Covid-19-Impfstoffe - Verteilung & Verteilungskämpfe

Politische Diskussionen ohne Tierrechtsbezug
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Akayi
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Beitrag von Akayi » 2. Feb 2021 11:21

Genau, wenn der Impfstoff knapp ist und sich die imperialistischen Staaten dadurch den Löwenanteil sichern dass sie höhere Preise bezahlen dann steigt der Preis einfach noch weiter. Das dann dadurch zu beschönigen dass diese Länder dann ja in ferner Zukunft vielleicht gegebenenfalls netterweise auch im Rahmen ihrer Entwicklungshilfe in ärmeren Ländern impfen könnten ist doch Augenwischerei. Darum geht es einfach nicht.
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somebody
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Beitrag von somebody » 2. Feb 2021 15:19

Südafrika erhielt gestern 1Mio Dosen von in Indien hergestelltem AstraZeneca Impfstoff. Mir ist klar, dass Impfstoffbeschaffung für Südafrika nicht leicht ist, da Südafrika nicht unbedingt als finanzschwacher Staat wahrgenommen wird.

In meiner Filterblase bekam ich leider viel nicht mit.

Trotzdem, Problem ist IMO der nun erst erfolgende Start der Massenproduktion von Impfstoffen.

Hinzu kommt, dass Technologien für Massenproduktion von Impfstoffen in Staaten mit wenig moderner industrieller Infrastruktur erst in Entwicklung sind. CureVac scheint da relativ weit zu sein, aber vor nächstem Jahr wird da meines Wissens nichts umgesetzt werden können.

Momentan sind mir keine zeitnah nutzbaren Verteilungswege in finanzschwächere Staaten ausser Spenden & Projekte wie COVAX bekannt.

BTW, zur Vermeidung von Missverständnis: Im Posting von gestern, 16:59 Uhr meinte ich mit SA = Saudi Arabien. Hätte ich Südafrika gemeint, hätte ich RSA geschrieben.
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Akayi
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Beitrag von Akayi » 17. Feb 2021 10:17

somebody hat geschrieben:
2. Feb 2021 15:19
Momentan sind mir keine zeitnah nutzbaren Verteilungswege in finanzschwächere Staaten ausser Spenden & Projekte wie COVAX bekannt.
Simpel: den Patentschutz für die Impfstoffe aufheben.
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somebody
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Beitrag von somebody » 17. Feb 2021 21:26

Aufbau Produktionskapazitäten & Lieferketten beansprucht Zeit & kostet Geld. Viele Pharmafabriken können nicht leicht auf Herstellung von mRNA Imfstoffen umgestellt werden. Bin skeptisch, ob auf diese Weise früher & mehr Impfstoff in finanzschwachen Staaten ankommt als bei Fortsetzung des momentan beschrittenen Wegs. Es müsste IMO konkret geprüft werden, ob Aufhebung Patentschutz für Covid-19 etc Impfstoffe in der Praxis Vorteile bringt.

Mindestens 1 Argument existiert IMO dagegen: Die Pharmaindustrie forschte in den letzten Jahrzehnten viel zu wenig. Aufhebung des Patentschutzes für Impfstoffe wird zur Verringerung der Forschungsaktivitäten führen.
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slartibartfaß
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Beitrag von slartibartfaß » 17. Feb 2021 23:14

70% des vorhandenen Impfstoffes steht 16% der Menschen in Industrieländern zur Verfügung. Hab ich gestern in der Tagesschau gesehen.
Wellen des Paradoxen rollten über das Meer der Kausalität (...) an dieser Stelle gibt die normale Sprache auf, besucht die nächste Kneipe und gießt sich einen hinter die Binde.

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Akayi
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Beitrag von Akayi » 25. Feb 2021 10:48

Ich denke das ist der springende Punkt. Wir müssen gar nicht mehr prüfen und fragen ob die Situation jetzt verfahren ist. Das ist ein Fakt. Deine Idee, Somebody, besteht ja darin den Monopolen noch mehr Geld entgegenzuwerfen. Nur: die Monopole haben gar kein großes Interesse mehr Impfstoff zu produzieren da sie von der Knappheit der Waren profitieren. Wo du da den magischen Puntk siehst an dem sie mehr Impfstoff für weniger Geld zur Verfügung stellen erschließt sich mir nicht. Deine Hoffnung durch noch mehr Geld könnten die Monopole gerührt werden mehr Grundlagenforschung zu betreiben ist unfundiert. Allein, die Impfstoffe die von den Monopolen produziert werden stehen auf absehbarere Zeit nur einem Teil der Bevölkerung in den reichen Ländern zur Verfügung. Würde man die Patente aufheben würde dies a) dafür sorgen dass sich der Markt generell entspannt weil nun mehr Impfdosen zur Verfügung stehen und die Monopole keine Extraprofite mehr einfahren können und b) diese würden zumindest in bevölkerungsreichen Schwellenländern produziert werden können (Indien, Indonesien, Südafrika) und dort direkt einem Teil der bedürftigen Menschen zuer Verfügung stehen. In China bspw. kann man schon problemlos im Gemeindezentrum geimpft werden. Dadurch verringert sich auch global das Risiko für MUtationen etc.
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somebody
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Beitrag von somebody » 25. Feb 2021 21:02

Akayi, vielen Dank für Deine Erläuterungen.

Inzwischen bin auch ich von der Notwendigkeit der Aufhebung des Patentschutzes der Impfstoffe überzeugt.

Dabei spielen Überlegungen wie Du sie oben ausführst eine grosse Rolle.

Hinzu kommen 1tens die hier aufgedeckten skandalösen Geschäftspraktiken des US Pharma Riesen Pfizer in Lateinamerika, die IMO alleine schon Aufhebung des Patentschutzes der Impfstoffe rechtfertigen würden:

https://www.thebureauinvestigates.com/s ... ccine-deal

Der von mir gewonnene positive Eindruck vom BioNTech Gründerpaar & von den BioNTech Bemühungen zur Produktionssteigerung durch Zusammenarbeit mit vielen Unternehmen beeinflussten mich leider dahingehend, dass ich die allgemeine Sachlage zu optimistisch einschätzte.

Sowie 2tens die neue India first Politik von Serum Institute of India AKA SII:

https://www.reuters.com/article/us-heal ... SKBN2AL05D

Ich sehe zwar nach wie vor das Problem, dass man Impfstoffe nicht so einfach herstellen kann. Die globale Zahl geeigneter Fabriken ist IMO kleiner als viele Menschen annehmen. Ich würde zB in China relativ grosses Potenzial an potenziell geeigneten Unternehmen erwarten.

Ein weiteres die Produktion potenziell limitierendes Problem stellen schwer verfügbare Substanzen für die Impfstoffproduktion dar.

Aufhebung des Patentschutzes der Impfstoffe würde aber zumindest zu deutlichen Verbesserungen gegenüber der derzeitigen globale Situation führen.

Die derzeitige Situation hätte mit starker Regulierung des beteiligten Teils der Wirtschaft vermieden werden können.
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Nullpositiv
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Beitrag von Nullpositiv » 25. Feb 2021 22:35

somebody hat geschrieben:
25. Feb 2021 21:02
Inzwischen bin auch ich von der Notwendigkeit der Aufhebung des Patentschutzes der Impfstoffe überzeugt.
[...]
Hinzu kommen 1tens die hier aufgedeckten skandalösen Geschäftspraktiken des US Pharma Riesen Pfizer in Lateinamerika, die IMO alleine schon Aufhebung des Patentschutzes der Impfstoffe rechtfertigen würden:
Und Biontech, bei denen die Patente liegen, kann da was dafür?
somebody hat geschrieben:
25. Feb 2021 21:02
Ein weiteres die Produktion potenziell limitierendes Problem stellen schwer verfügbare Substanzen für die Impfstoffproduktion dar.
Da kann man sicher noch ein paar Patente aufheben.
somebody hat geschrieben:
25. Feb 2021 21:02
Aufhebung des Patentschutzes der Impfstoffe würde aber zumindest zu deutlichen Verbesserungen gegenüber der derzeitigen globale Situation führen.
Klar. Bis zur nächsten Pandemie. Wenn dann keiner mehr forscht weil es sich nicht lohnt. Dann doch lieber Generika produzieren. 15-25 % sind da auch drin und das Risiko ist bei Null.
somebody hat geschrieben:
25. Feb 2021 21:02
Die derzeitige Situation hätte mit starker Regulierung des beteiligten Teils der Wirtschaft vermieden werden können.
Genau. Planwirtschaft war schließlich auch der Grund warum der Kommunismus heute die Welt beherrscht. Und wir uns über freie Markwirtschaft unterhalten müssen.
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Beitrag von somebody » 28. Feb 2021 11:29

Punkt 1.

BioNTech machte den Fehler, sich mit Pfizer einzulassen.

Es wäre sinnvoller gewesen, wenn D bzw die EU im vergangenen Frühjahr ein sehr grosses Budget für die Impfstoffentwicklung & den Aufbau von Produktionskapazitäten bereitgestellt hätten, damit deutsche bzw europäische Unternehmen sich nicht in Abhängigkeit von US Konzernen begeben.

Jetzt machen für Covid-19 Impfstoffe am ehesten Aufhebung des Patentschutzes oder Zwangslizenzen zu Gunsten anderer Unternehmen Sinn, die zeitlich zu befristen wären, bis globale Impfstoffversorgung sichergestellt ist.

Wg seiner in der Covid-19 Pandemie gezeigten Geschäftspraktiken benötigt der Pfizer Konzern einige kräftige Schläge in die Fresse in Verbindung mit zugeschweissten Hand- & Fussfesseln.


Punkt 2.

Das oder Zwangslizenzen, ebenfalls befristet.


Punkt 3.

Die Pharmaindustrie vernachlässigte in den vergangenen Jahrzehnten die Forschung, obwohl dies vor dem Hintergrund der lange bekannten Pandemiegefahren opportun gewesen wäre.


Punkt 4.

Ohne Deregulierung der Marktwirtschaften, ohne den von dekadenten & schmierigen Eliten propagierten ideologischen Dreck Neokonservatismus/Neoliberalismus hätten wir heute erheblich weniger globale Probleme.

Die Ansätze Kapitalismus & Kommunismus erwiesen sich in der Vergangenheit aus Perspektive der Allgemeinheit als untauglich. Der Ansatz ökologisch & sozial ausgerichteter Marktwirtschaft hingegen hätte positivere Ergebnisse gezeitigt.
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Beitrag von Nullpositiv » 28. Feb 2021 15:34

1. 'Es wäre sinnvoller gewesen' ist hinterher etwas einfach zu sagen. D oder die EU haben aber nicht finanziert. Pfizer schon. Und ein Unternehmen zu beklauen oder zu enteignen weil die mit einem anderen Unternehmen (erfolgreich) zusammenarbeiten das dir nicht passt ist halt auch echt nicht nett. Das die beiden zusammen mal eben den ersten Covid Impfstoff auf den Markt gebracht haben kannst natürlich auch ignorieren. Oder mit ein paar kräftigen Schlägen belohnen wollen.

2. Das ist halt auch eine prima Idee. Nur Blöd das da vielleicht Know-How oder Produktionskapazität fehlt und sich auch nicht so schnell aufbauen lässt. Lässt sich aber sich auch mit Gewaltfantasien oder CDU / Pfizer / sonst wem lösen. Nur gibt es auf die Stoffe keine Patente (von denen ich wüsste) weil die alle ziemlich Basic und im Laborbereich für PCRs bzw. im Pharmabereich als Hilfsstoff schon recht lange ihre Verwendung finden. Eignet sich dann wohl leider doch nicht so für die Patentschutzaufhebgeschichte.

3. Die Pharmaindustrie hat innerhalb weniger Monate mehrere Impfstoffe für einen neuen Erreger entwickelt. Und nebenbei noch diverse Medikamente zur Behandlung der resultierenden Krankheit. Und entwickelt immer noch weiter. Da haben die ja mal so richtig nicht geforscht in den letzten Jahren. Z.B. als SARS 1 oder Mers am Start waren und die Grundlagen für die aktuellen Coronavirusimpfstoffe gelegt wurden.
Und opportun ist nicht was du dir nach einem Jahr Pandemie im Rückblick als sinnvolle Maßnahme ausdenkst sondern was auch immer ein Unternehmen in einem schwierigen Umfeld am Laufen hält. Medikamente für Krankheiten entwickeln die es noch nicht gibt, oder was auch immer du dir unter der vernachlässigten Forschung vorstellst, ist dagegen eher nicht so opportun.
Und den Unternehmen mangelnde Forschung vorzuwerfen und gleichzeitig Patentschutz aufheben zu wollen ist wirklich eine schöne Kombination. Wirkt sehr durchdacht. Und zukunftsfähig.

4. An was machst du das fest? Im Human Development Index geht es durch die Bank recht stetig nach oben. Und den beeinflussen die dekadenten & schmierigen Eliten mit ihrem propagierten ideologischen Dreck Neokonservatismus/Neoliberalismus ja nur durch die BNEs. Und Ökologie und soziales wird zumindest indirekt über die Lebenserwartung und Bildung abgebildet.
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