Apotheken - Buy Local?

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Vampy
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Apotheken - Buy Local?

Beitrag von Vampy » 21. Okt 2019 19:27

abgetrennt von der Jod-Diskussion
--illith

somebody hat geschrieben:
21. Okt 2019 11:17
Medikamente sollten in lokalen Apotheken gekauft werden. Die dem ruinösen Wettbewerb mit Versandapotheken ausgesetzten lokalen Apotheken sind besonders schützenswert, da sie die Arzneimittelversorgung der Bevölkerung sicherstellen.

ich halte nix davon etwas künstlich am leben zu erhalten - vlt ist die zeit von apotheken einfach vorbei. da online bestellen super schnell geht, seh ich da jetzt keinen grund.
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somebody
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Beitrag von somebody » 21. Okt 2019 19:51

Vampy, Sachargumente für lokale Apotheken zB:

- in Notfällen liefert keine Versandapotheke verschreibungspflichtige Medikamente so schnell wie eine lokale Apotheke

- bei Versand im Sommer werden in Päckchen unter Umständen die Medikamente unbrauchbar machende Temperaturen erreicht

- Beratungsleistung gegenüber unbedarften Menschen, von Ärzten im Schnellverfahren abgefertigten Menschen

Sytemkritisches Argument: eine bekannte niederländische Versandapotheke wird angeblich von saudiarabischen Geldgebern finanziert, es besteht angeblich eine persönliche Beziehung zwischen einem Führungsmenschen dieser Versandapotheke & einem führenden CDU Menschen.

Ob natürlich die Shitty City, Kernstadt um 10 K Einwohner, in der ich wohne, alle 4 zZ bestehenden Apotheken braucht, ist natürlich eine andere Frage.
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slartibartfaß
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Beitrag von slartibartfaß » 21. Okt 2019 20:03

Die lokalen Apotheken hatten in den letzten Jahrzehnten alle Möglichkeiten, sich nen goldenen Arsch zu verdienen. Sehr bedürftig scheint mir diese Branche jetzt nicht zu sein.

Bei Deiner Argumentation berücksichtigst Du, somebody, offensichtlich nur den Versand an Konsumenten. Natürlich müssen die Arzneimittel aber auch erstmal zu den Apotheken kommen. Das passiert auch über Versand, wobei Päckchen auch "unbrauchbar machende Temperaturen" erreichen können und genauso kann es zu Verzögerungen kommen.

Zu Punkt drei: Beratungsleistungen sind mir in Apotheken noch nie positiv aufgefallen, ausserdem erscheint es mir absurd, Apotheken zu unterstützen, damit die dann da sind, falls Ärzte ihren Job nicht richtig machen...?
Wellen des Paradoxen rollten über das Meer der Kausalität (...) an dieser Stelle gibt die normale Sprache auf, besucht die nächste Kneipe und gießt sich einen hinter die Binde.

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somebody
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Beitrag von somebody » 21. Okt 2019 20:22

slarti, die Finanzlage durchschnittlicher lokaler Apotheken verschlechterte sich ab den 00er Jahren statistisch deutlich.

Der Pharmagroßhandel beliefert Apotheken normalerweise via Lieferwagen mit klimatisiertem Laderaum.

Beratungsleistung von Apotheken ist individuell unterschiedlich. Hier ist zB die allgemeine ärztliche Versorgung durch Hausarztpraxen wg mehren in den letzten Jahren altershalber geschlossenen Hausarztpraxen bescheiden & die fachliche Qualität der Leistungen im lokalen Krankenhaus zT sehr schlecht. Die Apotheken kompensieren hier einiges.

Räume persönlichen Interessenkonflikt & Branchenwissen ein, da mit einer Apothekerfamilie befreundet.
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Vampy
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Beitrag von Vampy » 21. Okt 2019 20:40

versandapotheken haben auch ne beratungshotline, bestellt man mehrere medis zusammen kiregt man auch schonmal ein infoblatt mit wechselwirkungen
und die "beratung" ist oftmals bevormundend, habe das bisher meist als lästig bis fast übergriffig empfunden.
von mir aus solls im umkreis von 5km ne notfallapo geben, alle anderen können dicht machen. hier in ffm ist es aber so, dass an jeder ecke ne apo ist, teilweise in sichtnähe zur nächsten.
und in zeiten von versand innerhalb 24std kriegt man auch wichtige medikamente flott, das system ließe sich sicher noch beschleunigen für sachen die dringender sind. die meisten sachen sind aber nicht dringend.

und dass apotheker nun die lücken der defizite der ärzte schließen sollen ist nun wirklich kein argument; da müsste man an die ärzte ran, denn diese sind unabhängiger; der apotheke hat immer noch den profit vom verkauf im auge - merkt man zb daran, dass man meist zuerst das markenpräparat angeboten bekommt bzw. die auslagen in der apo wo irgendwelches vitamin v angeboten wird.
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Beitrag von somebody » 23. Okt 2019 11:43

Vampy, Apotheken sind gem Apotheken Betriebs Ordnung zum Beratungsangebot verpflichtet. Aus unserer Sicht als informierte Kunden, die wissen, was sie tun, ist dieses Angebot mindestens lästig, sehr oft übergriffig. Andererseits bekommen viele uninformierte oder bildungsferne Patienten von Ärzten kommentarlos Rezepte, womit sie überfordert sind. Weiterer Aspekt, OTC Präparate, zB Ibuprofen werden von vielen Menschen zu oft oder ohne Wirkungsaussicht eingenommen. Wer keine Beratung wünscht oder benötigt kann das Beratungsangebot der Apotheke ablehnen.

In ländlichen Regionen sind schon heute oftmals über 10 km zur nächsten Apotheke zu überwinden. Wg in ländlichen Regionen oft unzureichenden öffentlichen Verkehrsmitteln stellt sich die Arzneimittelversorung dort für einen steigenden Teil der Bevölkerung oft problematisch dar.

Schnellere Lieferung durch Versandapotheken dürfte nur in Großstädten & Ballungsräumen wirtschaftlich & damit möglich sein.

Bzgl der Apothekenzahl in Großstädten stimme ich dir zu. Selbst hier in der 10 K Einwohner Kernstadt besteht mit 4 Apotheken Überversorgung.

Das in Apotheken viele unsinnige & hochpreisige OTC Präparate, Kosmetika, Lifestyle Produkte angeboten werden, stellt einen Missstand dar. Diesbezüglich stimme ich dir ebenfalls zu.

Die Heilberufe wurden im Neoliberalismus bereits an die Wand gefahren. Der Hausarztberuf wurde durch Bürokratieeskalation unattraktiv. Viele junge Ärzte gehen wg unattraktiven Arbeitsbedingungen & wegen niedrigen Einkommen in D ins Ausland. Irgendwie muss das kompensiert werden. Die Ressourcen der lokalen Apotheken zu erhalten ist praktisch vermutlich leichter als den von den Bundesregierungen nach Kohl an die Wand gefahrenen Gesundheitssektor grundlegend zu sanieren.
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Sphinkter
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Beitrag von Sphinkter » 23. Okt 2019 16:49

Vampy hat geschrieben:
21. Okt 2019 19:27


ich halte nix davon etwas künstlich am leben zu erhalten - vlt ist die zeit von apotheken einfach vorbei. da online bestellen super schnell geht, seh ich da jetzt keinen grund.
Sehe ich genauso. Ich brauch keine Apotheken, habe ohnehin eher das Gefühl, wenn man was fragt, bekommt man 08/15 Antworten und sie verkaufen den Kram, den sie schonmal grossspurig ausgelegt haben.

Und Preise haben die, wie ne Apotheken....ach so... :arf:

Dana68
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Beitrag von Dana68 » 23. Okt 2019 17:52

Interessant ist auch folgende Information: Für jedes verschreibungspflichtige Medikament bekommt der Apotheker 10 Euro Beratungshonorar, unabhängig davon, ob er etwas dazu sagt oder nicht. Deshalb gibt es auch keine verschreibungspflichtige Medikamente unter 10 Euro.
लोकाः समस्ताः सुखिनो भवन्तु,

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illith
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Beitrag von illith » 23. Okt 2019 18:39

also was die "Beratung" angeht, hab ich bisher auch keine besonders tollen Erfahrungen gemacht in Apotheken.
besonders abenteuerlich, wenns um homöopathisches Zeug geht...
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Sphinkter
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Beitrag von Sphinkter » 23. Okt 2019 21:18

10 Euro für das Nichtstun. Sauber!

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