sry aletheia das passiert mir jetzt wohl öfter (hab neulich mal ausversehen illith was untergeschoben)
zum islamischen antisemitismus:
und ich habe nicht gesagt, dass der antisemitismus von anfang an vorherrschend war, aber es gab ihn.
Matthias Küntzel hat geschrieben:Antisemitische Ideologen haben von Anfang an die Juden mit den bedrohlichen Aspekten der modernen kapitalistischen Welt in Eins gesetzt. Für diesen ideologischen Zweck bog man sich in Europa die Wirklichkeit zurecht. In Palästina hingegen vollzogen sich die Anfänge der Moderne auf eine andere Art als anderswo. Hier verkörperten die einwandernden Zionisten tatsächlich Kapitalismus und Modernität. Als am Anfang des 20. Jahrhunderts viele russische Juden nach der Revolution von 1905 in das damalige Palästina zogen, war die dortige arabische Gesellschaft überwiegend in vor-moderne Zustände eingebunden. Also: unmittelbare Herrschaft der Patriarchats und Unterjochung der muslimischen Frau, striktes Loyalitätsgebot gegenüber dem eigenen Familienclan, gnadenlose Herrschaft der Religion. Die russisch-jüdischen Einwanderer hingegen pflegten einen vollkommen anderen Lebensstil. In Palästina personifizierten sie das subversive Potential der Moderne wie zum Beispiel: Säkularität, individuelles Streben nach Glück, unabhängiges Denken in Maßstäben der Vernunft, Gleichstellung der Frau. Ich glaube, nirgendwo war der Zusammenprall zwischen alter Tradition und neuer Kultur drastischer als hier.
„Das Kino, das Theater und einige schamlose Zeitungen“, beschwerte sich 1935 der Mufti von Jerusalem, „kommen wie Nattern in unsere Häuser und Höfe, wo sie die Moral töten und die Grundlagen der Gemeinschaft zerstören. ... Die jüdischen Mädchen, die in kurzen Hosen herumlaufen, demoralisieren unsere Jugend durch ihre bloße Anwesendheit. ... Dies ist unserer Tradition fremd. Und es ist gefährlich, die ,andere Welt’ so radikal und beinahe revolutionär vor die Augen unserer Jugend zu bringen.“[19]
Oberflächlich betrachtet drehte sich der Konflikt zwischen Zionismus und Anti-Zionismus in erster Linie stets nur um den Besitz von Land. In Wirklichkeit verbarg sich dahinter stets ein sehr viel weitergehender Konflikt: Der Streit nämlich um die Frage des Umgangs mit der Moderne.
Damals gab es durchaus nicht wenige muslimische Araber, die dem durch die Zionisten bewirkten Modernisierungsschub positiv gegenüberstanden.
„Die Zionisten sind für dieses Land [Palästina] notwendig“, schrieb 1913 beispielsweise der Herausgeber der ägyptischen Zeitung al-Ahram. „Das Geld, das sie bringen werden, ihre Intelligenz und der Fleiß, der sie charakterisiert, werden ohne Zweifel dazu beitragen, das Land wieder zu beleben.“[20]
In den 20er Jahren gingen prominente Politiker in Ägypten zum Beispiel davon aus, „dass der Fortschritt des Zionismus dazu beitragen könnten, die Entwicklung einer neuen östlichen Zivilisation sicherzustellen“, wie Frederick Kisch, der damalige Vorsitzende der Zionistischen Exekutive nach einem Besuch in Kairo in seinem Tagebuch notierte. In Palästina waren es besonders die Mitglieder des bereits erwähnten Nashashibi-Clans wie auch ein Teil der christlichen Araber, die zu dieser Haltung tendierten. Doch die reaktionäre Gegenströmung des Mufti, der mit seiner islamistischen Orientierung jene Elemente der Moderne zurückzudrängen suchte, triumphierte.
Es ist bemerkenswert, wie Giselher Wirsing, ein führender Nazi-Journalist und Bewunderer des Mufti, die Situation in Palästina, dass er 1937 und 1939 im Auftrag der SS besucht hatte, darstellte. Wirsing unterschied die drei wichtigsten politischen Strömungen in Palästina: a. die Zionisten, b. die orthodoxen Islam-Anhänger unter der Führung des Mufti und c. die liberalen Muslims der Nashashibis nach ihrer jeweiligen Stellung zur Moderne. „In Palästina verkörpert sich kapitalistische Denk- und Lebensform (mit ihrer marxistischen Entsprechung) allein im Judentum.“ Eine vollständig andere Rolle spiele der Islam, beobachtete Wirsing, „wo die Ideen des Westens die Substanz der überkommenen Lebensform noch nicht zu erschüttern vermochten. ... In Palästina ist durch die Tatsache, dass … der Mufti, gleichzeitig nationalarabischer Führer wurde, der Einbruch liberalistischer Ideen überhaupt kaum erfolgt.“ Den Nashashibis wies Wirsing eine Mittler-Funktion zu: „Wie es scheint, wäre (für den Einbruch liberalistischer Ideen) allenfalls die Familie der Nashashibi … geeigneter gewesen, weshalb sie auch … von England besondere Förderung erfuhr.“[21]
Mithilfe von Nazi-Geldern und Nazi-Waffen wurde jedoch im Laufe der sogenannten „Arabischen Revolte“ von 1936 bis 1939, die den Wendepunkt in der Geschichte Palästinas markiert, die Fraktion der Nashashibis vom Clan des Mufti besiegt. Wer von den Truppen des Mufti nicht getötet wurde, wanderte aus. Dieses Ausgang der „Revolte“ (in Wirklichkeit war es seit 1937 eher ein Bürgerkrieg) hat sich für die gesamte arabische Welt als eine Katastrophe erwiesen. Einerseits wurde seither der Hass auf Juden beständig geschürt, weil sie das Gefahrenmoment einer drohenden Modernisierung verkörperten. Andrerseits wurde der Widerstand gegen jene Modernität nicht zuletzt auch deshalb vervielfacht, weil diese als eine jüdische Erscheinung angeprangert wurde.
Diese antisemitische Verdrehung der Tatsachen hat sich seither in der gesamten arabischen Welt verbreitet und deren Entwicklungspotentiale bis zum heutigen Tage gehemmt. Dieser Zusammenhang zwischen Juden und Moderne bzw. zwischen Antisemitismus und Anti-Moderne macht die große Attraktivität der Protokolle der Weisen von Zion in der arabischen und islamischen Welt plausibel.
Inhaltlich richten sich die Protokolle in erster Linie gegen den Einfluss des Liberalismus, indem sie diesen zu einem heimlichen und mächtigen Werkzeug der Juden erklären. Um den Kampf gegen die Freiheit des Individuums besser vorantreiben zu können, wird eben diese Freiheit mit jüdischer Konspiration in eine Verbindung gebracht. Es erscheint mir durchaus folgerichtig, dass ein Buch, dass am Ende des 19. Jahrhunderts von Agenten des russischen Zar fabriziert wurde, um den Zarismus zu retten, heute von den königlichen Nachfolgern Ibn Sauds verbreitet wird, um den arabischen Feudalismus zu retten.
ein ausschnitt aus diesem text:
http://www.matthiaskuentzel.de/contents ... semitismus
zum schutz vor siedlern:
http://www.sueddeutsche.de/politik/ille ... e-1.522136
kann gerne noch mehr beispiele nachliefern, wenn es dir nicht genügt.