Biergarten Fiasko

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Blueberrylisa
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Biergarten Fiasko

Beitrag von Blueberrylisa » 30. Jul 2017 15:25

Hallo,
vor kurzem lud unsere Tutorin in der Schule unsere Tutorengruppe in einen Bayrischen Biergarten ein. Außer mir war noch eine Veganerin in der Gruppe und ich hatte schon im Vorfeld ein wenig im Internet nachgelesen, was es so Veganes im Biergarten gibt, auch wenn ich nicht wusste, in welchen Biergarten sie uns exakt einlud.
Unsere Tutorin hatte sich voeher extra dort erkundigt, ob es dort vegetarische Gerichte gibt,was ja sehr lieb von ihr war, kannte da den Unterschied zwischen vegan und vegetarisch noch nicht. Die andere Veganerin bestellte sich einfach blind ein "Zucchini-Kartoffel-Rösti" ohne genauer nachzufragen,ob es vegan ist. Ich fragte erst mal, ob sie denn was Veganes da haben? Nein, war die prompte Antwort der Kellnerin. Und wenn ich Gericht XY (weiß nicht mehr genau, was es war) bestelle und man dort den Käse weglässt, ist es dann vegan? Das wusste die Kellnerin nicht, man müsste in der Küche nachfragen. Da meinte meine Tutorin, ich solle jetzt keinen Aufstand machen, das kommt nicht infrage. Und wenn ich den Gemischten Salat ohne Ei und einfach mit einem Essig-Öl-Dressing bestelle, ist dann ansonsten kein tierisches Produkt mehr enthalten? Wusste die Kellnerin auch nicht. In dem Moment stornierte die andere Veganerin dann ihr Rösti, das ja wohl doch nicht vegan war, sagte, sie wolle gar nichts essen und holte ihr Smartphone raus, von dem sie das ganze Essen lang später nicht mehr aufblickte, außer um die anderen Leute in der Gruppe anzuzicken und zu schimpfen.
Die Kellnerin überlegte eine Weile und sagte dann, die einzige Möglichkeit wäre ein grüner Salat. Okay, das ist gut.
Was ich letztendlich bekam, war eine Handvoll Salatblätter ohne jegliche Gewürze oder Dressing, nicht einmal Salz. Meine Tutorin mdinte dann zu der Kellnerin, sie solle mir zumindest Brot bringen und fragte mich dann, ob ich Brot essen kann. Ich fragte sicherheitshalber nach, ob das Brot auch keine tierischen Inhaltsstoffe ebthält? Wusste die Kellnerin nicht. Um die Diskussion zu beenden, sagte ich schließlich ja, sie solle mir Brot bringen.
Während dem Essen stellte mir die Tutorin dann noch neugierig ein paar Fragen, was der Unterschied zwischen vegan und vegetarisch sei, ob ich zuhause für mich selber koche, ob man denn da keine Mängel hatte etc., meinte aber auch, dass sie nicht wirklich verstehe, warum ich "es mir selbst schwer mache". Ich beantwortete ihre Fragen sachlich und darauf bedacht, jetzt keine hitzige Pro-Contra-Vegan-Diskussion zu entzünden, was mir auch gelang. Bis die andere Veganerin von ihrem Smartphone aufblickte und begann, über den Biergarten (welcher seit Jahren der Lieblingsbiergarten der Tutorin ist) und Nicht-Veganer zu schimpfen. Zum Glück reagierte die Tutorin nicht wirklich auf diese Kommentare und wechselte das Thema.
Mir war der ganze Besuch im Biergarten so furchtbar unangenehm, ich wollte ja keine Probleme bereiten, aber ich weiß nicht, was ich sonst hätte machen sollen. Ich hatte mich dann auch bei der Kellnerin und Tutorin dafür entschuldigt, dass ich so einen Aufwand mache, aber dennoch...
Wie hättet ihr euch an meiner Stelle verhalten? Was hätte ich anders machen können?
Danke für eure Antworten :)

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morten
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Beitrag von morten » 30. Jul 2017 16:19

Kann mir vorstellen, dass das unangenehm ist. Ich persönlich geh zu solchen Events nie hungrig und esse im Zweifel nichts oder wenn es komisch kommt halt irgendeinen Beilagensalat oder Pommes. Ich hasse es, dem Personal da auf die Nerven zu gehen, denke mir aber andererseits auch, dass Menschen mit Nahrungsmittelallergien ja auch nachfragen und das niemanden stören sollte. Finde, dass du dich da gut geschlagen hast – kann deine schimpfende Kollegin auch ein Stück weit verstehen, aber das bringt ja auch niemand weiter.

Persönliche Anekdote: Ich hab mal auf Uni-Exkursion zwei Nächte in einem Gasthof irgendwo mitten in der Oberpfalz verbringen dürfen/müssen und neben dem, was ich mitgebracht habe, abends praktisch von Pommes und Bier und morgens von Marmeladenbrötchen leben müssen – was immer noch mehr ist als nix, aber weit weit weg von dem, was ich gebraucht hätte. Die Schweinshaxe, von der die Profs geschwärmt haben, hab ich natürlich abgelehnt …

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somebody
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Beitrag von somebody » 30. Jul 2017 16:40

Hi Blueberrylisa, aus Deiner konkreten Situation heraus hättest Du möglicherweise noch die Möglichkeit gehabt, vorher das konkrete Lokal zu erfragen und möglichst frühzeitig dort telefonisch die veganen Optionen zu erfragen und auf dieser Basis unter Umständen vorzubestellen.

Bei unvorbereitetem Lokalbesuch muss immer mit Unwissenheit, Unwilligkeit der Service- und Geschäftsführungsmenschen gerechnet werden. Schlimmstenfalls bleiben nur die Optionen, mit Kaffee oder Wasser zufrieden zu sein oder zu gehen.

Vor Besuch eines mir unbekannten Gastronomiebetriebs suche ich via Google und happycow.net nach Informationen. Ist meine Suche im Internet ergebnislos, erfrage ich beim Lokal frühzeitig telefonisch die veganen Optionen. Auf Basis meiner Recherche entscheide ich, ob ich vorbestelle oder vor Ort bestelle oder ob ich das Lokal überhaupt besuche.
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Silke81
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Beitrag von Silke81 » 30. Jul 2017 17:31

Ist das nicht so, dass man in bayerischen Biergärten bis heute sein Essen /Vesper selber mitbringen darf? Ich weiß aber nicht ob das generell gilt oder nur für bestimmte Biergärten oder in bestimmten Gegenden.
Biergarten oder generell bayerische, traditionelle Restaurants sind für Veganer glaub ich noch etwas schwierig, aber etwas mehr Mühe hätte sich die Küche mit Deinem Salat schon geben können.
Gerade wenn ich mit einer Gruppe unterwegs bin, ist es mir auch super unangenehm das Personal zu löchern. Ich finde Du hast Dich gut geschlagen, aber finde den Kommentar der Tutorin "Du sollst keinen Aufstand machen" echt unpassend
don´t worry, eat curry!

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somebody
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potenziell vegane Speisen in Omni Gaststätten/Restaurants

Beitrag von somebody » 30. Jul 2017 19:40

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RoadOfBones
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Beitrag von RoadOfBones » 30. Jul 2017 20:48

Es gibt praktisch nichts, was es nicht gibt.
Erstens muss jedes Lokal laut der Allergenverordnung auskunftsfähig sein.
Die Bedienung war da meiner Meinung nach nur unfreundlich.
Da hätte ich nach dem Chef gefragt.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass oft vor allem die Köche gern mal was anderes kochen. Vorher anrufen und klären ob man zb Pommes mit Pfannengemüse haben kann. Oder einen großen Salat mit Vinaigrette, die maximal Honig enthält und nicht-veganen Essig.
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Märzmädels
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Beitrag von Märzmädels » 30. Jul 2017 20:57

Ich kann gut verstehen, dass es dir unangenehm war und finde auch, du hast dich gut geschlagen. Mir ist das auch immer unangenehm, wenn ich mit einer größeren Gruppe unterwegs bin und es erleichtert mich etwas, dass es anderen auch so geht.
Ich gehe im Zweifelsfall auch nicht hungrig hin und trinke nur etwas.
RoadOfBones hat geschrieben:Erstens muss jedes Lokal laut der Allergenverordnung auskunftsfähig sein.
Die Bedienung war da meiner Meinung nach nur unfreundlich.
Auf dem Papier ist das so, aber nicht jede Kellnerin weiß das alles.
RoadOfBones hat geschrieben:Da hätte ich nach dem Chef gefragt.
Es war ihr doch so schon unangenehm, da fragt man doch nicht auch noch nach dem Chef und macht ein Fass auf, wenn es einem schon peinlich ist, mit der Kellnerin so zu diskutieren. Wenn die besser informiert gewesen wäre, wäre die Situation nicht so unangenehm gewesen, denke ich, war ja aber nicht zu ändern.
Blueberrylisa hat geschrieben:Wie hättet ihr euch an meiner Stelle verhalten? Was hätte ich anders machen können?
Also ich ess in mir unbekannten Locations gar nichts oder Pommes.
Keiner hat das Recht zu gehorchen. Hannah Arendt

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BodyBuilder
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Beitrag von BodyBuilder » 30. Jul 2017 22:50

RoadOfBones hat geschrieben:Erstens muss jedes Lokal laut der Allergenverordnung auskunftsfähig sein.
Was leider zunehmend zu einer sehr einfachen Antwort führt:
"Alle genannten Allergene sind bei uns in allem drin, was wir in der Küche haben. Zumindest können wir's nicht ausschließen."

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slartibartfaß
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Beitrag von slartibartfaß » 30. Jul 2017 23:04

diese Antwort wäre aber nicht zulässig und wird nach meiner Erfahrung auch nicht praktiziert. Und fairerweise sollte man einem Zöliakie-Betroffenen auch erklären, dass in der Küche auch Gluten verarbeitet wird, wenn er explizit nach einer glutenfreien Mahlzeit fragt.

Viele Küchen sind nicht so flexibel, die haben Tüten, reissen die auf und schmeißen das Zeug in die Friteuse. Da wird ein selbstgemachtes Salatdressing möglicherweise schon zur Herausforderung. Ich denke aber auch, Blueberrylisa war einfach Opfer einer leidenschaftslosen, unengagierten Kellnerin.
Zuletzt geändert von slartibartfaß am 30. Jul 2017 23:51, insgesamt 1-mal geändert.
Wellen des Paradoxen rollten über das Meer der Kausalität (...) an dieser Stelle gibt die normale Sprache auf, besucht die nächste Kneipe und gießt sich einen hinter die Binde.

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Beitrag von somebody » 30. Jul 2017 23:28

Wesentlich ist IMO, Realisierbarkeit veganer Sonderwünsche in der omnivoren Gastronomie an einem günstigen Zeitpunkt vor Besuch des betreffenden Gastronomiebetriebs telefonisch anzusprechen. Prinzipiell kann jeder Gastronomiebetrieb zumindest einfache vegane Speisen auf Wunsch servieren. Ob der betreffende Gastronomiebetrieb hierzu konkret in der Lage & bereit ist, muss individuell erfragt werden. Wer erst bei Besuch des Gastronomiebetriebs, womöglich bei dessen hoher Auslastung, Sonderwünsche äußert, verringert die Chance auf Erfüllung dieser Sonderwünsche deutlich.
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