Freund und Feind im öffentlichen Diskurs "Tiernutzung"

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Mokiscrofa
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Freund und Feind im öffentlichen Diskurs "Tiernutzung"

Beitrag von Mokiscrofa » 16. Jun 2018 00:53

Der öffentliche Diskurs über die Tiernutzung in Deutschland wird in den Medien häufig durch zwei diametrale Positionen beschrieben. Die extremen Veganer (ich meine das nicht wertend, sondern nur eben die äußerste, einnehmbare Haltung) und die Anderen. Dass der Diskurs aber durch diverse Positionen gekennzeichnet ist, wird selten erwähnt. Dieses Dualistische Bild stärkt die Position der Massentierhaltungsindustrie, wird aber von der Gegenseite mit aufrechterhalten.
Es ist mir ein Anliegen, die Positionen zu differenzieren und Gemeinsamkeiten zu finden, damit die Kompromissbereiten Kompromisse finden können. Im Diskurs um die Massentierhaltung sind immerhin Zwei Drittel der Deutschen Verbündete des Veganismus.(Forsa Umfrage 2017)

Menschen tendieren dazu Informationen so herauszusuchen, dass sie zu ihrer vorher feststehenden Meinung passen. Das geschieht äußerst affektiv und irrational. Das Vermeiden kognitiver Dissonanzen ist im Übrigen eine Eigenschaft die Veganer und Fleischesser teilen. Veganer haben jedoch im Unterschied zu Fleischessern ihre Einstellung zum Fleischessen bereits einmal revidiert, da sie (fast) alle mal Fleisch gegessen haben.
Ist ein Fleischesser jetzt mit seinem Fleischkonsum konfrontiert wird er Folgendes tun; er wird sich einen hypothetischen Veganer/Vegetarier konstruieren und alles daransetzen diesen zu widerlegen. (Deswegen sind auch die meisten Argumente nicht für das Fleischessen, sondern gegen den Veganismus). Die Konstruktion des hypothetischen Veganers erfolgt anhand von Stereotypen aus dem öffentlichen Diskurs. Der Fleischesser kann jetzt ganz einfach Argumente wie "in Notsituationen ist Fleischessen okay"/"unbefruchtete Eier vom glücklichen Huhn" dazu (miss-)brauchen anderer Meinung zu sein. Da er jetzt den hypothetischen Veganer "widerlegt" hat, kann er guten Gewissens weiterhin Fleisch im Supermarkt kaufen. Der extreme Veganer hat ihm also indirekt Argumente geliefert. Würde man klar zwischen veganen Positionen unterscheiden, würde dem Fleischesser dieser kognitive Trick nur noch schwer gelingen.
Daher bitte ich die Veganer, die eine extreme Position beziehen, auch in Gesprächen mit Fleischessern klar zu machen, dass die Meinungen unter Veganern divergieren. Vor allem aber, sich selbst klar zu machen, dass nicht jeder der Tierprodukte konsumieren würde in eine Kategorie gehört. Es gibt Menschen die sich zwar vegan ernähren, aber trotzdem bereit wären Tierprodukte unter gewissen Bedingungen zu konsumieren. Sie sind nur gezwungen vegan zu essen, da diese Bedingungen selten Realität sind. Von so einer Position lässt sich ein Fleischesser auch wesentlich leichter überzeugen, als von einer Position die den Konsum von Tierprodukten kategorisch ablehnt.
Leider ist es so, dass sowohl extreme Veganer als auch Fleischesser diesen vegan lebenden Menschen es absprechen "echte" Veganer zu sein.(so wie es mir geschehen ist) Und das, obwohl sie vegan konsumieren(!).

Genauso divers ist es auch unter den Fleischessern. Ein Jäger - häufig das ultimative Feindbild unter extremen Veganern - ist etwas komplett anderes als ein Tierfabrikindustrieller. Die meisten Jäger verachten die Massentierhaltung genauso wie jeder Veganer. Natürlich ist es vollkommen richtig die Jagd zu kritisieren, da es leidfreiere Wege gäbe den Wildbestand zu regulieren, wenn er denn reguliert werden muss. Aber wenn die extremen Veganer den Jäger, den Tierfabrikindustriellen, den Vegetarier und den vegan lebenden relativen Veganer in eine Gruppe sortiert, dann schaden sie der öffentlichen Debatte enorm.
Der extreme Veganer ist eine Figur an dessen Aufrechterhaltung die Massentierhaltungsindustrie stark interessiert ist. Sie wollen den Streit zwischen Veganern, Jägern, Vegetariern usw. Denn solange die extremen Veganer jeden zum Feind erklären, vereinigt sich niemand gegen die Massentierhaltung.
LG Mokiscrofa

Balthazar2026
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Beitrag von Balthazar2026 » 18. Jun 2018 08:00

Schöner geordneter Gedankengang und nachvollziehbare Argumentation.
Deckt sich mit meinen Erfahrung im Gespräch mit Omnies und Veganern.

Daher stellt sich für mich die Frage an welcher Stelle jetzt die Diskussion beginnen soll?

Im Grunde kann man kaum widersprechen wenn man alle Seiten zu Mäßigung aufruft und einen aufgeschlossenen offenen Dialog fordert.
Kann man nur Hardliner mit triggern.

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Akayi
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Beitrag von Akayi » 18. Jun 2018 08:50

Mit Verständnis für Jäger rennt man hier eh offene Türen ein.
recherchiert, was rechtlich so möglich ist

Balthazar2026
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Beitrag von Balthazar2026 » 18. Jun 2018 08:58

Akayi hat geschrieben:Mit Verständnis für Jäger rennt man hier eh offene Türen ein.
Da hab ich aber bislang glaube ich nicht mehr als 2-3 Stimmen gehört die der Jagd mehr oder weniger offen gegenüberstehen.
Wobei es ja teilweise schon als "pro-jagd" gewertet wird wenn man eingesteht das die Frage der (natürlichen) Population in einer so aus dem Gleichgewicht gebrachten Kulturlandschaft
nicht leicht zu beantworten ist ...

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Akayi
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Beitrag von Akayi » 18. Jun 2018 09:47

Dann liest du hier nicht aufmerksam mit. Einer der User war immerhin so konsequent pro-Jagd dass er dass mit dem Veganismus gleich sein ließ.
recherchiert, was rechtlich so möglich ist

Mokiscrofa
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Beitrag von Mokiscrofa » 18. Jun 2018 13:19

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Zahl der Hardliner (oder wie ich sie nenne "extreme Veganer") garnicht so gering ist. Daher wollte ich mit dem Beitrag mal meinen Gedanken dazu äußern. Es ist eben nicht jeder Veganer wie der andere. Und bei den Fleischessern ist das auch nicht anders. Es gibt nicht den Fleischesser.

Aus eigener Erfahrung habe ich häufig festgestellen können, dass die Unterscheidung zwischen Vegan und Nichtvegan wenig Sinn macht, wenn die verschiedenen Positionen des Diskurses benennen möchte. Ich halte es daher für sinnvoll die Positionen besser zu differenzieren, anstatt nur von zwei Seiten zu sprechen.

Zum Thema Jagd habe ich auch schonmal etwas geschrieben, wenn es jemanden interessiert, kann ich das hier auch nochmal posten und zur Diskussion freigeben. Es ging dabei um die Frage, ob das Essen von Wildfleisch ethisch ist oder nicht. Der Beitrag wurde an anderer Stelle sehr kontrovers aufgenommen ;)
LG Mokiscrofa

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somebody
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Beitrag von somebody » 18. Jun 2018 14:13

Hi Mokiscrofa, das Thema Jagd finde ich hochinteressant. Einerseits stehe ich der Jagd prinzipiell ablehnend gegenüber, andererseits habe ich nur sehr vage Vorstellungen, wie regulierungsbedürftige Ökosysteme in der Praxis tierleidsfrei reguliert werden könnten.
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Akayi
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Beitrag von Akayi » 18. Jun 2018 14:15

Bitte nicht. Das wurde hier schon oft genug breitgetreten und es wissen langsam alle dass Wild eine klasse vegane Alternative zum Seitanbraten darstellt.
recherchiert, was rechtlich so möglich ist

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Beitrag von somebody » 18. Jun 2018 16:18

Akayi, eine weitere trollige Diskussion halte ich auch nicht für sinnvoll.

Was hier in hessischer Provinz als Jagd praktiziert wird, ist organisierter Tiermord aus Freude am morden & schadet dem Ökosystem. Vermutlich ist das anderswo in D nicht anders.
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