Moralisches Dilemma

Diskussionen pro & contra
Benutzeravatar
Thask
Beiträge: 280
Registriert: 14.12.2013
Wohnort: Bonn

Beitrag von Thask » 15. Jan 2014 11:15

Ich finde man muss in dieser Situation in der ein moralisches Dilemma auftritt sehr stark differenzieren.
Man kann das so salopp und allgemeinernd garnicht beantworten. Zumindest ist es in meinem Wertesystem so. Wertesysteme sind ja immer rein subjektiv und stets etwas total persönliches.
Moralische Dilemma entstehen wenn es auf Anhieb keine Lösung gibt die mit den Werten übereinstimmt so das das eigene Verhalten konträhr zu den Werten stehen könnte. Handelt man gegen seine Werte gibt es ein schlechts Gewissen. Deshalb würde ich in solchen Situationen stets Wertekonform handeln, aber wie gesagt muss man unterscheiden.

Stände ich z.B. vor der unabdingbaren Entscheidung ob ich 2 Wesen retten müsste und egal was ich täte ich könnte wirklich nur eines retten käme es auf den moralischen Wert an den dieses Wesen in meinem subjektiven Empfinden hat.
Wären es z.B. ein Kaninchen und Hitler würde ich das Kaninchen retten.
Wäre es ein fremder Mensch und einer den ich kenne würde ich sehr wahrscheinlich die bekannte Person retten.
Man muss da also wirklich total stark differenzieren. Es ist zwar irgendwie asozial da eine Entscheidung zu treffen, aber besser als beide sterben zu lassen.
"Wer so tut, als bringe er die Menschen zum Nachdenken, den lieben sie.
Wer sie wirklich zum Nachdenken bringt, den hassen sie."
- Aldous Huxley

Benutzeravatar
Kim Sun Woo
Recherche und Archiv
Beiträge: 18792
Registriert: 09.09.2008
Wohnort: Ruhrgebiet

Beitrag von Kim Sun Woo » 15. Jan 2014 11:46

wobei selbst das auf äußere Umstände ankäme, oder nicht. müßte ich mich bei dem berühmt-berüchtigten Haus zwischen meiner alten Oma und einem mir fremden Kind entscheiden, würde ich mich zumindest in der Theorie schweren Herzens gegen meine Oma entscheiden.
Man hat jeden Tag die Chance die bestmögliche Version von sich selbst zu sein. ♥

simon
Beiträge: 98
Registriert: 07.01.2014

Beitrag von simon » 15. Jan 2014 12:26

Interessant finde ich ja in diesem Zusammenhang das Trolley Dilemma. Also wenn man die Möglichkeit hat ein Zuggleis so umzustellen, dass ein außer Kontrolle geratener Zug statt 5 Menschen nur einen tötet. Zunächst ist man geneigt dies als richtige Handlung einzustufen. Wenn man sich dagegen den Fall vorstellt, dass ein Mensch geschlachtet wird um seine Organe an 5 sterbende Patiente zu verteilen und deren Leben zu retten erscheint einem das plötzlich total falsch. Dabei sind beide Fälle ähnlich gelagert: In beiden Fällen wird durch ein aktives Handeln ein Mensch getötet und 5 andere gerettet.

Der einzige Unterschied besteht darun, dass die jeweilige Aktion in unterschiedlichem Maße sozial geächtet ist. Das Umlegen eines Gleis-Schalters ist eine Handlung die intuitiv nicht negativ besetzt ist. Das auseinander schnippeln eines Menschen zur Verwendung dessen Organen nehmen wir aber intuitiv als Mord wahr und assoziieren soziale Ächtung mit diesem Verhalten. Nur das ist es was das eine intuitiv richtig erscheinen lässt während das andere intuitiv falsch erscheint - obwohl es streng genommen wirklich genau dasselbe ist.

Genau genommen ist es sogar so: Der Faschismus (das Opfern einer Person für viele) ist grundsätzlich sozial akzeptabel solange garantiert ist, dass er sich nur auf eine streng eingegrenzte Gruppe bezieht (in diesem Falle den auf dem Gleis befindlichen Einzelnen der sich in einer Sondersituation befindet die für den allgemeinen Durchschnittsmenschen nicht relevant ist). Sobald sich der Faschismus auf die Allgemeinheit bezieht, etwa dann wenn man willkürlich einzelne für die Operation von mehreren tötet ist die Handlung sozial geächtet, denn dann könnte sie jeden betreffen.
Zuletzt geändert von simon am 15. Jan 2014 12:32, insgesamt 1-mal geändert.

Benutzeravatar
Thask
Beiträge: 280
Registriert: 14.12.2013
Wohnort: Bonn

Beitrag von Thask » 15. Jan 2014 12:30

Genau. Das Abwägen in so einer Situation kann sehr schwer sein und wahrscheinlich zermartert man sich dann danach noch ewig den Kopf darüber (außer bei Hitler, der hätte es verdient. ;))
Hoffen wir mal das wir möglichst nicht in so eine Situation kommen.
"Wer so tut, als bringe er die Menschen zum Nachdenken, den lieben sie.
Wer sie wirklich zum Nachdenken bringt, den hassen sie."
- Aldous Huxley

simon
Beiträge: 98
Registriert: 07.01.2014

Beitrag von simon » 15. Jan 2014 12:35

Thask hat geschrieben:Genau. Das Abwägen in so einer Situation kann sehr schwer sein und wahrscheinlich zermartert man sich dann danach noch ewig den Kopf darüber (außer bei Hitler, der hätte es verdient. ;))
Hoffen wir mal das wir möglichst nicht in so eine Situation kommen.
Hitler ist glaube ich einfach Opfer des Zeitgeists seiner Gesellschaft sowie seiner eigenen Minderwertigkeitskomplexe gewesen. Es ist genauso wie z.B. Schulamokläufer. Dies sind nicht in sich böse oder so. Es sind einfach total verzweifelte und an sich selbst zweifelnde Menschen die die Außenwelt als massiv feindlich ihnen gegenüber ansehen. Hitler tut mir einfach nur leid. Ich habe keinen Hass für ihn. Ich verurteile niemanden.

Benutzeravatar
Kim Sun Woo
Recherche und Archiv
Beiträge: 18792
Registriert: 09.09.2008
Wohnort: Ruhrgebiet

Beitrag von Kim Sun Woo » 15. Jan 2014 12:51

@simon
die beiden Situationen sind ja auch in der Theorie schon überhaupt nicht dasselbe. wenn jemand getötet wird um seine Organe zu "verteilen" ist das in keinster Weise das gleiche wie ein Unfall bei dem man "Schadensbegrenzung" betreibt.


edit: deine WW2/Holocaust Verweise sind übrigens komisch.
Man hat jeden Tag die Chance die bestmögliche Version von sich selbst zu sein. ♥

simon
Beiträge: 98
Registriert: 07.01.2014

Beitrag von simon » 15. Jan 2014 12:54

Kim Sun Woo hat geschrieben:@simon
die beiden Situationen sind ja auch in der Theorie schon überhaupt nicht dasselbe. wenn jemand getötet wird um seine Organe zu "verteilen" ist das in keinster Weise das gleiche wie ein Unfall bei dem man "Schadensbegrenzung" betreibt.
Das aktive Umlegen eines Gleisschalters ist kein Unfall ;) Es besteht in der Praxis kein Unterschied darin, ob du jemanden tötest indem du einen Gleisschalter umlegst oder ob du jemanden tötest indem du den Abzug einer Pistole umlegst. Durch ein aktives, bewusstes und freiwilliges Tun deinerseits kommt ein Mensch zu Tode um das Leben anderer zu retten. Das ist exakt dasselbe abgesehen von der sozialen Ächtung von solchen Handlungen die quasi jeden treffen könnten.

Angenommen der Zug würde auf eine freie Strecke zurasen und du würdest den Hebel umstellen so dass er stattdessen einen Arbeiter tötet. Dann wäre dies ganz klar ein Totschlag und du würdest in vollem Umfang des Gesetzes dafür zur Verantwortung gezogen. Das zeigt, dass die Handlung die man da unternimmt eben nicht einfach nur ein "Unfall" ist. Man tötet sehr wohl ganz bewusst einen Menschen zur Rettung von anderen.

Benutzeravatar
Kim Sun Woo
Recherche und Archiv
Beiträge: 18792
Registriert: 09.09.2008
Wohnort: Ruhrgebiet

Beitrag von Kim Sun Woo » 15. Jan 2014 13:21

@simon
stellst du dich jetzt absichtlich auf begriffsstutzig? der "Unfall" ist in dem Fall offensichtlich das außer Kontrolle geraten des Zuges. dem stellst du aber eine bewußte Tötung gegenüber, bei der das Ziel die Entnahme von Organen ist. inwiefern soll das bitte gleich zu beurteilen sein?
Man hat jeden Tag die Chance die bestmögliche Version von sich selbst zu sein. ♥

simon
Beiträge: 98
Registriert: 07.01.2014

Beitrag von simon » 15. Jan 2014 13:31

Kim Sun Woo hat geschrieben:@simon
stellst du dich jetzt absichtlich auf begriffsstutzig? der "Unfall" ist in dem Fall offensichtlich das außer Kontrolle geraten des Zuges. dem stellst du aber eine bewußte Tötung gegenüber, bei der das Ziel die Entnahme von Organen ist. inwiefern soll das bitte gleich zu beurteilen sein?
Das Umschalten des Zuggleises so dass es den einen trifft ist also deiner Ansicht nach keine bewußte Tötung eines Menschen? Also wenn auf der Strecke auf die der Zug läuft niemand wäre und ich würde das Gleis so umstellen, dass es statt niemandem den einen tötet, dann wäre das keine bewusste Tötung, weil das Außer-Kontrolle-Geraten des Zuges nur ein Unfall ist und somit meinem Handeln jegliche Relevanz nimmt?

Benutzeravatar
Kim Sun Woo
Recherche und Archiv
Beiträge: 18792
Registriert: 09.09.2008
Wohnort: Ruhrgebiet

Beitrag von Kim Sun Woo » 15. Jan 2014 13:33

Kim Sun Woo hat geschrieben: stellst du dich jetzt absichtlich auf begriffsstutzig?
:P
Man hat jeden Tag die Chance die bestmögliche Version von sich selbst zu sein. ♥

Antworten