Open Chit Chat Politics & Society

Politische Diskussionen ohne Tierrechtsbezug
Benutzeravatar
Akayi
Akinator
Beiträge: 30317
Registriert: 09.02.2008

Beitrag von Akayi » 16. Jun 2021 09:21

somebody hat geschrieben:
16. Jun 2021 03:38
Ja, dumm ist die Kampagne, aber sie könnte leider erfolgreich sein.
Wie meinst du das?
recherchiert, was rechtlich so möglich ist

Benutzeravatar
Kim Sun Woo
Recherche und Archiv
Beiträge: 18792
Registriert: 09.09.2008
Wohnort: Ruhrgebiet

Beitrag von Kim Sun Woo » 18. Jun 2021 13:42

sehr lesenswerter, persönlicher Text*:

All die klugen Bücher helfen mir hier nicht weiter
Vor meinen Augen gehen die Eltern kaputt, doch Linke kommen nur in meiner Welt vor – nicht in ihrer
https://www.akweb.de/gesellschaft/elter ... ht-weiter/
Mit ansehen zu müssen, wie ein Mensch, den man liebt, in Zeitlupe vor einem verblasst, sich nur noch durch das Leben schleppt, kaputt ist und fortlaufend kaputt gemacht wird, vermeintlich resigniert hat mit sich und den kranken Zuständen im Kleinen und Großen – das ist außerordentlich anstrengend. Und macht wütend.

* und selbstverständlich auch hochpolitisch (und damit auch ein perfektes Beispiel dafür, wie wenig sich das bisweilen trennen läßt)
Man hat jeden Tag die Chance die bestmögliche Version von sich selbst zu sein. ♥

Benutzeravatar
Curumo
Vollfrosch
Beiträge: 14349
Registriert: 14.12.2011

Beitrag von Curumo » 18. Jun 2021 14:33

https://www.focus.de/kultur/gesellschaf ... 10004.html
Um Essen für die Asylbewerber zuzubereiten, stehen Briesemeister maximal 3,92 Euro zur Verfügung – pro Tag und Kopf. 1,15 Euro für das Frühstück, 1,62 Euro für das Mittagessen, 1,15 Euro für das Abendessen.

Der Lebensmittel-Tagessatz für Flüchtlinge liegt damit noch einmal deutlich unter dem für Hartz-IV-Empfänger, deren Regelsatz für Essen und Getränke aktuell 5,09 Euro pro Tag beträgt. Flüchtlinge in Thüringen müssen mit rund 23 Prozent weniger auskommen.
Beneath the stars came falling on our heads
but they're just old light

Benutzeravatar
Akayi
Akinator
Beiträge: 30317
Registriert: 09.02.2008

Beitrag von Akayi » 18. Jun 2021 15:23

Kim Sun Woo hat geschrieben:
18. Jun 2021 13:42
sehr lesenswerter, persönlicher Text*:
Was ich nicht verstehe: '89 haben beide einen Job, eine gute Wohnung wollen ein zweites Kind. 1990 verlieren sie das alles und es geht von da an weiter bergab. Trotzdem verbindet sie nichts mit der DDR?
recherchiert, was rechtlich so möglich ist

Benutzeravatar
Akayi
Akinator
Beiträge: 30317
Registriert: 09.02.2008

Beitrag von Akayi » 1. Jul 2021 08:28

Bild
recherchiert, was rechtlich so möglich ist

Benutzeravatar
Kim Sun Woo
Recherche und Archiv
Beiträge: 18792
Registriert: 09.09.2008
Wohnort: Ruhrgebiet

Beitrag von Kim Sun Woo » 9. Jul 2021 12:52

Auszug aus einem Artikel aus der aktuellen Katapult, der ein schwerwiegendes Problem der Linken bzw. linken Politikansätzen aufzeigt:
Ich gehöre nicht zur Unterschicht!

Sind sich junge Menschen sozialer Ungleichheit und ihrer Position in der Gesellschaft bewußt? [...] Antwort: nicht wirklich. Die Studie ["The Moral Boundary Drawing of Class: Social Inequality and young Precarious Workers in Poland and Germany"] ist Bestandteil eines größeren Forschungsprojektes zur sozialen und ökonomischen Mentalität junger Menschen [...].

Die Interviewten standen alle am Anfang ihrer beruflichen Laufbahn, waren in prekären Arbeitsverhältnissen beschäftigt und jünger als 35 Jahre. [...] In prekären Verhältnissen arbeiten Menschen mit Hochschulabschluss ebenso wie solche mit Mittlerer Reife. Das ist auch bei den Befragten so. Zudem sind unterschiedliche Berufe vertreten, im Büro ebenso wie in der Fabrik.

Gemein ist den Befragten jedoch, daß sie die eigene Situation nicht als prekär empfinden. Stattdessen sehen sie sich als Teil einer in durchschnittlichen Verhältnissen beschäftigten Mittelschicht. Diese Mitte betrachten sie als einen erwünschten Normalzustand.

Die Studienteilnehmer grenzen sich einerseits von Personen in vergleichbarer Lage ab, die sie für nicht entschlossen genug halten, an ihrer Lebenssituation etwas zu ändern. Andererseits ziehen sie aber auch eine Grenze zu denjenigen, die wirtschaftlich "über" ihnen stehen. Gegenüber "denen da oben" sind die Befragten nicht so kritisch: Zwar genießen jene ihrer Meinung nach unverdiente Privilegien. Ihr Verhalten aber sei unproblematisch.

Auf der moralischen Ebene unterscheiden die Befragten also tendenziell zwischen den ihnen gegenüber besser- und den schlechtergestellten Gruppen: Sie fühlen sich nicht mit anderen Menschen in prekären Situationen verbunden, sondern den ökonomisch erfolgreicheren Menschen näher. Denn mit harter Arbeit und Disziplin, so die Logik, würden sie ihre prekäre Phase überwinden und gesellschaftlich aufsteigen.

Die Forscher erklären dieses Selbstbild mit einem dauerhaften Hang der Menschen, sich mit anderen zu vergleichen. Diese Vergleiche führen zu moralischen Urteilen, mit deren Hilfe sich Menschen von anderen abgrenzen können. Die eigene Identität rücken sie dabei in ein positives Licht.

Das stärkt das Selbstwertgefühl und ist als Bewältigungsstrategie zu verstehen. Strukturelle Probleme innerhalb der Gesellschaft werden damit legitimiert.
wenn die ökonomische Unterschicht sich natürlich selbst belügt, sie würde gar nicht zu dieser gehören (sondern zur sagenumwobenen "Mittelschicht"... und sei sowieso auf dem Sprung aufzusteigen... ist nur eine Frage der Zeit! *seufz*) hat das Thema soziale Gerechtigkeit und Umverteilung nach unten natürlich keine unmittelbare Priorität für diese.
Man hat jeden Tag die Chance die bestmögliche Version von sich selbst zu sein. ♥

Benutzeravatar
Shub-Niggurath
Asylant
Beiträge: 2899
Registriert: 01.01.2020
Wohnort: Bonn

Beitrag von Shub-Niggurath » 9. Jul 2021 13:04

Kim Sun Woo hat geschrieben:
9. Jul 2021 12:52
Denn mit harter Arbeit und Disziplin, so die Logik, würden sie ihre prekäre Phase überwinden und gesellschaftlich aufsteigen.
:arf:
Keramikvasen geh'n jetzt wieder viel leichter kaputt.

Benutzeravatar
Kim Sun Woo
Recherche und Archiv
Beiträge: 18792
Registriert: 09.09.2008
Wohnort: Ruhrgebiet

Beitrag von Kim Sun Woo » 9. Jul 2021 13:30

Ich leb, du lebst, wir leben ihn, den American Dream.
c/o Morbid
Man hat jeden Tag die Chance die bestmögliche Version von sich selbst zu sein. ♥

Benutzeravatar
Akayi
Akinator
Beiträge: 30317
Registriert: 09.02.2008

Beitrag von Akayi » 9. Jul 2021 15:22

Das ist bürgerliche Ideologie at its best. Am deutlichsten finde ich noch diese Studien einschlägiger "Think Tanks" liest die schauen ab wann man "Mittelschicht" oder sogar "Oberschicht" sei und dann einfach (dafür) extrem niedrige Einkommen verwenden.
recherchiert, was rechtlich so möglich ist

Benutzeravatar
Kim Sun Woo
Recherche und Archiv
Beiträge: 18792
Registriert: 09.09.2008
Wohnort: Ruhrgebiet

Beitrag von Kim Sun Woo » 10. Jul 2021 00:13

und im Gegenzug gibts dann auch noch so Hampelmänner wie Merz mit seiner Verortung, von sich selbst (als Millionär) lediglich als Teil der "gehobenen Mittelschicht" zu sprechen.
Man hat jeden Tag die Chance die bestmögliche Version von sich selbst zu sein. ♥

Antworten