Kastration (Haustiere und freilaufende Hunde/Katzen)

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Simsa
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Beitrag von Simsa » 27. Jun 2014 19:38

Ehrlich? Die meisten kastrierten Hunde die ich kenne sind keinen Deut "sozialer" oder nicht als unkastrierte.
Der Hund meiner Arbeitskollegin ist kastriert, futterneidisch bis zum geht nicht mehr und man muss tierisch aufpassen, wie man ihm welchen Hund vor die Nase setzt damit der bloß nicht ausflippt.
Mein Hund ist unkastriert und ich kann ihm trotzdem alles und jeden vor die Nase setzen. Er deeskaliert sofort (schaut zur Seite, dreht ihm die Körperseite zu...).

Und das ist jetzt nur das Beispiel, dass mir spontan einfällt.
Wenn ich genau darüber nachdenke kenne ich sogar wesentlich (!) mehr kastrierte, unsoziale Hunde als kastrierte. Von den oft so zickigen Hündinnen reden wir hier noch gar nicht...

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slartibartfaß
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Beitrag von slartibartfaß » 27. Jun 2014 20:17

Vermutlich ist das so wie beim Menschen: das Sozialverhalten ist nicht alleine vom Sexualtrieb abhängig... =)
Wellen des Paradoxen rollten über das Meer der Kausalität (...) an dieser Stelle gibt die normale Sprache auf, besucht die nächste Kneipe und gießt sich einen hinter die Binde.

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Kim Sun Woo
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Beitrag von Kim Sun Woo » 27. Jun 2014 20:23

wobei diesen Mythen hinsichtlich "zickiger Hündinnen" (btw: super bescheuert auch, daß selbst bzgl. Hunden der übliche Sexismus ganz normal ist: bei Rüden spricht kaum jemand davon, daß sie "zickig" sind) mit der Realität meiner Erfahrung nach auch nur bedingt zu tun haben.

ich meine sowas wie "wenn sich zwei Hündinnen kloppen dann ist das nicht so harmlos wie bei Rüden sondern geht immer bis zum bitteren Ende!" - äh.... nein?!
Man hat jeden Tag die Chance die bestmögliche Version von sich selbst zu sein. ♥

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Rosiel
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Beitrag von Rosiel » 27. Jun 2014 21:29

Meine Erfahrung bei Ratten und Hunden ist allerdings eher, dass sich Männchen eher miteinander arrangieren können, nachdem sie mal ausgeprügelt haben, wer der Boss ist. Bei den Rattenmädels, wie bei den Hündinnen, die ich kenne, ist Hopfen und Malz verloren, wenn sie sich auf ein anderes Weibchen eingeschossen haben.

Ich hab im letzten Jahr bei 4 Rüden (alle 4-5 Jahre alt) erlebt, wie sie nach der Kastra deutlich verträglicher mit anderen Rüden wurden und nicht mehr den sterbenden Schwan miemen, wenn die Nachbarshündin läufig ist.

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Rena
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Beitrag von Rena » 27. Jun 2014 22:10

Absolut!
Meine beiden Rüden haben sich am Dienstag gekloppt. Terrier musste nw megadicke Hose machen und der grosse Braune hat ihm derart eins verpasst,dass ich zum TA musste. Der Zwerg hat geschrien,als ob er sterben würde. Jetz gerade liegen beide bei mir auf dem Sofa :mg:
Inzwischen sind übrigens beide kastriert,was den Streitereien einiges an Energie genommen hat. Ein genereller beführworter bin ich trotzdem nicht. Ich hätte sie auch gerne intakt gelassen,aber der Hausfrieden geht halt vor.

Mit Hündinnen geht so etwas selten so gut aus. Ich kenne einge beispiele,wo sich Hündinnen nach einer Beisserei nicht mehr übern Weg laufen durften.

Generell sozialer sind kastrierte Hunde nicht. Eine gewisse sexuelle Rivalität ist ja auch nicht unsozial,sondern nur unpraktisch,für den Halter. Mein Zwerg pöbelt,scharrt und protzt übrigens ohne Eier immer noch genauso,wie vorher. Dem Grossen dagegen hat es enorm Stress genommen,weil er eh schon Probleme mit allem auf der Welt hat.
menschen,Hunde,Lärm....alles will ihn fressen oder zumindest angreifen. Ein echter Depri-Deprivationstyp und sexuelle Konkurrenz war noch ein zusätzlicher Stressor,dessen fehlen ihm sichtlich geholfen hat.

Unsichere Rüden sind eigentlich keine Kastratypen. Sollte alles noch schlimmer machen und das ist hier definitiv nicht eingetreten.
Wer garniert ist zu doof zum anrichten.

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Kim Sun Woo
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Beitrag von Kim Sun Woo » 27. Jun 2014 22:49

"Beißerei" und "sich kloppen" ist meines Erachtens auch bereits nicht das Gleiche.

(Zweiteres ist für mich sowas wie diese kurzen "Raufereien", die im Regelfall nicht einmal zehn Sekunden dauern und bei denen die Geschichte dann auch wieder erledigt ist - in vielen Fällen damit, daß einer der Beteiligten sich "ergibt").
Man hat jeden Tag die Chance die bestmögliche Version von sich selbst zu sein. ♥

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Tica
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Beitrag von Tica » 27. Jul 2014 10:52

Unsere Katze haben wir aus mindestens 2. Hand und sie war schon kastriert. Da wir ländlich wohnen, sie somit meist draußen ist und es hier vor intakten Katern nur so wimmelt, ist das so in Ordnung. Wir hätten es sicher auch machen lassen, wenn sie unkastriert zu uns gekommen wäre. Es laufen einfach zuviele Miezen herum.

Unsere Bernhardiner/Berner Sennen-Mix Hündin ist 2 Jahre alt und wird unkastriert bleiben. Wir hatten es mal erwogen, da sie in den ersten beiden Läufigkeiten extrem gelitten hat. Demnächst steht die 4. an und es graut mich jetzt schon. Aber wir wollen homöopathische Mittel versuchen um ihr das ganze zu erleichtern. Das Nervigste ist die Futterverweigerung. Sie frißt über Wochen wenn es gut geht die Hälfte dessen was sie sollte. Ich hoffe es wird mit den Globulis jetzt besser werden.
Über Verhütung müssen wir uns keine Gedanken machen. Unsere Große ist sozusagen Selbstverhütend :D Sie läßt selbst in den Stehtagen keinen Rüden an sich heran. Sie mag generell keinen Hund an ihrem Hinterteil. (Wahrscheinlich weil sie als Welpe zweimal gebissen wurde.)

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Gerlinde
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Beitrag von Gerlinde » 27. Jul 2014 11:29

Eine Kastration nutzt primär den menschlichen Interessen.

Unsere Katze wurde früh kastriert und sie war zeitlebens eine missgelaunte Zicke mit besonderen Agressionen anderen weiblichen fruchtbaren Katzen gegenüber. Ihr gegenüber war der Eingriff unfair, sie hätte wenigstens 1x Nachwuchs haben sollen.

Die Hündin wurde erst spät kastriert (wegen Gebärmuttervereiterung). Danach war sie zwar mit anderen Hündinnen verträglicher, hat aber merkbar den Spaß am Umgang mit anderen Hunden verloren. Sie hätte an Lebensqualität verloren, wenn sie füh kastriert worden wäre - obwohl sie nie trächtig war.

Es ist der Mensch, der seine Interessen in den Vordergrund stellt.
Unser Ziegenbock war schon kastriert; ich bin aber sicher, ohne Kastration. wäre ein Umgang mit ihm sehr schwierig.
Ich kenne einen Ziegenbock, der muss sein Leben in einer Box fristen, während die Herde draußen ist.

Ich kenne Wallache, die wären als Hengst von einem Menschen nicht zu beeinflussen.
Hengst und Stier isoliert in Zuchtstationen, sind für Menschen noch zugänglich.
Leben sie im Herdenverband, dann entwickeln sie ein Schutz- und Abwehrverhalten, da kommt Mensch irgendwann nicht mehr dagegen an.

Kastration ist ein wesentlicher Bestandteil, Tiere für Mensch umgänglicher zu machen.
Man muss nicht über jedes Stöckchen springen ....

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Rena
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Beitrag von Rena » 27. Jul 2014 11:48

Gerlinde hat geschrieben: Unsere Katze wurde früh kastriert und sie war zeitlebens eine missgelaunte Zicke mit besonderen Agressionen anderen weiblichen fruchtbaren Katzen gegenüber. Ihr gegenüber war der Eingriff unfair, sie hätte wenigstens 1x Nachwuchs haben sollen.
Und deren weibliche Nachkommen auch und die danach ....
Hmpf! Weiss ja nicht.

Ich kenne mich jetz nicht mit Stieren aus,aber Hengste gibt es durchaus welche,die im Herdenverband auch umgänglich bleiben. Bei deutschen Warmblütern z.B ist das aber eben schon lange kein Zuchtkriterium mehr. Ein Hengst lebt selten bei "Normalos" sondern eher in Beschälerstationen etc und wird dort von Profis trainiert. Der muss leistung bringen und nicht umgänglich sein. Daher ist das wohl etwas anders als z.B bei den Spaniern,die eben meist als hengste gehalten werden,wenn auch nicht generell artgerecht.

Generell stimmt es natürlich,dass eine Kastra den ZUsammenleben des Tieres mit dem Menschen und dessen Nutzung des Tieres entgegen kommt.
Wer garniert ist zu doof zum anrichten.

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Gerlinde
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Beitrag von Gerlinde » 27. Jul 2014 11:59

Rena hat geschrieben: Und deren weibliche Nachkommen auch und die danach ....
Hmpf! Weiss ja nicht.
Natürlich hast Du Recht, als Freigänger wurde sie ja genau deshalb kastriert. Dennoch wurde ihr als Individuum (durch mich) Unrecht getan - auch wenn sie ihre Geschwister (halbwilde Bauernhofkatzen) um Jahre überlebt hat.
Man muss nicht über jedes Stöckchen springen ....

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