Quelle: http://www.welt.de/debatte/kolumnen/der ... -sein.htmlWer früher über couchsurfing.org einen Schlafplatz in der Fremde suchte, buchte Freiheit und Abenteuer gleich mit. Doch mit zunehmender Professionalisierung ist von diesem Spirit kaum etwas übrig.
Couchsurfer zu sein war lange Zeit eine Aussage über ein wunderbares Lebensgefühl. Als Couchsurfer reiste man mit der Lust auf Abenteuer, mit dem Willen, andere Lebensweisen kennenzulernen. Nicht via Lonely Planet. Sondern durch Begegnungen mit Locals, Ortsansässigen.
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Es gab diesen "Couchsurfing Spirit", diese Gewissheit, dass die alle ähnlich ticken wie ich, mit der Vision einer besseren Welt durch Reisen und besseren Reisens durch Kontakte.
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Aber seit ein paar Jahren nimmt das Ganze eine seltsame Richtung. Nachdem das Finanzamt Couchsurfing den Gemeinnützigkeitsstatus wegnahm – da musste schon einiges mit dem Geld schiefgelaufen sein – wurde aus Couchsurfing eine Profit-Organisation.
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Eine der heute spürbaren Maßnahmen war massives Anwerben neuer Mitglieder. Mehr Nutzer bedeuten schließlich mehr Nutzung. Die Facebookisierung.
Wenn ich früher Freunde zu Couchsurfing holte, wusste ich, dass sie zur Idee passten. Jetzt habe ich das Gefühl, dass immer mehr Leute dabei sind, die den Spirit nicht verstehen. Knauser, die für umme eine Übernachtung suchen – oder ein schönes Mädchen.
Aus den informativen, von Locals gepflegten Städteseiten wurden plötzlich Meetup-Foren, bei denen es nur noch um Massengrillen und -trinken mit anderen Touristen geht. Einst war es echt cool, Couchsurfer zu sein. Einst.
kann ich mir leider auch gut vorstellen, daß ist ja in anderen Bereichen, z.b. foodsharing auch nicht anders (desto "größer" das wird umso mehr steigt die Wahrscheinlichkeit, daß Menschen, die es sich anderweitig leisten könnten und selbst nie etwas "teilen", das Ganze als kostenlose Einkaufsmöglichkeit betrachten).