Wärt ihr gerne SelbstversorgerInnen?
Danke Akayi,
ich war auch zunehmend verwirrt.
Zum Thema autark: been there, done that, aber nicht freiwillig. Und nein, würde ich nicht nochmal machen wollen. Wobei ich mir nicht sicher bin, ob es soooo autark heute überhaupt noch geht. Wir durften z.B. schon damals das Wasser aus dem Bach nur verwenden, weil wir behauptet haben es käme aus einem Brunnen. Und weil irgendein netter Mensch mindestens drei Augen zugedrückt hat. Und die Auflagen sind mittlerweile noch höher, glaube ich. Und außerdem ist mittlerweile ein Anschluss an die Kanalisation vorgeschrieben, wenn es technisch machbar ist, soviel ich weiß.
Und vegan und autark geht auch schlecht. Irgendjemand oder irgendwas muss die schwere Arbeit machen. Entweder Maschinen oder Tiere oder Kinder*. Letzteres fällt heute aus, da kriegt man Probleme mit dem Jugendamt, denke ich. Und Maschinen sind nur so lange autark, so lange man sie komplett selbst reparieren kann, von der Anschaffung mal ganz abgesehen.
Aber ich gestehe, ich bin da raus und nicht mehr auf dem neuesten Stand.
Und beim Thema Selbstversorgung muss man auch aufpassen, dass es nicht zur Einbahnstraße wird. Ich kann da meine Eltern als abschreckendes Beispiel anbieten. Die sind jetzt 80 und schuften immer noch bis zum Umfallen. Selbstversorgung ist arbeitsintensiv, zeitintenssiv und eine Rente kriegst du dafür nicht. Na gut, eine Minirente haben sie schon, die reicht aber in Deutschland kaum zum überleben.
Und was das gesunde Gemüse aus dem eigenen Garten angeht: der Durchschnittsdeutsche düngt und spritzt in seinem Garten so fleißig, dass man die Sachen oft nicht verkaufen dürfte. Gesund geht anders. Was auch daran liegt, dass der normale Gemüsegarten eher klein ist. Und auch wenn man das eine Jahr die Karotten links und die Erbsen rechts anbaut, und das nächste Jahr anders herum - ein wirklicher Fruchtwechsel ist das nicht. Das laugt den Boden aus und begünstigt Schädlinge. Was dann meistens entweder zu mageren Erträgen oder zu erhöhtem Chemieeinsatz führt. Von den unmengen an Torf, die deutsche Hobbygärtner jährlich in ihren Gärten vergraben, ganz zu schweigen.
Aber trotz aller Miesmacherei, ja eigenes Gemüse ist toll. Ich würde z.B. auf meine Tomaten auch nicht verzichten wollen. Ich ernte jetzt so langsam die letzten, ein paar grüne sind noch dran, gestern gab es nochmal Linsen-Bolognese mit frischen Tomaten. Unbezahlbar! Aber das ist ein nettes Extra zusätzlich zu all den gekauften Lebensmitteln. Und meilenweit von Selbstversorgung entfernt.
*=Jedesmal, wenn ich als Kind gefragt habe, warum wir nicht so tolle Maschinen haben, die die ganze Arbeit machen, bekam ich als Antwort: "Maschinen kosten Geld, ihr seid eh da, also sei ruhig und arbeite weiter."
ich war auch zunehmend verwirrt.
Zum Thema autark: been there, done that, aber nicht freiwillig. Und nein, würde ich nicht nochmal machen wollen. Wobei ich mir nicht sicher bin, ob es soooo autark heute überhaupt noch geht. Wir durften z.B. schon damals das Wasser aus dem Bach nur verwenden, weil wir behauptet haben es käme aus einem Brunnen. Und weil irgendein netter Mensch mindestens drei Augen zugedrückt hat. Und die Auflagen sind mittlerweile noch höher, glaube ich. Und außerdem ist mittlerweile ein Anschluss an die Kanalisation vorgeschrieben, wenn es technisch machbar ist, soviel ich weiß.
Und vegan und autark geht auch schlecht. Irgendjemand oder irgendwas muss die schwere Arbeit machen. Entweder Maschinen oder Tiere oder Kinder*. Letzteres fällt heute aus, da kriegt man Probleme mit dem Jugendamt, denke ich. Und Maschinen sind nur so lange autark, so lange man sie komplett selbst reparieren kann, von der Anschaffung mal ganz abgesehen.
Aber ich gestehe, ich bin da raus und nicht mehr auf dem neuesten Stand.
Und beim Thema Selbstversorgung muss man auch aufpassen, dass es nicht zur Einbahnstraße wird. Ich kann da meine Eltern als abschreckendes Beispiel anbieten. Die sind jetzt 80 und schuften immer noch bis zum Umfallen. Selbstversorgung ist arbeitsintensiv, zeitintenssiv und eine Rente kriegst du dafür nicht. Na gut, eine Minirente haben sie schon, die reicht aber in Deutschland kaum zum überleben.
Und was das gesunde Gemüse aus dem eigenen Garten angeht: der Durchschnittsdeutsche düngt und spritzt in seinem Garten so fleißig, dass man die Sachen oft nicht verkaufen dürfte. Gesund geht anders. Was auch daran liegt, dass der normale Gemüsegarten eher klein ist. Und auch wenn man das eine Jahr die Karotten links und die Erbsen rechts anbaut, und das nächste Jahr anders herum - ein wirklicher Fruchtwechsel ist das nicht. Das laugt den Boden aus und begünstigt Schädlinge. Was dann meistens entweder zu mageren Erträgen oder zu erhöhtem Chemieeinsatz führt. Von den unmengen an Torf, die deutsche Hobbygärtner jährlich in ihren Gärten vergraben, ganz zu schweigen.
Aber trotz aller Miesmacherei, ja eigenes Gemüse ist toll. Ich würde z.B. auf meine Tomaten auch nicht verzichten wollen. Ich ernte jetzt so langsam die letzten, ein paar grüne sind noch dran, gestern gab es nochmal Linsen-Bolognese mit frischen Tomaten. Unbezahlbar! Aber das ist ein nettes Extra zusätzlich zu all den gekauften Lebensmitteln. Und meilenweit von Selbstversorgung entfernt.
*=Jedesmal, wenn ich als Kind gefragt habe, warum wir nicht so tolle Maschinen haben, die die ganze Arbeit machen, bekam ich als Antwort: "Maschinen kosten Geld, ihr seid eh da, also sei ruhig und arbeite weiter."
- Splendidus
- le freaque surprise
- Beiträge: 572
- Registriert: 15.01.2013
Vielleicht herrschen hier unterschiedliche Vorstellungen von Selbstversorgung.
Wenn ich von Selbstversorgung rede meine ich nie eine 100%ige Selbstversorgung. Dies ist meiner Meinung nach nicht möglich und wurde von den Menschen auch noch nie so vollzogen.
Es wurde immer zusammen gearbeitet, getauscht, gehandelt etc.
Wenn ich von Selbstversorgung rede meine ich einfach möglichst viel, selbst machen und erzeugen. Egal ob dazu nun ein gekauftes Photovoltaikpanel nötig ist, oder ich die grundzutaten für die Seife zukaufen muss.
Ich glaube nicht, dass jemand die ganzen Öle und Natronlauge zum Seife machen selbst herstellt. Jedoch gehört für mich das Herstellen von eigener Seife aus diesen Grundzutaten schon auch in die Selbstversorger-Ecke.
Gruß
Splendidus
Wenn ich von Selbstversorgung rede meine ich nie eine 100%ige Selbstversorgung. Dies ist meiner Meinung nach nicht möglich und wurde von den Menschen auch noch nie so vollzogen.
Es wurde immer zusammen gearbeitet, getauscht, gehandelt etc.
Wenn ich von Selbstversorgung rede meine ich einfach möglichst viel, selbst machen und erzeugen. Egal ob dazu nun ein gekauftes Photovoltaikpanel nötig ist, oder ich die grundzutaten für die Seife zukaufen muss.
Ich glaube nicht, dass jemand die ganzen Öle und Natronlauge zum Seife machen selbst herstellt. Jedoch gehört für mich das Herstellen von eigener Seife aus diesen Grundzutaten schon auch in die Selbstversorger-Ecke.
Gruß
Splendidus
Ich bin kein Veganer.
Selbstversorgung ersetzt aus meiner Sicht die Dinge, die man sonst regelmäßig wiederkehrend für Geld kaufen muss.
Somit fällt für mich eine Ernte im Garten (Kübel) oder Heizen durch gesammeltes/selbst gehacktes Holz unter Selbstversorgung; auch wenn ich irgendwann Saatgut, Säge und Ofen kaufen musste.
Hier auf dem Land gibt es noch echte Bauerngärten, womit man täglich (!) eine Familie ernähren kann. Da kann ich auch neidisch werden. Voraussetzung ist Fläche und jemand, der täglich die Zeit zur Pflege hat - bei Vollzeitjobs wird das schon schwierig, das braucht eigentlich eine mehr-Generationen-Struktur.
Dann braucht man auch entsprechend viel Leute am Tisch um die Mengen einer guten Ernte gegessen zu bekommen oder man muss ein gut organisierte Vorratshaltung haben, was auch wieder Zeit kostet.
Insofern ist es sinnvoll, sich langsam zu steigern und Kräuter sind ein guter Anfang oder wenn der Platz es zulässt, Himbeeren, Stachelbeeren und Johannisbeeren anzupflanzen.
Wenn es interessiert, habe ich irgendwo eine Aufstellung wieviel Platz man braucht und was man anpflanzen muss, um eine 4-köpfige Familie über das Jahr mit Saisonware zu verpflegen.
Somit fällt für mich eine Ernte im Garten (Kübel) oder Heizen durch gesammeltes/selbst gehacktes Holz unter Selbstversorgung; auch wenn ich irgendwann Saatgut, Säge und Ofen kaufen musste.
Hier auf dem Land gibt es noch echte Bauerngärten, womit man täglich (!) eine Familie ernähren kann. Da kann ich auch neidisch werden. Voraussetzung ist Fläche und jemand, der täglich die Zeit zur Pflege hat - bei Vollzeitjobs wird das schon schwierig, das braucht eigentlich eine mehr-Generationen-Struktur.
Dann braucht man auch entsprechend viel Leute am Tisch um die Mengen einer guten Ernte gegessen zu bekommen oder man muss ein gut organisierte Vorratshaltung haben, was auch wieder Zeit kostet.
Insofern ist es sinnvoll, sich langsam zu steigern und Kräuter sind ein guter Anfang oder wenn der Platz es zulässt, Himbeeren, Stachelbeeren und Johannisbeeren anzupflanzen.
Wenn es interessiert, habe ich irgendwo eine Aufstellung wieviel Platz man braucht und was man anpflanzen muss, um eine 4-köpfige Familie über das Jahr mit Saisonware zu verpflegen.
Man muss nicht über jedes Stöckchen springen ....
- slartibartfaß
- ★FoodPornStar★
- Beiträge: 11303
- Registriert: 09.05.2013
Mich interessiert das. Kannst Du das einstellen?Gerlinde hat geschrieben:Wenn es interessiert, habe ich irgendwo eine Aufstellung wieviel Platz man braucht und was man anpflanzen muss, um eine 4-köpfige Familie über das Jahr mit Saisonware zu verpflegen.
Wellen des Paradoxen rollten über das Meer der Kausalität (...) an dieser Stelle gibt die normale Sprache auf, besucht die nächste Kneipe und gießt sich einen hinter die Binde.
- slartibartfaß
- ★FoodPornStar★
- Beiträge: 11303
- Registriert: 09.05.2013
Auch ein schönes Wort für unbezahlte Arbeit.Gerlinde hat geschrieben:Da kann ich auch neidisch werden. Voraussetzung ist Fläche und jemand, der täglich die Zeit zur Pflege hat - bei Vollzeitjobs wird das schon schwierig, das braucht eigentlich eine mehr-Generationen-Struktur.
recherchiert, was rechtlich so möglich ist