Spiegel Online: Helden der Gegenwart

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Spreewaldgurke
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Beitrag von Spreewaldgurke » 21. Mär 2013 12:00

Mac hat geschrieben:Ich hab ja mal ne Woche in einer Fleischerei Schweinehälften zerlegt, war mal mit zur Jagd und zig mal angeln. Klar ist das noch weit weg von der Schlachtung eines Wirbeltieres, aber dass sich da automatisch Mitgefühl in einem Ausmaß einstellt, dass der Tierproduktkonsum in Frage gestellt wird, kann ich nicht bestätigen.
Du bist aber Veganer und schreibst sowas wie oben ^^

Ob das jetzt von diesen Erfahrungen kommt oder sonstwo her.
Du hasst dich mit dem Thema beschäftigt und Dir sind die Zusammenhänge und die Ausmaße klar.

Der Durchschnitts-Städter, der als Kind dachte, das Kühe lila sind, Fisch stäbchenförmig ist und Fleisch halt irgendwie aus dem Supermarkt kommt, der hat das nicht. Und die meisten Menschen beschäftigen sich nie ernsthaft damit, weil sie es nicht müssen.

Mein Onkel z.B. schlachtet regelmäßig selbst.
So ca. 2x im Jahr ein Schwein oder 1 Rind und noch 2-3 Hühner. Da wird das ganze Tier verwendet und nach und nach gegessen.
Mehr Fleisch/Wurst kaufen die aber auch nicht.

Nicht, dass ich das jetzt gut fände - im Gegenteil - aber ich behaupte bei dieser Art des Fleischkonsums sterben weniger Tiere als es in unserer Wegwerfgesellschaft für eine Familie üblich ist.
Darauf will ich hinaus. Wenn das allgemein üblich wäre, dann wäre der Fleischkonsum aus mehreren Gründen niedriger(z.B. Ekel, Mitgefühl, Platzmangel, Bequemlichkeit).
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Akayi
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Beitrag von Akayi » 21. Mär 2013 12:17

Das ist doch kein haltbares Abbild der städtischen Bevölkerung, sondern eine Karikatur. Lebensmittelproduktion findet sich in Lehrplänene, im Kinderfernsehen, und in den Nachrichten wieder. Es ist nicht so, dass nur VeganerInnen den Bogen raus haben, sondern das andere Leute mit denselben Informationen einfach andere Entscheidungen treffen.
recherchiert, was rechtlich so möglich ist

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Beitrag von Spreewaldgurke » 21. Mär 2013 12:21

Ja das ist eine Karikatur.
Ich nutze das Mittel der Übertreibung zum Zwecke der Verdeutlichung.

Ich bin NICHT der Ansicht, dass alle außer mír bescheuert sind.

Ansonsten:
Die Informationen sind zwar da, sie werden aber i.d.R. ignorriert oder negiert.
Bei mir war das jedenfalls bis vo kurzem so...
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Beitrag von Akayi » 21. Mär 2013 12:28

Gut zu wissen^^
Man sollte aber auch nicht von sich auf andere schließen. Es besteht immerhin noch die Möglichkeit dass man einfach falsch liegt.
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Beitrag von Spreewaldgurke » 21. Mär 2013 12:42

Dito ^^

Ich glaube nicht, dass ich da eine Einzelmeinung hatte, denn es kommt wohl eher selten vor, dass jemand beim Thema Tiere essen sagt:

"Ich habe bewusst eine andere Entscheidung getroffen. Die Bedingungen der Intensivtierhaltung sind mir bekannt und ich finde das gut.
Tiere sollen ausgebeutet und gequält werden, genau wie das jetzt ist, damit die Kosten niedrig bleiben.
Ich weiß, dass vegane Ernährung durchaus vollwertig und schmackhaft sein kann, auch das man weniger anfällig für Zivilisationskrankheiten ist, mir ist das aber egal. Ich bin schlicht zu bequem eingefahrene Verhaltensmuster zu ändern wie z.B. Zutatenlisten lesen.
Ich esse Fleisch, weil es alle tun."

I.d.R. kommt sowas wie hier:
Der Klassiker-Blöde Argumente gegen vegane Ernährung&
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Anders
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Re: Spiegel Online: Helden der Gegenwart

Beitrag von Anders » 21. Mär 2013 17:38

Kann natürlich nur aus eigener Erfahrung schreiben, aber ich finde Spreewaldgurkes Ausführungen schon relativ treffend. Sicherlich übertrieben, aber im Kern genommen. Auch wenn ich keine Aussagen über den Unterschied zwischen städtischer und ländlicher(er) Bevölkerung machen kann. Bisher habe ich jedoch häufig gemerkt, dass vielen wirklich enormes Wissen dazu fehlt / nicht vorhanden ist.
Und zum "kommt in Fernsehen und Lernplänen vor": Wäre mir so kaum bewusst. Ich kann mich an so ziemlich genau eine Unterrichtssituation erinnern, in der kurz mal Szenen aus einer industriellen Hühnerschlachterei gezeigt wurden. Und das noch relativ "unterrichtstauglich", also nix mit viel Blut oder sonstwas, nur kalte Effizienz. Ansonsten bekommste doch vor allem in Fernsehen und Werbung eher das Bild der glücklichen Almkuh und des netten Biobauern von nebenan präsentiert, als wirklich verbreitete Zustände.
Die Verdrängung von dem, was man dann trotzdem irgendwo hört oder mitbekommt, ist natürlich nochmal ne andere, ebenfalls wichtige Sache.
"Meine Utopie ist gar nicht so weit weg, hab ich verstanden. Denn sie wohnt sehr wohl in meinem Kopf, somit in meinem Handeln." - Sookee

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Mac
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Re: Spiegel Online: Helden der Gegenwart

Beitrag von Mac » 21. Mär 2013 18:59

Also kurz dazu: Meine Entscheidung vegan zu leben ist Jahre später gefallen und hat nichts mit meinen Erlebnissen beim Metzger, beim Ageln oder Jagen zu tun. Selbst als ich mal live gesehen hab wie Gänse gestopft werden, hatte das keinerlei Einfluß auf mein Essverhalten.

Zum Thema:
Ich glaube nicht, dass das Wissen fehlt, sondern das Bewusstsein über den Zusammenhänge. Und dann gibt es ja, wie Akayi richtig anmerkt, die, die schon Bescheid wissen aber zu ner anderen Folgerung kommen.
Die Henne ist nur die Methode, mit der ein Ei ein anderes Ei produziert.

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Beitrag von Akayi » 22. Mär 2013 04:56

Spreewaldgurke hat geschrieben: "Ich habe bewusst eine andere Entscheidung getroffen. Die Bedingungen der Intensivtierhaltung sind mir bekannt und ich finde das gut. Tiere sollen ausgebeutet und gequält werden, genau wie das jetzt ist, damit die Kosten niedrig bleiben. Ich weiß, dass vegane Ernährung durchaus vollwertig und schmackhaft sein kann, auch das man weniger anfällig für Zivilisationskrankheiten ist, mir ist das aber egal. Ich bin schlicht zu bequem eingefahrene Verhaltensmuster zu ändern wie z.B. Zutatenlisten lesen. Ich esse Fleisch, weil es alle tun."
Aber schau doch, da projezierst du so viele deiner Ansichten und Standpunkte mit ein, die ein anderer Mensch vielleicht gar nicht hat. Du versucht die anderen also daran zu blamieren, dass sie nicht so handeln wie du obwohl sie so denken wie du. Und genau da liegst du verkehrt.
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Beitrag von Spreewaldgurke » 22. Mär 2013 07:58

Akayi hat geschrieben:
Spreewaldgurke hat geschrieben: (...)
Aber schau doch, da projezierst du so viele deiner Ansichten und Standpunkte mit ein, die ein anderer Mensch vielleicht gar nicht hat. Du versucht die anderen also daran zu blamieren, dass sie nicht so handeln wie du obwohl sie so denken wie du. Und genau da liegst du verkehrt.
Das ist doch im Grunde genau das was ich sage.
Viele Leute haben diese Ansichten und Standpunkte nicht. Daher handeln sie anders als ich/wir.

Allerdings will ich niemanden blamieren oder mich moralisch über andere stellen wie du implizierst.
Die allg. schlimmen Zustände in der Massentierhaltung, die Wegwerfmentalität in der Gesellschaft und die Möglichkeit sich vollwertig Vegan zu ernähren sehe ich als Tatsachen an.
Ich hoffe du siehst das jetzt nicht als unbelegte völlig subjektive Ansichten meinerseits.

Du hasst geschrieben die unterschiedlichen Ansichten beruhen auf einer bewussten Entscheidung bei voller Informiertheit. Das hieße, dass die Menschen eben in der Mehrzahl so denken würden, wie oben geschrieben (sorry aber damit sagst du im Grunde, das die Mehrzahl der Leutees absolut ok finden, das Tiere gequält werden). Das zeichnet schon ein ziemlich düsteres Bild unserer Gesellschaft.
Ich sage es liegt an fehlender Aufklärung, Verdrängung und Ignoranz. Hintergründe sind die Angst davor anders zu sein, Bequemlichkeit, die fehlende Notwendigkeit sich bestimmte Dinge genauer anzusehen etc. So war es bei mir und so ist es bei eigentl. allen Omni's die ich kenne.

Die Menschen sind nicht alle böse und schlecht. Aber wir lassen uns leicht beeinflussen. Selbst in unserer aufgeklärten globalisierten Welt mit Internet und Echtzeit Nachrichten, wissen wir oft nicht selbst was wir wollen sondern die Werbung muss es uns sagen.
Zuletzt geändert von Spreewaldgurke am 22. Mär 2013 08:12, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag von Akayi » 22. Mär 2013 08:11

Lass mich meinen Standpunkt am Punkt des Tierquälens verdeutlichen: Die Idee, dass diese Haltung Qual bedeutet und das nicht in Ordnung ist, ist dein Standpunkt. Andere Menschen sehen vielleicht dass es sich um Qual handeln mag, bewerten aber Tiere und Menschen grundsätzlich so anders, dass sie gar nicht auf die Idee des Verleichs kommen. Sprich: Sie fänden es nicht in Ordnung, würden sie so denken wie du. Da sie aber ganz anders denken, stellt sich die Frage nicht. Genauso wie du z.B. auch nicht auf die Idee kämst, dass es in Ordnung sei Menschen zu quälen (z.B. durch Freiheitsentzug) aber vermutlich kein Problem mit dem System von Gefängnis und Strafe in unserer Gesellschaft hast und das einfach ganz anders siehst als ich. Obwohl wir vermutlich dieselben Informationen dazu haben.

Das ließe sich immer so fortsetzen. Dein Vorwurf der Bequemlichkeit ist für andere schlicht Pragmatik usw. usf.
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