Vegane Ernährung nur "mittelmäßig" gegen Welthunger?!?

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human vegetable
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Vegane Ernährung nur "mittelmäßig" gegen Welthunger?!?

Beitrag von human vegetable » 9. Aug 2016 09:01

Link: http://www.focus.de/gesundheit/videos/g ... 04007.html

Zitat:
Die vegane Ernährung schnitt nur mittelmäßig ab, da sie zu viele landwirtschaftliche Flächen ungenutzt lässt.
WTF - was soll das denn heißen? Das ist doch sogar ein Vorteil - sowohl für hungernde Menschen, die aus einem Minimum an Fläche das Maximum an Kalorien ziehen können, als auch für den nicht-menschlichen Teil der Welt, der vielleicht wieder Chancen auf etwas mehr Lebensraum hätte.

Außerdem fehlt hier eine Quelle - die Originalpublikation, bzw. Reaktionen darauf im englischsprachigen web hätten mich schon interessiert.
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kaktus
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Beitrag von kaktus » 9. Aug 2016 10:09

Inwiefern soll es im Kampf gegen den Welthunger ein Vorteil sein, landwirtschaftliche Flächen ungenutzt zu lassen? Wieso können hungernde Menschen dadurch aus einem Minimum an Fläche das Maximum an Kalorien ziehen? Und wie hilft es gegen den Welthunger, wenn der nichtmenschliche Teil der Welt mehr Lebensraum hat?
Obligates Grünland kann über Tierhaltung zur Ernährung des Menschen beitragen, was bei veganer Ernährung entfällt.

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RoadOfBones
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Beitrag von RoadOfBones » 9. Aug 2016 11:55

Hab ich schon auf focus online kommentiert.
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human vegetable
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Beitrag von human vegetable » 9. Aug 2016 16:58

Kaktus, ich vermute deine einleitenden Fragen sind rhetorischer Natur, um mich auf meine Denkfehler hinzuweisen.

Du interpretierst es also so, dass mit "landwirtschaftliche Flächen" das Grasland gemeint ist, das sich für Getreide-, Obst- oder Gemüseanbau nicht eignet, und das am effizientesten durch Viehhaltung bewirtschaftet wird. Davon habe ich auch schon gehört, bin bis jetzt allerdings davon ausgegangen dass der auf diese Art erzeugte Beitrag zur Welternährung insgesamt relativ gering ist und keinesfalls ausreicht, um moderaten (im Sinne der DGE) Konsum tierischer Produkte für die gesamte Weltbevölkerung zu rechtfertigen (wenn es auch für die Menschen, die in den betroffenen Gebieten leben, und die oft nicht auf Nahrungslieferungen woandersher zählen können, durchaus einen Unterschied macht). Gibt es genauere Infos darüber, wie groß der Beitrag von Viehwirtschaft auf "natürlichen" Graslandschaften zur Welternährung wirklich sein kann?

Ich habe die Passage so interpretiert, dass die Flächen deswegen ungenutzt bleiben, weil aufgrund des entfallenden Mittelglieds "Nutztier" die angebauten Kalorien zu 100% Menschen zu Gute kommen, und nicht nur zu einem kleinen Bruchteil, und sich deswegen der Bedarf an Anbaufläche extrem reduziert. Das bedeutet, viele der heutigen Anbauflächen könnten renaturiert werden (z. B Weideland). Zugegeben, diese Sichtweise setzt voraus, dass man überregional organisiert und verteilt, und auch wenn das in den meisten Teilen der Welt ganz gut funktioniert dann gerade da, wo Hunger auftritt, nicht :/

Ist es am Ende wirklich so, dass Ethik das einzige Argument für strengen Veganismus ist?
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RoadOfBones
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Beitrag von RoadOfBones » 10. Aug 2016 12:20

Diese Seite hat eine sehr ausführliche und interessante Betrachtung des Themas:
https://monstermaschine.wordpress.com/2 ... -der-erde/
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human vegetable
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Beitrag von human vegetable » 10. Aug 2016 23:24

RoadofBones, vielen Dank, obwohl mich deine Quelle ziemlich verwirrt.

In einigen Jahrtausenden sieht der Autor das absolute Limit also bei 720 Milliarden Menschen (!!!), wenn alle verfügbaren Flächen mit maximaler Effizienz bewirtschaftet werden und Vegetarismus die Regel ist.

Aber was sagt uns das für das hier und jetzt? Wenn das absolute Limit wirklich die gegenwärtige Bevölkerung um das hundertfache übersteigen sollte, dann sollte es ein leichtes sein (maximale Effizienz vorausgesetzt), alles und jeden von morgens bis abends mit feinstem Rinderfilet zu ernähren. Veganismus wäre für die Überwindung des Welthungers in einer "idealen Welt" also völlig unnötig.

???
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Gerlinde
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Beitrag von Gerlinde » 10. Aug 2016 23:40

kaktus hat geschrieben: Obligates Grünland kann über Tierhaltung zur Ernährung des Menschen beitragen, was bei veganer Ernährung entfällt.
Ja, ohne Kraftfutter wären wir dann bei einer Weidewirtschaft mit Wanderherden (z.B. Mongolei)
von human vegetable: In einigen Jahrtausenden sieht der Autor das absolute Limit also bei 720 Milliarden Menschen (!!!), .... Wenn das absolute Limit wirklich die gegenwärtige Bevölkerung um das hundertfache übersteigen sollte, dann sollte es ein leichtes sein (maximale Effizienz vorausgesetzt), alles und jeden von morgens bis abends mit feinstem Rinderfilet zu ernähren. Veganismus wäre für die Überwindung des Welthungers in einer "idealen Welt" also völlig unnötig.
Human, Du verdrehst die Argumente gerade, rechne doch mal die jetzige Anzahl der Nutztiere um auf Basis eines 75 kg Menschen, und dann siehst Du, was jetzt die Erde bevölkert.
Wir haben in Deutschland 25 Mio Mastschweineplätze, die kann man grob mit 25 Mio Menschen gleich setzen.
Ein Rind wäre 1 Großvieheinheit = 500 kg
Hühner lassen sich auch in GVE umrechnen!
Man muss nicht über jedes Stöckchen springen ....

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human vegetable
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Beitrag von human vegetable » 11. Aug 2016 14:47

Gerlinde, jetzt raff' ich gar nichts mehr!

Ich bin in meinem vorigen Post lediglich der Argumentation der von RoadofBones verlinkten Quelle in der Art eines "was-wäre-wenn" Spiels (reductio ad absurdum) gefolgt um aufzuzeigen, dass ich diese nicht schlüssig finde.

Wenn ich jetzt deinen Post dazunehme: Rechnen wir pro carnivorem Menschen großzügig drei GVE. Dann hätten wir sieben Milliarden Menschen, und gut 20 Milliarden Rinder. Der Autor behauptet, die Erde könne 720 Milliarden (vegetarische) Menschen ernähren, und zwar im Jahr 4400 (?!). Dann wird sie wohl auch die "lächerlichen" knapp 30 Milliarden Menschen und Rinder schaffen (meint der Autor, nicht ich).

Nicht dass ich diese Lösung als ideal oder auch nur als möglich betrachte, aber nach der Argumentation des Autors wäre die größte Schraube, an der man zur Bekämpfung des Welthungers drehen sollte, die Effizienz der Flächennutzung und Bewirtschaftung, und nicht die Verringerung der Nutztierhaltung. Vermutlich hat die von Focus kommentierte Studie ebenso argumentiert (keine Ahnung, habe sie nicht gelesen).

Ich merke dass ich bei diesem Thema bzgl. der Fakten völlig naseweis bin. Gibt es da nicht was von offizieller Stelle, was die bisherigen Schilderungen untermauern oder konterkarieren könnte?
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Gerlinde
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Beitrag von Gerlinde » 12. Aug 2016 00:35

o.k. ich habe Deine ??? übersehen.
Mit so Weltberechnungen unter Missachtung sämtlicher Bei-Kriterien, habe ich ein Problem.

Sicher sind höhere Landnutzungserträge möglich, aber zu welchen Bedingungen?
Phosphat als Dünger ist begrenzt und wohl früher zu Ende als Öl!
So viele Menschen brauchen auch Platz und wir haben jetzt schon einen zu großen täglichen Landverlust für Wohnungsbau und Infrastruktur.

Mit der Rechnung meinte ich folgendes:
wenn wir den jetzigen Nutztierbestand über deren Körpergewicht umrechnen auf Menschengewicht, dann hätten wir in Deutschland statt 80 Mio Menschen, eine Lebendmasse von ca 160 Mio "Gewichtsmenschen" (grob gerechnet),

gut, das ist nur das doppelte und nur für hier gesehen
(diese Gewichtsberechnung müsste sich auch über den durchsschnittlichen Verzehr/Jahr rechnen lassen)
ach, es ist mir jetzt zu spät um über die Welt im Jahr 4400 nachzudenken, da wird es noch so viele Auf und Ab geben...
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kaktus
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Beitrag von kaktus » 12. Aug 2016 01:32

human vegetable, ich weiß nicht, ob dir bekannt ist, daß das Problem möglicherweise gar nicht in der ungenügenden Produktionsmenge von Lebensmitteln liegt. Ich zitiere der Einfachheit halber mal aus dem wikipedia-Artikel zu "Welthunger":
Nach Ansicht verschiedener Beobachter ist der Welthunger nicht von mangelnder Produktion verursacht, sondern von ungerechter Verteilung. Laut UN werden jedes Jahr 1,3 Milliarden Tonnen Lebensmittel in den Müll geworfen, was rechnerisch etwa viermal so viel ist, wie nötig wäre, um das Hungerproblem in der Welt zu lösen. Allein die in den Industrienationen weggeworfene Menge von 300 Millionen Tonnen jährlich würde reichen, um alle hungernden Menschen zu ernähren.
Und das alles ohne maximale Effizienz in der Erzeugung. Vor diesem Hintergrund klingt es eigentlich nicht so abwegig, daß derzeit rein theoretisch "täglich Rinderfilet für alle" tatsächlich möglich wäre (Aspekte der Sinnhaftigkeit und Nachhaltigkeit mal außen vor gelassen).

Zu deiner Antwort auf meine erste Äußerung hier im Thread wollte ich noch anmerken, daß meine Nachfragen durchaus nicht rhetorisch gemeint waren. Ich konnte vor deinen Ausführungen dazu, wie du die Aussage des Berichts aufgefaßt hast, tatsächlich keinen Bezug zur Bekämpfung des Welthungers herstellen.

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