Würz- und Gemüsebrühepaste (Jahresvorrat)

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gemüse
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Würz- und Gemüsebrühepaste (Jahresvorrat)

Beitrag von gemüse » 18. Aug 2016 02:46

Das Rezept habe ich von einer Bekannten. Es ist ganz einfach und nur deshalb so lang, weil ich alle Gerätschaften und Schritte aufführe, damit es auch für Koch- und Einmachanfänger taugt. Es eignet sich am besten für Leute mit Kräuterbeet (mit gekauften Kräutern geht es ins Geld).

Die Paste hält sich in Gläsern mit Schraubdeckel mindestens ein Jahr. Sie lässt sich gleich verwenden wie die kommerziellen Würz- und Brühepasten, enthält aber nur Gemüse, Kräuter, Salz und ein wenig Öl. Ich stelle sie einmal jährlich im Spätsommer oder Herbst her und freue mich immer darauf, weil das so unverschämt gut duftet. Die Herstellung in Kleinmengen lohnt sich wegen der langen Kochzeit nicht.

Nachteile: Die Zubereitung dauert beinahe einen Arbeitstag. (Man kann aber gut anderen Kram nebenher erledigen.) Da Anzahl und Menge der verfügbaren Kräuter schwanken, schmeckt die Paste jedes Jahr anders. Wenn man sie als Instantbrühe verwendet, enthält diese außerdem Trubstoffe, und man muss sie etwas nachsalzen. Das alles stört mich aber nicht.

Ein Hinweis zur Sicherheit: Nach der Salzzugabe bei jedem Rühren langärmlige Kleidung tragen. Die Masse blubbert, und die Spritzer sind sehr heiß.

Gerätschaften
1 sehr großer (weiter und hoher) Topf mit passendem Deckel
1 passendes Spritzschutz-Sieb (die Masse blubbert wie Polenta)
1 großer Topf mit Stiel
1 großes Schneidebrett
1 scharfes Kochmesser
1 Sparschäler
1 Küchenwaage
1 Rührlöffel mit langem Stiel
1 leistungsfähiger Pürierstab
1 Pürierbecher
6 bis 8 Marmeladegläser und passende Schraubdeckel (bei mir bleiben am Ende immer ein bis zwei leere Gläser übrig, aber das ist besser als Paste ohne Gläser :) ) Am besten verwendet man neue Deckel, denn wenn sie noch so kleine Macken haben, wird das nichts mit der Haltbarkeit.
2 saubere alte Geschirrtücher (können fleckig werden)
1 Einmachtrichter mit weitem Hals (der aber noch in die Öffnung der Gläser passt)
1 Glasheber oder eine andere Küchenzange ohne scharfkantige Enden
1 kleiner Schöpflöffel
1 Gabel

Zutaten
ca. 2 kg Stangensellerie mit Blättern
einige rote oder gelbe Gemüsepaprika
einige Karotten
1 Knollensellerie
ca. 2 kg reife, aromatische Tomaten; wer keine auftreiben kann, verwendet besser gute Dosentomaten als rote Wasserkugeln
ca. 6 Esslöffel Öl
2 bis 4 unbehandelte Zitronen (man benötigt nur die Schale)
so viel und so viele verschiedene Kräuter wie möglich: Rosmarin, Salbei, Majoran, glattblättrige Petersilie, Bohnenkraut, Thymian, Estragon, Ysop, Kerbel, Fenchelgrün, Zitronenmelisse, Basilikum, … Vorsichtig sein sollte man nur mit Lorbeer (ca. 5 Blätter reichen) und Liebstöckel (höchstens 1 kleiner Strauß), denn die schmecken sonst vor.
Salz: 1/3 des Gesamtgewichts der Gemüse und Kräuter (ja, so viel – wird eine Salzkonserve)


Zubereitung
Alle Zutaten gründlich waschen und trocknen bzw. trockenschütteln.
Bis auf die Zitronen wiegen und die entsprechende Salzmenge abwägen.

Beim Stangensellerie die Blätter entfernen und zu den Kräutern legen. Die Stangen längs in Streifen und quer in Würfel schneiden, in den hohen Topf geben.
Die Paprika von Kelch und Stiel befreien, in Würfel schneiden und ebenfalls in den hohen Topf geben.
Karotten und Knollensellerie sorgfältig schälen (es darf nichts Erdiges mehr dabei sein), ebenfalls würfeln und in den Topf geben.
Das Öl zugeben und mit sauberen Händen gründlich mit dem Gemüse vermischen.
Den Herd einschalten und das Gemüse bei mittlerer Hitze unter gelegentlichem Rühren anrösten, bis es duftet.

In der Zwischenzeit die Kräuter, Zitronen und Tomaten vorbereiten:
Die Kräuter erlesen, allfällige holzige Elemente entfernen, die Blätter hacken oder in schmale Streifen schneiden. (Nicht roh pürieren, sonst schmeckt's nach Gras.)
Bei den Zitronen mit dem Sparschäler das Gelbe von der Schale ziehen und hacken.
Bei den Tomaten Kelch und Stiel entfernen, Frucht würfeln.
Alles zum Gemüse in den Topf geben und gut mischen.
Deckel aufsetzen, Hitze zurückschalten und das Ganze unter gelegentlichem Rühren etwa 1 Stunde köcheln lassen. Danach sollten auch die Karotten- und Selleriewürfel ganz weich sein.

Nun die Masse gründlich pürieren. Das geht am besten portionenweise:
Topf vom Herd ziehen, Pürierbecher füllen, Inhalt pürieren, in den zweiten Topf geben, Becher erneut füllen etc.
Wenn alles zu einem möglichst homogenen Brei geworden ist, zurück in den hohen Topf geben und diesen auf den Herd stellen.
Salz zugeben, gut verrühren, Spritzschutz wieder aufsetzen und das Ganze weitere 3 bis 5 Stunden köcheln lassen. (Die Dauer hängt vom Wassergehalt des Gemüses ab.) Dabei immer mal wieder gründlich rühren, auch am Boden und im Winkel zwischen Topfboden und -wand, sonst brennt der Brei an. Am Ende soll eine braune, ziemlich feste und außerordentlich wohlriechende Paste entstanden sein. Nicht kosten, ist sehr salzig :) Wenn obenauf noch ein wenig Saft rumsuppt, ist das nicht schlimm, man muss dann einfach vor dem Einfüllen nochmals umrühren.

Gläser vorbereiten (wie für Marmelade)
Gegen Ende der Kochzeit Gläser und Deckel mit heißen Wasser gründlich spülen. Die Gläser auf ein nasses Geschirrtuch stellen, dann zerspringen sie nicht beim Einfüllen.
Den Stieltopf sauber spülen, mit Wasser füllen und dieses aufkochen. Die Deckel hineingeben und 10 Minuten auskochen. Mit dem Glasheber herausheben und mit der Innenseite nach unten ebenfalls auf das Geschirrtuch legen.
Das zweite Geschirrtuch nass machen und gut auswringen.

Einfüllen (wie bei Marmelade)
Den Einmachtrichter aufs erste Glas setzen, die siedend heiße Paste mit dem Schöpflöffel einfüllen und den Inhalt mit der Gabel umrühren, um allfällige Luftblasen zu "entfernen".
Trichter aufs nächste Glas setzen. Den Rand des befüllten Glases mit dem zweiten Geschirrtuch säubern und das Glas sofort verschließen.
Das nächste Glas befüllen etc.
Die Gläser während des Erkaltens nicht mehr bewegen. Der Deckel soll nach dem Erkalten in der Mitte eingesunken sein, dann ist im Glas ein Unterdruck entstanden. (Im Zweifelsfall mit dem Finger leicht über den Deckel fahren, dann fühlt man die Delle.)

Gläser beschriften und wenn möglich 3 Wochen ziehen lassen: man kann die Paste zwar auch frisch verwenden, sie "reift" geschmacklich aber noch nach. Angebrochene Gläser im Kühlschrank aufbewahren, sie halten sich dort mindestens zwei Monate.

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kaktus
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Beitrag von kaktus » 18. Aug 2016 04:14

Da ich den Aufwand für die Paste scheue, habe ich bisher immer nur die trockene Variante (also quasi Gemüsebrühenpulver) selber hergestellt. Hast du das auch schon mal probiert, und gibt es Gründe, die Paste vorzuziehen?

gemüse
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Beitrag von gemüse » 18. Aug 2016 04:58

Für mich schon: Die Paste verliert auch bei sehr langer Lagerung nicht an Aroma, und der Ofen, den ich seit einigen Jahren habe, packt bei dieser Menge das Trocknen nicht. (Ist ein normaler altmodischer Haushaltofen ohne Umluft.) Wie sind Deine Erfahrungen mit der Pulvervariante, vor allem auch, was die Kräuter betrifft?

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RoadOfBones
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Beitrag von RoadOfBones » 18. Aug 2016 10:40

Danke für das Rezept. Das werde ich mal ausprobieren.
Habe dieses Jahr bereits Tomatensoße und Essiggurken gemacht.... und jede Menge Marmelade.
In dem Rezept sind weder Lauch noch Zwiebeln aufgelistet - hat das einen speziellen Grund?
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kaktus
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Beitrag von kaktus » 18. Aug 2016 11:58

gemüse, mein Pulver enthält vermutlich weniger frische Kräuter als deine Paste. Da ich selber noch keine Paste hergestellt habe, habe ich, was den Aromaverlust der Kräuter bei Lagerung angeht, leider keine Referenzwerte, mir ist das jedenfalls bisher nicht negativ aufgefallen. Ich denke aber schon, daß das ein bedenkenswerter Punkt ist. Davon ab bin ich mit dem "Pulver" sehr zufrieden; ich denke, man braucht weniger Stauraum, da man das ganze Wasser nicht mit lagern muß, und braucht sich keine Gedanken zu machen wegen der Haltbarkeit angebrochener Gläser (wie gesagt weiß ich aber nicht aus eigener Erfahrung, wie problematisch das ist). Bei mir kommen übrigens auch die von RoadOfBones nachgefragten Lauchgewächse dazu und Knoblauch.

Ich trockne das Püree aus Energieeffizienzgründen übrigens nicht im Ofen, sondern streiche es dünn auf Kuchenblechen aus und lasse es einfach so bei Raumtemperatur trocknen. Bisher hat das immer gut funktioniert. Ein echtes Pulver erhalte ich allerdings nicht, da ich es zu mühsam finde, den getrockneten Brei zu pulverisieren. Ich breche die getrockneten Platten einfach in kleine Stückchen, das geht sehr viel schneller und ist für meine Zwecke genauso geeignet.

gemüse
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Beitrag von gemüse » 18. Aug 2016 20:45

RoadOfBones, ja, das hat zwei Gründe: Zum einen ist die Paste ohne diese Zutaten vielseitiger verwendbar (ich benutze sie auch zum Würzen). Zum anderen verändert sich mit Lauch-/Zwiebelgewächsen und auch mit Kohl der Geschmack nach dem Anbrechen der Gläser innerhalb weniger Wochen. (Weshalb, weiß ich nicht, vermute aber, es habe mit den Schwefelverbindungen und dem Sauerstoff zu tun.) Daher verzichte ich darauf. Wenn ich den Geschmack dieser Zutaten im Gericht haben möchte, gebe ich sie jeweils frisch bei, sie sind ja rund ums Jahr in guter Qualität erhältlich.

Kaktus, die Haltbarkeit der Paste ist eigentlich kein Problem. Während des stundenlangen Kochens ohne Deckel verdampft zwar nicht alles, aber doch sehr viel Wasser, und der Salzanteil ist hoch. Deine "Pulvervariante" klingt aber sehr interessant. Pürierst Du die Zutaten frisch und lässt sie dann nach dem Ausstreichen einfach so trocknen? Gibt das keine Probleme mit Fruchtfliegen? – Vielleicht magst Du das Rezept posten? Varianten und Alternativen sind was Feines :)

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Beitrag von kaktus » 20. Aug 2016 12:35

gemüse, ja, so mache ich das. Die Trocknung hat sich bisher problemlos gestaltet, d. h. das Getier hat sich ferngehalten. Ich vermute, es liegt am Salzgehalt.
Wenn es dich interessiert, kann ich bei Gelegenheit mal das Rezept herauskramen.

gemüse
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Beitrag von gemüse » 21. Aug 2016 02:45

Ja, es interessiert mich sehr. Wenn Du Zeit hast oder es Dir ohnehin in die Finger gerät, wäre Rezept toll – kein Stress :)

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RoadOfBones
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Beitrag von RoadOfBones » 4. Sep 2016 18:09

Ich hab das jetzt mal nachgekocht.... Mein Topf hat gerade so ausgereicht.
Bei dem Einkochen habe ich 2 Lorbeerblätter und 8 Wacholderbeeren mitgekocht und ich habe von der errechneten Salzmenge 1/3 weniger genommen.
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Gemüse
2016-09-04 15.59.32-640x360.jpg (83 KiB) 3702 mal betrachtet
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Beitrag von kaktus » 4. Sep 2016 23:21

gemüse, ich habe für das Brühenpulver kein Rezept gefunden, weshalb ich mit genauen Mengenangaben nicht dienen kann (ich mache sowas eher pi mal Daumen). Ich gebe daher mal mein Gedächtnisprotokoll wieder.

Man nehme Knollensellerie, Lauch, Möhren, Zwiebeln und evtl. Knoblauch im Mengenverhältnis, wie man es als Suppengrün verwenden würde. Ferner nehme man frische Kräuter nach Belieben und Verfügbarkeit (ich würde zumindest Petersilie, Schnittlauch und Liebstöckel empfehlen). Alles putzen und pürieren oder durch einen Fleischwolf drehen und anschließend abwiegen. Je 100 g Gemüsemasse 10 g Salz zugeben sowie nach Augenmaß Pfeffer und etwaige getrocknete Gewürze wie z. B. Muskat, Cayennepfeffer oder Kräuter, die man frisch nicht auftreiben konnte. Alles gut vermischen und den Brei dünn auf Kuchenblechen ausstreichen und trocknen lassen, evtl. Backpapier unterlegen. Nach erfolgter Trocknung kann man die Masse in Stückchen ablösen. Wer möchte, zermahlt diese noch zu Pulver, es geht aber auch so.

Das fertige Brühenpulver ist für mein Empfinden nicht besonders salzig, wodurch es recht universell einsatzbar ist. Wer nicht getrennt nachsalzen möchte, kann den Salzanteil nach Gusto erhöhen. Weiter kann man natürlich auch noch Tomaten, Paprika, Pilze, Ingwer etc. hinzufügen, je nach gewünschter Geschmacksrichtung.

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