Rassistische Gewalt in den USA

Politische Diskussionen ohne Tierrechtsbezug
Sabotagehase
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Beitrag von Sabotagehase » 18. Jun 2020 00:35

@mr.kennedy (ich habe diesen thread nicht länger verfolgt und jetzt nur diesen post gelesen)
1. augen auf bei der berufswahl. denke das Problem (und v.a. das Problem mit der Verantwortung für eigenes Tun) existiert länger und ist länger bekannt als irgendeiner der derzeitig auf der Welt Bulle ist, im dienst ist. Ganz bestimmt. Wenn man alles auf die Gefährdung menschlicher Existenzen verursacht so arg hinterfragt, hat sich das Problem auch ohne gesellschaftliche Veränderungen bald gegessen, weil Klimawandel usw.
Aber wie gesagt, hätte man vorher wissen können. Ich würde keinen Job wollen wo ich aus irgendwelchen Gründen ein Exempel statuieren muss.

2. Zum letzten Punkt: keine Polizeireform der Welt wird irgendwas grundlegend verändern. Die Polizei verteidigt ein System mit Grundwerten, auf denen eine Struktur basiert, die Probleme erzeugt, wie z.B. das Prinzip des EIgentums (-> Statistik: Hoher Anteil von Eigentumsdelikten). Ich hab auch kein Rezept um dieses Problem komplett zu lösen, das jeden zufriedenstellen könnte, allerdings nervt es mich auch zunehmend (z.B. an FFF) dass Probleme scheinbar grundsätzlich so oberflächlich behandelt werden, weil wäre ja sonst Massenuntauglich oder es kann sich wie immer wieder mal niemand vorstellen, dass es Alternativen geben könnte, wenn man sie nur erarbeiten würde...

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Beitrag von Nullpositiv » 18. Jun 2020 01:33

Aber die haben es doch auch schwer!


Und dazu auch:
Be the nation russian propaganda says you are.

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Kim Sun Woo
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Beitrag von Kim Sun Woo » 18. Jun 2020 02:29

Sabotagehase hat geschrieben:
18. Jun 2020 00:35
Ich hab auch kein Rezept um dieses Problem komplett zu lösen, das jeden zufriedenstellen könnte, allerdings nervt es mich auch zunehmend (z.B. an FFF) dass Probleme scheinbar grundsätzlich so oberflächlich behandelt werden, weil wäre ja sonst Massenuntauglich oder es kann sich wie immer wieder mal niemand vorstellen, dass es Alternativen geben könnte, wenn man sie nur erarbeiten würde...
oder aber die Mehrheit findet den Status Quo gut oder zumindest weitestgehend okay?
Man hat jeden Tag die Chance die bestmögliche Version von sich selbst zu sein. ♥

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Beitrag von Nullpositiv » 18. Jun 2020 02:36

Finden die Minderheiten die dann von den Problemen betroffen werden sicher tröstlich.
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Kim Sun Woo
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Beitrag von Kim Sun Woo » 18. Jun 2020 02:44

sollte lediglich eine Antwort darauf sein, daß der Grund für die "oberflächliche" Kritik nicht in Verständnisproblemen o.ä. liegen muß.
Man hat jeden Tag die Chance die bestmögliche Version von sich selbst zu sein. ♥

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Beitrag von Sabotagehase » 18. Jun 2020 10:11

@kim das letzte versteh ich irgendwie nicht aber zum ersten:
glaub ich iwie nicht. also jein. Denke jeder hat so seine Utopien aber uns ist einfach der Kampfgeist verloren gegangen (Ein beispiel wäre da z.B. die Arbeiterbewegung der letzten Jahrhunderte, Arte hat da ne m.e. recht gute Doku drüber gemacht). Da sich aber niemand eine Altenative vorstellen kann, weil einerseits das Erreichen mit unüberwindbar wirkenden Hürden verbunden ist, andererseits heute einfach niemand "so denkt". Geschichte wandelt sich, nur seit einigen Jahren scheinen hier die meisten davon überzeugt zu sein, dass Demokratie und Kapitalismus vlt iwie auch ihre Fehler haben, aber es ist schon das höchste und im Vergleich beste. In dem Sinne ist auch jeder "zufrieden".
Und genau darin besteht immer die Gefahr: Selbst wenn man die parlamentarische Demokrati geil findet, es ist immer noch notwending, sie zu verteidigen. Aber die Leute scheinen (meiner Beobachtung nach) überwiegend zu denken: es ist so, war bisher immer so, und wird auch immer so bleiben. (Da hat mal so ein Dude ein Buch geschrieben, das heißt "Ende der Geschichte" und kein Dozent von mir der sich mit dem letzten Jahrhundert beschäftigt lässt aus, darüber zu haten).
Also de facto hast du recht, ich meine wenn die mehrheit es kacke genug fände wies wäre müssten alle autoritäten ihre Position mit Waffengewalt aufrecht erhalten und könnten nicht auf den Respekt bauen, der ihnen entgegen gebracht wird, ist aber offenbar nicht so. Oder meinetwegen haben die Leute keinen Bock ihrem Chef zu sagen, was sie kacke finden, weil Risiko (und schicken dann mich vor um sich dann von mir zu distanzieren...). Es ist überall iwie so. Und iwie scheint mir da Deutschland ne ganz besondere Nummer zu sein, ich meine nichtmal Streiken können "wir" hier richtig, mal davon abgesehen dass ordentlich Streiken einfach ma Verboten ist. Aber scheint ja noch erträglich genug zu sein.

Worauf ich vlt. auch eigentlich hinauswill: Ich finde es persönlich unfassbar frustrierend, permanent Menschen gegenüber zu stehen, die viel zu oft sagen, "es geht nicht anders". Ich bin privilegiert und weiß, immerhin, aber immerhin kein Kerl. Und um ehrlich zu sein: In jeder Situation in der eine Frau Typen in ihrem Sexismus bestärkt weil "das doch garnicht so schlimm ist, ich brauche keinen Feminismus" könnte ich der Dame noch viel eher ins Gesicht schlagen als den Typen. (Schon oft erlebt, mach ich natürlich nicht, könnte man jetzt auch diskutieren ob das wirklich gerechtfertigt wäre usw.). Man sieht (hoffentlich): selbst betroffene von irgendwas haben nicht zwingend das Interesse, etwas zu verändern, weil es offenbar noch ok genug ist. Und selbst wenns nicht mehr ok ist, die Leute ertragen immer noch. Die Leute hängen halt auch alle in ihren Abhängigkeiten. Und solange die Individuen vereinzelt sind und denken, daran ist nichts zu Ändern, wird auch niemand einen Impuls setzen. Und vereinzelte Individuen werden vermutlich auch nie eine Perspektive entwickeln, ob es um Polizeigewalt geht, Rassismus, Sexismus... man ist prinzipiell immer alleine. Alleine gegen den Rest/die Gesellschaft/die staatliche Struktur, whatever. Ich glaube, das begräbt die suche nach Alternativen schon bevor man sich bewusst ist, dass man über eine Nachdenken soll. Und überhaupt: Wir sind auch dazu erzogen: wir leben in einer Struktur, die uns sagt wann wir schuld sind (z.B. Arme Menschen), was in den USA mit ihrer Pseudofreiheit komplett auf die Spitze getrieben wird, bzw. wo wir nicht schuld sind ("Ich habe nur Befehle befolgt"). Es ist garnicht "in uns drin" zusammen Alternativen zu erarbeiten. Auch wenn das jetzt spezifisch klingt: Wir haben z.B. durch Wahlen von Politikern unsere Macht abgegeben, imperative Mandate gibts quasi nicht. Wir sind daran gewöhnt, nur im Individuellen unseres Glückes Schmied zu sein, nicht Kollektiv. Und natürlich immer im Rahmen! Wir können garnicht anders denken (mich eingeschlossen).
Damit wirklich was Passiert, braucht es schon einen immensen Strukturbruch (also Widersprüchlichkeiten zwischen Wirtschaft, Politik/Herrschaft und Kultur). Sonst fliegen die Leute nie aus ihrem Denken, das sie Struktur als unabänderliches Ganzes erfasst, egal wie ausgebeutet oder diskriminiert sie sind. Was akut als einzigstes passiert, ist dass Leute angst haben, dass ihnen diese Struktur flöten geht. Ganz plump ausgedrückt und sicherlich sehr verkürzt: in der Konsequenz einfach Rechts werden und das Loch in der eigenen Identität zu stopfen war immer schon sehr einfach. Schade. Deshalb glaube ich acuh dass "echte antifaschistiscche Arbeit" nicht bedeutet, Nazis anzubrüllen, sondern eine sinnvolle Alternative zu schaffen. Wird halt nicht passieren.

Ich hoffe man versteht grob, was ich damit sagen will.

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Akayi
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Beitrag von Akayi » 18. Jun 2020 10:45

Kim Sun Woo hat geschrieben:
16. Jun 2020 20:59
in den USA gibt es soviel an Polizei, daß es problemlos möglich ist, daß diejenigen, die sich in irgendeiner Form versucht haben, solidarisch zu zeigen, nicht automatisch deckungsgleich mit denen von dir erwähnten sind.
Ja, was du nicht verstehst ist dass es sich um eine Taktik handelt. Wenn es passt wird der Protest eben umgewidmet um für Menschen wie dich als PR herzuhalte und wenn nicht wird halt wieder auf Gewalt gesetzt. Umso effektiver weil ma die Protestierer ja erst eingelullt hat. So funktioniert Propaganda und du machst mit. Irgendwann in der Zukunft wird man dich vielleicht fragen was in einem Kopf vorging als du von dieser Bewegung 2020 in den USA gehört hast und wirst erzählen wie ergriffen du von den Polizisten warst. So positioniert sich eben jeder entlang der Grenzen die uns trennen.
Kim Sun Woo hat geschrieben:
16. Jun 2020 13:51
ich bin aber ebenfalls kein Anhänger davon, daß der Typ in Uniform ein Schwein ist anstatt Mensch.
Es ist krass wie man sich diese Bilder anschauen kann und dann meint dass das der richtige und wichtige Kommentar dazu ist.
Kim Sun Woo hat geschrieben:
16. Jun 2020 20:59
wird offenkundig, daß die USA nicht "nur" ein Problem mit rassistischer Polizei haben, sondern mit Polizeigewalt (oder ehrlicherweise wahrscheinlich: Gewalt) im Allgemeinen,
All Lives Matter muss man "ehrlicherweise wahrscheinlich" sagen :urgh:
recherchiert, was rechtlich so möglich ist

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Kim Sun Woo
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Beitrag von Kim Sun Woo » 18. Jun 2020 13:18

Akayi hat geschrieben:
18. Jun 2020 10:45
Ja, was du nicht verstehst ist dass es sich um eine Taktik handelt.
und da kommen wir nicht auf Nenner weil ich das erstmal für eine nicht beweisbare Unterstellung halte. um mal bewußt bei dem einen Beispiel von mir zu bleiben: wieso sollte es so unrealistisch sein, daß ein schwarzer Polizist ein video wie das vom Tod George Floyds sieht und aufrichtig erschrocken und betroffen ist?
Akayi hat geschrieben:
18. Jun 2020 10:45
All Lives Matter muss man "ehrlicherweise wahrscheinlich" sagen :urgh:
das hast du mir jetzt in den Mund gelegt. ich habe nur erwähnt, daß rassistisch motivierte Polizeigewalt offensichtlich ein besonderes Problem darstellt, aber auch Teil eines größeres Problem ist (also überspitzt: selbst wenn people of colour in den USA nur so häufig von PolizistInnen schwer verletzt oder getötet würden, wie es ihrem tatsächlichen Anteil an der Bevölkerung entspräche, wäre dies immer noch eine absurd hohe Zahl).

was möglicherweise u.a. ein Grund dafür sein könnte, warum prominente Stimmen der BLM Bewegung wie Shaun King sich öffentlich zu Vorfällen mit weißen Opfern geäußert haben. oder warum DeRay Mckesson hinsichtlich des Todes von Daniel Shaver meinte:
"We talk about the disproportionate violence of the police towards people of color because it's true. It's also true that the police kill white citizens too. Police violence is everyone's problem. #DanielShaver should be alive today."
und lächerlicherweise bleiben die "All Lives Matter" Nasen, soweit ich das beurteilten kann, dann oftmals still bzw. rechtfertigen tendenziell auch dann noch die exzessiven Maßnahmen der PolizistInnen. das scheint doch überwiegend nur eine bekloppte Phrase zu sein, denn für diejenigen, für die tatsächlich "alle Leben zählen" müßte es eigenlich keine Probleme damit geben, sich bei Veranstaltungen unter dem "black lives matter" Credo einzureihen.
Man hat jeden Tag die Chance die bestmögliche Version von sich selbst zu sein. ♥

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Beitrag von Akayi » 18. Jun 2020 14:01

So rum: du stellst deine Helden in extrem schlechtem Licht dar, wenn du ernsthaft denkst es handelt sich hierbei um eine persönliche, menschliche Geste. Das sind Profis die damit betaut sind Ordnung herzustellen. Diese Menschlichkeit die du unterstellst hat da gar keinen Platz. Denkst du der legt seine Schutzkleidung ab, wenn er nicht genau wüsste es beseht keine Gefahr für ihn und das ist der beste Weg um seinem (!) zweck zu dienen?
Ich zweifle nicht dass Polizisten betroffen sind. Gar nicht. Aber wer nicht de einzige Konsequent daraus zieht und den Dienst quittiert anstatt weiter zu machen hängt mit drin. Und sei es als Mitläufer.

Ich lege dir nichts in den Mund. Schwarze Aktivisten können das auch gerne sagen. Du aber schaust drauf und betonst erstmal dass "ehrlicherweise wahrscheinlich" doch irgendwie alle betroffen sind. Das ist eben deine Einstellung. Da solltest du dich auch ehrlich machen #alllivesmatter
recherchiert, was rechtlich so möglich ist

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Beitrag von Mr. Kennedy » 18. Jun 2020 14:04

Kim Sun Woo hat geschrieben:
18. Jun 2020 13:18
und da kommen wir nicht auf Nenner weil ich das erstmal für eine nicht beweisbare Unterstellung halte. um mal bewußt bei dem einen Beispiel von mir zu bleiben: wieso sollte es so unrealistisch sein, daß ein schwarzer Polizist ein video wie das vom Tod George Floyds sieht und aufrichtig erschrocken und betroffen ist?
Weil es für ihn keine Grautöne zu geben scheint. Ein Polizist der von der Ermordung Floyds schockiert ist, aber gleichzeitig seine Dienstmarke behält, muss es entweder nicht ehrlich gemeint haben, oder aber seine Betroffenheit ist wertlos, weil keine Konsequenzen folgen und ist damit quasi nichtexistent (in dem Sinne, dass sie keinem von Polizeigewalt betroffenen Schwarzen hilft).

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