FörsterInnen

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illith
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FörsterInnen

Beitrag von illith » 28. Mai 2008 16:21

ich machte seinerzeit mal ein praktikum bei einem förster (leicht hippiehafter hünen-typ). als der spitzkriegte, dass ich veganerin bin, war der sehr skeptisch, weil er diese gattung wohl nur daher kannte, dass die die jagdhundeprüfungen stören ;)
mich würde mal interessieren, inwieweit försterliches treiben (ganz sachlich) im wald gutzuheißen ist. ich bezieh mich da natürlich besonders auf die jagd.
klar, tiere aus sportlichem ehrgeiz abzuknalle ist einfach :down:
aber es wird ja immer wieder der aspekt angeführt, dass förster und försterinnen für die gesunderhaltung des waldes sorgen.
tiere zu töten, um keine wirtschaftlichen einbußen bei der holzgewinnung zu erleiden, ist für mich ebenfalls :down: aber wie ist das mit der ökologischen komponente? natürliche fressfeinde zumindest für rehe u.ä. getier fehlen ja weitgehend (demmensch seis gedankt). könnten die daher tatsächlich einen wald zu grunde richten?
wie steht es mit borkenkäfern & co? (die afaik vor allem eine so große gefahr darstellen durch die von menschenhand erzeugten monokultur-wälder)

desweiteren wird oft argumentiert, dass vor allem die kranken und alten tiere abgeschossen würden, damit de rbestand stark und gesund bleibt. da stellt sich mir die frage: wäre es wirklich schlimm, wenn der bestand eben ein bisschen "schwächeln" würde?

auf der anderen seite stellen förster ja im winter auch futterraufen auf, wenn die nahrung knapp wird.
ist es vlt doch das kleinere übel, wenn die tiere über den winter gefüttert werden und dann einige im rest des jahres geschossen werden, anstatt dass keine geschossen werden, aber die schwächeren dann im winter verhungern oder erfrieren (was ich mir schlimmer vorstell, als erschossen zu werden)?

das sind so die gedanken und fragen, die mir zum thema im kopf rumgehen, was denkt/meint/wisst ihr dazu?
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Marla
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Beitrag von Marla » 28. Mai 2008 18:50

Hmm... also ich find das ziemlich interessant, um solche Dinge hab ich mir auch schon häufiger Gedanken gemacht...
mich würde mal interessieren, inwieweit försterliches treiben (ganz sachlich) im wald gutzuheißen ist
Also ich denke das kommt vor allem auf den Förster an. Ich hab mal einen kennengelernt, der war sehr im Umweltschutz engagiert. Er hat so Sachen gemacht wie Totholz stehen gelassen (und nicht rausgeholt oder auf dem Boden gelegt, das macht nämlich ein Unterschied für die Tiere), viele verschiedene (einheimische) Arten gepflanzt, die heutzutage häufig vergessen werden (z.B. Eibe, Elsbeere,...), einen ehemaligen Hutewald, den er in seinem Waldbereich entdeckt hatte, wiederhergestellt (Lebensraum für viele vom ausgesterben bedrohte Tiere wie den Erimit, Mittelspecht), versucht möglichst viel als FFH-Schutzgebiet auszuweisen,.... Der hat den Wald nicht nur als "Anbaufläche von Holz" verstanden. Mit solchen Aktionen hat er sich immer wieder das Missfallen seiner Vorgesetzten auf sich gezogen, aber das war ihm weitestgehend egal.
Es gibt aber auch ganz andere. Ich war letztens im Sauerland wanderen und dort sind extrem viele Bäume (Fichten) von Kyrill umgeworfen worden. Und was findet sich neben diesen Sturmflächen? Neue Fichten. SChön angepflanzt in einer Reihe. Da konnte ich echt nur den Kopf schütteln...

Ich denke mal als Förster kann man schon viel machen im Bezug auf den Umwelt/Naturschutz, wenn man nur will.
Das was ich jetzt geschrieben hat, hat zwar nicht viel mit Jagd zu tun, aber eben mit dem Schutz von anderen, oft nicht beachteten Tieren. Ich finde das ist auch wichtig.
könnten die [Rehe] daher tatsächlich einen wald zu grunde richten?
Ich denke mal zu Grunde richten nicht, aber sie sorgen für deutliche Artenverarmung. Wild liebt beispielsweise die Knospen von Tannen, weswegen man in Gebieten, in denen es viel Wild gibt, kaum Tannen findet oder nur solche, die extrem klein sind, obwohl sie schon ziemlich alt sind. Und wenn sie keine Tannen finden, dann gehen sie auch an Fichten oder andere Bäume und das finden natürlich die Förster nicht toll, weil sie ja große Bäume wollen und keine kleinen verbissenen.
wie steht es mit borkenkäfern & co?
Borkenkäfer sind meines erachtens ziemlich mies. Wenn die mal den Wald befallen haben, wird man sie nur schwer wieder los. Das ist bei Mischkulturen nicht sooo schlimm (natürlich auch nicht toll), weil eine Borkenkäferart immer nur eine Art von Baum befällt, aber in Monokulturen ist das natürlich ein Problem. Dann ist der ganze Wald zerstört und es braucht ewig, bis dort sich wieder natürlicher Wald ansiedeln würde, da es ja auch keine neuen Pollen und kein Schutz von alten Bäumen gibt. Deshalb kann ich Förster nicht verstehen, die Monokulturen fördern...
ist es vlt doch das kleinere übel, wenn die tiere über den winter gefüttert werden und dann einige im rest des jahres geschossen werden, anstatt dass keine geschossen werden, aber die schwächeren dann im winter verhungern oder erfrieren (was ich mir schlimmer vorstell, als erschossen zu werden)?
Das find ich eine schwierige Frage. Ich denke auch, erfrieren/verhungern ist deutlich schlimmer als erschossen zu werden, aber das ist halt der natürliche Weg. Ich bin gegen Zufütterung, weil man dadurch die Tiere abhängig macht und sie es "verlernen" richtig Nahrung zu suchen. Auch wenn das grausam ist, aber ich finde es nicht gut so viel in den natürlichen Zyklus einzugreifen. Dabei ist natürlich zu bedenken, das man den Tieren auch einen natürlichen Wald bieten sollte mit genug natürlichem Futter und keine artenarme Monokulturen. Diesen findet man heutzutage aber extrem selten...

Hmm... das war jetzt nicht so richtig viel zum Thema Jagd, aber viel drumherum. Allgemein würd ich dir zustimmen, ich bin gegen Jagd aus sportlichen Gründen, aber wenn es für einen Wald naturschutztechnisch besser ist, kann ich es tollerieren.

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