"Verg#######ung" (Kühe & Co)

[mashisouk]

mich würde mal interessieren, wie Besamungen denn genau heute ablaufen.
Wie gesagt, war ich vor ca. 15 Jahren dabei und da wars keine große Sache.
Die Kuh hat gefressen, der Besamer ist von hinten ran, das ganze dauerte ungefähr 10 sec und das wars. Die Kuh hat ihre Nahrungsaufnahme nicht unterbrochen.
Unwürdig? Ja.
Instrumentalisierend? Auf jeden Fall
verabscheuungswürdig? ja
Und übergriffig und vieles mehr.
Aber Vergewaltigung? Nein.
Zum einen fehlt der tatsächliche Gewaltmoment, zum anderen sehe ich hier nicht das Trauma, das vergewaltigte Frauen oft lebenslang mit sich rumtragen.

und Vergewaltigung ist nur dann ein sachlicher Begriff, wenn es einem nicht selber passiert ist.
Und da ich nicht nur mit Tieren, sondern auch mit Menschen achtsam umgehen möchte, werde ich diesen Begriff in diesem Kontext nicht verwenden

[illith]

ich hab wie gesagt meine meinung dazu auch noch nicht gebildet und besehe mir noch das für und wider. /disclaimer
wegen gewaltmoment: das ist (wie leider viele ja velreugnen/ablehnen/nicht wahrhaben wollen/whatevs) bei einer vergewaltigung unter menschen in einem körperlichen sinne auch nicht notwendigerweise gegeben. wenn sich jemand zb an einer schlafenden oder bewusstlosen person vergeht, ohne dass die es mitbekommt, gibts ja auch keine körperlicher, psychische oder verbale gewalt und trotzdem ist es eine vergewaltigung.

[TheAbolitionist]

Man kann sicherlich die Wortkombination „sexuelle Vergewaltigung“ rein menschlich bezogen verwenden. Aber ich bin da kritisch, was Bezeichnungen, die nur für Menschen gelten, betrifft.

So sagt man „Töten“ und „ermorden“ beim Menschen und für Tiere wird „schlachten“ verwendet. Was den Akt der Lebensvernichtung relativiert und beim Tier für gültig und für weniger schrecklich herunter reduziert.

Ähnlich ist es beim Wort „Vergewaltigung“ Ist dies für den Menschen, mit das Grausamste schlechthin ist, wird für das Tier nach einem Wort gesucht, was diese Bedeutung nicht erreicht, oder weniger schrecklich beschreibt. Es bleibt außen vor, wie schrecklich das tatsächlich für das Tier sein kann und wird, da der beabsichtigte komplexe Akt der Zeugung, Geburt und Kindesentnahme von vornherein eingeschlossen, aber nicht ausgesprochen wird. So erscheint der reine Akt, der geschlechtsbezogenen Gewalt weniger grausam.

(Was die sexuelle Bedeutung betrifft, habe ich einen Bauern schon konkret sagen hören, dass es ihn „erregte“ die riesige Vagina von Pferd und Kuh künstlich zu besamen.)

anderes Beispiel:

► Text zeigen

„Vergewaltigung: ein männlicher Mensch dringt in der Schweiz des Nachts regelmäßig in verschiedene Stallungen ein und zwingt dort weibliche Jungrinder zum Geschlechtsverkehr. Nachzulesen in einem Standardartikel vom Februar 1999. Er wurde angezeigt und frei gesprochen, weil das Vergewaltigen von nicht-menschlichen Frauen ein Kavaliersdelikt ist.
Vergewaltigung: das weibliche Schwein ist als sehr wählerisch bekannt, was Geschlechtspartner betrifft. Dennoch werden weibliche Schweine in der Schweinemast regelmäßig an ein Eisengerüst angefesselt, im Fachjargon als "rape rack", also Vergewaltigungsgerüst, bezeichnet, und dann läßt man ein männliches Schwein eine nach der anderen zum Geschlechtsverkehr zwingen. Die weiblichen Schweine wehren sich und schreien, und versacken in tiefe Depression danach."
http://archiv.vegan.at/warumvegan/tierr ... rache.html

[janice]

also erstens mal: eisen?!? da würde doch jeder vernünftige mensch Plastik oder sowas nehmen. eisen=kalt+hart+schwer+schwer sauberzumachen. allein schon deswegen klingt das nach urban legend. außerdem muss das doch schmerzen hervorrufen, und ich glaube nicht, dass das dann geht.

Eisen wegen der elektrischen Leitfähigkeit- es werden Stromreize auf die Prostata ausgeübt welche den Bullen (ob mit einem gewissen Wohlbefinden oder nicht ist hier wohl so unterschiedlich wie beim Menschen) unwillkürlich ejakulieren lassen

[Anders]

Ich bin mir der unterschiedlichen Benennung ähnlicher oder gleicher Handlungen bei/an Menschen und anderen Tieren bewusst und ich sehe das auch kritisch.
Wie gesagt weiß ich einfach über die psychische Wirkung bei nichtmenschlichen Tieren zu wenig, um da mit Sicherheit eine Aussage in die eine oder andere Richtung machen zu können.
Allein hier im Thread reichen die Schilderungen von "die Kuh mampf einfach weiter und zeigt sich wenig beeindruckt" bis zu deiner letzten Schilderung über die Schweine.
Ich schließe sicherlich nicht aus, dass die von dir geschilderte Situation so oder ähnlich vorkommt und auch nicht, dass es eher der Normal- als ein Ausnahmefall ist. - Nur weiß ich´s nicht sicher.
Daher meine Unsicherheit mit dem Begriff.
Davon ausgehend, dass die Situation, wie du sie eben beschrieben hast, der Regelfall ist, halte ich hier den Vergewaltigungsbegriff durchaus für angemessen.

[Akayi]

naja, Holocaust ist ne massentötung mittels vergasung. das was man mit den küken macht, ist doch auch gaskammer zwecks Vernichtung.

Deine Definition von Holocaust stimmt leider nicht so recht. Das sind schon zwei sehr, sehr verschiedene Dinge. Schau Dir allein mal den Zweck der Vernichtung an: Männliche Kücken werden vernichtet weil man sie nicht braucht und ihre Ausbeutung unwirtschaftlich wäre (Effizienz). Im Falle der jüdischen Bevölkerung Europas wurden diese vernichtet obwohl gerade die Vernichtung unwirtschaftlich war.

[illith]

Abolitionist, du darfst gerne Spoiler-Tags und Triggerwarnungen verwenden.

[Gerlinde]

...wie steht ihr zu der verwendung des begriffs "vergewaltigung" wenn es um das künstliche besamen von kühen geht (bzw weiß ich gar nicht - wie wird das bei schweinen & co gehandhabt?)?

Ich würde das Wort "Zwangsbesamung" verwenden.
Zwangsbesamung schließt die künstliche Besamung und den "Natursprung" ein.

Wobei die Reaktionen des weiblichen Tieres beim Natursprung eher widerwilliger sind als bei einer künstlichen Besamung.
Von Gewaltanwendung kann man bei der KB eigentlich nicht sprechen.

Vergewaltigung würde ich in diesem Zusammmenhang auch nicht verwenden, um eine Abgrenzung zur Sodomie/Zoophilie zu haben - dort wäre "Vergewaltigung" aus meiner Sicht eher angebracht.
Es besteht ein gesellschaftlicher Konsens, Sodomie/Zoophilie gesetzlich zu verbieten; bezieht man die künstliche Besamung und in Folge alle Manipulationen der Fortpflanzung wie Kastration usw hier mit ein, dann werden rechtliche Regelungen auf den Nimmerleinstag verschoben.

Selbst im §3 TierSchG meidet der Gesetzgeber den Begriff Vergewaltigung:

"Es ist verboten ...ein Tier für eigene sexuelle Handlungen zu nutzen oder für sexuelle Handlungen Dritter abzurichten oder zur Verfügung zu stellen und dadurch zu artwidrigem Verhalten zu zwingen."

Ein KB wird von Besamungstechnikern oder Tierärzten durchgeführt.
Das Sperma ist extrem tiefgefroren und muss definiert gehandhabt werden - das macht man nicht so einfach mal nebenbei.

[TheAbolitionist]

Hier sehe ich nach wie vor ein Problem. „Wir“ suchen ein anderes Wort für ein und den selben Vorgang:
Das unerlaubte Eindringen in den Intimbereich eines anderen Individuums.
Mit „Zwangsbesamung“ klingt es nach Besamung auf klinisch/ technischem Wege. Das assoziiert vielmehr den Vorgang einer künstlichen Befruchtung und weniger den gewaltvollen Akt, das Tier mit Macht, Rohheit und grober Unterdrückung zu erniedrigen, und es dabei psychischen Belastungen auszusetzen, zum Zwecke der Befruchtung.

Dort wo Menschen und Tiere gleichermaßen grundlegende Interessen haben, sollten diese auch gleichermaßen wahr- und ernstgenommen werden. Die Verletzung der körperlichen Selbstbestimmung eines Lebewesens gehört dazu. Psychische Leiden für rein typisch menschlich zu halten, ist eine willkürliche Annahme auf der man keine Ungleichbenennung begründen kann.

[Skasselbat]

Also ich finde das Wort "Vergewaltigung" hier auch sehr unangebracht.
Ich verstehe Vergewaltigung so das der ausführende durch die Erniedrigung oder den Akt eine Befriedigung erhält,
davon kann hier ja aber nicht die Rede sein, da es rein um die Besamung geht.

Richtig, es ist falsch zu behaupten das psychische Leiden rein menschlich sind
aber es ist ja genauso falsch zu behaupten, dass die Tiere bei der Besamung psychische leiden ertragen
ohne das beweisen zu können. Lass mich aber gerne von einer entsprechenden Studie belehren