Schnabel kupieren ( stutzen ) bei Bio-Hühnern

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Alexey
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Schnabel kupieren ( stutzen ) bei Bio-Hühnern

Beitrag von Alexey » 5. Mai 2014 11:27

Hallo zusammen,

kürzlich habe ich gelesen das bei Hühnern (konventionelle und bio) der Schnabel in der Haltung gestutzt oder wie man auch sagt kupiert wird.
Dann hab ich von der Verbraucherzentrale einen Artikel gelesen nachdem Bio-Hühner nach Bioland, Demeter, etc. den Schnabel nicht kupiert kriegen.
Weis jemand was nun stimmt?

Danke und Gruß,
Alexey

Vegan.ch
....Da die Haltebedingungen sowohl in der Boden- als auch in der Bio- oder Freilandhaltung in der Regel nicht den Bedürfnissen der Hennen entsprechen, kommt es in den Ställen, Hallen und auf der Wiese oft zu Kämpfen, gegenseitigem Federn ausrupfen oder gar Kannibalismus. Um die Folgen dieser Verhaltensstörungen zu mindern, wird durch sogenanntes Touchieren der Haken am Oberschnabel entfernt...
Verbraucherzentrale:
Gesundheit: Kein prophylaktischer Arzneimitteleinsatz, doppelte Wartenzeit zwischen Anwendung und Schlachtung, kein Kupieren der Schnäbel. Zusätzlich Bioland: Ausschlussliste für Tierarzneimittel. Zusätzlich bei Biopark, demeter, gäa, Naturland: Beschneiden der Flügel verboten.

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Gerlinde
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Beitrag von Gerlinde » 16. Mai 2014 23:37

Hallo Alexey,
hat leider etwas gedauert.

Der Begriff "Bio" ist nicht geschützt und sdagt wenig.
In der EU gibt es eine Öko-Verordnung mit Label und Kontrollorganisationen.
Anbauverberbände wie Bioland oder Demeter haben darüber hinaus teilweise noch strengere Vorschriften,
Ob "EG-Öko" muss deklariert werden.
Die Schweiz ist kein EU-Land. daher sind Veröffentlichungen von dort nicht zwingend übertragbar.

Die VO (EG) Nr 889/2008 ist eine Durchführungs-Verordnung,
da heißt es:

Artikel 18
Umgang mit Tieren
(1) Eingriffe wie das Anbringen von Gummiringen an den Schwänzen von Schafen, das Kupieren von Schwänzen, das Abkneifen von Zähnen, das Stutzen der Schnäbel und Enthornung dürfen in der ökologischen/biologischen Tierhaltung nicht routinemäßig durchgeführt werden. Aus Sicherheitsgründen oder wenn sie der Verbesserung der Gesundheit, des Befindens oder der Hygienebedingungen der Tiere dienen, können einige dieser Eingriffe von der zuständigen Behörde jedoch fallweise genehmigt werden.
Man muss nicht über jedes Stöckchen springen ....

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Berserk
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Beitrag von Berserk » 22. Mai 2014 15:47

Aber ich glaube, dass sich die Bioprodukte von Aldi/Lidl und Co bestimmt nicht an diese Verordnung halten, oder?

Alexey
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Beitrag von Alexey » 22. Mai 2014 18:22

@ Berserk Aldi und Co. produzieren Bioprodukte normalerweise nicht selbst sondern kaufen sie von Bio-Betrieben. Aus diese Bio-Betriebe müssen sich , wie alle anderen Bio-Betriebe auch, kontrollieren lassen und wenn Sie gegen Verordnungen verstoßen müssen sie mit konsequenzen rechenen, bis hin zum Entzug der Bio-Lizenz. Aber es stimmt schon das die Discounter besonders billig einkaufen wollen und da eine Betrugsgefahr etwas höher sein könnte.
*** update***
Billig Bio scheint in der Tat untauglich zu sein , wie ich jetzt in einer WDR Doku doch feststellen mußte


@Gerlinde d.h. kupieren ist also beim EG-Öko nicht erlaubt . Nach meinen weiteren Recherchen hab noch eine andere Quelle gefunden wo ein deutscher Bioland Hof schreibt das auch speziell das Touchieren bei Bioland-Hühner nicht erlaubt ist. Touchieren ist so eine Art abgeschwächtes Kupieren was aber auch nicht witzig für die Kücken sein soll.
http://www.biolandhof-heislbetz.de/Waru ... um-Bioland
Bioland selbst erweckt auch den Eindruck als sei touchieren verboten:
http://www.bioland.de/infos-fuer-verbra ... ennen.html
Auf noch einen, weiteren interessanten Link (vom Bayrischen Fernsehen) bin ich gestoßen bzgl. des kupieren/touchierens. Es wird offensichtlich daran geforscht wie man das Problem auch in der konventionellen Haltung lösen kann.
http://www.br.de/fernsehen/bayerisches- ... t-114.html
Ob und wann das Erfolg hat ist natürlich eine andere Frage, aber immerhin...

Da bleibt also als Argument gegen den (Bio) Ei-Konsum nur nocht das Problem mit den männlichen Kücken und der verkürzten Lebenszeit der Hühner.

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Akayi
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Beitrag von Akayi » 27. Mai 2014 16:42

Da machst Du es dir aber einfach.
recherchiert, was rechtlich so möglich ist

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Vampy
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Beitrag von Vampy » 27. Mai 2014 19:17

Alexey hat geschrieben:Da bleibt also als Argument gegen den (Bio) Ei-Konsum nur nocht das Problem mit den männlichen Kücken und der verkürzten Lebenszeit der Hühner.
nein, da bleibt leider noch mehr. zb
- bio-Hühner auch nicht genug platz haben bzw. die herde zu groß ist
- sie durch die angezüchtete hohe Legeleistung "ausgelaugt" werden und auch nur 1-2 jahre leben
- wenn sie nicht mehr fit genug sind getötet werden
- aufgrund der großen tierzahlen verbreiten sich Krankheiten leichter -> mehr tote
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Alexey
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Beitrag von Alexey » 27. Mai 2014 20:50

@ Akayi wenn ich mir es einfach machen würde wäre ich nicht hier.
@ Vampy Eine interesante Auflistung, danke. Hast du auch die Quelle(n) für mich bitte? (speziell zu Bioland/Demeter/Naturland).

Ich weis das Naturland bei Ihren Kontrollen geschlampt hat. Das ist vor 1 - 2 Jahre rausgekommen. http://www.youtube.com/watch?v=NdRr6l2_nWU
Da ging es aber um Massenhaltung was bei Bioland/ Demeter normalerweise nicht der Fall ist.

Mir ist klar daß nach der EU-Bio Verordnung (billig-bio) der Unterschied zu konventioneller Hühnerhaltung kaum da ist, bzw. viel zu wenig kontrolliert wird. Das kommt für mich eh nicht mehr in Frage seit ich diese ARD-Doku gesehen hab "Wie billig kann Bio sein" http://www.youtube.com/watch?v=8vvxy05idd4

Mir geht es jetzt um Bioland/Demeter/Naturland.

Wie ich gerade in der oben genannten ARD-Doku gesehen hab ist es so das selbst bei vorbildlich geführten Bio-Höfen die Hühner schon nach 2 Jahren geschlachtet werden. Und da kostet ein Ei 60 cent was schon sehr teuer ist im Vergleich zu anderen Bio-Eiern. Was würde ein Ei wohl kosten wenn man die Hühner gar nicht schlachten würde? 2 Euro? Wenn man es auf 15 Jahre Huhn-Lebenszeit hochrechnen würde, wäre es nach meiner Rechnung 4.80 Euro pro Ei. Ob das stimmt oder nicht würde mich interessieren. Wenn es stimmt könnte man es (ethisch korrekt produziert) noch als Delikatesse essen.

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Vampy
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Beitrag von Vampy » 28. Mai 2014 20:14

wie soll man dazu quellen angeben? die entsprechenden verbände werden wohl nicht großartig promoten, dass es auch bei ihnen Probleme gibt. was die für Restriktionen, die über bio hinausgehen haben, recherchierst du am besten selbst. soweit ich weiß, ist es bei denen jedenfalls auch so, dass die mit großen betrieben arbeiten, und da hat man nunmal die genannten Probleme. einiges findest du auch hier aufgeführt: http://www.biowahrheit.de/inhalt/verbaende.htm

so, jetzt hab ich doch nochmal gesucht. hier ist ne super Tabelle: http://www.vzfbdww.de/informationen/Ver ... emeter.pdf
bei der Höchstzahl der Tiere:
bio: 230 Legehennen, 580 Masthühner, 14 Mastschweine und 2 Milchkühe pro ha und Jahr
demeter und neuland: 140 Legehennen, 280 Masthühner, 10 Mastschweine und 2 Milchkühe pro ha und Jahr

bei so ner zahl treten die genannten Probleme wie krankheitsausbreitung, gegenseitiges hacken, stress usw. auch auf.
und was Viehhaltung und tierbehandlung angeht, gibt's bei Hühnern keine unterschiede zu bio!

und hier noch demeter: http://www.demeter.de/sites/default/fil ... luegel.pdf
Unter einem Gebäudedach dürfen max. 3000 Legehenne n (LH) gehalten werden,. Für bestehende Ställe, die in 200 9 mit höherem Bestand bereits Demeter-zertifiziert waren, gilt Bestandsschutz. Es wird empfohlen, den Stall zu unterteilen und nicht mehr als 1000-1500 Tiere je Abteil zu halten.
Tierbesatz im Stall max. 4,4 Tiere oder max. 9 kg Lebendgewicht pro Quadratmeter begehbare Bewegungsfläche.
4 Tiere pro qm, das bedeutet für jedes huhn ne fläche von noch nichtmal nem Handtuch... und nachts sind sogar 8 Hühner pro qm erlaubt.
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Gerlinde
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Beitrag von Gerlinde » 28. Mai 2014 20:53

Bio-Öko-Haltung solllte man mit konventioneller Haltung vergleichen, eine Gegenrechnung mit "nicht-Haltung" kann nicht funktionieren und Freiheit als Alternative geht auch nicht.

In der konventionellen Volierenhaltung dürfen bis zu 28 Hühner pro qm gehalten werden, das rechnet sich über drei Bewegungsebenen; die Volieren sind aber im Innern von Gebäuden.

Bio-Öko-Hühner müssen Auslauf haben.

Die Berechnung zu den Kosten kann nicht auf Lebenszeit gehen - das wird in der Praxis kein Erzeuger machen - dann müssten Gnadenhöfe angeschlossen werden. 15 Jahre schaffen die Zuchtlinien nicht, nach 5 Jahren wird nur noch 1/3 leben (meine Erfahrung). Je freier man die Tiere hält, umso größer werden auch andere Risiken.

Es gibt sogenannte "Hänsel und Gretel"-Projekte. Da bleibem die Hähne so lange wie die Schwestern am Leben, d.h. bis zu zwei Jahre und dann werden alle geschlachtet. Die getrennte Hahn-Haltung soll finanziert werden über + 2 Cent mehr je gelegtes Ei der Schwester.

Eine Dauer-Haltung beim Geschlechter-Verhältnis 1:1 geht nicht, und nur adulte Hähne ist auch kein guter Zustand.
Man muss nicht über jedes Stöckchen springen ....

Alexey
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Beitrag von Alexey » 28. Mai 2014 23:24

ideale Quellen sind für mich wissenschaftliche oder am besten journalische Arbeiten von erfahrenen und größtmöglich unabhängigen Menschen.
Ich recherchiere ich auch selbst bei den Quellen direkt (Anbauverbände, Bauernhöfe, etc.) Aber ich finde es wichtig und unverzichtbar sich bei kritischem Journalismus zu informieren.

Die Argumente klingen recht einleuchtend auf den ersten Blick. Aber für mich auch einigermaßen theoretisch (aus den Richtlinien der Anbauverbände). Ich persönlich weis nicht was 8 Hühner pro Quadratmeter für die Hühner bedeuten. Vielleicht kommen die Hühner ja damit klar, zumindest für eine Weile (Nachts). Kritische Menschen die sich von berufswegen mit dem Thema beschäftigen sollte dazu Stellung nehmen finde ich. Und meine Aufgabe ist es diese "richtigen", aufrechten , wahrheitssuchenden Leute zu finden.
Zum Thema Krankheit könnte man sagen das gehört nun mal zum Leben dazu. Die Frage ist halt welches Ausmaß diese Krankheiten annehmen.
Lt. der ARD Doku die ich weiter oben erwähnt hatte gibt es ja diese Hühnermobile die dort empfohlen werden als Kontrast zu Billig Bio. Da sollen nur so um die 200 Hühner drin untergebracht sein. Der Hof Jagsthof von dem ich bisher beliefert wurde hat so ein Hühnermobil. Auch wenn die Mehrheit der Hühner von dem Hof nicht dort untergebracht ist. Aber wenn das artgerecht ist, warum das nicht ausbauen?

In jedem Falle danke für eure Anregungen. Das hilft mir weiter bei meinen Recherchen.
Vor allem biowahrheit.de und http://www.ariwa.org/ ist interessant und hat auch gute Link zu Dokus. Manchmal fehlen mir aber auch hier die Quellenangaben und es ist sehr mühsam vieles selbst recherchieren zu müssen. Es ist aber trotzdem eine gut gemachte Seite.
Zuletzt geändert von Alexey am 29. Mai 2014 08:47, insgesamt 1-mal geändert.

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