Wie kann Landwirtschaft anders funktionieren?

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Gerlinde
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Wie kann Landwirtschaft anders funktionieren?

Beitrag von Gerlinde » 8. Nov 2013 21:04

Dieses Thema hab eich eröffnet, da es an ander Stelle nicht themenbezogen war und es ging aus von der Bemerkung /
Zitat:
"Niemand wird hierzulande zum Erwerbslandwirt gezwungen".

Meine Antwort war:
Meistens ist die Wirklichkeit komplizierter.
Wir betreiben aus steuerlichen und sozialversicherungsrechtlichen Gründen eine Nebenerwerbslandwirtschaft.
Müssen also "wirtschaften", eine Gewinnerzielungsabsicht gegenüber dem Finanzamt angeben.
Nun haben wir Grünland und kein Ackerland. Grünland ernährt Wiederkäuer. Ich will aber weder Fleisch noch Milch erzeugen.
Geringe Erlöse sind möglich über alte Streuobstbäume (kein sicherer Ertrag) und Heuverkauf an Pferdehalter; es gibt auch EU-Fördermittel, die mit zahlreichen Auflagen verbunden sind.

Im Grunde sind wir Landschaftspfleger, sind im Erwerbsanbau auch rechtlich verpflichtet "ordnungsgemäß" die Wiesen nicht verbuschen zu lassen - will heißen mähen oder beweiden lassen.

Was tun mit dieser Futtergrundlage?
Es sind feuchte Standorte, eigentlich Rinderland, für Pferdehufe (Pferdepension) zu feucht.
Lamas als Transporttiere halten und Städter beim Wandern zu bespaßen? Auch nicht mein Ding.
Ich würde gerne "vom Aussterben bedrohte alte Nutztierrassen" züchten; doch wegen Inzucht und Auslese kann man nicht alle Nachzucht behalten und würde heißen für ca 50% des Nachwuchses Endstation das Schlachthaus.

Wäre das o.k. bei einem schönen Leben und Erhaltung der Gene?
Ich will nicht im Frühjahr päppeln und im Herbst das Messer ansetzen.

Hättet Ihr Ideen?
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Gerlinde
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Beitrag von Gerlinde » 8. Nov 2013 21:14

Dann kam erinnerungsgemäß die Frage nach
"Schweine kastrieren lassen ..."

Schweine wären bei unserem Grünland keine Alternative, da diese das Grünland als Grabungsgelände verwenden würden und man Getreide zufüttern muss. Wir habe keine großen Stallgebäude, die Tiere würden im Freien mit Schutzzelten leben. Zudem würden sie Wildschweine anlocken oder diese die Hausschweine weg locken.

Schweine würden keine Vorteil bringen - und Schlachttiere will ich nicht.

Wir haben drei Ziegen (davon ein kastrierter Bock genannt Stink), diese fressen liebend gerne das, was vom Landwirtschaftsamt als Unkraut bezeichnet wird. Das funktioniert sehr gut. Ich dachte auch an Ziegenzucht (Rove-Ziegen). Ziegen bekommen aber Zwillingslämmer und alle kann man auf Dauer nicht behalten bzw man kann auch keine Inzucht machen.
Wir haben noch drei Ponies zur Grünlandpflege, 15, 17 und 26 Jahre alt.
Finanziell effizient wäre, den "glücklichen Rindfleischmarkt" zu bedienen .... - nur das fällt mir schwer.
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HelLo
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Beitrag von HelLo » 8. Nov 2013 21:15

das ist echt ne schwierige Situation!
Gerlinde hat geschrieben: Wäre das o.k. bei einem schönen Leben und Erhaltung der Gene?
Für mich persönlich wär das nicht okay!

Gibt es irgendwie die Möglichkeit an einen Tierschutzverein zu verpachten oder so was in der Art?
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Gerlinde
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Beitrag von Gerlinde » 8. Nov 2013 21:45

Eine Zusammenarbeit mit Tierschutz muss schon langftistig sein und da muss man vorsichtig mit umgehen.

Ich möchte kein Animal-Hoarding anfangen und das Kostenrisiko für Gnadenbrottiere ist immens.

Im Grunde sind unsere Groß-Ziegen schon Gnadenbrottiere und ein Pony war früher als Kirmespony im Einsatz, dieses mag nicht mal mehr ein Halfter sehen, seit es bei uns ist.

Ich suche ja vorrangig Ideen ....
ich glaube ein Gnadenhof ist auch steuerlich kein landw. Betrieb mehr und diesen will ich ja erhalten.
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Gerlinde
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Beitrag von Gerlinde » 8. Nov 2013 21:58

Dann kam an anderer Stelle noch die Frage nach Perma-Kulturen.

Ja, ich habe davon schon gehört und denke, mein Großvater hat noch nach diesem System gewirtschaftet (permanent, nachhaltig, selbsterhaltend).
Eigentlich ist der Ansatz vergleichbar mit dem EU-biologisch-ökologischem Ansatz, soweit mir bekannt, schließt er Nutztiere nicht aus.

Eigentlich wirtschaften wir im Sinne einer Perma-Kultur. Wir entziehen dem System kaum etwas und haben deshalb auch keinen großen finanziellen Nutzen.
Als Düngemittel dienen nur die Pferdeäpfel und die Ziegenköttel - vorne grasen und hinten verdauen.
Und Pflanzenschutzmittel setzen wir keine ein. Die Ziegen fressen das, was vom Landwirtschaftsamt als Unkraut bezeichnet wird und die Obstbäume sind 60-70 Jahre alte Hochstämme, so hoch bekommt man keine Spritzmittel verteilt, sind diese schorfig oder wurmstichig, dann ist es eben so - Fallobst wird auch gerne gefressen.

Grünland umnutzen für Gemüse ist schwierig und dafür ist die Konkurrenz in der Rheinebene zu groß.

Und dann haben wir noch ein Problem. Da wir extensiv wirtschaften, fühlen sich die Wildtiere (sprich Rehe) bei uns sehr wohl. Und das lockt Jäger an.
Im Grunde ist es so, nutzen wir nicht das Futter für "Rindersteaks", holen sich andere den "Rehbraten". Ich könnte manchmal schreien vor Zorn.
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HelLo
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Beitrag von HelLo » 8. Nov 2013 22:24

Gibt es da irgend eine Vernetzungsmöglichkeit mit Leuten in ähnlicher Situation? Das ist ja schon nen Thema für das man Fachwissen benötigt. :shrugs:
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Gerlinde
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Beitrag von Gerlinde » 8. Nov 2013 23:05

Manchmal sind externe Ideen die besten.
Vernetzen?
Ich kenne persönlich keinen Veggie-Landwirt und vom Hörensagen nur einen veganen Förster.
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illith
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Beitrag von illith » 9. Nov 2013 04:20

Gerlinde hat geschrieben:Dann kam erinnerungsgemäß die Frage nach
"Schweine kastrieren lassen ..."
oh, mein fehler.
ich hab irgendwie fälschlicherweise das mit den alten rassen auf schweine gemünzt gelesen :drop1: wahrscheinlich, weil meine eltern neulich bei alten freundInnen waren, die alte schweinerassen züchten. sehr gute transferleistung meinerseits^^
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Akayi
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Beitrag von Akayi » 9. Nov 2013 09:23

Gerlinde hat geschrieben:Dieses Thema hab eich eröffnet, da es an ander Stelle nicht themenbezogen war und es ging aus von der Bemerkung /
Zitat:
"Niemand wird hierzulande zum Erwerbslandwirt gezwungen".

Meine Antwort war:
Meistens ist die Wirklichkeit komplizierter.
Wir betreiben aus steuerlichen und sozialversicherungsrechtlichen Gründen eine Nebenerwerbslandwirtschaft.
Müssen also "wirtschaften", eine Gewinnerzielungsabsicht gegenüber dem Finanzamt angeben.
Eigentlich gibt das Zitat die Wirklichkeit doch treffend wieder. Niemand zwingt dich dazu Land zu besitzen.
Gerlinde hat geschrieben:Und dann haben wir noch ein Problem. Da wir extensiv wirtschaften, fühlen sich die Wildtiere (sprich Rehe) bei uns sehr wohl. Und das lockt Jäger an.
Im Grunde ist es so, nutzen wir nicht das Futter für "Rindersteaks", holen sich andere den "Rehbraten". Ich könnte manchmal schreien vor Zorn.
Dann untersag doch den Jägern auf deinem Grund zu jagen. Das kommt mir jetzt arg weit hergeholt vor, dass du quasi Tiere töten musst um andere Tiere zu retten.
recherchiert, was rechtlich so möglich ist

larissa
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Beitrag von larissa » 9. Nov 2013 18:52

Das kannst Du nicht- das ist ja das schlimme :grumpf: Da gab´s schon üble Aktionen. Die sch..... Jäger haben ein Recht darauf, über das Land zu latschen und Drückerjagden usw. zu veranstalten.

Bei uns ist mein Mann fast mal angeschossen worden. Er stand am Schuppen und ein Jäger ballerte einfach knapp an ihm vorbei. Mein Mann rannte nach dem Schock los und wollte sich das Kennzeichen aufschreiben- der Jäger beeilte sich, loszufahren :skeptic:

Jägervolk :twisted:

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