Ist ein Tempolimit sinnvoll?

Save the World?
Sabotagehase
Beiträge: 2691
Registriert: 27.08.2017

Beitrag von Sabotagehase » 22. Apr 2022 22:43

Versuchst du hier nen Wettbewerb im unsympatisch sein zu gewinnen oder wie? Was soll das?

Doch, der Begriff ist kontrovers. Sonst würden ihn ja nicht so viele für sich claimen, die offensichtlich unterschiedlicher Auffassung sind.
Dass du eine kontroverse Deutung (bzw. die Tatsache, dass man sich offenbar nicht einig wird bzw. dass in der bisherigen geschichte noch kein allgemeingültiger, logisch nicht anfechtbarer freiheitsbegriff gefunden wurde) schon als Weg in den subjektivismus deutest, lässt mich zu der Frage kommen, ob dir praktisch sowas wie "Diskurs" bekannt ist. Deine Diskussionsführung lässt mich zumindest eher vom Gegenteil ausgehen. Naja. Spannend finde ich hier auch, dass du hier den 2. Absatz mit "für mich" beginnst. Finde ich in dem Sinne schön, weil hier gibst in der Formulierung zu, dass es sich hier irgendwo um etwas (semi)subjektives handelt. Aber auch wurscht, an kleinigkeiten braucht man sich jetzt auch nicht aufhängen.

Im Übrigen ist der Begriff im Duden enorm verkürzt, was aber per se erstmal nichts ausmacht, weil es im Duden darum geht, wie die gängige Deutung eines Begriffes im normalen Sprachgebrauch ist. Und die ist idR keine philosophische, weil enorm diskutable Begriffe sich nicht zur Kommunikation sondern maximal für Missverständnisse eignen. Dein Verweis ist also mehr als deplaziert und trägt nicht zur Diskussion bei. Inhaltlich braucht man da auch nicht drauf eingehen, ich würde hier eindeutig eine Provokation hineindeuten. Wikipedia wäre da wahrscheinlich eh hilfreicher gewesen.
Man könnte, wenn man das Thema bzw. den Diskussionspunkt ernst nähme, verschiedene Freiheitsbegriffe betrachten und diese zum Threadthema passend untersuchen. Hier wäre zb die Definition als positive Freiheit, also die Freiheit, etwas tun zu können, oder aber die negative Freiheit, also die Freiheit von Zwang (sehr runtergebrochen) spannend. Je nach Kontext können beide etwas sehr unterschiedliches bedeuten. Irgendwelche betrachtungen davon, wer wem schadet, haben aber erstmal noch nichts damit zu tun, was freiheit bedeutet. Genauso wie man sagen könnte, dass Freiheit ist, Verantwortung für das eigene Handeln übernehmen zu können, also grundsätzlich nicht determiniert zu sein. Auch das hat erstmal noch überhaupt keinen praktischen oder gar normativen Charakter.
Die eigentliche Frage ist daher also: wozu das ganze eigentlich?
Im Grunde genommen könnte man annehmen, dass es "gut" ist (nehmen wir an, wie geben Sachverhalten einen Wert und verwerfen den Nihilismus), möglichst frei zu sein. Was heißt das aber nun? Wie quantifiziert/beurteilt man es? Ich könnte hier z.B. behaupten, dass das leben in einem Kollektiv, was im Zuge der dafür notwendigen Rücksichtnahme auf andere, die zum Funktionieren des Kollektives notwendig ist, Freiheiten eingeschränkt werden (müssen), z.B. durch Regeln oder Vereinbarungen. Dadurch erweitern sich aber die positiven Freiheiten, ganz banal, weil man z.B. von Arbeitsteilung profitiert. Aber wie bewertet man es denn nun? Ist es legitim, einzelne Freiheiten als Preis für andere einzuschränken? Ich schätze ein FDPler, Ancap, "Querdenker" o.ä. würde darüber sehr anders urteilen als z.B. ein Anarchosyndikalist. Im Bezug auf konkrete Fragen wie ein Tempolimit verhält es sich genauso. Ein banales "deine freiheit hört da auf wo die des anderen anfängt" (was ggf. soetwas wie das Schädigen von anderen mit einschließt) ist da ggf auch ein Netter anfang, aber selbst das greift zu kurz (das Potential kollektiver Freiheit wird hier z.B. ignoriert).
Und selbst wenn man den Schaden an anderen mit einbeziehen will, wie du es tust: wer bemisst den schaden? Wie viel Schaden ist legitim (wenn Schadensvermeidung die eigenen Freiheiten einschränkt, zb). Fragen über Fragen. Die man diskursiv angehen kann. Und das ist alles andere, als ein subjektivistisches Mysterium.
Zuletzt geändert von Sabotagehase am 23. Apr 2022 00:08, insgesamt 1-mal geändert.

Sabotagehase
Beiträge: 2691
Registriert: 27.08.2017

Beitrag von Sabotagehase » 22. Apr 2022 22:44

@Akayi, stimmt
@Murphy, sähe ich jetzt auch so
bin nur offenbar leider zu langsam zum tippen, verzeiht mir die rechtschreibfehler

Benutzeravatar
Palmesel
Beiträge: 214
Registriert: 03.08.2017

Beitrag von Palmesel » 23. Apr 2022 10:02

@Akayi: Es ist ne ideologische Debatte. Unzureichend begründete Verbote abzulehnen ist hingegen keine ideologische Motivation.
@Murphy: Natürlich ist ein Tempolimit mit der freiheitlichen Grundordnung vereinbar, wenn es ordentlich begründet ist. Das Fehlen der abgewogenen Begründung ist ja nur genau, was ich dabei beklage.
@Sabotagehase: Wir können endlos über Freiheit philosophieren, und andererorts ist sowas ja auch sehr nett. Aber zu dieser Debatte hat eine solch philosophische Erörterung keinen Bezug - da ist es nur eine Abweichung vom Thema.

Benutzeravatar
Murphy
die männliche Manifestation des Göttlichen
Beiträge: 19675
Registriert: 13.12.2010

Beitrag von Murphy » 23. Apr 2022 10:19

Dass Menschenleben für dich kein Grund sind, hast du ja im Impfthread schon bewiesen.
Growth for the sake of growth is the ideology of the cancer cell. (Edward Abbey)
"Gibt es einen Thread zu...?"-Thread

Benutzeravatar
Palmesel
Beiträge: 214
Registriert: 03.08.2017

Beitrag von Palmesel » 23. Apr 2022 10:54

Diese Aussage ist abwegig und haltlos, aber sie war ja vermutlich auch eher als Zug in dem Schmähspiel gemeint, das Du sachlichem Diskurs zumeist vorzuziehen pflegst.

Benutzeravatar
Murphy
die männliche Manifestation des Göttlichen
Beiträge: 19675
Registriert: 13.12.2010

Beitrag von Murphy » 23. Apr 2022 11:02

Sachlicher Diskurs mit Bullshittern wäre ja auch Zeitverschwendung.
Growth for the sake of growth is the ideology of the cancer cell. (Edward Abbey)
"Gibt es einen Thread zu...?"-Thread

Sabotagehase
Beiträge: 2691
Registriert: 27.08.2017

Beitrag von Sabotagehase » 23. Apr 2022 12:20

@palmesel Nein. Ich würde zwar weder behaupten, dass in der breiten gesellschaft gerne fundiert philosophisch diskutiert wird noch dass eine philosophische Erörterung praktischen Einfluss nimmt, allerdings zerstreiten sich die Leute (ich nehme mal stark an, dass das den meisten nicht auffällt) exakt an solchen Begriffsdefinitionen. Nicht den Begriffen selbst, sondern was sie praktisch bedeutet. Corona hats ja gezeigt. Und hier zeigt sich das auch. Letztendlich würde ich hier auch behaupten, dass das Schema, nach dem man sich einen bestimmten Freiheitsbegriff rauspickt, sehr ideologisch ist bzw. sein kann. Naja, wie dem auch sei. Wüsste nicht wo "anderenorts" sein soll, zum einen weil sich die Leute beim Thema Tempolimit genau mit dem Freiheitsargument die Köpfe ein hauen und was du so von dir gibst weißt du ja sicherlich selbst, muss ich jetzt nicht weiter kommentieren. Mir ist sowas wie "Freiheit" auch wichtig. Aber Leute wie du schaffen es, jegliche Diskussion über sowas ins Lächerliche zu ziehen. Aber wurscht, mit dir zu diskutieren ist auch iwie echt Zeitverschwendung

Benutzeravatar
Palmesel
Beiträge: 214
Registriert: 03.08.2017

Beitrag von Palmesel » 23. Apr 2022 22:31

Bei Corona war's ganz ähnlich zu der Debatte hier: Menschen, die die Problematik nicht selbst verstanden haben, repetierten im Brustton der Überzeugung hegemoniale Narrative, und wischten alle wohlbegründeten und niemals widerlegten Einwände von Menschen, die schlauer waren, als sie selbst, mit dem Verweis darauf vom Tisch, dass die Einwände von Idioten stammten, und deshalb keine Einlassung verdienten. Solche Menschen können nicht diskutieren, begreifen das auch nicht, merken nur, dass ihre Parolen irgendwie nicht wirken, und erklären dann gerne die "Diskussion" für sinnlos. Man hört von ihnen Ablenkungen, Rabulistik, am liebsten aber persönliche Angriffe, nur eines niemals: den Versuch einer sachlichen Gegenrede mit eingehendem Angriff gegen die Argumente der Gegenseite oder sogar, bei deren Unmöglichkeit oder ihrer sich offenbarenden fehlenden Validität, das Zugeständnis, möglicherweise nicht Recht zu haben. Und letztendlich ist das, was sie für "die Diskussion" halten, für sie damit dann ja auch wirklich sinnlos und Zeitverschwendung.

Sabotagehase
Beiträge: 2691
Registriert: 27.08.2017

Beitrag von Sabotagehase » 24. Apr 2022 01:26

Wenn man sich die sachen so zurecht legt, dass man sich in allem was man sich zurecht gelegt hat immer nur bestätigt sehen kann, hat man natürlich auch immer recht. Logik, 100 von 100 Punkten erreicht, gratulation. Ich verneige mich vor deiner Weißheit und wünschte, ich könnte an deiner Erleuchtetheit teilhaben :anbet:

Benutzeravatar
Palmesel
Beiträge: 214
Registriert: 03.08.2017

Beitrag von Palmesel » 24. Apr 2022 09:08

Wenn das "Zurechtlegen" ein widerspruchsfreies und prognosensicheres Modell der Wirklichkeit ergibt, nennt man es "Erkennen".

Antworten