Rassistische Gewalt in den USA

Politische Diskussionen ohne Tierrechtsbezug
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Kim Sun Woo
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Beitrag von Kim Sun Woo » 18. Jun 2020 14:10

Akayi hat geschrieben:
18. Jun 2020 14:01
Ich lege dir nichts in den Mund. Schwarze Aktivisten können das auch gerne sagen. Du aber schaust drauf und betonst erstmal dass "ehrlicherweise wahrscheinlich" doch irgendwie alle betroffen sind. Das ist eben deine Einstellung. Da solltest du dich auch ehrlich machen #alllivesmatter
von Polizeigewalt sind (in diesem Zusammenhang) alle betroffen ("siehe: "Police violence is everyone's problem."), allerdings in deutlich unterschiedlichem Maße.

(um man den "brennenden Haus" Vergleich zu bemühen, der die letzten Wochen so populär wurde: natürlich ist es absolut richtig, daß versucht werden sollte, das Haus mit den hoch lodernden Flammen zuerst zu löschen. wenn aber die Nachbarhäuser auch glühen (mit einzelnen Stichflammen), wäre es doch ebenso sinnig zu berücksichtigen, daß offenbar nicht nur das eine Haus brennt)
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Mr. Kennedy
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Beitrag von Mr. Kennedy » 18. Jun 2020 14:42

Akayi hat geschrieben:
18. Jun 2020 14:01
So rum: du stellst deine Helden in extrem schlechtem Licht dar, wenn du ernsthaft denkst es handelt sich hierbei um eine persönliche, menschliche Geste. Das sind Profis die damit betaut sind Ordnung herzustellen. Diese Menschlichkeit die du unterstellst hat da gar keinen Platz. Denkst du der legt seine Schutzkleidung ab, wenn er nicht genau wüsste es beseht keine Gefahr für ihn und das ist der beste Weg um seinem (!) zweck zu dienen?

Ich würde mal vermuten, dass diese "Unterstellung" der Menschlichkeit ziemlich nahe an der Wahrheit liegt. Die Ausbildung zur Riot Police in den USA umfasst kaum mehr als die Schulung beim Umgang mit den dafür gebräuchlichen Waffen und ein paar Taktiken, wie man am effektivsten Menschenmengen trennt und verdrischt. Denen zu unterstellen, dass sie überhaupt in der Lage wären derart berechnend und kaltblütig die Situation psychologisch zu analysieren, um zu erkennen, wann ihnen die Heuchelei von Betroffenheit am besten zur erfolgreichen Crowd Control gereicht, halte ich für ein bisschen absurd.
Wenn die so top analytisch geschult wären, würden wir überhaupt keine Videos zu Gesicht bekommen, in denen aus nächster Nähe gefilmt wurde, wie sie nen Rentner auf den Asphalt hämmern, weil sich nämlich beizeiten ein Kollege darum gekümmert hätte, dass derart belastendes Material garnicht erst aufgezeichnet oder verbreitet wird. Sind die einerseits gewieft genug, die Protestierenden mit ihrer Heuchelei zu besänftigen, aber andererseits zu dumm, dem Protestanten der 2 Meter entfernt steht und filmt, das Handy aus der Hand zu schlagen, bevor sie jemandem aus 1 Meter Entfernung ne Gasgranate in die Brust schießen?

Bei diesen Einsätzen kommt halt alles Menschliche zusammen und vermengt sich. Der eine gibt dem spontenen Impuls der Betroffenheit nach, zieht sein Riot Gear aus und "solidarisiert" sich, der andere lebt versteckt unter seiner Rüstung seinen Rassenhass und seine Lust auf Gewalt aus.

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Akayi
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Beitrag von Akayi » 18. Jun 2020 16:46

Der Polizeiexperte hat sich eingeloggt. Ihr könnt gerne applaudieren.
recherchiert, was rechtlich so möglich ist

Sabotagehase
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Beitrag von Sabotagehase » 18. Jun 2020 17:21

@Mr. Kennedy die Polizei hier ist in ihrem Grundverhalten auch nicht sooo anders. Und die machen hier auch Sachen aus Taktik und lassen sich dann bei gewalttätigen Handlungen filmen (oder auch nicht, passiert beides). Und die haben eine andere Ausbildungsdauer. Sicher gibt es viele (auch graduelle) unterschiede, trotzdem denke ich nicht, dass Ausbildungsdauer und Taktik-Vermögen 1:1 zusammenhängen.
Ich denke Taktik ist nix, was zwingend einer Ausbildung bedarf. Die spielen ja nicht Schach. Und, erlaube mir den Vergleich, Mobber die jemanden in den Suizid mobben haben auch keine derartige Ausbildung genossen. Vieles was man im Arbeitsalltag benutzt hat man auch nie studiert oder iwie vorher gelernt. Ich kann natürlich in niemanden Reinschauen und schlecht komplett wasserdichte Thesen aufstellen, aber von zwangsläufigkeiten würde ich hier eher nicht sprechen. Zumindest nicht grundsätzlich

Mr. Kennedy
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Beitrag von Mr. Kennedy » 18. Jun 2020 18:08

Akayi hat geschrieben:
18. Jun 2020 16:46
Der Polizeiexperte hat sich eingeloggt. Ihr könnt gerne applaudieren.
Hab dafür sogar extra die 2 Wochen im Jahr abgewartet in denen auch du posten darfst. :)
Zuletzt geändert von Mr. Kennedy am 18. Jun 2020 18:09, insgesamt 1-mal geändert.

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Kim Sun Woo
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Beitrag von Kim Sun Woo » 18. Jun 2020 19:54

Sabotagehase hat geschrieben:
18. Jun 2020 17:21
die Polizei hier ist in ihrem Grundverhalten auch nicht sooo anders.
das kommt darauf an, was du mit "Grundverhalten" meinst. die Wahrscheinlichkeit, hier ein routinemäßiges Anhalten bzw. Herauswinken des Autos nicht zu überleben, ist sehr, sehr gering. während es insbesondere für junge schwarze Männer in den USA eine berechtigte Sorge und ein ernsthaftes Bedrohungsszenario darstellt.

https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_k ... by_country

die Fallzahlen in den Staaten sind im Vergleich um ein so Vielfaches höher (dreizehn Mal so hoch wie in Frankreich, fünfunddreißig Mal so hoch wie in Deutschland, dreiundneunzig (!) Mal so hoch wie im Vereinten Königreich) und es ist gruselig in welcher "Gesellschaft" sich die USA dort befinden (anstatt Norwegen, Japan oder Portugal sind das Zahlen wie im Irak, Nigeria oder Kongo - also jetzt nicht die Art von Ländern, die man typischerweise mit "einwandfrei funktionierendem Rechtsstaat" assoziiert).
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Sabotagehase
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Beitrag von Sabotagehase » 18. Jun 2020 21:57

@Kim, ich meinte grundsätzlich diskriminierendes, potentiell brutales Arschlochverhalten.
Deshalb schrieb ich auch von den Graduellen unterschieden. Klar ist es nochma was anderes ob man wen tötet oder einen iwo mitnimmt und schikaniert (z.B. dass in D (müsste den Artikel raussuchen, Stadt weiß ich nicht mehr) nach BLM-Demos minderjährige PoCs festgenommen und auf abgelegene Reviere gebracht wurden, ihnen rechtlich zustehende Anrufe verweigert wurden, komplette ED-Behandlung mit ausziehen, um dann dort nach stunden irgendwo am Adw dann zum glück ohne Anzeige vor die Tür gesetzt zu werden)
Ist natürlich, abgesehen davon dass es in D auch Tödliche Kontakte von POlizei und Bürgern gibt, etwas anderes. graduell. Zuhaun und ihre Machtposition ausspielen tun sie trotzden, und das ist und bleibt die Grundlage.
Kp ob man jetzt versteht worauf ich hinauswill, der Kommentar war eigentlich allgemeiner gedacht als der Diskussionspunkt

Und im Übrigen und ohne jetzt unreflektiertes USA-Bashing gut zu finden:
es gibt so einige Eigenschaften der US-Amerikanischen Gesellschaft und des politischen Systems, die man auf den ersten Blick garnicht wahrnimmt weil man die USA mit Europäischen Ländern vergleicht bzw. gleichsetzt. Wenn man aber genauer hinschaut (nicht Verschwörungstheoretikermäßig, sondern z.B. aus Geschichts/Politikwissenschaftlicher Perspektive) wundert dagegen garnix mehr. Bin natürlich jetzt keine Experte bez. warum was wie da wo passiert, aber die Gesellschaftskonzeption ist dann doch wirklich grundverschieden. "Demokratie" und "Rechtsstaat" sind da jetzt keine sonderlich aussagekräftigen Label.
Und die Zahlen schockieren, sind aber iwie auch nix neues mehr....
Also das ist jetzt weniger an dich gerichtet als an die Leute die einem immer wieder erzählen wie krass es doch sei dass in "so einem land" "soetwas" passiere... Kann mir das nicht mehr anhören

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somebody
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Beitrag von somebody » 18. Jun 2020 22:04

Sabotagehase, die Verhaftungen Minderjähriger waren in Hamburg:

https://taz.de/Schueler-ueber-Polizeigewahrsam/!5692340
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Sabotagehase
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Beitrag von Sabotagehase » 18. Jun 2020 22:16


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Kim Sun Woo
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Beitrag von Kim Sun Woo » 19. Jun 2020 00:25

@Sabo
damit du mich da auch nicht mißverstehst, wollte damit auch nicht aussagen, daß Deutschland ein Schlaraffenland ist, in dem rassistisch motivierte Ungleichbehandlung und Schikane sowie überzogene Gewalthandlungen seitens der Polizei nicht vorkommen, das tun sie leider definitiv.
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