staatliches Gewaltmonopol, Polizei, Alternativen?

Politische Diskussionen ohne Tierrechtsbezug
Benutzeravatar
Akayi
Akinator
Beiträge: 30363
Registriert: 09.02.2008

Beitrag von Akayi » 9. Jul 2020 12:02

Wenn es so wäre wie du weiter oben sagst dann müsste man in dem Fall nur die Individuen entfernen die für diese Diskriminierung verantwortlich sind.
recherchiert, was rechtlich so möglich ist

Mr. Kennedy
Beiträge: 761
Registriert: 19.05.2015

Beitrag von Mr. Kennedy » 9. Jul 2020 13:03

Und wie? Das Problem wäre ja, dass diese Individuen innerhalb der Kommune ein mehrheitsfähiges System aus Komplizen, Mitwissern und Nutznießern aufgebaut haben und deshalb überhaupt eine Vormachtsstellung genießen.

Benutzeravatar
Akayi
Akinator
Beiträge: 30363
Registriert: 09.02.2008

Beitrag von Akayi » 9. Jul 2020 13:25

Es gibt also für dich kein strukturelles Problem, sondern nur einzelne Bösewichter, die dann aber eine Struktur erschaffen die sie als einzelne Bösewichter schützt? Lass mich das nur verstehen um dir zu helfen.
recherchiert, was rechtlich so möglich ist

Mr. Kennedy
Beiträge: 761
Registriert: 19.05.2015

Beitrag von Mr. Kennedy » 9. Jul 2020 13:40

Strukturelle und individuelle Problemursachen lassen sich meiner Einschätzung nach nicht immer klar und sinnvoll trennen. Ja, ich bin der Ansicht, dass Rassismus im Kern ein individuelles Problem ist. Die Rolle staatlicher Strukturen ist dann die Legitimierung und Amplifizierung von solchem Rassismus. In gewisser Weise scheinst du das ja doch auch so zu sehen.
Akayi hat geschrieben:
16. Jun 2020 14:14
Jeder einzelne Polizist der sowas sagt anstatt den Dienst zu quittieren ist Teil des Problems. Wenn er es ernst meint und es ein strukturelles Problem ist, dann gibt es nur eine Option. Oder fängst du jetzt auch noch damit an dass es sich um Einzelfälle handelt?
Hier verortest du eine klare, individuelle Schuld für die Teilnahme an einem ungerechten System, oder irre ich mich?

Benutzeravatar
Akayi
Akinator
Beiträge: 30363
Registriert: 09.02.2008

Beitrag von Akayi » 9. Jul 2020 13:48

Ich sehe das genau umgekehrt. Das System an sich ist das Problem, weil es auf Rassismus aufbaut, weil es ein Unterdrückungsmechanismus der Minderheit gegen die Mehrheit darstellt. Das spricht den Einzelnen aber nicht von Schuld frei. Das System wird sich nicht ändern dadurch das einzelne Polizisten den Dienst quittieren. Aber das Einzelne zurücktreten kann ein Teil der Lösung des Problems, also der Abschaffung des Systems sein.
recherchiert, was rechtlich so möglich ist

Mr. Kennedy
Beiträge: 761
Registriert: 19.05.2015

Beitrag von Mr. Kennedy » 9. Jul 2020 14:13

Eventuell haben wir hier ein Definitionsproblem?
Wenn wir das jetzt mal ganz konkret anhand des Kapitalismus betrachten. Ein strukturelles Problem ist meiner Auffassung nach ein Problem, dass bei der Anwendung einer Gesellschaftsstruktur zwangsläufig hervortritt, egal unter welchen Umständen sie angewandt wird. Im Falle des Kapitalismus wäre das die Tatsache, dass er immer Ungleicheit produzieren wird, mit wenigen mächtigen und vermögendenen Individuen an der Spitze und vielen ausgebeuteten Individuen an der Basis.
Ich erkenne innerhalb des kapitalistischen Systems (als pur theoretischem Rahmen) aber keine Zwangsläufigkeit, dass dieses Machtgefälle grundsätzlich entlang ethnischer Trennlinien verlaufen muss. Die Tatsache, dass das so ist, liegt daran dass der westliche Kapitalismus über Jahrhunderte von rassistischen Gesellschaften aufgebaut wurde. Ergo liegt hier ein individuelles Problem vor, dass dann durch ein System wiederum amplifiziert wird.

In der Theorie wäre ein Kapitalismus denkbar, bei dem alle Ethnien in sämtlichen Schichten zu gleichen Teilen vertreten wären. Andersrum wäre ein Kapitalismus der diese Schichten garnicht erst ausbildet aber nicht vorstellbar, nichtmal in der Theorie.

Benutzeravatar
Kim Sun Woo
Recherche und Archiv
Beiträge: 18792
Registriert: 09.09.2008
Wohnort: Ruhrgebiet

Beitrag von Kim Sun Woo » 9. Jul 2020 14:17

im Gegenteil, eine Stärke des Kapitalismus ist doch, daß er nahezu alles integrieren kann. bekanntlich sogar Kritik am Kapitalismus.
Man hat jeden Tag die Chance die bestmögliche Version von sich selbst zu sein. ♥

Benutzeravatar
Akayi
Akinator
Beiträge: 30363
Registriert: 09.02.2008

Beitrag von Akayi » 9. Jul 2020 14:22

Im Grunde schon. Nur wenn du richtig sagst, dass Rassismus mit der Entwicklung des Kapitalismus im Westen entstand, verstehe ich deinen Sprung zum individuellen Problem nicht. Rassismus als Staatsraison und Herrschaftsinstrument ist ja kein individueller Fehler.

Theoretisch wäre ein Kapitalismus auch ohne Rassismus (oder Sexismus) denkbar. Aber beides ist sehr funktional für den Kapitalismus weswegen sich sogar kapitalverträgliche Änderungen nur sehr langsam und gegen viel Widerstand durchsetzen (siehe CDU Frauenquote).
recherchiert, was rechtlich so möglich ist

Mr. Kennedy
Beiträge: 761
Registriert: 19.05.2015

Beitrag von Mr. Kennedy » 9. Jul 2020 14:41

Akayi hat geschrieben:
9. Jul 2020 14:22
Im Grunde schon. Nur wenn du richtig sagst, dass Rassismus mit der Entwicklung des Kapitalismus im Westen entstand, verstehe ich deinen Sprung zum individuellen Problem nicht. Rassismus als Staatsraison und Herrschaftsinstrument ist ja kein individueller Fehler.
Naja doch. Rassismus enstand nicht mit der Entwicklung des Kapitalismus im Westen. Rassismus und Xenophobie existieren als Teil der conditio humana und sickern in sämtliche Gesellschaftsysteme und sind nicht dem westlichen Kapitalismus exklusiv. Ethnische Säuberungen oder Völkermorde gab es schließlich auch innerhalb nicht-kapitalistischer Systeme, im Stalinismus, bei den Roten Khmer, etc.
Akayi hat geschrieben:
9. Jul 2020 14:22
Theoretisch wäre ein Kapitalismus auch ohne Rassismus (oder Sexismus) denkbar. Aber beides ist sehr funktional für den Kapitalismus weswegen sich sogar kapitalverträgliche Änderungen nur sehr langsam und gegen viel Widerstand durchsetzen (siehe CDU Frauenquote).
Ich würde eher sagen, dass das daran liegt, dass priviligierte, weiße Männner versuchen innerhalb des Systems ihre Pfründe zu sichern. Auf lange Sicht dürfte sich der Kapitalismus etablieren, der aus allen Bevölkerungsgruppen gleichermaßen das Maximum herauspresst.

Benutzeravatar
Akayi
Akinator
Beiträge: 30363
Registriert: 09.02.2008

Beitrag von Akayi » 9. Jul 2020 15:13

Historisch kann man Rassismus auf die Rückeroberung Spaniens zurückverfolgen. Ich verstehe immer nicht warum man so tun muss als wäre Rassismus die Norm? Auch der Verweis auf Übergangsgesellschaften die noch davon geprägt waren finde ich nicht zielführend und vermute auch das sich das nicht belegen ließe.

Edit:
Akayi hat geschrieben:
26. Mai 2017 11:21
Ideengeschichtlich geht die Unterscheidung unterschiedlicher "Menschenrassen" auf den Versuch zurück aus dem Judentum oder dem Islam konvertierte Christen zu diskrimminieren. Der grundsätzliche Gedanke ist also die Abwertung. Die späteren psuedowissenschaftlichen Versuche bestimmte "Menschenreassen" zu definieren fußen auf dieser Idee. Tatsächlich ist jede Form der Einteilung und Unterscheidung in Menschenrassen wissenschaftlich nicht haltbar.
Zuletzt geändert von Akayi am 9. Jul 2020 15:47, insgesamt 1-mal geändert.
recherchiert, was rechtlich so möglich ist

Antworten