Er hat getötet

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ClaireFontaine
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Beitrag von ClaireFontaine » 25. Sep 2015 22:51

larissa hat geschrieben:Wenn Du mit Dir selber wieder im Reinen bist, findest Du auch jemanden, den Du und der Dich liebt.
Der Meinung bin ich ja prinzipiell auch, aber mittlerweile seh ich das doch ein wenig anders und hab das auch anders von Fachpersonen erfahren.
Letzten Endes ist ja so ein mit sich ins Reine kommen ein lebenslanger Prozess und gerade bei psychischen Geschichten dauert das eine Weile, beschäftigt einen sogar ein Leben lang.
Es gibt sicher Situationen, wo man erstmal was für sich alleine klären muss und alleine klar kommen muss. Aber ich denke, man muss auch berücksichtigen, dass man in anderen Situationen bestimmte Dinge auch einfach nur im Umgang miteinander lernen und klären kann. Und eine Beziehung kann auch immer stabilisierend auf Personen wirken.
Abhängigkeit ist natürlich schwierig und psychische Probleme spielen sicherlich immer eine große Rolle. Aber pauschal raten: heil dich erstmal alleine und komplett und versuchs erst dann wieder mit einer Partnerschaft, würd ich nicht mehr.

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Kim Sun Woo
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Beitrag von Kim Sun Woo » 25. Sep 2015 23:12

*unterschreib*

dieses "Warten bis es der "richtige Moment" da ist" finde ich glaube ich in jedem Zusammenhang deshalb oft unpassend, weil das doch gerne dazu führt, daß man faktisch regelrecht ein "nie" draußen machen kann.

(anders ist das natürlich bei akuten Dingen, bei denen ein Veränderung tatsächlich sehr konkret absehbar bzw. der Zeitraum vielleicht sogar benennbar sind)
Man hat jeden Tag die Chance die bestmögliche Version von sich selbst zu sein. ♥

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BodyBuilder
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Beitrag von BodyBuilder » 26. Sep 2015 00:04

larissa hat geschrieben:Geh Deinen Weg alleine weiter.
@ pearl2015
Wenn Du auch nur ansatzweise glaubst, dazu die Kraft zu haben, dann mach genau das: Wenn es nicht anders geht, dann eben alleine.
Anders wirst Du nicht mehr froh, fürchte ich.
BodyBuilder hat geschrieben:
pearl2015 hat geschrieben:Kann man so einen Menschen noch lieben ?
Für mich wäre das ganz klar. Ich würde die Beziehung beenden.
Lieber keinen Partner als den falschen.
Derzeit hast Du leider den falschen Partner. :(

pearl2015
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Beitrag von pearl2015 » 27. Sep 2015 17:29

@larissa: Es ist meine Wohnung.
@ClaireFontaine: Ja, die Beziehung ist normalerweise stabilisierend.
Ich will jetzt erstmal warten bis er seine Krise überstanden hat und/ oder wie es mit ihm weitergeht. Körperlicher Kontakt (auch küssen) ist von seiner Seite aus deswegen auch nicht drin und das ist gut, denn mir würde das echt schwer fallen.
Meine Therapeutin bezweifelt das ich mit der "Töten"-Situation umgehen kann bzw. es verdränge und mit ihm weiterleben kann.
Ich muss da erstmal durch. Ich habe Mitleid mit seiner Situation und bin eh nicht in der Lage mich zu trennen und auch nicht sicher ob ich das wirklich will.
Ich wünschte es wäre ewig Nacht. Alles ruht und kein Leben wird durch Menschenhand ausgelöscht.

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lupilover
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Beitrag von lupilover » 27. Sep 2015 22:08

das mit dem verurteilen von leuten ist sone sache...
denke wer tierisches isst, ist für den tod verantwortlich, denn in der massentierhaltung wird ja zunehmend maschinell geschlachtet (vermutlich auch weil keiner das mehr machen will).
ich sehe dann auch bei mir selbst wie schlecht (zumindest unterbewusst) das gewissen war, als ich noch käse gegessen hab, von fleisch ganz zu schweigen
♥ Keine neuen Atomraketen bevor die alten nicht verbraucht sind ♥

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Greenfinch6999
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Beitrag von Greenfinch6999 » 28. Sep 2015 12:21

@pearl: Ich hatte ein ähnliches Problem wie du. Nach 6 Monaten mit meinem Freund (wunderbarer Mensch, ruhig, ausgeglichen, sozial, aufopfernd ) erfuhr ich, dass eines seiner grössten Hobbies Fischen ist. (mittlerweile "war")
das hat mein ganzes Bild von ihm derart erschüttert, dass ich mir Gedanken machte, ihn zu verlassen. Fleisch essen ist für mich schon schlimm genug, aber damit musste ich irgendwie klarkommen, aber Tiere töten ging und geht für mich gar nicht und da setzte ich auch klar eine Grenze. Er bekam aber durch mich diesen Respekt vor allen Lebewesen mit und nach einer Krise im letzten April (ich hörte, wie sein Kollege ihn fragte, ob sie fischen gehen wollten) schrieb ich ihm einen Brief, in dem ich ihm meine Bedenken mitteilte und auch klar machte, dass ich nicht mit einem Tiermörder zusammen sein kann. Dieses "ihm auf die Hände gucken und mir vorstellen, wie er damit tötet" hatte ich auch.
Jedenfalls teilte er mir mit, dass er schon seit er mit mir zusammen ist, nie mehr gefischt hatte und es klar aus ethischen Gründen ablehnt.
Als ich ihn einmal fragte, wie er denn überhaupt Tiere töten konnte, war er ganz verunsichert und sagte, er hätte es damals einfach nicht als "Töten" angesehen, sondern fand es ökologisch sinnvoller, selber zu fischen, als Fisch zu kaufen. Er war damals der Ansicht, dass Töten zur Nahrungsbeschaffung okay ist und um die Gefühle der Fische machte er sich keine Gedanken. Religiöse Überzeugungen können da evtl. ähnliche Ansichten bewirken.

Für mich ist es immer noch schwer vorstellbar, aber ich rufe mir einfach immer in Erinnerung, dass ich selber mit etwa 5 oder 6 Jahren einmal einen Fisch gefangen hatte und dass ich als Kleinkind Käfer zertrat.
Das ist zwar nicht dasselbe, aber die Frage "wie konnte/kann jemand Tiere töten" ist für mich ziemlich nahe an "wie kann jemand Fleisch essen". Das ist nämlich für mich auch unvorstellbar, da ich schon mit 9 Jahren auf Fleisch verzichtete.
Grundsätzlich bin ich, bist du, sind alle unterschiedliche Personen, die in ihrer ethischen Entwicklung unterschiedlich weit sind.
Mein Freund isst mittlerweile so gut wie gar kein Fleisch mehr und seine Küche beinhaltet nur noch vegane Speisen.

Ich würde nicht zu sehr darüber nachdenken, was war, sondern mir überlegen, was jetzt ist. Hat dein Freund sich seit 2012 verändert? Wenn nein, musst du dir überlegen, ob du die Beziehung weiterführen kannst /willst.
Wenn Leute Fremdgehen als Trennungsgrund akzeptieren, dann sollte ja das Ermorden von fühlenden Wesen längst auch einer sein.
Das musst aber du entscheiden.
** I'll keep your promises if you take back everything I said**

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Beitrag von pearl2015 » 29. Sep 2015 19:10

@lupilover: Ich finde das es ein grosser Unterschied ist ob man durch Fleisch-Konsum den Auftrag zum töten gibt, oder ob man selbst ein Messer nimmt und einem Lebewesen den Hals aufschneidet.

@Greenfinch6999: Er hat sich leider nicht geändert. Er wird wieder schlachten und immer Fleisch essen.
Ich wünschte es wäre ewig Nacht. Alles ruht und kein Leben wird durch Menschenhand ausgelöscht.

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BodyBuilder
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Beitrag von BodyBuilder » 29. Sep 2015 23:31

pearl2015 hat geschrieben:Ich finde das es ein grosser Unterschied ist ob man durch Fleisch-Konsum den Auftrag zum töten gibt, oder ob man selbst ein Messer nimmt und einem Lebewesen den Hals aufschneidet.
Sehe ich ähnlich.
Wer von Kindheit an auf seinem Teller Fleisch hat, mag sich darüber eventuell keine Gedanken machen. War halt irgendwie schon immer so.
Wer kann denn bitteschön einem kleinen Kind übel nehmen, wenn es zwischen der Hackfleisch-Bolognese auf den Nudeln und einem Tier keien Zusammenhang herstellt.

Aber beim eigenhändigen Schlachten/Schächten gibt es keine vergleichbare Möglichkeit einer ausgeblendeten, unterdrückten Wahrnehmung. Da passiert dieser Akt der Gewalt sozusagen "ohne mildernde Umstände".

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Roger Wilco
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Beitrag von Roger Wilco » 29. Sep 2015 23:44

Ich mache aber schon einen Unterschied, mit welchem Hintergrundwissen jemand das Töten und Schlachten "in Auftrag" gibt. Einem unwissenden Kind mache ich bestimmt keine Vorwürfe.

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mona1312
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Beitrag von mona1312 » 30. Sep 2015 00:08

@BodyBuilder:
Ich seh das nicht ganz so.
Menschen die mit Jagd, Schlachtungen usw. als alltäglicher Normalität aufgewachsen sind, evtl. noch mit den dann nicht seltenen spirituellen/religiösen Begründungen und Rechtfertigungen..., durch alle Menschen denen sie vertrauen, reagieren darauf vermutlich fast immer deutlichst anders, als Menschen ohne derartige Prägung/Desensibilisierung.


Roger Wilco @ Günter Garbers "Lebenshof am Mühlenbach"
Günther hat übrigends früher auch geschlachtet.
Jetzt nicht mehr. Mit einer anderen Kindheit hätte er es vielleicht nie oder täte es immernoch. Wer weiß.
Jetzt lebt er vegan und setzt seit vielen Jahren all seine Kraft für Tiere ein.
Ich vertraue ihm weit mehr, als den meisten die noch nie vorsätzlich und eigenhändig getötet haben.
Jedes Herz...
...ist eine revolutionäre Zelle.

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