Der "dumme Scheiße" über die ihr euch ärgert-Thread

Plausch & Palaver
Benutzeravatar
somebody
Küchenadept
Beiträge: 24889
Registriert: 28.05.2013
Wohnort: Jurassic Park

Beitrag von somebody » 10. Jul 2021 20:08

Rosiel hat geschrieben:
24. Jun 2021 17:47
Hand aufs Herz, würdest du dich über ein offensichtlich benutztes Produkt freuen, für das du den vollen Preis bezahlt hast?
Amazon hat Alternativen zu Vernichtung von Rücksendungen vs Rücksendungen als Neuware verkaufen:

1. Rücksendungen zum ermässigten Preis als Rücksendungen verkaufen oder dies durch ein Verwertungsunternehmen erledigen lassen.

2. Rücksendungen wohltätigen Organisationen zur Abgabe an bedürftige Menschen zur Verfügung stellen.

Beides kann buchhalterisch bzw steuerlich gleichwertig sein.

Amazon sollte vom Gesetzgeber hierzu verpflichtet werden.
Suche Signatur.

Benutzeravatar
Akayi
Akinator
Beiträge: 30317
Registriert: 09.02.2008

Beitrag von Akayi » 5. Aug 2021 09:31

Auf der Arbeit wird gerade großflächig eine neue Bewertung der KollegInnen durchgeführt. Dazu müssen Angaben zur beruflichen Erfahrung, Studium, Sprachkenntnisse etc. in eine Maske eingegeben werden und dann mit einem Lebenslauf und ggf. Belegen hochgeladen werden. Das soll eine objektive Grundlage für die Personalabteilung liefern. Kann man akzeptieren, ist auch mit BR abgestimmt usw. Jetzt gab es Stichproben die anscheinend ergeben haben dass die Leute sich wohl etwas besser positionieren als sie eigentlich sind. Daraufhin wurde in einer großen Rundmail an alle appelliert an die Fairness usw. un das man das nicht dürfe und das man jetzt alles neu eintragen müsse. Auch okay. Aber dann denke ich mir: mit gefälschtem CV kommen Nullnummern wie diese Baerbock die keine drei Seiten schreiben kann fast ins Bundeskanzleramt und hier erzählt man was von Fairness?? Kleiner Aufreger am Morgen :evil:
recherchiert, was rechtlich so möglich ist

Benutzeravatar
Rüsselkäfer
Rasender Reporter
Beiträge: 1619
Registriert: 13.07.2020

Beitrag von Rüsselkäfer » 5. Aug 2021 10:15

somebody hat geschrieben:
10. Jul 2021 20:08
Amazon hat Alternativen zu Vernichtung von Rücksendungen vs Rücksendungen als Neuware verkaufen:

1. Rücksendungen zum ermässigten Preis als Rücksendungen verkaufen oder dies durch ein Verwertungsunternehmen erledigen lassen.
Macht es ja offensichtlich, wenn wirtschaftlich noch sinnvoll -> Warehouse Deals
2. Rücksendungen wohltätigen Organisationen zur Abgabe an bedürftige Menschen zur Verfügung stellen.
Sicher, dass die das haben wollen? Was ja auch schon gemacht wird, ist das im Westen unverkäufiche Zeug in Drittländer für ein paar Cents pro Dollar/Euro pumpen, was dort die regionalen Märkte kaputt macht, auch toll.
Beides kann buchhalterisch bzw steuerlich gleichwertig sein.
AFAIK fällt beim Spenden noch die USt an, was Vernichten billiger macht.
Amazon sollte vom Gesetzgeber hierzu verpflichtet werden.
Und jeder andere Händler auch, on- und offline nehme ich mal an. Oder was glaubst du, passiert mit z. B.: Mode, die im Kaufhof zu Saisonbeginn noch nicht verkauft wurde? Da kann gerne gesetzlich dran gedreht werden, als Erstes mindestens so, dass Spenden nicht teurer ist als es wegzuwerfen.

Ich habe auch keine adhoc Lösung, aber es ist auch nicht alles allein a⤻z Schuld.

Ich bin kein Fan von Bezos, aber man sollte nicht glauben andere Händler wären besser und a⤻z ist u.a. auch so groß geworden, weil die anderen geschlafen haben. Z.B. Quelle mit riesiger Infrastruktur und Kundenstamm hätte das deutsche a⤻z sein können, aber sie haben lieber ihr letztes (Steuer-)Geld in einen Papierkatalog gesteckt, das war genial. Ich weine auch kaum einem Ladengeschäft eine Träne nach.

P.S.: Händler aus Fernost mit Produkten in EU-Lagern haben ja den kreativen Weg gefunden, die Ware nach Ablauf der Lagermiete einfach an irgendwelche Adressen schicken zu lassen und glaub mir, die Leute freuen sich nicht über den kostenlosen Kram.
Hail Seitan!

Benutzeravatar
Akayi
Akinator
Beiträge: 30317
Registriert: 09.02.2008

Beitrag von Akayi » 5. Aug 2021 10:22

Rüsselkäfer hat geschrieben:
5. Aug 2021 10:15
Ich weine auch kaum einem Ladengeschäft eine Träne nach.
Warum nicht?

P.S. Gesetzgebung darf gerne zwischen Monopolen wie Amazon und kleinen Unternehmen oder Mittelständlern unterscheiden. Ersteres wäre ein Hebel für merkbare Verbesserung/Veränderung.
recherchiert, was rechtlich so möglich ist

Benutzeravatar
Rüsselkäfer
Rasender Reporter
Beiträge: 1619
Registriert: 13.07.2020

Beitrag von Rüsselkäfer » 5. Aug 2021 13:15

Klar darf/soll die Gesetztgebung auch die Größe des Betriebs berücksichtigen.

Warum sollte man normalerweise einen Laden vermissen? Ich vermisse Celtic Whisky, der leider trotz super Beratung und Onlineauftritt für immer geschlossen hat (AFAIK wg. Gesundheit und Ruhestand). Ich vermisse den kleinen Second-Hand- und Upcycling-Laden für Kinderkleidung, aber da hat leider Krebs die Inhaberin erwischt 😞. Läuft jetzt aber auch problemlos über Kleinanzeigen, Vinted und etsy.

Aber sonst? Als das Auto kam, verschwanden die Kutschen. Ich weiß Deutschland ist an der Spitze beim Verschlafen der Digitalisierung, aber das ist doch nicht mein Problem, oder? Schon mal versucht detailliert das Sortiment eines Offline-Ladens zu erfahren oder gar den Preis? Bevor man sich in die Tram oder ins Auto setzt?

Wir haben z.B. für unsere Tochter verschiedene z.T. hochpreisige Puppen anschauen wollen. Wir haben versucht online einen Laden in der Großstadt zu finden, der zumindest ein paar der Puppen im Sortiment hat. Nichts, nada, niente. Und da soll ich auf Verdacht losfahren? Die Läden abtelefonieren? Warum? Das hat mich geärgert, besonders weil wir später erfahren haben, dass es ein total liebevollen inhabergeführten Laden mit großer Auswahl gibt. Onlineauftritt? Vernachlässigte Facebookseite. Wir waren später ein paar mal da einkaufen. Da hat man uns erzählt, dass es schwer ist gegen Online anzukommen, aber Augen verschließen hilft doch da nicht! Das ist ein Beispiel, wo es mir fast noch leid tut.

Service ist vor Ort der größte Vorteil, aber wenn der Küchenladen sich zweimal weigert die gewünschte Größe der Peugeot Pfeffermühle zu bestellen (des passt mit der geplanten Inventur net, das muss man als Kunde schon verstehen; Grüße an Küchen Lösch in NBG), oder wenn man nach fast 30 kg Gewichtsverlust alle Klamotten neu braucht und sich beraten lassen möchte und zu hören bekommt, dass es ja schon umständlich wäre, weil man da und da ja sehr dünn und hier und lose Haut war (hallo Wöhrl, hallo Kaufhof/Karstadt) zum Glück gab es damals Zozo und ich werde sicherlich niemals mehr einen Fuß in ein Kleidungsgeschäft setzten. Oder es zu umständlich ist eine 250€ Jacke in ner anderen Größe bzw. Farbe in den Laden zur Abholung zu bestellen (hallo Vaude), dann weinte ich denen später auch nicht hinterher.

Das oft angeführte Bäckereisterben? Ich behaupte, wenn man wirklich gut ist, läuft es immernoch, sowohl in der Stadt als auch hier am Dorf gibt es gute handwerklich arbeitende Bäckereien die wachsen. Aber Aufbacken kann halt auch der Supermarkt. Und ein Minimum an Komfort sollt auch eine Bäckerei bieten. Wir haben zwei gute relativ lokale Bäckereien im Ort, und da konnte die Verkäuferin der einen auch nicht glauben, dass ich fast zwei Jahre nicht da war, weil sie beim ersten Besuch keine Karten akzeptierten und die andere Bäckerei aber schon. Ja, seit 15 Monaten nehmen sie dank einer globalen Pandemie nun auch Karte, aber das bekomme ich dann ja nicht mehr mit. Die eine Bäckerei ist übrigens recht jung geführt, gibt z.B. auf Instagram Einblicke in die Produktion, alle Produkte sind mit Inhaltsstoffen und Allergen sind online einsehbar. Ist für mich per se keine Voraussetzung für einen Bäcker, aber zeigt, dass man Nerv der Zeit erkannt hat.

Nach dem Herzug gab es den peinlichen Moment, wo wir mit anderen Eltern aus dem Kindergarten Essen gingen und man sich von den noch recht unbekannten Leuten das Geld zusammen borgen musste, weil keine Karte akzeptiert wurden. Ja, Dorf hin oder her, dann gibt es freillich kein Trinkgeld und oben auf der Liste, wo wir Essengehen, steht der nun sicher nicht.

Im Urlaub haben wir einem Holländer einen Kaffee und Getränk spendiert, weil der wie gewohnt auch am See-Kiosk mit Handy oder Karte zahlen wollte, was in Deutschland 2021 natürlich nicht geht.

Edit: Es geht auch anders, als meine (damals noch nicht) Frau 2009 für ein halbes Jahr in USA war, habe ich aus Deutschland online einen super kleinen familiengeführten Blumenladen in der Nähe ihres Büros gefunden. Ich habe aus den aktuell(!) vorrätigen Pflanzen/Blumen mir was ausgewählt, Lieferort und -zeit angeben, konnte mit Kreditkarte zahlen und habe sogar per Mail ein Foto des fertigen Buketts vor Auslieferung bekommen. Gerade nachgeschaut, den Laden gibt es immer noch.
Zuletzt geändert von Rüsselkäfer am 5. Aug 2021 13:54, insgesamt 3-mal geändert.
Hail Seitan!

Benutzeravatar
illith
Berufs-Veganer
Beiträge: 70105
Registriert: 09.01.2008
Wohnort: Niedersachsen

Beitrag von illith » 5. Aug 2021 13:21

das würde ich im Wesentlichen so unterschreiben. wobei ich mit sehr viel weniger Analog-Negativ-Erfahrungen aufwarten kann, da ich sowas gar nicht erst so viel nutze :D
☜★VeganTakeover.de★☞
BlogShirtsBuch

Benutzeravatar
Akayi
Akinator
Beiträge: 30317
Registriert: 09.02.2008

Beitrag von Akayi » 5. Aug 2021 13:49

Mh. Interessant. Für mich sind da ganz andere Dinge ausschlaggebend. Mich berührte das Gespräch mit den Karstadt KollegInnen mehr als die sicherlich schlimme Erfahrung mit der Pfeffermühle. Ich würde mich da nicht immer so im Zentrum des Weltgeschehens verorten, wobei ich die Frustration mit der Kartenzahlung auch nachvollziehen kann.
recherchiert, was rechtlich so möglich ist

Benutzeravatar
Rüsselkäfer
Rasender Reporter
Beiträge: 1619
Registriert: 13.07.2020

Beitrag von Rüsselkäfer » 5. Aug 2021 14:14

Jaja, das mit der Pfeffermühle war natürlich total schlimm 🙃

Aber sowas nervt halt auch, weil man aus Rad gestiegen ist, weil man zu denen hingefahren ist, weil man bereits Zeit investiert hat, weil man es eben nicht vom Sofa aus online zusammen geklickt hat, weil man bereit war, eben nicht das günstigste Angebot zu nehmen. Und dann sehe ich persönlich es eben nicht als "mich im Zentrum des Weltgeschehens verorten" wenn man etwas bestellt bekommen möchte und für die Abholung natürlich wieder in die Stadt geradelt wäre.

Das ist ja gerade der Punkt: Es muss nicht schlimm sein, lästig reicht schon, um dort nicht mehr zu kaufen.
Hail Seitan!

Benutzeravatar
Akayi
Akinator
Beiträge: 30317
Registriert: 09.02.2008

Beitrag von Akayi » 5. Aug 2021 14:22

Das stimmt schon. In anderen Bereichen bin ich da vielleicht auch wesentlich strenger. Ich denke mir nur: zum einen gibt es da Beschäftigte, zum anderen hege ich immer noch Zweifel ob es ökologisch so sinnvoll ist alles zu verschicken (und dann auch wieder zurückzuschicken wenn es nicht passt). Daher wäre meine erste Reaktion auf eine Ladenschließung auch "schade" und nicht "ab in den Orkus der Geschichte!". Wenn es aber um bäuerliche Betriebe ginge wäre es vielleicht einfach umgekehrt :D
recherchiert, was rechtlich so möglich ist

Benutzeravatar
somebody
Küchenadept
Beiträge: 24889
Registriert: 28.05.2013
Wohnort: Jurassic Park

Beitrag von somebody » 5. Aug 2021 20:59

@Rüsselkäfer

Warehouse Deals war mir unbekannt.

Abnehmer unter den Wohltätigkeitsorganisationen sollte es zumindest für einen Grossteil der Rückläufer geben. Die Tafeln klagen über rückläufige Spenden und zunehmende Konkurrenz durch gewerbliche Verwerter von unverkauften Lebensmitteln & sonstigen Artikeln. Auf der Nachfrageseite nimmt die Nachfrage nach Tafel Plätzen zu, Tafeln haben Wartelisten für an Tafel Plätzen interessierte bedürftige Menschen.

Für die steuerliche Seite existieren angeblich Worksrounds. Erforderlichenfalls müsste der Gesetzgeber etwas unternehmen.

Amazon nutzt konsequent & schamlos legale Gestaltungsmöglichkeiten & seine starke Verhandlungspodition aus, zB beim Umgang mit seinrn Arbeitnehmern, seinen Lieferanten, Behörden. Hier wäre ebenfalls der Gesetzgeber am Zug.


@topic

Die eingetretene Verlagerung von Umsatz von lokalen Gewerbetreibenden zu Versandhändlern hat mehrere Seiten:

Aus Warennachfragerperspektive überwiegen die Vorteile des Versandhandels für viele Warengruppen deutlich.

Die Umweltbilanz Lokaler Handel vs Versandhandel ist meines Wissens auch eine Definitionsfrage. Möglicherweise sind die Unterschiede im Endeffekt gering.

Aus Kleinstadtbewohnerperspektive ist natürlich der eingetretene Schwund an lokalen Bekleidungsgeschäften & damit das Fehlen von Anprobemöglichkeiten & Änderungsoptionen sehr ungünstig.

Persönlich vermisse ich sehr das in den 00er Jahren geschlossene Hosenfachgeschäft mit Massschneiderei, in dem ich Hosen beim Kauf gleich abstecken lassen konnte für etwaiges Kürzen/Ändern der Weite & in dem ich meine Markenanzüge bei Bedarf ändern sowie Kleidungsstücke reparieren lassen konnte. Warenangebot des noch existierenden gehobenen Bekleidungshauses ist mir zu spiessig & die Fähigkeiten der in dessen Schneiderei arbeitenden Menschen sind nach meiner Erfahrung leider bescheiden. Ausserhalb des Bekleidungsbereichs ist die eingetretene Wandlung für mich tolerabel, akzeptabel.

Für sehr wichtig halte ich die Perspektive der ehemaligen Arbeitskräfte der geschlossenen Läden. Für die betroffenen Menschen überwiegen statistisch die Nachteile, da sie oft keine vergleichbar bezahlten Arbeitsplätze finden, im von SPD & Grünen geschaffenen Niedriglohnsektor arbeiten müssen oder Opfer des menschenverachtenden, von SPD & Grünen geschaffenen Hartz IV Systems werden.
Suche Signatur.

Antworten