Artikel: "Electric food"

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human vegetable
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Artikel: "Electric food"

Beitrag von human vegetable » 16. Feb 2019 04:59

Das bekannte Spott-Argument gegen Veganismus, dass ja auch Pflanzen leiden könnten, haben die meisten von uns schonmal gehört. Jetzt sieht es so aus, dass es neben Fruganimsus bald noch eine weitere Ernährungsform gibt, die dieses entkräftet: https://www.theguardian.com/commentisfr ... nvironment

Krass - Wissenschaftlern ist es gelungen, mithilfe von Solarstrom aus Bakterien Nahrung zu synthetisieren - völlig ohne das Zutun von mehrzelligen tierischen oder pflanzlichen Organismen (auch nicht als Nährkultur etc.). Der Prozess ist viel effizienter als alle bisher bekannten Methoden zur Erzeugung von Nahrung und könnte so nicht nur den Welthunger beenden, sondern auch Umweltzerstörung minimieren.

Wird bestimmt noch einige Jahrzehnte dauern, bis solche Methoden im großem Maßstab eingesetzt werden - aber es deutet an, dass die heute schon breit diskutierten neuen Verfahren zur Nahrungserzeugung wie Kunst- und Laborfleisch, Insektenverzehr etc. ihrerseits auch nur Übergangstechnologien sein könnten.

Aus veganer Sicht ist diese Entdeckung nicht gänzlich unproblematisch, denn so könnte sehr günstig und umweltfreundlich Tierfutter produziert werden, was Massentierhaltung ökologisch und ökonomisch aufwerten würde... diesen Einsatz finde ich sogar wahrscheinlicher als direkt menschliche Nahrung herzustellen. Tja, zeigt mal wieder, dass selbst prinzipiell "gute" Erfindungen missbraucht werden können.
"The greatest obstacle to discovery is not ignorance - it is the illusion of knowledge." - Daniel J. Boorstin

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joli cœur
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Beitrag von joli cœur » 16. Feb 2019 21:33

human vegetable hat geschrieben:Der Prozess ist viel effizienter als alle bisher bekannten Methoden zur Erzeugung von Nahrung und könnte so nicht nur den Welthunger beenden
Ist es nicht so, dass bei üppigen Resourcen (auch Futter) sich auch die Menschen vermehren? Dh., eine sich öffnende Spirale der Entwickung und damit m.E. falsch herum.
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schwarz
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Beitrag von schwarz » 16. Feb 2019 21:41

Und was schlägst du stattdessen vor?
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human vegetable
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Beitrag von human vegetable » 17. Feb 2019 12:01

joli cœur hat geschrieben: Ist es nicht so, dass bei üppigen Resourcen (auch Futter) sich auch die Menschen vermehren? Dh., eine sich öffnende Spirale der Entwickung und damit m.E. falsch herum.
In der ersten/zweiten Welt ist Nahrung bestimmt nicht mehr limitierender Faktor des Bevölkerungswachstums - im Gegenteil, die Menschen sterben an Überernährung, und die Geburtenraten sinken (in vielen Ländern sogar unter Erhaltungsniveau).

Und wenn man Herrn Rosling glauben darf, dann entwickelt sich ja auch die sogenannte dritte Welt mehrheitlich positiv und man kann deshalb auf langfristig sinkende Geburtenraten hoffen.

Unter dem Strich bedeutet diese (optimistische) Weltsicht, dass Überbevölkerung ein vorübergehender Zustand ist, und da könnte "electric food" uns schon helfen, diese Periode zu überstehen, ohne den Planeten und damit uns selbst zu Grunde zu richten.

Clip dazu:
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Beitrag von joli cœur » 17. Feb 2019 17:05

schwarz hat geschrieben:Und was schlägst du stattdessen vor?
Statt irgendwelche imaginären Figuren (Gott, Jesus blablub..), den Antinatalismus predigen: :)
https://de.wikipedia.org/wiki/Antinatalist
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Beitrag von joli cœur » 17. Feb 2019 17:10

human vegetable hat geschrieben:Unter dem Strich bedeutet diese (optimistische) Weltsicht, dass Überbevölkerung ein vorübergehender Zustand ist, und da könnte "electric food" uns schon helfen, diese Periode zu überstehen, ohne den Planeten und damit uns selbst zu Grunde zu richten.
Bzgl Planeten zugrunde richten: Leider ist nicht klar, ob es für solche Überlegungen nicht bereits zu spät ist. Vor allem will der Rest der Welt auch auf eine höheren Lebensstandard..
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schwarz
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Beitrag von schwarz » 17. Feb 2019 17:35

Also die weniger Glücklichen dann einfach verhungern lassen, bis die menschliche Population von selbst reguliert hat oder wie?
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human vegetable
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Beitrag von human vegetable » 17. Feb 2019 19:24

joli cœur hat geschrieben:Bzgl Planeten zugrunde richten: Leider ist nicht klar, ob es für solche Überlegungen nicht bereits zu spät ist. Vor allem will der Rest der Welt auch auf eine höheren Lebensstandard..
Und gerade weil der Rest der Welt das will, haben neue Technologien wie "electric food" großes Potential, weil sie mehr Wohlstand bei verringerter Umweltbelastung ermöglichen.

Problem dabei: Vermutlich wird sowas halt doch nicht mit dem Ziel maximaler globaler Nachhaltigkeitssteigerung eingesetzt, sondern mit dem Ziel der kurzfristigen Profitmaximierung einzelner Unternehmen. Und da ist es so, wie du sagst - es könnte sogar nach hinten losgehen, weil es uns erlaubt, noch länger auf ausgetretenen Holzwegen zu bleiben (Massentierhaltung & co.).

Vor diesem Hintergrund finde ich es umso wichtiger, das Wissen um diese neue Entwicklung und ihr Potential allgemein bekannt zu machen - öffentlicher Druck könnte deren Einsatz mitlenken.
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Beitrag von Falko » 17. Feb 2019 19:44

ich hab das gerade mal durchgerechnet (ohne taschenrechner daher alles gerundet)
1kWh=3,6*10^6 J = 3,6/4,2 *10^6 kcal = 860 kcal
man braucht also 2,5 kWh so im schnitt pro person und tag
angenommen bei dieser methode würde die stromenergie ohne verluste in essbare kalorien umgewandelt (was wohl nicht der fall ist, aber dazu habe ich nichts gefunden), käme man auf einen stromverbrauch für deutschland von
2,5 kWh * 80 000 000 * 365 = 73 000 000 000 kWh = 73 TWh
momentan liegt der stromverbrauch der landwirtschaft in deutschland bei 9,5 TWh pro jahr laut wikipedia

in zeiten von kohleausstieg, atomkraftausstieg und elektromobilität habe ich nicht das gefühl, dass strom für sowas über wäre..

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Murphy
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Beitrag von Murphy » 17. Feb 2019 21:25

human vegetable hat geschrieben:Das bekannte Spott-Argument gegen Veganismus, dass ja auch Pflanzen leiden könnten, haben die meisten von uns schonmal gehört. Jetzt sieht es so aus, dass es neben Fruganimsus bald noch eine weitere Ernährungsform gibt, die dieses entkräftet: https://www.theguardian.com/commentisfr ... nvironment
Ich denke in der Tat nicht, dass daraus eine Ernährungsform wird. Ich habe persönlich zeitweise z.B. Shakes/Pulverernährung versucht, und es ist sehr unbefriedigend.
Der Prozess ist viel effizienter als alle bisher bekannten Methoden zur Erzeugung von Nahrung und könnte so nicht nur den Welthunger beenden, sondern auch Umweltzerstörung minimieren.
Den Welthunger wird es leider nicht lösen können, da habe ich keinerlei Optimismus. Das haben sie bei der grünen Gentechnik auch gesagt, aber alle Vorteile der Gentechnik in puncto Effizienz (größere Früchte, weniger Ernteausfälle) sind als Profite in der Nahrungsmittelindustrie verblieben. Das Thema wurde hier früher sehr oft diskutiert.
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