Rassistische Gewalt in den USA

Politische Diskussionen ohne Tierrechtsbezug
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Akayi
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Beitrag von Akayi » 16. Jun 2020 13:19

Dein Applaus gilt der Taktik der Polizei auf die du entweder hereinfällst oder die du - und das ist wahrscheinlicher - einfach teilst. Dazu unterstellst du den Protestierenden deine Minimalkritik, die dann natürlich mit einem lächelnden fotogene Polizisten bereits bedient wird. Aber dann steh doch einfach dazu anstatt Betroffenheit zu heucheln. Wenn du Unterdrückte lieber ruhig gestellt siehst als in einem Prozess der Befreiung dann bit du Teil des Problems.
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Kim Sun Woo
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Beitrag von Kim Sun Woo » 16. Jun 2020 13:51

ich empfinde das nicht als "Ruhigstellung", der Protestmarsch hat ja dennoch stattgefunden, nur ohne irgendwelche Zusammenstöße mit der Polizei.

ich würde auch argumentieren, daß, um z.b. andere Momentaufnahmen aus der von Rosiel verlinkten Bilderstrecke (in der diese andere Situation ebenfalls auftauchte) zu nehmen, sich hinknieende (sp?) cops zumindest nicht per se "Betroffenheit heucheln" oder "taktieren", sondern es sich selbstverständlich auch um aufrichtige Anteilnahme handeln kann.

siehe bspw. den (schwarzen) police chief aus Maryland, der meinte, er wäre "beyond angry [...] sick to the core of my soul" angesichts der Umstände des Todes von George Floyd und der immer wieder vorkommender rassistischer Polizeimaßnahmen. ich halte es da überhaupt nicht für "unauthentisch", daß es sich weniger um "Taktik", sondern schlichtweg um dessen tatsächliches Empfinden handelt.

(der fairness halber: natürlich läßt sich andererseits auch nicht ausschließen, daß Äußerungen, Handlungen usw. kalkulierte Reaktionen sind)
Zuletzt geändert von Kim Sun Woo am 16. Jun 2020 14:00, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag von Akayi » 16. Jun 2020 13:57

Wie es dein Held so schön ausgerückt hat: eine Parade durfte stattfinden. So darf sich der Schwarze äußern. So ist es genehm. Danke liebe Polizei :)

Stiefellecker.
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Kim Sun Woo
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Beitrag von Kim Sun Woo » 16. Jun 2020 14:03

die Mehrheit der TeilnehmerInnen, überwiegend direkt "Betroffene" (weil people of colour) scheint die Kritik, ihr Anliegen wäre nicht ernstgenommen worden, übrigens nicht geteilt zu haben.

(oder galt denen das "Stiefellecker"?)
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Beitrag von Akayi » 16. Jun 2020 14:14

Kim Sun Woo hat geschrieben:
16. Jun 2020 13:51
ich würde auch argumentieren, daß, um z.b. andere Momentaufnahmen aus der von Rosiel verlinkten Bilderstrecke (in der diese andere Situation ebenfalls auftauchte) zu nehmen, sich hinknieende (sp?) cops zumindest nicht per se "Betroffenheit heucheln" oder "taktieren", sondern es sich selbstverständlich auch um aufrichtige Anteilnahme handeln kann.
Du meinst die die sich später dafür entschuldigt haben, die die danach den 75jährige zu Bode gestoßen haben oder die die dann direkt auf die Protestierer mit Gas geschossen haben? Bitte denk einfach mal über den Sinn und Zweck von Propaganda nach.
Kim Sun Woo hat geschrieben:
16. Jun 2020 13:51
siehe bspw. den (schwarzen) police chief aus Maryland, der meinte, er wäre "beyond angry [...] sick to the core of my soul" angesichts der Umstände des Todes von George Floyd und der immer wieder vorkommender rassistischer Polizeimaßnahmen. ich halte es da überhaupt nicht für "unauthentisch", daß es sich weniger um "Taktik", sondern schlichtweg um dessen tatsächliches Empfinden handelt.
Nochmal: Propganda. Und nochmal: du wiederholst Polizeipropaganda.

Jeder einzelne Polizist der sowas sagt anstatt den Dienst zu quittieren ist Teil des Problems. Wenn er es ernst meint und es ein strukturelles Problem ist, dann gibt es nur eine Option. Oder fängst du jetzt auch noch damit an dass es sich um Einzelfälle handelt?
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Beitrag von vegabunt » 16. Jun 2020 20:52

Akayi hat geschrieben:
16. Jun 2020 14:14
dann gibt es nur eine Option.
Ist für mein Dafürhalten für gesamtgesellschaftliche Anliegen eine einseitige, fast totalitäre oder zumindest undemokratische Sichtweise. Daher eher untauglich für einen gemeinsamen, partizipativen, demokratischen Weg, da wir nun mal keine homogene Gesellschaft sind und das hoffentlich auch nicht werden.

Das Aushalten und offene, angstfreie Begegnen anderer Sichtweisen ist leider nicht sehr verbreitet (oder wenn dann meist in gewissen, isolierten Themen), lieber wähnen wir uns in Besitze der alleinigen Wahrheit. Was ich für risikoreich halte, bzw. Unterdrückung anderer Ansichten beinhaltet.

Trotzdem verstehe ich deine Kritik und gebe dir sogar in Teilen recht, dass dies als eine Form der Propaganda gesehen werden kann, die einerseits der Beruhigung der Lage dienen soll, andererseits das gängige System zu schützen und aufrecht erhalten versucht.

Der Wunsch sofort und ohne länger nachzudenken alle alten Strukturen einzureissen, ist indes verständlich, führt aber selten zum Ziel. Das Problem besteht nunmehr seit vielen Jahrhunderten, die Denkweisen können nicht über Nacht geändert werden, so gerne wir das manchmal hätten. (und vieles hat sich, je nach Land und Region, schon zum Guten hin gewendet und die Entwicklung geht weiter)

Meinerseits arbeite ich auch beruflich täglich an diesen Themen und werde sicher nicht aufgeben, selbst wenn meine Reichweite und Wirkkraft nur sehr klein und punktuell sein mag, um eine bessere Kommunikation und Verständnis für einander zu versuchen.

Akayi hat geschrieben:
16. Jun 2020 14:14
Jeder einzelne Polizist der sowas sagt anstatt den Dienst zu quittieren ist Teil des Problems.
"Nur" in den USA oder weltweit?
Zu Ende gedacht: unterdessen vieles dem Chaos und Unbill krimineller Machenschaften überlassen? Und bei wem meldet man sich zB. bei häuslicher Gewalt, Todesfall, Vermissten, Unfällen, usw.?
Eine Gesellschaft ohne Polizei ist eine romantische Sichtweise (die ich zwar gerne teile), aber in unserer Zeit für unrealistisch halte.

Und wie würde das Problem alleine durch eine Neuformierung der Ordnungskräfte gelöst? (s. zu den Denkweisen weiter oben)

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Kim Sun Woo
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Beitrag von Kim Sun Woo » 16. Jun 2020 20:59

Akayi hat geschrieben:
16. Jun 2020 14:14
Du meinst die die sich später dafür entschuldigt haben, die die danach den 75jährige zu Bode gestoßen haben oder die die dann direkt auf die Protestierer mit Gas geschossen haben? Bitte denk einfach mal über den Sinn und Zweck von Propaganda nach.
in den USA gibt es soviel an Polizei, daß es problemlos möglich ist, daß diejenigen, die sich in irgendeiner Form versucht haben, solidarisch zu zeigen, nicht automatisch deckungsgleich mit denen von dir erwähnten sind.

Kim Sun Woo hat geschrieben:
16. Jun 2020 13:51
Oder fängst du jetzt auch noch damit an dass es sich um Einzelfälle handelt?
nee, dafür ist die Anzahl davon, gerade auch im Vergleich zu anderen (westlichen) Industriestaaten, zu eklatant hoch. ich bin aber ebenfalls kein Anhänger davon, daß der Typ in Uniform ein Schwein ist anstatt Mensch.

und es scheint mir so, als wäre das im weitesten Sinne auch die überwiegende Überzeugung unter den Protestierenden (lasse mich da gerne eines Besseren belehren), siehe auch die Popularität von Forderungen wie "defund the police" (die die hysterischen Schreihälse von Fox News und Co. (bewußt?) falsch verstanden haben), veränderten Einstellungsvoraussetzungen für den Dienst als cop (bzw. höhere Hürden dafür) und mehr Möglichkeiten, Fehlverhalten oder gar Kriminalität unter PolizistInnen zu ahnden und diese zur Rechenschaft zu ziehen. allesamt reformistische Ideen, die die Institution "Polizei" nicht grundsätzlich ablehnen sondern diese durchaus bejahen.


* edit: schaut man sich diese Zahlen an, wird offenkundig, daß die USA nicht "nur" ein Problem mit rassistischer Polizei haben, sondern mit Polizeigewalt (oder ehrlicherweise wahrscheinlich: Gewalt) im Allgemeinen, sieht man sich bspw. den Unterschied zwischen den Staaten und allen europäischen Ländern an.
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Beitrag von Akayi » 16. Jun 2020 23:09

vegabunt hat geschrieben:
16. Jun 2020 20:52
Akayi hat geschrieben:
16. Jun 2020 14:14
dann gibt es nur eine Option.
Ist für mein Dafürhalten für gesamtgesellschaftliche Anliegen eine einseitige, fast totalitäre oder zumindest undemokratische Sichtweise. Daher eher untauglich für einen gemeinsamen, partizipativen, demokratischen Weg, da wir nun mal keine homogene Gesellschaft sind und das hoffentlich auch nicht werden.
Poste doch lieber weiter deine rechten Videos bevor du Worte in den Mund nimmst die du nicht verstehst.
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Beitrag von vegabunt » 16. Jun 2020 23:28

Du nimmst den Mund sehr voll, lieferst keine Argumente, gehst nicht auf den Inhalt ein, statt dessen flüchtest dich lieber in persönliche Beleidigungen, verhedderst dich in Vorurteilen und erfreust dich gerne am Spalten statt versuchen das Gegenüber zu verstehen.

Ich habe dafür ad hoc verstanden, warum du gesperrt wurdest und verstehe darüber hinaus,
warum du den Sperrgrund immer noch nicht verstanden hast. :mg:

Mr. Kennedy
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Beitrag von Mr. Kennedy » 18. Jun 2020 00:12

Mir ist früher schon aufgefallen, dass Akayi sehr schnell bei der Hand ist, wenn es darum geht, Einzelnen maximale persönliche Schuld zu attestieren, wenn sie Teil eines ungerechten Systems sind. Jeden Polizisten, der den Dienst nicht quittiert als Teil des Problems und voll verantwortlich zu bezeichnen ist ein bisschen weltfremd. An einer solchen Entscheidung, die gegenwärtig nichts weiter wäre, als ein symbolischer Akt, hängen in fast allen Fällen menschliche Existenzen. Polizisten sind auf ihr Einkommen angewiesen, haben Familie, ein Leben etc. Dass die meisten sich nicht dazu durchringen können, das alles für eine ungewisse Zukunft aufzugeben, nur um ein Zeichen zu setzen, oder darauf zu hoffen dass sich dadurch eine Art erdrutschartige Revolution verselbständigt, ist verständlich und menschlich.

Wobei die Frage ja durchaus berechtigt ist, wie denn ein Lösungsansatz aussehen würde, da eine Reform fast unmöglich erscheint. Es ist aufgrund der jahrhundertelangen gesellschaftlichen und ökonomischen Unterdrückung von Schwarzen in den USA eigentlich nicht möglich einen Polizeiapparat aufzubauen, der nicht rassistisch vorgeht, egal wie ehrlich diese Absichten auch sein mögen.
Die systematische Benachteiligung Schwarzer in sämtlichen Aspekten des öffentlichen Lebens spiegelt sich natürlich auch in den Lebensrealitäten wieder. Drogenmissbrauch, Ghettos, Armut, zerrüttete Familien, etc. betreffen überwiegend Stadtviertel in denen Schwarze leben.
Wenn man ein Polizeidezernat mit der Durchsetzung der Gesetze beauftragt, ist schon bevor der erste Polizist seine Uniform anzieht, unausweichlich, dass Schwarze öfter durchsucht, verhaftet und überwältigt oder eben getötet werden. Und selbst ein Polizist der beste Absichten bei seiner Einstellung verfolgt, wird sich nicht dagegen wappnen können, dass die überdurchschnittlich häufigen Konfrontationen mit Schwarzen seine unterbewusste Wahrnehmung und Urteil färben. Da sind offen rassistische Polizisten die womöglich noch extra Beamter geworden sind, um Schwarze zu schikanieren, noch garnicht berücksichtigt.

Solange man die Ursachen nicht beseitigt, die dazu führen, dass Schwarze häufiger mit dem Gesetz in Konflikt geraten, wird keine erdenkbare Polizeireform das Problem lösen. Die einzige Möglichkeit kurzfristig etwas zu bewegen, sehe ich eigentlich nur in der völligen Entkriminalisierung von Drogen, bei gleichzeitigem Aufbau eines umfangreichen Präventions- und Hilfeprogramms, nach dem Vorbild Portugal, nur noch weiter.
Aber das wird vermutlich zu unseren Lebzeiten nicht mehr passieren.

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