Tierrechtsproblematisches im Kinderfernsehen

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Vampy
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Beitrag von Vampy » 10. Sep 2015 21:24

das hast du messerscharf kombiniert
Think, before you speak - google, before you post!

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Gruftmoggele
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Beitrag von Gruftmoggele » 5. Okt 2015 12:40

Passt zwar nicht ganz zum Thema Kinderfernsehen, aber mich hat dies gestern eine Weile beschäftigt, bzw. es beschäftigt mich heute noch.

Ich war gestern mit einer Freundin im Park spazieren und wir sind an diesem "Minizoo" der sich Exotarium nennt vorbei gelaufen. Dieses ist nur Sonntags von 10 - 17 Uhr für Besucher zugänglich und kostet 1 € Eintritt. Meine Freundin meinte noch, da kann man diese Äffchen anschauen, die sonst unter der Woche hier Freigang haben. Weißbüscheläffchen. Zähneknirschend dachte ich mir noch, na artgerecht kann das trotzdem nicht wirklich sein. Aber wenn ich schon mal da bin guck ich mir das Ganze an und mache mir ein Bild, kostet ja nur 1 € Eintritt.

Also Eintritt gezahlt und die überaus glücklichen Äffchen, Gerbils, Camaleons, Echsen, Spinnen, Fische und Wasserscholdkröten betrachtet.
Irgendwann kippte mir die Stimmung und ich fühlte mich in meine Kindheit zurückversetzt, als ich mit der Familie in der Wilhelma Stuttgart war und Fragen gestellt habe, warum die Tiere so müde sind, sich immer verstecken, ob für die Tiere auch gut gesorgt würde, was die zu fressen bekommen haben, usw. Die Antworten meiner Eltern waren nur teilweise zufriedenstellend. Ich weiß nicht mehr wie alt ich damals war, als ich diese Fragen gestellt hab. Aber ich weiß noch dass ich nach den Zoobesuchen immer völlig am Ende war.

Mit 16 war ich das letzte Mal dort und dann nie wieder, weil ich diese Traurigkeit die ich dort immer gespürt habe nicht mehr ertragen konnte.

Das kennt bestimmt jeder von euch.
Aus heutiger erwachsener Sicht wird mir wiedermal bewusst, wie sehr unsere Kinder eigentlich von Anfang an konditioniert werden, dass das was mit Zootieren gemacht wird, inklusive des Verhaltens der Besucher, Tierpfleger usw. seine Richtigkeit hat.
Mir geht es jetzt weniger um die Sache an sich, sondern eher darum, dass einem Kind beigebracht wird, dass seine eigenen Gefühle beim betrachten eines eingesperrten Tieres, falsch sind, sondern die Erwartungshaltung der Eltern ist, dass sich das Kind jetzt freuen soll, weil man einen teuren Ausflug macht und tolle Tiere angucken kann. Soviel unterschiedliche Eindrücke und ambivalente Gefühle die man da verarbeiten muss und evtl. passt die eigene kindliche Wahrnehmung nicht mit dem Wertesystem der Erwachsenen zusammen.
Kritische Nachfragen wurden bei mir damals von meiner Mutter eher mit solchen Sätzen wie "das weiß ich nicht" oder "das ist halt so" beantwortet. Mein Vater hat wenigstens auf dem Schaubauernhof noch mit viel Sarkasmus damals erklärt, dass dieses Kalb was wir dort bei seiner Mutter sehen, nachher im Restaurant als Wiener Schnitzel auf unseren Tellern landet.

Da ist man am Ende vom Zoobesuchstag nicht nur vom vielen gehen und stehen erledigt.

Tja scheiß Welt und ich bin schon drauf gespannt, was meine Kinder mal für Fragen stellen werden, sollte ich doch tatsächlich mal in die glückliche Situation kommen, von einem Partner schwanger zu werden und was eben alles dazugehört.

Aber ich glaube nicht, dass ich mit meinen Kindern mal in die Wilhelma gehe.

LG Moggi

GrannySmith
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Beitrag von GrannySmith » 5. Okt 2015 14:05

Ich wurde leider auf den Zoo sehr stark konditioniert, da meine Mutter (damals war es noch sehr günstig) schon mit dem Kinderwagen mehrmals die Woche in einen sehr kleinen ländlichen bei uns 20 Gehminuten weg gegangen ist. Das war bis zum Schuleintritt eigentlich ein sehr schönes Ritual.
Viele Tiere werden und wurden dort ganz gut gehalten (Sowas wie Gänse, Enten, Kaninchen, Ziegen und artverwandtes), aber die exotischeren Tiere sind aus heutiger Sicht auf viel zu kleinem Raum und mit viel zu wenig Beschäftigungsmöglichkeiten eingepfercht.
Das konnte ich damals so halb wahrnehmen, aber da ich es ja vom ganz klein auf gewohnt war, war es gleichzeitig richtig und falsch.
Das positive daran ist, dass ich eine sehr starke Beziehung zu Tieren aufgebaut habe und als ich endlich gelernt habe mich mit Respekt zu bahandeln, bin ich auch umgehend vegan geworden.
Heute rollen sich mir schon die Fußnägel hoch, wenn ich mit meinen Nichten in einen wildpark mitkommen soll. Bisher konnte ich mich drücken. Ich möchte auch keine Tierrechtsdiskussion mit den Eltern aufmachen, da die total anders leben und ich mich da nur ins Abseits schießen würde.

Naja zum Thema Kindersendungen kann ich wieder meine Nichten ranziehen. Die ganze Familie war zu Besuch und wir haben Mittags Bibi Blocksberg geschaut. In der einen Folge wollte Bibi ein Haustier und die Mutter nicht. Der Vater hat sich rruasgehalten so gut es ging. Bibis Oma hat dann entgegen des Wunsches der Mutter einen Kater geschenkt. Bibi freut sich, die Mutter ist sauer, der Vater zuckt mit den Schultern als diese ihm ihre Sorgen mitteilt (Zu dem Zeitpunkt war ich mir sicher, dass er eine Scheidung wollte oder einen latenten Todeswunsch hatte...) und die Situation nimmt ihren Lauf.
Der Kater ist zunächst nützlich im Haushalt und alle sind dann doch einverstanden. Im weiteren Verlauf passieren einige Missgeschicke und schon wollen alle einstimmig den nun blöden Kater weghexen. Klappt nicht, alle enttäuscht. Oma taucht auf, es ist ein Hexenkater und auch ihrer, sie wollte nur mal aus Spaß was zeigen und bringt gleich mal 2 Hundewelpen als Ersatz für den Hexenkater, den sie wieder mitnehmen will mit. Bibi ist total begeistert, bis die Oma sie (Warum auch immer???) groß hext und nun sind sie unerzogen und ziehen Bibi an der Leine hinter sich her. Schon sind sie wieder blöd und sollen nach Bibis Aussage lieber wieder klein und niedlich sein. Folge zuende.
Man möchte brechen! (Um man Severus Snape zu zitieren.)
Haustiere sollten mMn Familienmitglieder sein, die auch noch geliebt werden, wenn mal was nicht optimal und um die man sich bemüht.
Das hier hatte was Spielzeug, das man kaufen und wegwerfen kann, das keine Gefühle hat oder sie sind eben egal.
Fand ich sehr enttäuschend und wieder mal indoktrinierend für Kinder, dass Tiere ja nichtmal im Ansatz gleichwertig behandelt werden müssen.
Edit: Ach ja den Nutztiercharakter find ich auch ätzend. Kaum ist das Tier im Haushalt hilfreich (man kann es also für seine Zwecke nutzen) ist es auch willkommen. Macht es Probleme soll es weg. Nett, sag ich da nur, sehr nett...
:(

Ixodes ricinus
unehrenhaft entlassen.
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Beitrag von Ixodes ricinus » 7. Okt 2015 14:42

GrannySmith hat geschrieben:... Naja zum Thema Kindersendungen kann ich wieder meine Nichten ranziehen. Die ganze Familie war zu Besuch und wir haben Mittags Bibi Blocksberg geschaut. In der einen Folge wollte Bibi ein Haustier und die Mutter nicht. Der Vater hat sich rruasgehalten so gut es ging. Bibis Oma hat dann entgegen des Wunsches der Mutter einen Kater geschenkt. Bibi freut sich, die Mutter ist sauer, der Vater zuckt mit den Schultern als diese ihm ihre Sorgen mitteilt (Zu dem Zeitpunkt war ich mir sicher, dass er eine Scheidung wollte oder einen latenten Todeswunsch hatte...) und die Situation nimmt ihren Lauf.
Der Kater ist zunächst nützlich im Haushalt und alle sind dann doch einverstanden. Im weiteren Verlauf passieren einige Missgeschicke und schon wollen alle einstimmig den nun blöden Kater weghexen. Klappt nicht, alle enttäuscht. Oma taucht auf, es ist ein Hexenkater und auch ihrer, sie wollte nur mal aus Spaß was zeigen und bringt gleich mal 2 Hundewelpen als Ersatz für den Hexenkater, den sie wieder mitnehmen will mit. Bibi ist total begeistert, bis die Oma sie (Warum auch immer???) groß hext und nun sind sie unerzogen und ziehen Bibi an der Leine hinter sich her. Schon sind sie wieder blöd und sollen nach Bibis Aussage lieber wieder klein und niedlich sein. Folge zuende.
Ich kenne diese Folge nicht aber deine Beschreibung klingt doch so, als ob es genau darum ginge:
GrannySmith hat geschrieben:Ach ja den Nutztiercharakter find ich auch ätzend. Kaum ist das Tier im Haushalt hilfreich (man kann es also für seine Zwecke nutzen) ist es auch willkommen. Macht es Probleme soll es weg. Nett, sag ich da nur, sehr nett...
Haustiere sollten nicht nur willkommen sein, solange sie nützlich oder kleine Flauschebällchen sind - man muß sich darüber im klaren sein, dass sie auch Schaden anrichten können und größer werden (und damit häßlicher?)


:eek:

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