Charlottesville: Race and Terror – VICE-Reportage

Politische Diskussionen ohne Tierrechtsbezug
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Rosiel
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Beitrag von Rosiel » 20. Aug 2017 18:10

Na, das ist ja alles ganz bezaubernd.

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Akayi
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Beitrag von Akayi » 21. Aug 2017 07:37

hansel hat geschrieben:Was ich nicht verstehe: Warum die Stadtväter von Charlottesville die Statue des General Lee schleifen wollen.
Da wird ein Video gepostet in dem die Fratze des US-amerikanischen Nationalismus, Faschismus, und Rassisums deutlich wird und sich an der Statue des konföderierten Oberbefehlshabers Lee entzündet und deine Reaktion ist der bescheidene Versuch diesen Rassisten reinzuwaschen?
hansel hat geschrieben:Er war ja auch bei seinen Feinden anerkannt für seine relativ ehrenhafte Kriegsführung (soweit man im Krieg ehrenvoll bleiben kann), die auf jeden Fall ehrenhafter als die des Nordstaatler General Shermans war, dessen "Anakonda_Feldzug" mit Drangsalierung der Bevölkerung als Vorläufer des "totalen Krieges" gilt.
Das ist Bullshit. Lee hat sich geweigert Kriegsgefangene auszutauschen, weil die Union auch schwarze Kriegsgefangene eintauschen wollte. Lee hat Massakern an afroamerikanischen Soldaten zugelassen. Lee hat bereits befreite Sklaven mit Waffengewalt in den Süden verschleppen lassen. Jetzt erklär' mal bitte was genau du daran "relativ ehrenhaft" findest?
https://www.theatlantic.com/politics/ar ... ee/529038/
Keine Ahnung, was der Vergleich mit Sherman in dem zusammenhang soll. Steht in Charlottesville eine Statue von Sherman die dich so aufregt?
hansel hat geschrieben:Zum 202. Geburtstag von Lee hielt immerhin Obama die Festrede.
Das ist Bullshit. Obama war bei einem jährlichen Abendessen eingeladen. Dieses "Alfalfa Dinner" war einmal als Gedenken an Lees Geburtstag begründet ist aber inzwischen eine Art kleines Bilderbergertreffen für Spitzen aus Politik und Wirtschaft. In diesem Rahmen hat er eine kurze Rede gehalten. Es war keine Festrede zum 202. Geburtstag von Lee.
http://www.huffingtonpost.com/2009/01/3 ... 62870.html
https://www.washingtonpost.com/news/rel ... 8c3443f1c3
https://en.wikipedia.org/wiki/Alfalfa_Club
hansel hat geschrieben: Sicher: Er war Sklavenhalter, wobei er Sklavenhaltung aber immerhin für ein moralisches Unrecht ansah, das überwunden werden sollte.
Das ist Bullshit. Der Mythos des gerechten Lee ist Standard der US-Amerikanischen Rechten zur Reihnwaschung der Konföderation. Das moralische Unrecht sah Lee vor allem für die weißen Sklavenhalter. Für Afro-Amerikaner fand er die Sklaverei eine ganz gute Sache, die sich in vielleicht 1000 Jahren mal überwinden ließe.
(„Es ist nutzlos, sich über deren Nachteile auszulassen. Ich denke aber, dass sie ein größeres Übel für die Weißen darstellt als für die Schwarzen. Und wenn ich doch großes Mitleid mit Letzteren habe, so sind meine Sympathien doch bei den Ersteren. Die Schwarzen sind hier [in Nordamerika] unermesslich besser dran als in Afrika, moralisch, sozial und physisch. Die leidvolle Disziplin, der sie sich hier unterwerfen müssen, ist nützlich für die Weiterentwicklung ihrer Rasse und wird sie, so hoffe ich, auf bessere Zeiten vorbereiten und hinführen. Wie lange ihre Unterwerfung nötig ist, weiß nur und kann nur bestimmt werden durch die weise und gnadenvolle Voraussehung. Ihre Befreiung wird eher durch milden und sanften Einfluss gelingen als durch stürmische Auseinandersetzungen und Streitereien. Dieser Einfluss, obwohl langsam, ist sicher. […]. Während wir sehen, dass die Abschaffung der Sklaverei auf dem Weg ist und wir sie mit unseren Gebeten und allen rechtlichen Mitteln unterstützen, bleibt doch der Prozess und sein Ausgang in den Händen desjenigen, der das Ende kennt, der langsam arbeitet und für den tausend Jahre nur ein einziger Tag sind.“ https://de.wikipedia.org/wiki/Robert_Edward_Lee)

hansel hat geschrieben: Sklavenhaltung kann man ja auch Washington und Jefferson vorwerfen.
Ja, kann man und tut man auch. Was soll der Einwand?
http://en.wikipedia.org/wiki/Thomas_Jef ... nd_slavery
https://en.wikipedia.org/wiki/George_Wa ... nd_slavery
hansel hat geschrieben:Und selbst Abraham Lincoln war das Schicksal der Sklaven (auch nach seinen eigenen Worten) relativ egal. Erst gut 1 Jahr nach Kriegsbeginn propagierte er ihre Freilassung aus taktischen Gründen als Kriegsziel.
Again, was soll dieser Einwand? Was hat das mit Robert E. Lee's Haltung zur Sklaverei zu tun? Während du Lee entgegen der Tatsachen andichtest gegen Sklaverei gewesen zu sein, versuchst du bei dem Mann der die Sklaverei tatsächlich beendet hat das Gegenteil? Wtf? Lincoln hat bereits in den 1840er und 1850er Jahren Gesetzesvorlagen zur Abschaffung der Sklaverei verfasst. Wenn du schon seine Worte hast, dann zitier sie doch. Z.B. " I cannot but hate it. I hate it because of the monstrous injustice of slavery itself. I hate it because it deprives our republican example of its just influence in the world" (1854)- Wie geht das damit zusammen, dass ihm "Sklaverei rlativ egal" war?
https://en.wikipedia.org/wiki/Abraham_L ... nd_slavery
https://www.nps.gov/liho/learn/historyc ... lavery.htm
hansel hat geschrieben: Aber gleichwohl: Die Schleifung des Denkmals ist wohl eher eine vorgeschobene Begründung, die die Nazis dort anführen, um irgendwie Terror zu verbreiten.
Nein, die Nazis wissen sehr wohl warum sie protestieren. Es kam schon früher bei Diskussionen um das Entfernen der Statuen zu Drohungen gegen Befürworter (https://www.nytimes.com/2017/08/13/us/c ... ml?mcubz=3). Und die Us-amerikanische Rechte, der Klan usw. wussten auch sehr genau warum sie überall im Land Statuen zu Ehren der Männer, die du hier verteidigst, aufgestellt haben. Nämlich um zu zeigen, dass Rassismus der Sklavenhalter nicht mit der militärischen Niederlage bedeitigt wurde, dass sich nichts geändert hat, und nach wie vor dieselben alten Eliten das Sagen haben. Das wird in diesen Statuen ausgedrückt und in dem Mythos der Südstaaten und ihrer "Helden" wie Lee unc Co.
recherchiert, was rechtlich so möglich ist

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Curumo
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Beitrag von Curumo » 21. Aug 2017 11:45

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somebody
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Beitrag von somebody » 21. Aug 2017 14:21

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gemüse
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Beitrag von gemüse » 21. Aug 2017 23:40

Wenn ich den Artikel zu Mansons Helter-Skelter-Wahn richtig verstanden habe, hat dieser ungefähr das Gegenteil dessen zum Inhalt, was in Charlottesville geschah, nicht?
(In Charlottesville versuchten ja nicht Afro-Amerikaner die Euro-Amerikaner zu terrorisieren, sondern umgekehrt, und es waren Gruppierungen der letzteren, die sich Mühe gaben, einen Bürgerkrieg zu provozieren. Mörderische Ausschreitungen gegen Afro-Amerikaner müssen auch nicht erst kommen, sie waren da. "Strange Fruit" entstand in den Dreißigerjahren.)

gemüse
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Beitrag von gemüse » 21. Aug 2017 23:41

somebody, vielen Dank für die Infos. Angesichts der Umstände – öffentliche Rassenhetze ist erlaubt, Anknüpfung an rassistische Morde ist erlaubt, KKK und Nazis dürfen ihre Parolen brüllend durch Städte marschieren – ist mein Respekt für die Selbstbeherrschung der anständigen Einwohner der Staaten gleich nochmal gewachsen, insbesondere für die der Nachfahren von Klanopfern. Den Gegenwind, den die Rassisten derzeit erfahren, finde ich überaus erfreulich.

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Akayi
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Beitrag von Akayi » 22. Aug 2017 04:37

Ich denke nicht dass man von selbstbeherrschung sprechen kann. "Beherrschung" wäre treffender in meinen Augen. Die Protester in Ferguson, Charlottesville und Standing Rock haben erlebt was ihne blüht. Gleichzeitig erschießt die US Polizei in regelmäßien Abständen unbewaffnete Afromamerikaner bei Routinekrontrollen. Gleichzeitig dürfen weiße Milizen mit Kriegswaffen hantiere und öffentlich auftreten. Alle Versuche des organisierten Widerstandes (Black Panther Party etc.) wurden mit Gewalt eingestampft. Das ist keine Selbstbeherrschung, das ist eine realistische Einsicht in den Terror den dieser Staat über offizielle wie inoffizielle Kannäle gegenüber seinen Bürger ausübt.
recherchiert, was rechtlich so möglich ist

gemüse
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Beitrag von gemüse » 24. Aug 2017 00:52

Hm. Und doch haben die Gegendemonstranten in Charlottesville die Rassisten in ihre Löcher zurückgescheucht. Sie hätten sie auch wirklich übel verklopfen können, Anlass dazu hatten sie ja reichlich und Stärke auch. Sie haben aber darauf verzichtet, und das finde ich beachtlich. (Ebenso übrigens Größe und Zusammensetzung der Gegendemonstration in Boston oder für Europa den Protest gegen den Nazi-Aufmarsch in Berlin.) Vielleicht geht's in den USA heute ja doch auch anders als mit der Isaac-Methode?

Ob die Polizei bei der Zurückhaltung eine Rolle spielte, weiß ich nicht. Ich kenne die Verhältnisse in den USA wirklich schlecht. Durch die Artikel, die ich las, bekam ich aber den Eindruck, die Polizei sei lange Zeit vor allem abwesend beziehungsweise passiv gewesen.

Die Washington Post (nicht etwa eine staatliche Stelle) dokumentiert übrigens seit der Erschießung Michael Browns alle Fälle, in denen US-Polizisten jemanden töteten, und schlüsselt sie nach ethnischer Zugehörigkeit auf. Das ist erschreckend. Ebenso das Ergebnis einer Studie, die die Dokumentation der WP und des Guardians auswertet. Wenn ich mich nicht irre, ist das Risiko, bei einem Kontakt mit der Polizei erschossen zu werden, für die Angehörigen aller Ethnien gleich hoch, männliche Afro-Amerikaner werden aber mit siebenmal (!) höherer Wahrscheinlichkeit kontrolliert. Vielleicht finde ich den Link noch.

Nachtrag: Die Studie, an die ich mich zu erinnern glaube, habe ich noch nicht gefunden. Möglicherweise würfle ich da was durcheinander. Bis ich das rausgefunden habe, hier eine, die Todesfälle und im Krankenhaus behandelte Verletzungen aus dem Jahr 2012 untersucht (unabhängig von der Art der Polizeiwaffe):
http://injuryprevention.bmj.com/content ... 7.full.pdf

Die Washington Post erhebt Erschießungen durch Polizisten im Dienst.
Erfassungsmethode:
https://www.washingtonpost.com/national ... story.html

Datenbank 2017 mit Links zu den Datenbanken für 2016 und 2015:
https://www.washingtonpost.com/graphics ... ings-2017/

Rückschau 2016:
https://www.washingtonpost.com/investig ... story.html

Rückschau 2015:
https://www.washingtonpost.com/national ... story.html

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illith
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Beitrag von illith » 24. Aug 2017 02:42

wow, vielen Dank, Gemüse!

allerdings (im Widerspruch zu was du grade schriebst - glaub ich doch?^^°):
White males continued to be those most often killed, accounting for 46 percent of this year’s deaths — about the same as in 2015. But when adjusted by population, black males were three times as likely to die as their white counterparts.
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gemüse
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Beitrag von gemüse » 24. Aug 2017 03:50

Nein, das geht schon auf: Keine der Angaben bezieht sich auf die Gesamtzahl der Polizeikontakte. Die erste differenziert die Gesamtzahl der von der Polizei Erschossenen nach ethnischer Zugehörigkeit. Die zweite bezieht die Anzahl Erschossener pro Ethnie und Geschlecht offenbar auf den jeweiligen Anteil in der Gesamtbevölkerung. (Laut wiki leben in den USA ungefähr sechs mal mehr Euro-Amerikaner als Afro-Amerikaner.)
Zuletzt geändert von gemüse am 24. Aug 2017 04:02, insgesamt 3-mal geändert.

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