Mal zu den relativierenden Argumenten aus Vampys Link ...
[...] zu einer vollständigen Information hätten zumindest folgende (Zusatz-)Informationen gehört:
1. Zuerst hätte man an prominenter Stelle darauf verweisen müssen, daß es sich um eine Fütterungsstudie an Ratten (!) handelte. (Diese Info findet sich bei den Artikeln fast immer irgendwo im hinteren Teil. Die eiligen Leser, die nur die ersten Absätze zur Kenntnis nehmen, erfahren davon nichts…) Es ist aber bekannt, daß man nicht ohne weiteres von Nagern auf Menschen rückfolgern darf.
2. Zweitens ist es (aus methodischer Sicht) bedenklich und erwähnenswert, daß die Studie an gerade mal 27 Ratten durchgeführt wurde. Auch diese geringe Zahl der “Probanden” stützt nicht unbedingt die Glaubwürdigkeit.
3. Drittens: in der Studie wurde eine Hälfte der Ratten mit Joghurt gefüttert, der mit Zucker gesüßt war. Die andere Hälfte bekam Joghurt, der mit dem Süßstoff Saccharin versetzt wurde. Es gibt aber auch andere Süßstoffe (z.B. Aspartam, Acesulfam oder Cyclamat) Die Ergebnisse können also auch hier nicht ohne weiteres verallgemeinert werden.
4. Am unverständlichsten ist aber die Tatsache, daß die heutige Meldung so dargestellt wird, als sei damit die negative Wirkung von Süßstoffen zweifelsfrei belegt. Das ist aber überhaupt nicht der Fall! Die Rattenstudie steht nämlich im Widerspruch zu vielen anderen Studien, die durchaus eine hilfreiche Wirkung von Süßstoffen bei der Gewichtskontrolle belegt haben!
1) Klar kann man nicht einfach so von Ratten auf Menschen folgern, gerade im Bereich Ernährung funktioniert das oft nicht - manchmal aber halt doch, und solchen Folgerungen haben wir manchmal entscheidende medizinische Fortschritte zu verdanken ...
2) 27 ist ne normale Stichprobe, normalerweise gilt ab 30 zumindest bei Humanexperimenten als statistisch normalverteilt, aber geringfügig kleiner ist die Regel. Grüßere Stichproben sprechen bisweilen (natürlich nicht immer) für Sponsoring, das muss man leider immer mitbedenken ....
3) *agreed*
4) Was sind schon Belege? Wissenschaft ist immer ein Produkt ihrer Methoden, und die kann man immer kritisieren. Vielleicht war es irgendwas im Joghurt, das in Zusammenwirkung mit Saccharin die Ratten fett gemacht hat? Vielleicht wurden die Rattengruppen von Leuten mit unterschiedlichen Ergebnis-Erwartungen gefüttert (Versuchsleitereffekt)? Es gibt Millionen Störvariablen, und 100%ig kann man's halt nie sagen, Statistik macht nur Wahrscheinlichkeitsaussagen.
Und dass Ernährungsentscheidungen nicht nur aus der Frage "Süßstoff oder Zucker?" folgt, dürfte speziell Veganern eigentlich klar sein. Die Ratten werden mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht viel andere Sachen bekommen haben als dieses Yoghurtzeugs, und entscheiden durften sie sich auch nicht
Hübsche, geordnete Laborbedingungen. Die Theorie von Pelzer (?) ist aber auch in der Biopsychologie z.B. noch relativ prominent.
Ich persönlich finde halt die Hersteller der verschiedenen Süßstoffe immer sehr verdächtig (die liebe Paranoia
) Und es gibt auch einigermaßen besorgniserregende Studien zur krebserregenden Wirkung von Saccharin - und wie immer ganz artige Gegenstudien (sponsored by Zuckerindustrie resp. Süßstoffindustrie ... Hachja, unabhängige Wissenschaft wär so schön
)
jinkazama hat geschrieben:Viele laufen rum und warnen vor Diät-Limonaden, warum weiß ich auch nicht.
Also Cola light & co. sind mit Natriumcyclamat, Acesulfam-K und Aspartam gesüßt, soweit ich weiß. Andere Baustelle als Saccharin.
Die Updates in Vampys Link (relativ unten im Artikel) sind übrigens auch spannend, einfach mal weiter durchklicken
Datenblatt Saccharin vom Hersteller Merck:
Weitere toxikologische Hinweise
Gefährliche Eigenschaften sind nicht auszuschließen, aber bei sachgerechter Verwendung wenig wahrscheinlich.
Weitere Angaben
Das Produkt ist mit der bei Chemikalien üblichen Vorsicht zu handhaben.
Standardfloskeln machen auch Merck das Leben leichter
und sagen manchmal viel aus.