Sind genmanipulierte Lebensmittel sicher?

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kirsche
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Sind genmanipulierte Lebensmittel sicher?

Beitrag von kirsche » 15. Feb 2010 21:23

Am 27. November hat das Ministerium für Landwirtschaft die Sicherheitszertifikate für zwei Sorten von genmanipuliertem Nassreis und eine Sorte von genmanipuliertem Mais erteilt. Dies war das erste Mal, dass in China genmanipuliertem Nassreis ein Unbedenklichkeitszeugnis verliehen wurde. Mit der Ausstellung der Sicherheitszertifikate ist das Versuchsstadium beendet, Produzenten können sich nun um eine Genehmigung für den kommerziellen Anbau bewerben.
Als weltweit größter Produzent und Konsument von Nassreis öffnet China damit dem kommerziellen Anbau genmanipulierten Reises Tür und Tor. Aber die kritischen Stimmen mehren sich: „Kein Mensch auf der Welt weiß, was passieren wird, wenn wir bedenkenlos auf riesigen Flächen genmanipulierten Nassreis anbauen. Übersteigt das nicht entschieden unsere Experimentierfreude?", so Zheng Fengtian, der stellvertretende Präsident des Instituts für die Entwicklung von Landwirtschaft und ländliche Gebiete an der Renmin Universität.
Unschädlich?
Bedenken werden vor allem gegenüber dem Anbau von genmanipuliertem Nassreis angemeldet.
„Ich bin nicht grundsätzlich gegen den kommerziellen Anbau genmanipulierten Nassreises, ich sehe allerdings die damit verbundenen Risiken," sagt Xue Dayuan, Experte für Artenvielfalt beim Umweltministerium. Da Nassreis zu den Hauptanbausorten zählt, gehe jedes Land dabei äußerst vorsichtig zu Werke. „Beim kommerziellen Anbau von Sojabohnen, Mais und Baumwolle ist die Verwendung gentechnisch veränderten Saatguts bereits sehr verbreitet, aber genetisch veränderter Nassreis wird noch in keinem Land angebaut."
Jiang Gaoming, Wissenschaftler am Forschungsinstitut für Nutzpflanzen bei der Akademie der Naturwissenschaften, erklärt, dass bei genetisch veränderten Reispflanzen dasjenige Gen aus dem Erbgut des Bodenbakteriums Bacillus thuringiensis (Bt) in das Erbgut der Pflanze eingebracht wird, das für die Bildung eines bestimmten Proteins zuständig ist. Dieses Protein wird im Darm einiger Fraßinsekten zu einer giftigen Substanz umgebaut, die das Insekt tötet. Dadurch lässt sich der Nassreis vor Schädlingsbefall schützen, ohne das exzessiv auf Pestizide zurückgegriffen werden müsste. „Aber", so Jiang, „Reis ist das Hauptnahrungsmittel der Menschheit, wenn Insekten an dessen Verzehr sterben, wer garantiert uns, dass es für Mensch und Tier vollkommen ungefährlich ist?"
Seit einigen Jahren wird die Sicherheit genmanipulierter Lebensmittel kontrovers diskutiert. 2007 haben französische Wissenschaftler nachgewiesen, dass der größte Saatgutproduzent der Welt, Monsanto, eine Sorte genmanipulierten Maises auf den Markt gebracht hat, der Leber und Niere des Menschen schädigt. Ein Jahr später haben amerikanische Wissenschaftler festgestellt, dass das Immunsystem weißer Mäuse, die über einen längeren Zeitraum hinweg mit genmanipuliertem Mais gefüttert worden waren, Schäden davontrug. Am 22. Dezember 2009 hat die französische Kommission für Biotechnologie schließlich verlautbaren lassen, dass genmanipulierter Mais mehr Nachteile als Vorteile aufweist.
Jiang Gaoming ist davon überzeugt, dass es keine Sicherheitsgarantie bei genmanipulierten Getreidesorten gibt: „Die europäischen und amerikanischen Wissenschaftler konnten nicht eindeutig klären, ob diese Technik sicher ist oder nicht. Vor diesem Hintergrund scheint mir die Erteilung der Unbedenklichkeitszeugnisse durch unser Landwirtschaftsministerium höchst fragwürdig zu sein."
Kein Problem?
Ein Experte aus dem Umweltministerium warnt davor, dass eine genmanipulierte Spezies, die in einem ökologischen System ein Fremdkörper sei, in eine gefährliche Konkurrenz zu anderen Arten geriete. Dies könne das ökologische Gleichgewicht nachhaltig stören.
In den europäischen Ländern bestehen erhebliche Einschränkungen für den Verkauf von genmanipulierten Agrarprodukten. Der kommerzielle Anbau von genetisch verändertem Reis in China würde daher auch die Exportaussichten chinesischer Lebensmittel trüben.
Weltweit aber sind gentechnisch veränderte Pflanzen auf dem Vormarsch. Im Jahr 2007 stammten rund 64 Prozent der Soja-Ernte, 43 Prozent der Baumwoll-Ernte , 24 Prozent der Mais-Ernte und 20 Prozent der Raps-Ernte von genmanipulierten Pflanzen. In den USA werden auf über 50 Prozent der Ackerflächen genmanipulierte Pflanzen angebaut, in Argentinien auf 17 Prozent, in Brasilien auf 13 Prozent und in Kanada auf sechs Prozent. Die EU hält sich mit dem Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen sehr zurück: erlaubt ist bislang nur der Anbau von Bt-Mais, der in geringem Umfang erfolgt. In Deutschland lag 2008 der Anteil von Bt-Mais an der gesamten Mais-Ernte bei lediglich 0,15 Prozent.
Der Vater des Hybrid-Reises, der bekannte chinesische Agrarwissenschaftler Yuan Longping, sagt: „Meiner Meinung nach sollte die Regierung sehr vorsichtig bei der Kommerzialisierung genmanipulierter Pflanzen vorgehen. Die Wissenschaft kann nicht vorhersagen, welcher Schaden aus gentechnischer Manipulierung für Mensch und Umwelt entstehen kann. Zwar ist das Experimentierstadium schon sehr weit fortgeschritten, aber ein schädlicher Einfluss auf die Menschheit erweist sich vielleicht erst nach mehreren Generationen."
In fünf Jahren auf den Tisch!
Nachdem es von allen Seiten Kritik hagelte, brach der Träger eines Sicherheitszertifikats für genmanipulierten Reis, Zhang Qifa, Professor an der Huazhong Universität für Agrarwissenschaften, schließlich sein Schweigen und teilte am 6. Januar mit: „Genetisch veränderter Reis wird innerhalb der nächsten fünf Jahre auf den Tisch des chinesischen Verbrauchers kommen."
Die staatliche Kommission für die Erforschung des Genoms kritisiert, dass die negative Berichterstattung der Medien bislang die kommerzielle Nutzung genmanipulierter Getreidesorten verhindert habe. Sie nennt zwei Vorteile des genmanipulierten Reises: die Reduzierung des Einsatzes von Pestiziden und die Erhöhung der Ernteerträge.
Fang Lifeng, Chef des Programms für Lebensmittel und Landwirtschaft bei der Umweltschutzorganisation Greenpeace macht hingegen deutlich, dass die Behauptung, der Anbau genmanipulierter Pflanzen reduziere den Einsatz von Pestiziden, keinesfalls bewiesen sei. In der Provinz Jiangsu ist fünf Jahre nach der Einführung einer genmanipulierten Baumwollsorte zwar die Verbreitung der Platyedra gossypiella unter Kontrolle, aber rote Spinnen und Blattläuse fallen vermehrt über die Pflanzen her, weshalb der Einsatz von Pestiziden sogar noch verstärkt worden ist. Fang Lifeng geht davon aus, das bei Baumwolle die Erträge von genmanipulierten Pflanzen nicht über denen der herkömmlichen Sorten liegen.
Jiang Gaoming sieht die Ursache für den Rückgang in der Getreideproduktion in den gesunkenen Gewinnerwartungen der Bauern. Durch die wachsende Abhängigkeit der Bauern von teuren chemischen Düngemitteln sei die Fruchtbarkeit der Böden erheblich gesunken. In den vergangen dreißig Jahren habe sich die Fruchtbarkeit des Ackerlandes in China weit mehr verschlechtert als in den siebzig Jahren zuvor. Eine Erhöhung der Produktion setzte Intensivierung des Anbaus und eine nachhaltige Verbesserung der Bodenqualität durch den Einsatz organischer Düngemittel voraus.
Wer sind die Entscheidungsträger?
Zweiflern ist das Landwirtschaftministerium mit einer kurzen Stellungnahme begegnet, in der es heißt, dass die Zertifikate auf der Grundlage „strenger experimenteller Forschung durch die Kommission für Sicherheit genveränderter Organismen verliehen worden ist." Laut Zheng Fengtian sind zwei Drittel der Mitglieder dieser Kommission Wissenschaftler, die selbst Genmanipulation betreiben. „Viele Kommissionsmitglieder verfügen bereits über Patente für genmanipulierten Nassreis, oder wollen sie in Kürze anmelden. Es gibt in diesem Gremium nur sehr wenige Mitglieder aus dem Bereich Umweltschutz und Lebensmittelsicherheit."
Mit anderen Worten: es gibt nicht nur erhebliche Zweifel an der Unschädlichkeit genveränderter Reissorten, sondern auch an der Neutralität der Kommission, die Unbedenklichkeitszeugnisse ausstellt. (von Sind genmanipulierte Lebensmittel sicher?
von Zeng Wenhui - Quelle: Xinhua Nachrichtenagentur http://german.beijingreview.com.cn/focu ... 245838.htm)

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Re: Sind genmanipulierte Lebensmittel sicher?

Beitrag von kiara » 4. Mai 2010 18:38

Ich kenn mich da nicht so aus, außer dass ich in Bio den Mechanismus durchgenommen hab, aber was ist eigentlich das Hauptargument gegen Genmanipulation?

Was sind eure Meinungen dazu?
corn + floor = cloorn?

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Re: Sind genmanipulierte Lebensmittel sicher?

Beitrag von Generation_2010 » 4. Mai 2010 23:03

Was Mendel schon von jeher versucht hat, durch Kreuzungen etc. widerstandsfähige oder andere Verbesserungen im Auge des Betrachters (Mensch) hervorzurufen.
Ich kann mir vorstellen, das Irgendwann der Ursprung und die Reinheit verloren geht und wir nur noch Genmanipuliertes haben...
Ohne zu wirklich zu wissen, welche Auswirkungen es in ferner Zukunft auf Mensch und co haben wird...
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Re: Sind genmanipulierte Lebensmittel sicher?

Beitrag von Akayi » 4. Mai 2010 23:10

Welcher Ursprung denn? Welche Reinheit?
Aber der Hauptkritikpunkt ist wohl schon der, den das Dorfkind angesprochen hat: Keine ausreichenden Tests.
recherchiert, was rechtlich so möglich ist

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Re: Sind genmanipulierte Lebensmittel sicher?

Beitrag von Generation_2010 » 4. Mai 2010 23:19

naja du hattest sicher BIO LK oder nicht?

Wenn du einen GENstrang nimmst, ihn insoweit veränderst das du eine andere DNS oder beim Klonen mehrmals die gleiche DNS verwendest, dann kann es passieren das Gen-defekte hervorgerufen werden oder neue entstehen...
Wenn man das Erbgut dann wieder verwendet und wieder... bla bla bla... Ist irgendwann der Ursprung wo das erstemal von geklont oder manipuliert wurde nicht mehr vorhanden.

Ja ich weiß auch das riesige Mengen an Saatgut etc tiefgefroren wurde um sowas zu verhindern...

Aber meinst du es ist alles richtig was wider gen der Natur gemacht wird?
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Beitrag von Akayi » 4. Mai 2010 23:36

Nö, ich hatte gar keinen LK.

Was du beschreibst scheint ja nur innerhalb eines Versuches zu passieren. Mit DNA aus einem Organismus. Das wäre nur problematische, wenn ich alle anderen Genstränge vernichten würde.

Um deine Frage zu beantworten müsste ich erst einmal Wissen was der Wille dieser Natur ist, um zu wissen ob etwas dagegen richtig oder falsch wäre.
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Beitrag von Generation_2010 » 4. Mai 2010 23:42

Akayi hat geschrieben: Was du beschreibst scheint ja nur innerhalb eines Versuches zu passieren. Mit DNA aus einem Organismus. Das wäre nur problematische, wenn ich alle anderen Genstränge vernichten würde.
Bestes Beispiel "Gen-Mais" was meinst du wieviel "Mais" noch vom Ursprung verwendet wird? Meinst du irgendwelche Landwirte
laufen los, besorgen sich Mais der 50-mal weniger Ertrag bei Minderer Qualität bringt und bauen den an?

Ich vermute mal eher, das Landwirte lieber den Schädlingsresistenten, höher wachsenden, mit mehr Früchten pro Maispflanze verwenden werden...

und von jahr zu Jahr rückt der alte UR-Mais in den Hintergrund, weil keiner diesen mehr verwendet... ergo, er stirbt aus ! bzw ist so in seiner Ursprungsform nicht mehr vorhanden.
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Re: Sind genmanipulierte Lebensmittel sicher?

Beitrag von Akayi » 4. Mai 2010 23:47

Ja, klar. Das wird wohl so kommen. Da hast du recht. Aber das Problem liegt ja dann nicht an der Genveränderung, sondern an den Gesetzen die eine zwingen das dann anzubauen.
Und zum Ur-Mais fällt mir eigentlich nur ein, dass der hier wahrscheinlich eh nie angebaut wurde. Darüber hinaus, wie lange gibt es Mais in Europa? 17. Jahrhundert vielleicht. Und seitdem wurde daran schon so viel herumgezüchtet, dass dies Genmanipulation höchstens eine neue Stufe einer langen Entwicklung darstellt.
Worauf ich hinaus will: Das rechtfertigt ja noch keine Kritik an Genmanipulation, sondern eher an Zucht überhaupt.
Zuletzt geändert von Akayi am 4. Mai 2010 23:50, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Sind genmanipulierte Lebensmittel sicher?

Beitrag von Generation_2010 » 4. Mai 2010 23:50

Es soll ja nur aufzeigen wohin es führen kann...

Mais war nur ein Beispiel...
Dolly das Schaf gibt es schon...
Wo führt uns das ganze Irgendwann hin???
Das frage ich mich!
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Re: Sind genmanipulierte Lebensmittel sicher?

Beitrag von Akayi » 4. Mai 2010 23:54

Das ist sicher eine berechtigte Frage. Aber ich sehe keinen Grund in Entwicklung an sich etwas negatives zu sehen. Ich meine in der Generation meiner Großeltern sind die Leute noch an der Grippe verreckt. Heute haben wir entsprechendes Wissen und Medikamente. Wo führt uns das ganze irgendwann hin???
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