Hallo,
ich versuch mal zu beschreiben, was so los war in Maushausen..
weiß nicht ob ich es schon mal erwähnt hatte aber wir hatten ja 5 Labormäuse mit in der Gruppe, die wir damals aufgenommen hatten bevor ihre Retterin aus dem Labor sie unwissenderweise aussetzen wollte ... diese Laboris entwickelten sich dann zu absoluten Kuschelmäusen und haben eine extreme Bindung zu uns aufgebaut (und umgkehrt).
Laboris werden aber halt leider nicht für lange Lebensdauer gezüchtet und haben generell schlechte Gene ... Laboris die 1 Jahr werden sind schon alt.
Die 5 wurden dann auch nach einigen Monaten bei uns alle nacheinander krank... eine starb an Schwäche, wir hatten monatelang päppeln versucht, eine starb an nem Tumor und die drei verbleibenden haben gut ein halbes Jahr auf ziemlicher Sparflamme dahinvegetiert. Keiner weiß genau was sie hatten, Tierarzt auch ratlos, aber die kleinen dümpelten im 15-20 g Bereich was für Mäuse echt wenig ist, und entsprechend schlecht war auch ihr Zustand aber sie hatten sich relativ lange so stabil gehalten.
Gefressen haben sie ohne Ende, jede andere Maus wäre bei sovielen Leckerlis und Päppeleien kugelrund ...
Jedenfalls hatten wir diese 3 Labor-Binis noch eine ganze Zeit und unseren Langhaarschnuffel "Barry", der von den restlichen Mäusen der einzige verbleibende war. (Seine Brüder, u.a. der Schnuffel von meinem Profilbild, sind ja leider auch schon vor einiger Zeit gestorben.)
Die 3 Binis bekamen von uns jeden Tag Sonderbehandlung, Heizkissen, Leckerchen, Kuscheleinheiten (sie kletterten immer auf die Schulter, in die Kapuze, in die Hemdsärmel und schliefen dort.
Hier mal ein Bild der drei beim täglichen Kuscheln (sehen bereits ziemlich schwer gezeichnet aus)
Das es mit den Kleinen nicht ewig gut gehen konnte, war mir ja bewusst, aber dass es nun so schnell enden sollte ...
Als ich vor 2 Wochen auf Dienstreise war, kam ich heim und meine Freundin erzählte mir dass eine der drei gestorben war ... das passiert auffällig häufig, wenn ich auf Dienstreise bin... da warens nur noch 2 Binis + Barry.
Vor einer Woche dann ging es einem weiteren Bini zusehend schlechter, am Karfreitag starb sie dann unter meinem Pulli... sie kletterte wie immer auf mir rum mit letzten Kräften.. unter den Pulli wos warm ist und legte sich zum Schlafen. Ich hatte es nicht mitbekommen, als sie für immer die Augen zumachte ... irgendwann fühlte ich nach ihr weil sie sich länger nicht bewegt hatte ... sie war tot ... die Augen halb zu (normalerweise kämpfen Mäuse am Ende und haben die Augen dann meist weit offen).
Nun war die kritische Masse von 2 Mäusen erreicht. Nun musste man sich überlegen, ob wir sie abgeben an unsere gute Bekannte (wir wollen ja vorerst aufhören), oder ob wir noch weiter warten bis noch eine stirbt.
Abgeben kam dann nicht in Frage, das verbleibende Bini war ja auch nicht in guter Verfassung, so dass eine lange Autofahrt nicht in Frage kam. Außerdem bin ich überzeugt dass diese Maus unsere Sonderbehandlung braucht und ein 24 Std. Beobachtungsservice, was unsere Bekannte nicht machen kann wie wir.
Also war klar, abgeben fällt erst mal aus.
Wir mussten aber auch an Barry denken, unsere einzige Maus die die realistische Chance hat, das magische Alter von 2 Jahren zu erreichen (alle anderen früher gestorben).
Wäre es ihm gegenüber fair, zu warten? Er konnte mit dem verbleibenden Bini nicht viel anfangen, sie lag ja fast nur auf dem Heizkissen rum. Niemand putzt ihn, niemand spielt mit ihm... in der Hinsicht war es für ihn wie Einzelhaltung. Wir fanden, dass er auf jeden Fall verdient hat, nochmal auf seine alten Tage neue Mäuse kennenzulernen.
Also entschlossen wir uns, aus dem hiesigen Tierheim noch 5 junge Mädels zu holen, dies geschah am Karsamstag, also sehr zeitnah (wieso länger warten?)
Riskant ist eine Vergesellschaftung immer, und wenn eine Maus nicht fit ist, umso mehr. Dieses Risiko mussten wir eingehen, wir dachten dass die kleine Binimaus das auch schafft.
Wir fingen abends mit der Vergesellschaftung an. Sie war erst recht aktiv, machte mit beim Rumrennen und Beschnuppern, sprang aber auffällig viel Richtung Deckel.
Wir dachten dann nach ca. 1 Std. es wäre sinnvoll den Mäusen erstmal ihre Ruhe zu lassen und gingen nach nebenan, schauten so alle 30 Min. mal rüber, da sich alle sehr friedlich verhielten.
Dann der Schock. Die kleine weiße Bini lag tot da. Alle anderen weiter am rumwuseln, ... und sie lag abseits.. war noch warm.
Woran starb sie? Vermutlich der Stress, den ihr kleiner Körper nicht mehr mitmachte. Wir wussten, es war riskant, aber dass sie vor Stress stirbt, hätten wir nicht gedacht.
Da es meine Idee war, neue Mäuse dazu zu holen, gebe ich mir die alleinige Schuld an der Misere.
Hätten wir alles belassen, wie es war, würde sie auch heute noch auf ihrem Heizkissen liegen.
Würde sie auch heute noch in meinen Ärmel klettern.
Hätte sie bloss noch ein wenig länger durchgehalten, Mäuse beruhigen sich bei einer VG recht schnell und liegen meist nach 2-3 Std. dann alle zusammen auf einem Kuschelhaufen... hätte sie diese heiße stressige Phase nach dem Zusammensetzen überstanden, sie läge heute auch mit den anderen zusammen.
Es hat nicht sollen sein!
Ich mache mir schlimmste Vorwürfe, dass ich mit dieser Entscheidung die Maus umgebracht habe. Es war zu ihrem und zu Barrys bestem gedacht, es war riskant, und es ging böse in die Hose. Es tut mir so unendlich leid für sie ... innerhalb 1,5 Wochen habe ich nun alle 3 Binis verloren, die mir so extrem ans Herz gewachsen waren.
An dieser Sache werde ich verdammt lange zu knabbern haben.
Als kleiner Trost freut sich unser Barry riesig über die neue Gesellschaft. Die Mäuse harmonieren prächtig.
Wir haben entschieden, auch noch abzuwarten, bis er eines Tages stirbt. Wir wollen ihn nicht weggeben, er ist die letzte Maus aus unserer alten Gruppe.
Die "neuen" Mäuse hätte eh unsere Bekannte in Kürze übernommen. Wenn Barry mal nicht mehr sein sollte (und wir es übers Herz bringen), dann werden wir die Mäuschen abgeben.
Sie sind noch jung, quirlig, und haben noch einiges vor sich. Wir werden versuchen, keine allzu enge Bindung einzugehen und betrachten sie eher als "Pflegemäuse".
Es tut schon verdammt weh, die neue Gruppe zusammen kuscheln zu sehen und die kleine Weiße hat es ganz knapp verpasst ... so tragisch. Vielleicht hätte ihr das noch mal Aufschwung gegeben.
Für manche ist es nur eine Maus, die man für 1,50€ kaufen kann.
Manche hocken sie einer Schlange hin und schauen zu, wie sie gefressen wird.
Manche schneiden sie auf oder machen grausame Experimente mit ihr.
Aber für mich waren diese Tierchen mein Ein und Alles... wie Kinder. Es waren alltägliche Rituale, mit ihnen zu kuscheln. Sie waren ein Teil meines Lebens.