Vegetarische Ernährung bei Nahrungsmittelunverträglichkeit

Ernährung, Lebenswandel, Supplemente
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Laren
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Vegetarische Ernährung bei Nahrungsmittelunverträglichkeit

Beitrag von Laren » 17. Jan 2012 03:27

Wie ich an anderer Stelle bereits erwähnte, liegt bei mir eine Unverträglichkeit gegenüber Fruchtzucker vor. Die Schwere kann dabei, von Person zu Person, stark variieren. Mich hat es denkbar ungünstig getroffen, denn meine Toleranz gegenüber Fruchtzucker ist sehr gering. Gravierend wirkt sich dabei aus, dass absolut jedes pflanzliche Nahrungsmittel einen gewissen Anteil an Fruchtzucker enthält. Nach vielen Versuchen und mehreren Wochen einseitiger Ernährung, bekommt mir offenbar selbst Reis nicht, der als besonders fructosearm und verträglich gilt. Ohne Übertreibung steht momentan also fest, dass ich keine pflanzliche Nahrung zu mir nehmen kann, ohne permanent unter (erheblichen) Beschwerden zu leiden. Je mehr ich mich mit dieser Problematik und den Erfahrungsberichten anderer Betroffener beschäftige, desto klarer wird, dass ich nicht auf eine Besserung hoffen kann. Zumindest nicht in näherer Zukunft und nicht durch das Konsumieren von Nahrung, die mir nicht bekommt. Daher "muss" ich nun mangels Alternativen in Betracht ziehen, mich künftig wieder vegetarisch zu ernähren, mit dem Fokus auf Eiern und/oder Milchprodukten, um eine Verbesserung meines Zustandes erzielen zu können. Ich finde mich mehr als ungern damit ab aber alle anderen Möglichkeiten erschöpfen sich nach und nach, haben sich längst erschöpft oder führen langfristig nur zu weiteren Beeinträchtigungen meiner Gesundheit.

Konkret geht es mir an dieser Stelle also darum, Bezugsmöglichkeiten für Eier und Milchprodukte zu sammeln, die Tieren idealerweise nicht schaden. In den Sinn kam mir soweit nur das "Containern", was aber natürlich keine Garantie für bestimmte und regelmäßge Funde ist. Erfahrungen habe ich damit zudem noch keine. Ansonsten kämen in der Theorie die Eier befreiter Hühner in Frage. Zu hoffen ist aber nicht, dass sich solche auch in meiner Umgebung finden. Dennoch werde ich dem nachgehen.

Ich bitte in jedem Fall um konstruktive Beiträge.

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kiara
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Re: Vegetarische Ernährung bei Nahrungsmittelunverträglichke

Beitrag von kiara » 17. Jan 2012 10:09

Kurz zu meiner Haltung zu dem Thema generell: ich finde an Tierhaltung die Umweltbelastung, die Haltung, und die Schlachtung problematisch, am meisten jedoch die ersten beiden Punkte.
Wenn man jedoch gesundheitlich nicht auf Tierprodukte verzichten kann, kann man die Umweltbelastung nicht ändern (außer, könnte man argumentieren, bei Wild), aber dafür sorgen dass die Haltung fürs Tier optimal ist (das wird allerdings teuer) und die Schlachtung sorgfältig geschieht.


Also zwischen Eiern und Fleisch unterscheide ich moralisch nicht so wirklich. Kurze Rechnung:
Ein Legehuhn wird nach ca zwei Jahren geschlachtet und legt ca 300 Eier pro Jahr. Es legt also insgesamt rund 600 Eier. Das Innere eines Hühnereis wiegt ca 50g und besteht aus ca 10% aus Protein, ein Ei liefert somit ca 5g Protein.
Zudem liefert es ca 1000g Fleisch (Proteinanteil ca 20%), also 200g Protein.
Insgesamt liefert eine Legehenne also 600 x 5 + 200 = 3200g Protein.

Um 100g Protein zu erhalten, ist man also für 100 / 3200 des Konsums des im Laufe dieses Tierlebens entstandenen Proteins "verantwortlich", das sind ca 0,3 %.

Ein Rind hat grob geschätzt 300kg an Fleischmasse. Die Fleischmasse des Rinds besteht zu ca 20% aus Protein und liefert somit 60 kg Protein.
Um 100g Protein zu erhalten (=0,1kg), ist man also für 0,1 / 60 des Konsums des im Laufe dieses Tierlebens entstandenes Protein "verantwortlich", das sind ca 0,1666, also ganz grob 0,17%.

Für 100g Protein aus Legehennenquelle ist man also zu 0,3% für Haltung und Schlachtung "mitverantwortlich", für 100g Protein aus Rind ist man also für 0,17% für Haltung und Schlachtung "mitverantwortlich". Das ist etwa die Hälfte.
Das, obwohl ich bei dem Proteingehalt des Eis und der Lebensdauer der Henne rechnerisch großzügig war.

Kurz und gut, wenn es einem um den Erhalt von Protein relativ zu der Schlachtung geht, ist es besser, Rind zu essen als Hühnereier, denn: Proteine aus Hühnereiern zu erhalten tötet mehr Tiere als Protein aus Rindfleisch zu erhalten.


Das zum Thema Vegetarismus. Angesichts dessen, dass unsere "Eilieferanten" und "Milchlieferanten" eine kurze Lebensdauer haben, sind wir durch den Konsum von Milch und Ei ebenso bei der Schlachtung "mitbeteiligt" wie bei dem Konsum von Fleisch. Das gilt natürlich nur für "normale" Haltung, ne ganz andere Bilanz ergäbe sich bei guter Hühnerhaltung ohne Schlachtung am Ende.

Ansonsten würde ich das von Tier zu Tier unterschiedlich sehen.
Hühner: sind im Prinzip leicht zu halten, werden aber katastrophal gehalten. Gegen Hobbyhaltung ist mE nichts einzuwenden, wenn du sowas in der Umgebung findest. Hühner fühlen sich in Kleingruppen wohl (5-50 Hühner) und brauchen Sand zum Baden und Scharren, sowie Nester zum Zurückziehen. Die Schlachtung von Hühnern ist meines Wissens nach unkompliziert und einfach aufgrund der geringen Größe des Tiers, ein Freund von mir der in einem Kindernothilfezentrum in Kenia gearbeitet hat, hat dort selbst Hühner geschlachtet und bezeichnet es als unproblematisch.
Schweine: sind schwierig zu halten und anspruchsvoll aufgrund ihrer Intelligenz und Sozialverhalten. Bei den notwendigen Bedingungen für Hobbyhaltung kenne ich mich nicht aus, habe aber noch nicht davon gehört, gehe also davon aus dass Leute eher davon zurückschrecken, da es schwierig ist sie angemessen zu halten. Die Massenschlachtung ist oft problematisch, man geht von einem Anteil von mehreren Prozent aus, bei dem die Tiere nicht ausreichend betäubt wurden vor der Tötung und dem Ausbluten, da die Schlachtungen am Fließband sind und schnell gehen müssen. Eine "sorgfältige Schlachtung" (gibt Aufnahmen von Demeter-Schlachtungen auf Youtube) halte ich für unproblematisch.
Rinder: kenne mich weniger aus bzgl Bedürfnisse und Sozialverhalten, sind aber Herdentiere und Mutterkuh und Kalb leiden erheblich unter der Trennung, die nach der Geburt geschieht (Kälbchen kommt in kleine dunkle Box und wird gemästet, Mutterkuh liefert Milch). Auch da kann ich mir vorstellen dass die Massenschlachtung nicht unproblematisch ist, kenne mich jedoch zu wenig aus. Ich gehe davon aus, dass eine gute Haltung im Prinzip möglich ist, wenn das Kalb bei der Mutter gelassen wird und die Schlachtung "sorgfältig" ist.
Fisch: kommt sehr auf die Tierart an. Extrem problematisch ist die Überfischung. Fischarten, die sekundäre Konsumenten sind, dh andere Fische fressen (im Gegensatz zu Fischen, die Plankton und so n Kram futtern), werden oft zusätzlich mit Fischen gemästet und sind daher eine zusätzliche Belastung für die Umwelt, da die Futterfische ja auch erst gehalten werden müssen. Aquakulturen verbreiten Krankheiten, Netze, insbesondere Schleppnetze, können auch andere Tierarten schädigen. Eine Idee wäre zb der MSC-Siegel (Marine Stewardship Council), der bestimmte Standards festlegt. Zum Sozialverhalten von Fischen kenne ich mich wenig aus, ist aber meines Wissens eher auf dem simplen, mechanischen Niveau von Hühnern (Hühner sind nicht wahnsinnig intellent, kann ich aus eigener Haltungserfahrung sagen).
Wild: manche (wie ich^^) finden Wild vergleichsweise unproblematisch, da das Tier das ganze Leben in Freiheit verbringt im Gegensatz zu den ganzen Haltungsformen, und die Involvierung des Menschen nur beim Erschießen gegeben ist. Wie präzise und "gut gemacht" das ist, hängt wahrscheinlich viel mit der Art des Jagens (Teibjagden?) und der Erfahrung des Jägers zusammen.


Ich persönlich würde in einem Fall wie deinem Eier und Hühnerfleisch aus Hobbyhaltung ("nur" Biohaltung ist tendenziell Augenwischerei) konsumieren sowie Wild.

Enthalten Hülsenfrüchte und Sojaprodukte eigentlich Fruktose? Isst du denn noch irgendwas an Gemüse?
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Akayi
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Beitrag von Akayi » 17. Jan 2012 14:06

In abetracht der Tatsache, dass hier als Alternative zu vegan Fleischkonsum angeraten wird, finde ich es vernünftig ung gut, dass du auf vegetatisch umsteigen willst (also musst in deinem Fall). Bezüglich Eiern kann man zwar auf vegane Eier umsteigen, aber dafür muss man die enstprechenden Kontakte haben oder selbst Hühner halten. Da es dir aber um vegetarische Alternativen geht würde ich mich einfach bei Bauern in deiner Nähe umsehen. Villeicht findest du da ja ei einen, dessen Haltungsart Dir zusagt.
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kiara
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Beitrag von kiara » 17. Jan 2012 15:17

Akayi hat geschrieben:In abetracht der Tatsache, dass hier als Alternative zu vegan Fleischkonsum angeraten wird,
Also der Meinung, dass Tierprodukte ≈ Fleisch (tierrechtlich gesehen), bin ich ja schon länger, es würde mich also freuen, falls du mir erklärst, warum du da anderer Meinung bist? Gilt auch an andere. Ich werd meistens schräg angeguckt wegen dieser Position zu Vegetarismus/Fleisch/Milch, vielleicht habe ich da ja einen Denkfehler auf den mich jemand hinweisen könnte.
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Antonia
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Beitrag von Antonia » 20. Jan 2012 12:31

Ich habe eine ziemlich "doofe Frage". Was sind vegane Eier? Ist damit gemeint, dass das Huhn artgerecht gehalten wird? Meine Großeltern haben früher Hühner gehalten, mit großem Stall, genügend Auslauf, frischem Gras und so weiter... Sie hatten einen richtigen Bauernhof, haben auch Ferienwohnungen vermietet... Viele Leute aus der Stadt wollen ja immer aufs Land und sehen, wie die Leute dort leben.. Würdet ihr die Eier aus dieser Haltung essen?

Mich interessieren so viele Sachen, weil ich ja noch am Überlegen bin, ob die vegane Lebensweise etwas für mich wäre...
Zuletzt geändert von Antonia am 26. Jun 2012 09:53, insgesamt 2-mal geändert.

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Re: Vegetarische Ernährung bei Nahrungsmittelunverträglichke

Beitrag von kiara » 20. Jan 2012 13:24

Ja. Ich hab auch mal selber Hühner gehalten, also Haustiere quasi, von denen haben wir auch die Eier gegessen.
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Beitrag von Akayi » 20. Jan 2012 13:48

Das ist keine doofe Frage. Ich habe da quasi einen Insiderbegriff benutzt. Innerhalb der veganen Kritik ist es tatsächlich möglich Eier zu essen, wenn die Tiere nicht ausgebeutet werden (was nicht der Fall sein muss, wenn man sie "artgerecht" hält). Das wurde hier mehrfach diskutiert.
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Beitrag von Lotte R. Leben » 21. Jan 2012 12:04

Ich habe auch oft über die Eierfrage nachgedacht. Es gibt ja Menschen, die es einfach respektlos finden, die Brut eines Tieres als Essen abzuwerten und den Verzehr deshalb ablehnen. (hab ich letztens gelesen)

Ist es nicht auch Ausbeutung, wenn ich mir diese Hochleistungshühner artgerecht auf schöner Wiese halte, die mir jeden Tag ein Ei legen? Ist es denn für diese Tiere nicht trotzdem eine Qual, soviele Eier legen zu müssen, dass sie diese nichtmal ausbrüten könnten?
Ich denke, kaum einer wird auf ursprünglichere Rassen zurück greifen, die ja minder erträgliche Ausbeute liefern.
“Es ist kein Zeichen von Gesundheit, an eine von Grund auf kranke Gesellschaft gut angepasst zu sein”

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Re: Vegetarische Ernährung bei Nahrungsmittelunverträglichke

Beitrag von kiara » 21. Jan 2012 12:19

Ja, Hochleistungsrassen würd ich mir nicht halten, erkundige dich vielleicht mal in der Hühner-Hobby-Haltung, es gibt da einiges an Rassen zur Auswahl. Es gibt da einige Liebhaber, die die Tiere nicht wegen der Eier sondern zb wegen der schönen Farbe oder sonstwat halten, die achten auch auf Gesundheit bei den Tieren, die Hochleistungstiere sind ja nach 1-2 Jahren total alle.
Wobei man auch sagen muss dass die Hühner auch nur in den "permanent künstliche Eierlegsaison"-Bedingungen so viel legen. Hühner legen je nach Jahreszeit unterschiedlich, auch die Hochleistungstiere.
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Beitrag von Akayi » 21. Jan 2012 12:23

Eine Voraussetzung für vegane Frühstückseier wäre a) keine Anschaffung von Hühnern für den Zwekc des Eierlegens (schon gar nicht täglich) b) keine Stimulation zum Eierlegen und c) lediglicher Verzehr der hin- und wieder anfallenden Eier. Es ist eigentlich eher ein theoretisches Konstrukt, wenn auch möglich. Aber können wir das nicht in den entsprechenden Eithreads diskutieren? ;)
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