnte, brauche irgendwas zum festhalten im Leben. Ein Ziel oder so. Mit der Zeit, die vorübergegangen ist, weiß ich, dass ich mein Leben alleine bestreiten werde, bin ein Außenseiter, konnte halt keine Freundschaften mit anderen entwickeln oder so.

Wie könnte mensch ein erfülltes Leben alleine führen? Sachen alleine machen ohne sich einsam zu fühlen?


Hoffe auf eine freundliche Diskussion

eurer nussiger Parasit

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Maakar
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Beitrag von Maakar » 20. Mai 2023 20:20

Ich habe eine ganze Weile darüber nachgedacht, ob und was ich an dieser Stelle antworten möchte. Auch hier die Warnung, es wird um Selbsthass, Suizid, Krankheit und Tod gehen.

Einen großen Teil meines Lebens habe ich damit verbracht, nicht leben zu wollen. Ich habe mein Leben gehasst, mich selbst und alles, womit ich zu tun hatte. Dass sich irgendetwas davon jemals ändern würde, dass ich mich ändern würde, habe ich damals nicht geglaubt. Trotzdem ist es passiert - teils durch die Veränderung meiner Lebenssituation, teils durch Erfahrungen im Laufe der Zeit und teils durch aktive emotionale Arbeit.
Von Zuhause auszuziehen, war einer der ersten großen Schritte, die geholfen haben. Weg von meinem familiären Umfeld und allem Missbrauch, der darin passiert ist. Einfach verpufft sind meine Probleme damit nicht, aber ich hatte zum ersten Mal für mich die Ruhe und den Raum, meine Traumata als solche anzuerkennen und von mir als Persönlichkeit abzugrenzen. Meine Familie hat mich geprägt und beeinflusst, aber sie ist nicht ich.

Mein Verhältnis zu meinem Körper hat sich in dieser Zeit auch stark verändert. Ich bin körperlich behindert, verwende je nach Tagesform und geplanter Aktivität verschiedene Gehhilfen. Diverse Dinge, die andere können, kann ich entweder gar nicht oder nur über Umwege. Das war für mich lange ein Problem. Jede Grenze, auf die ich gestoßen bin, hat für mich Gefühle des Versagens erzeugt. Ich habe mich gehasst, weil ich meinen Körper nicht "gesund" gekriegt habe. Ich habe meinen Körper gehasst, weil er sich geweigert hat, "gesund" zu werden. Es gab in Gesprächen mit Freunden da für mich einzelne Schlüsselmomente, die meine Sicht auf meinen Körper nachhaltig verbessert haben. Klar bin ich immer mal frustriert, wenn etwas nicht so klappt, wie ich das gerne hätte, aber ich mache daraus keine Vorwürfe mehr.

Generell sind Freundschaften für mich ein wichtiger Ankerpunkt. In Beziehungen war ich zwar die letzten Jahre immer wieder mal, aber ich bin persönlich der Idee sehr abgeneigt, meine emotionale Gesundheit an eine Person zu hängen. Ja, Zeit mit einem Partner oder einer Partnerin gemeinsam zu verbringen, ist schön. Ja, das kann auch durchaus mal die Laune heben oder den Tag retten. Ja, ohne die Beziehung sähe die Welt unschöner aus als mit. Aber ich möchte nicht die Verantwortung für meinen Lebenswillen in die Hände einer Person legen. Das Missbrauchspotential ist zu hoch. Auch der Druck, der daraus entsteht, missfällt mir. Druck für den Beziehungspartner, der sich möglicherweise genötigt fühlt, immer der starke, spaßige Optimist zu sein, Druck auf der eigenen Seite, dem Partner das Gefühl zu geben, seine Mühe sei nicht umsonst. Das ist kein Verhältnis, das ich möchte.
Gleichzeitig kann ich eben nicht behaupten, dass mein ganzer Lebenswille nur aus mir selbst entstanden ist. Andere Menschen spielen schon eine Rolle, es hängt nur nie an einer einzigen Person. Mein gesamtes Umfeld, auch jenseits von Freundschaften, hat etwas damit zu tun, dass ich am leben bleiben möchte.

Mein Großvater hat letztes Jahr Suizid begangen. Die Gründe sind irrelevant an der Stelle. Ich hatte mit ihm seit meinem Auszug bewusst nur noch zwei mal Kontakt. Danach habe ich entschieden, dass ich mit ihm nichts zu tun haben wollte. Er war kein netter Mensch, im Gegenteil. Er hat Dinge getan, die ich ihm nicht verziehen habe und nicht verzeihen werde. Trotzdem hat mich sein Selbstmord getroffen. Ich kann meine Gefühle da nicht vollständig aufschlüsseln, weil sie tatsächlich (noch) zu viel und zu kompliziert sind. Die geistige Distanz, die ich an der Stelle bräuchte, ist extrem schwer zu halten. Was ich sagen kann, ist, dass ein Teil schlicht meine eigenen Erfahrungen dazu sind. Ich stand mehrfach an einem ähnlichen Punkt wie er. Die Angst, Hoffnungslosigkeit und Einsamkeit, die er in seinen letzten Tagen gefühlt hat, habe ich garantiert nie genauso, aber wahrscheinlich doch sehr ähnlich gefühlt. Egal, wie wenig ich jemanden leiden kann, ich wünsche das keinem und es betrifft mich.

Fast gegensätzlich dazu steht meine beste Freundin, Mara. Sie ist Anfang Februar plötzlich gestorben. Mitte Januar war sie krank geworden, kam in eine Klinik und wurde da innerhalb von drei Wochen drei mal am Gehirn operiert. Die letzte OP lief besser als selbst die Ärzte es erwartet hätten. Es gab schon Gespräche dazu, wann sie entlassen werden könnte. Den Abend nach der letzten Operation rief ihre Mutter an. Die Ärzte haben eine Stunde lang wiederbelebt, sie liege jetzt auf der Intensivstation. Dreißig Minuten später der zweite Anruf. Von dem, was Maras Eltern erzählt haben, hat sie bis zum letzten Moment gelacht. Von einer Sekunde zur nächsten war sie weg - so schnell, dass sie ziemlich sicher nichts mitbekommen hat.
Ich kann nicht tatsächlich in Worte fassen, wie schmerzhaft Maras Tod ist. Es tut einfach nur weh. Wir haben fast jeden Tag in irgendeiner Form miteinander gesprochen. Ihre Abwesenheit ist allgegenwärtig. Egal, was ich mache oder wohin ich gehe, ich möchte ihr davon erzählen. Ich möchte mit ihr darüber sprechen, wie oft ich an sie denke und wie anders die Welt ohne sie ist. Obwohl ich andere Freunde habe, fühle ich mich allein gelassen. Maras Fehlen ist präsenter als die Anwesenheit jeder anderen Person.

Ich möchte nicht quantifizieren, wie sehr meine Freunde an mir hängen. Es spielt an der Stelle auch keine Rolle. Ich gehe grundlegend davon aus, dass mein emotionales Erleben der Welt zwar individuell ist, aber im Endeffekt menschlich. Wenn ich meinen Großvater nicht leiden kann, sein Suizid mich aber mitnimmt und der Tod meiner besten Freundin mich komplett aus der Bahn wirft, dann kann ich davon ausgehen, dass mein Umfeld auf meinen Tod zumindest irgendwie negativ reagieren würde. Ich sage hier bewusst Umfeld und nicht Freundeskreis, eben weil ein Tod Menschen auch treffen kann, wenn man selbst gar nicht unbedingt glaubt, ihnen nahezustehen. Ich kann für mich nicht vertreten, dass jemand durch mein Handeln auch nur den Ansatz der Gefühle erlebt, die ich aktuell habe. Das ist für mich der übergreifende Faktor, der mich dazu bringt, meine geistige Gesundheit im Blick zu behalten, Tiefs möglichst zu verhindern und im Zweifel adäquat zu managen.

Konkret beinhaltet für mich hauptsächlich zwei Faktoren: Menschen und Hobbys. Ich gehe zwei mal wöchentlich zum Kampfsport, bin in der Uni, verdiene Geld, habe Kontakte zu Freunden und begebe mich generell immer mal wieder unter Leute. Für mich ist das persönlich wichtig, dass ich ganz banal sagen kann, ich bin eben nicht allen Menschen egal. Selbst wenn ich das auf der emotionalen Ebene in einem Moment konkret so glaube, möchte ich auf etwas zeigen können und sagen, nein, mein Fehlen würde auffallen. Selbst wenn es "nur" der Wocheneinkauf hier ist oder die Gruppenarbeit in der Vorlesung.
Das andere sind meine Hobbys. Ich bin ein großer Fan von Handarbeiten und Videospielen. Mit Handarbeiten habe ich für mich selbst das Gefühl des Schaffens. Ich kann auf Dinge in meinem Schrank und in der Wohnung zeigen und sagen, die habe ich selbst gemacht. Diesen Entstehungsprozess zu sehen, vom Rohmaterial zum fertigen Objekt, ist für mich intrinsisch befriedigend. Es gibt mir immer wieder neue Ziele, die ich erreichen kann. Selbst wenn das keine weltbewegenden Ziele sind, allein das Erfolgsgefühl, die Tatsache, dass ich mich besser fühle als vorher, ist ein Wert für sich. Außerdem kann man eine Menge Zeit mit Handarbeiten totschlagen, ohne sich massiv konzentrieren zu müssen. Das ist für mich auch ein Punkt, den Videospiele gut treffen. Wenn ich merke, meine Gedanken wandern in Richtungen, die ich gerade nicht gebrauchen kann, suche ich mir meistens ein Spiel. Das erfordert genug Aufmerksamkeit, dass meine Gedanken beisammen bleiben, aber nicht so viel, dass ich mich anstrengen muss, dran zu bleiben.

Langfristig ist allerdings trotzdem für mich immer auch ein Punkt, dass ich meine Gefühle konfrontiere. Verdrängen kann für den Moment helfen, bestimmte Risiken zu minimieren, aber es löst Probleme nicht. Heißt, ich setze mich hin und frage mich selbst, was ich fühle. Teils auch wirklich laut in den Raum. Es klingt stumpf, aber manchmal, wenn ich selbst nicht genau in Worte fassen kann, warum ich aufgewühlt bin und was in mir vorgeht, ist der beste Ansatz für mich wirklich, mit Ja/Nein Fragen anzufangen, bin ich wütend, bin ich frustriert und von da aus weiter zu machen. Damit lassen sich viele Negativspiralen für mich aushebeln. Außerdem merke ich da für mich selbst, dass ich an mir wachse. Ich kann mein Wissen über meine eigenen Gefühle direkt in Empathie für andere stecken. Ich kann Gedankengänge und resultierende Verhaltensmuster identifizieren, die ich gerne ändern möchte. Auch das ist für mich viel wert, das Gefühl, als Mensch nicht stehen zu bleiben. Dass ich besser bin als ich mal war, ist unabhängig von allen anderen Menschen ein Erfolg.
Weinen ist auch nie verkehrt, wenn man das Bedürfnis hat.


Tl;dr: Ich habe meine Lebenssituation von grauenhaft zu erträglich geändert und meinen Selbsthass genug reduziert, dass ich es meistens mit mir aushalte. Ich möchte in erster Linie Menschen nicht weh tun, auch durch meinen Tod nicht, und habe die Erfahrung gemacht, dass man nicht immer ahnt, wer wie hart getroffen wäre. Im Kleinen heißt das für mich, mich regelmäßig mit Menschen zu umgeben, Dinge selbst zu bauen, zu häkeln, zu nähen u. Ä.. Ich brauche konkrete Situationen, in denen ich sagen kann, ich bin nicht egal und ich kann Dinge. Emotionale Arbeit gehört auch dazu.

Viel Text, ich hoffe, da ist irgendetwas dabei, das nicht kompletter Quark ist. Mich kurz fassen ist nicht meine Stärke.

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Sappho
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Beitrag von Sappho » 21. Mai 2023 15:55

Meine Kinder ...
Es zu schaffen, ein Problem zu besiegen, daraus Stärke gewinnen ... .
Ein Vergleich mit anderen, anderen Welten und die Erkenntnis, dass es mir trotz meiner Probleme eigentlich gut geht.
Sich von anderen nicht unterkriegen zu lassen; nicht zurückblicken, die Vergangenheit kann ich nicht ändern, nach vorne schauen und sich auch über kleine Fortschritte freuen.
Ich bin der Geist, der stets verneint

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parasiteofnut
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Beitrag von parasiteofnut » 23. Mai 2023 15:32

Hi Maakar,

erstmal vielen Dank für deine persönlichen Einblicke von deiner Lebenssituation. Drücke dir mein Mitgefühl wegen deiner verstorbenen Freundin aus.

Nachdem ich alles was du geschrieben hast, las, wurde mir einwenig klar, dass eine mögliche Hilfelösung bezogen auf meine Lebenssituation, zu persönlich und schwierig ist. Zur meiner Verteidigung bin etwas verzweifelt.
Maakar hat geschrieben:
20. Mai 2023 20:20
Mich kurz fassen ist nicht meine Stärke.
Kenn ich, bevor ich zum Punkt komme, erzähle ich Romane.

Um mich nicht wie ein totaler Versager zu fühlen, hab ich mal im Internet geschaut, wenn es stimmt, wie alt Personen sind, wenn Sie von Zuhause ausziehen in Europa. Portugal mit 32 Jahren, wobei da die Wirtschaft schwach eventuell ist und ein geringes Einkommen herrscht als woanders.

Kurzgefasst:

-Ausziehen (ja, wohne noch mit meinen Eltern zusammen)
-Ängste reduzieren (professionale Hilfe suchen, Bücher zum Thema lesen)
-Hobbies finden

Vielleicht wertschätze ich das Leben zu wenig oder gar nicht, wenn ich bedenke womit andere Menschen zu kämpfen haben. Mein Vater und ich hatten schon immer ein schwieriges Verhältnis, mein Vater ist der Mann ohne Gefühle, beziehungsweise nicht in der Lage Gefühle zu zeigen, laut meiner Mutter waren die Männer in der Familie schwach, Personen, die über fünf Ecken denken können, erahnen es schon, fucking Russland.

Meine Eltern unterstützen Putin und Russland, ich die Ukraine, Demokratie und die Menschen aus der Ukraine, blieb nur alles unausgesprochen, weil ich kein Selbstvertrauen und Angst vor dem Leben habe. Bei meinem Vater war ich nicht überrascht, aber bei meiner Mutter, tut es schon weh. Wie ich damit umgehe?. Emotionale Distanz. Ist nicht der beste Weg, um damit umzugehen, was anderes fällt mir nicht ein. Menschen gut einzuschätzen ist nicht meine Stärke.

Eine Beziehung zur einer Partnerin schließe ich aktuell aus, weil dies eine Katastrophe wäre für eine mögliche Partnerin, vorher sollte ich viele meiner Baustellen abbauen. Hab in Juni Termin beim Arzt werde da mal nach Möglichkeiten fragen. Mit 19 beim Psychiater Depressionen diagnostiert, vielleicht hat sich das ganze über die Jahre erweitert, dass harmlose wäre Egoismus, alles andere wäre nicht so schön.

Bin froh, dass auch andere in ähnlichen Situationen, den Selbsthass überwinden wollen in Ihrem Leben, um ein halbwegs erträgliches Leben zu führen. Gibt ein wenig Hoffnung einem selbst.

Bin selbst nicht sicher, ob ich alles was du mir mitteilen wolltest verstanden habe, bin manchmal begriffsstutzig :urgh: , aber vom Gefühl her, was ich so verstanden habe, werd ich nochmal in Angriff nehmen.


Danke dir nochmal, wünsche dir, dass was du dir alles vornimmst klappt und viel Kraft.

Hoffnungsvolle Nuss

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Lovis
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Beitrag von Lovis » 26. Mai 2023 09:55

Hallo Parasit,

ich schreibe dazu gleich was im Thread "Psychische Sachen". Mir ist es hier zu öffentlich. 8-)

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Lovis
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Beitrag von Lovis » 26. Mai 2023 11:36

In den privaten Bereich kommst du allerdings erst, wenn du 20 Beiträge gepostet hast.

(Danke, Murphy, daran hatte ich nicht gedacht.)

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parasiteofnut
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Beitrag von parasiteofnut » 27. Mai 2023 18:00

Hallo Lovis,

trotzdem danke, der Gedanke zählt.

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Gruftmoggele
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Beitrag von Gruftmoggele » 27. Mai 2023 22:18

Ich überlege schon seit Tagen, ob ich hier etwas schreiben soll, oder nicht.
Aber ich wollte wenigstens ein bisschen was schreiben, auch ohne eure ganzen Beiträge komplett gelesen zu haben.

Im vergangenen Jahr wollte ich vermutlich so oft sterben oder alles hinschmeißen wie noch nie. Und das obwohl es mir gesundheitlich eigentlich wieder besser ging, ich war auf dem Weg nach oben. Sowohl körperlich wie psychisch war's okay.
Ich war 1,5 Jahre aus der Arbeitswelt raus, war auch lange in Reha und bin heute noch in Therapie.
Es gab nur leider einen richtig fiesen Schicksalsschlag, Menschen sind aus meinem Leben gegangen, ich wurde belogen, angefeindet, usw. Ich will es im einzelnen nicht ausführen. Iwann der Druck meine Wohnung nicht mehr halten zu können usw. Iwie war alles scheiße.

Was mir geholfen hat war tatsächlich die ganze Psychoedukation, die ich durch Therapien und Bücher erarbeitet habe und die Erfahrungen vor jetzt zwei Jahren, die ich mit vielen lieben Menschen gemacht habe.
Ich hab mir die ganze Zeit gesagt, dass diese scheiß Zeit vorbei gehen wird, das positive und leichte leben wird wieder kommen. Auch wenn ich selber nicht dran geglaubt habe.

Am schlimmsten waren die ersten Schritte raus aus der Depression. Weil am Anfang hat man ja nur die schlechten Erfahrungen auf die man zurück blicken kann. Nach und nach wird es dann besser.
Die Depression will halt am Leben bleiben und kämpft dagegen an, dass es einen besser geht. Da spürt man innere Widerstände.

Manchmal tut es mir gut mich ein wenig von den Gefühlen zu distanzieren, mich um was anderes zu kümmern. Ein anderes Mal lasse ich mich total in meine Trauer oder Wut rein fallen oder zerfließe schon fast vor Selbstmitleid... Das mache ich wirklich ;)

Skills ist ein gutes Stichwort.
Ein bisschen Geld hab ich auch ausgegeben, bin gereist.
Irgendwann war mir auch alles egal und ich habe mir für jedes Problem einen Experten gesucht: Finanzberater, Jobcoach, Therapeut, Psychiater, Selbsthilfegruppen, Trauergruppe.

Das wäre das was mir so eingefallen ist, was geholfen hat. Ich hoffe da ist was mit dabei.

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mashisouk
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Beitrag von mashisouk » 8. Jun 2023 12:53

Der Verlust deiner Freundin tut mir wahnsinnig leid! Außenstehende können diesen Schmerz des Unumkehrbaren kaum ermessen.
Ich bin bei deiner vielleicht mangelnden Wertschätzung für das Leben hängengeblieben. Das höre ich öfter: Wertschätzung für das Leben. Und ich versteh auch, was damit gemeint ist. Trotzdem würde ich das nicht überbewerten. Niemand hat darum gebeten am Leben zu sein. Warum soll man etwas wertschätzen oder dankend annehmen, wenn man darum nicht gebeten hat?
Also, ich bin schon dankbar, dass ich lebe und besonders dankbar, dass meine Kinder leben. Aber wie gesagt - dem würde ich nicht zu viel Gewicht verleihen. Dieses ewige "sei dankbar" hat mich viele Jahre begleitet und mir wahnsinnig viel Druck gemacht. Und mit Druck kann ich so gar nicht.
Mir hilft es grundsätzlich, Druck rauszunehmen. Druck, glücklich zu sein, dankbar zu sein...
Ich fände es schön, einfach nur zu sein. Ohne ein druckiges Adjektiv
Sei ganz du selbst!
Außer du kannst ein Einhorn sein - dann sei ein Einhorn

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Maakar
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Beitrag von Maakar » 9. Jun 2023 02:26

Dialektik ist da ein gutes Stichwort, denke ich. Grob runtergebrochen ist das im Bezug auf Psychologie die Idee, dass mehrere Gefühle, die zueinander gegensätzlich stehen und einander unter Umständen auch widersprechen, gleichermaßen existieren können. Ich kann nachts die Sterne anschauen und eine Art freudige Bewunderung fühlen, wie unglaublich schön die Welt sein kann. Gleichzeitig kann diese Schönheit weh tun - weil jemand fehlt, weil die Welt sich erdreistet, fundamental falsch zu sein und dabei hübsch auszusehen, weil ich in einen inneren Konflikt gerate, statt "einfach" zu genießen. Die meisten Dinge im Leben sind mehrdimensional, einschließlich des Lebens selbst.
Ich hatte einen ähnlichen Punkt letztens in einer Diskussion zum Thema Trauma. Ja, es gibt Kriterien für die Diagnose von Traumafolgestörungen, irgendwo wird da in der Medizin die Grenze gezogen, ab der man eine Diagnose stellen kann oder eben nicht. Das bedeutet ja aber nicht, dass alles unterhalb dieser gedachten Grenze plötzlich irrelevant ist. Es gibt noch Ebenen zwischen schwer traumatisiert und völlig gesund, keine Probleme, kein Therapiebedarf. Es gibt immer Menschen, die es schlechter hatten als man selbst. Das zaubert die eigenen Probleme leider nicht weg.
Ich kenne Menschen, denen hilft es tatsächlich, jeden Abend aufzuschreiben, wofür sie dankbar sind. Sie kommen damit aus negativen Gedankenspiralen raus und merken, dass es eben auch Dinge gibt, die sie tatsächlich glücklich machen. Für mich ist das eher kontraproduktiv. Ich komme schnell in genau diesen Druck. Warum bin ich unglücklich, wenn ich doch so viel habe? Was ist bei mir im Kopf falsch, dass ich mich nicht über diese Dinge freue? Aus diesen Fragen entstehen schnell Selbstvorwürfe.

Da kommt ein Grundsatz zu tragen, bei dem ich noch daran arbeite, den auch auf mich selbst zu übertragen und nicht nur auf andere. Alle Gefühle sind prinzipiell erstmal in Ordnung. Das meine und glaube ich tatsächlich so, auch bei Gefühlen, die unfreundlich oder mit moralisch verwerflichen Handlungen verknüpft sind. Als Mensch kann man nichts für die Dinge, die man fühlt. Wann man welche Emotionen spürt, hat man so nicht unter Kontrolle. Entsprechend ist es auch nicht bewertbar, ob man Dankbarkeit für Dinge fühlt oder nicht. Es macht einen nicht zu einem schlechteren Menschen, unglücklich über das eigene Leben zu sein. Wie man mit diesen Gefühlen umgeht und welche Handlungen aus ihnen resultieren, das kann produktiv oder unproduktiv sein, moralisch wertvoll oder fragwürdig und alles dazwischen. Da fängt die eigene Kontrolle dann wieder an. Aber die reine Tatsache, welche Emotionen man in jedem gegebenen Moment empfindet, ist erstmal wertneutral.
Gerade im Aspekt Selbsthass hat diese Herangehensweise für mich viel verändert, weil sie viele unrealistische Erwartungen daran, was der Mensch, der ich gerne wäre, empfinden würde, aushebelt.
"Hm, aber Max hat seine Hühner im Garten und denen geht's super. Würdest du Max' Eier essen?"
o.O

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