Missbrauch in der katholischen Kirche - nicht nur dieser.

Politische Diskussionen ohne Tierrechtsbezug
das Berteltier
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Beitrag von das Berteltier » 16. Feb 2022 11:30

hansel hat geschrieben:
16. Feb 2022 10:30
Die Themen "Luther und die Juden" und "Luther und die Bauern" sind nicht so einfach abzuhandeln. In beiden gab es bei Luther Entwicklungen, die auf eigenes Erleben fußten.
[...]
Da stimme ich mit Dir überein, auch mit dem folgend gesagten.

Nachdem Du das Thema aufgenommen hast, vermute ich ein Interesse und habe mich an mich selbst erinnert:
Vielleicht ein Thema für einen eigenen Thread: "Martin Luther – Der Hassprediger"
done:
Martin Luther – Reformator oder Hassprediger?
Ich betrachte die Schoah als das größte jemals begangene Verbrechen in der Menschheitsgeschichte.
Jegliche Leugnung, Verharmlosung oder Relativierung des Holocaust, auch bezogen auf andere Minderheiten wie z. B. die der Sinti und Roma, lehne ich ab.

hansel
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Beitrag von hansel » 16. Feb 2022 12:38

Akayi hat geschrieben:
16. Feb 2022 10:45
Wunderblümchen hat geschrieben:
15. Feb 2022 19:34
Aber ich frage mich, warum sie nicht evangelisch werden.
Evangelisch ist einfach ein anderer Glaube. Ich gehe nicht davon aus dass überzeugte aber kritische KatholikInnen diese Grundsätze aufgeben möchten.
Nun, da hätte ich die Altkatholiken anzubieten, die sich als Protest zum 1. Vatikanischen Konzil 1870 gebildet haben:

Als im Widerspruch zur Lehre der Alten Kirche stehend werden folgende Lehrsätze verworfen bzw. abgelehnt:
die Unfehlbarkeit des Papstes in Fragen des Glaubens und der Moral
die Universaljurisdiktion des Papstes über die Gesamtkirche
die Unbefleckte Empfängnis Mariens
die Leibliche Aufnahme Mariens
die Transsubstantiationslehre.
(Wikipedia)

UND: Frauen können Priesterinnen werden und Priester dürfen verheiratet sein.
Sowie weniger Zwänge:
Die Verpflichtung der Gläubigen zur Ohrenbeichte wurde in Deutschland nach 1873 aufgehoben.
Die Geistlichen sind seit 1878 vom Zölibat grundsätzlich dispensiert; es bleibt ihnen jedoch unbenommen, freiwillig ehelos zu leben.
Die Stolgebühren für geistliche Amtshandlungen und das Ablasswesen wurden in Deutschland 1873 abgeschafft.
Es gibt kein verpflichtendes Sonntagsgebot.

Wunderblümchen
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Beitrag von Wunderblümchen » 16. Feb 2022 17:54

Akayi hat geschrieben:
16. Feb 2022 10:45
Wunderblümchen hat geschrieben:
15. Feb 2022 19:34
Aber ich frage mich, warum sie nicht evangelisch werden.
Evangelisch ist einfach ein anderer Glaube. Ich gehe nicht davon aus dass überzeugte aber kritische KatholikInnen diese Grundsätze aufgeben möchten.
Ja. Aber in Zeiten der Ökumene sollte der Glaube doch im Vordergrund stehen. Andererseits geht das natürlich auch ohne Kirche.

@hansel: Die Altkatholiken waren aber fortschrittlich.
:heartrain: "Nein, muss ich nicht!"

das Berteltier
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Beitrag von das Berteltier » 20. Feb 2022 12:41

Ich habe den Threadtitel mal erweitert um "- nicht nur". Missbrauch in der evangelischen Kirche war schon angesprochen und heute bin ich auf einen Doku gestoßen, welche mich dazu veranlasst hat. Was da nach dem Krieg in vielen Einrichtungen diverser Trägys Kindern angetan wurde war schon heftig:
Das Leid der Verschickungskinder
14.02.2022 ∙ 45 Min ∙ NDR

Bis in die 1980er-Jahre wurden Millionen Kinder in Erholungskuren geschickt, ein gigantisches staatliches Gesundheitsprogramm. Doch viele von ihnen wurden systematisch gequält und misshandelt und leiden noch heute. Werden die Geschehnisse endlich aufgearbeitet? "45 Min" zeigt, wie sehr der Aufenthalt in der Kur die ehemaligen Verschickungskinder noch heute verfolgt. Sie haben Angst-, Schlaf- und Essstörungen, kämpfen mit Depressionen. Etliche haben Selbstmordversuche hinter sich. Doch über ihr Leid ist wenig bekannt. Das soll sich ändern.
Video verfügbar bis 14.02.2023
Ich betrachte die Schoah als das größte jemals begangene Verbrechen in der Menschheitsgeschichte.
Jegliche Leugnung, Verharmlosung oder Relativierung des Holocaust, auch bezogen auf andere Minderheiten wie z. B. die der Sinti und Roma, lehne ich ab.

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Franz23
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Beitrag von Franz23 » 20. Feb 2022 13:09

Denke, alles in allem hat die katholische Kirche massive Schäden und viel Leid angerichtet. Und das schon Jahrhunderte Jahre lang. In erster Linie gehts bzw. gings um Macht, Unterdrückung und Manipulation mit Angst auf der Gefühlsebene.

das Berteltier
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Beitrag von das Berteltier » 20. Feb 2022 13:44

Ich vermute ja, die Gründung der Religion des "Christentums" hatte von Anfang an Manipulation und Unterdrückung im Portfolio mit dem Ziel Reichtum und Macht zu erlangen. Ohne dieses Ziel wäre es kaum möglich gewesen aus dieser Konstruktion innerhalb einiger Jahrzehnte die Staatsreligion des damaligen Weltreiches zu erlangen. Daran will ich noch weiter forschen, die Anfänge des Christentums mit den ersten Verfolgungen von Juden und Abtrünnigen, sowie Andersgläubigen, ist eine sehr interessante Geschichte. Wenn sich das alles so bestätigt, ist das Fundament des Christentums Neid, Hass und Gier.
Ich betrachte die Schoah als das größte jemals begangene Verbrechen in der Menschheitsgeschichte.
Jegliche Leugnung, Verharmlosung oder Relativierung des Holocaust, auch bezogen auf andere Minderheiten wie z. B. die der Sinti und Roma, lehne ich ab.

hansel
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Beitrag von hansel » 21. Feb 2022 22:37

das Berteltier hat geschrieben:
20. Feb 2022 13:44
Ich vermute ja, die Gründung der Religion des "Christentums" hatte von Anfang an Manipulation und Unterdrückung im Portfolio mit dem Ziel Reichtum und Macht zu erlangen. Ohne dieses Ziel wäre es kaum möglich gewesen aus dieser Konstruktion innerhalb einiger Jahrzehnte die Staatsreligion des damaligen Weltreiches zu erlangen. Daran will ich noch weiter forschen, die Anfänge des Christentums mit den ersten Verfolgungen von Juden und Abtrünnigen, sowie Andersgläubigen, ist eine sehr interessante Geschichte. Wenn sich das alles so bestätigt, ist das Fundament des Christentums Neid, Hass und Gier.
Steile Thesen.......
Möchtest du nicht ERSTMAL die Literatur zu diesem Thema sichten? So klingt es, als ob du nur deine vorgefasste Meinung bestätigen willst.
Wie soll ich z. B. das verstehen, dass aus dem Christentum "innerhalb weniger Jahrzehnte die Staatsreligion des damaligen Weltreiches" wurde?

das Berteltier
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Beitrag von das Berteltier » 25. Feb 2022 20:11

hansel hat geschrieben:
21. Feb 2022 22:37
das Berteltier hat geschrieben:
20. Feb 2022 13:44
Ich vermute ja, [...]
Steile Thesen.......
Na ja, es ist halt meine Vermutung. Ich war nicht dabei, habe diesen Paulus z. B. nie persönlich gesprochen, die Quellenlage ist auch ziemlich einseitig. Das heißt, es sind fast nur Quellen einer Seite verfügbar, da andere Quellen als "Häresien" ziemlich umfangreich vernichtet wurden.
hansel hat geschrieben:
21. Feb 2022 22:37
Möchtest du nicht ERSTMAL die Literatur zu diesem Thema sichten? So klingt es, als ob du nur deine vorgefasste Meinung bestätigen willst.
Nun, wie oben erwähnt, ist die Quellenlage schwierig. Es gibt die kanonischen Evangelien, welche ja einer gewissen "Zensur" unterliegen, ich meine damit, dass es nur vier aus einer unbekannten Zahl in diese Auswahl geschafft haben. Jedes Evangelium hatte bestimmte Ziele. Weiter gibt es noch die Apg und Briefe des Paulus, jedoch dazu keine Gegendarstellungen z. B. der jüdischen Jesusanhängerschaft in Jerusalem, also der "urchristlichen" Gemeinde, wobei ich dabei das Wort "Christen" vermeiden möchte, in keinem, nicht einmal der kanonischen Evangelien ist überliefert, dass Jeschua von sich sagte, er sei der Messias.

Was ich jedoch in diesen gelesen habe (kann bei Bedarf die Stelle suchen) war so ungefähr das, dass er sagte, er sei "nicht gekommen, das Gesetz aufzuheben, sondern es zu erfüllen". Erster Punkt, er wollte nach meiner Interpretation nicht die jüdischen Gesetze abschaffen und eine neue Religion gründen, sondern diese Gesetze erfüllen, das heißt mit Leben füllen, also aus bezugslosen Gesetzen, welche nur dem Wortlaut nach befolgt werden, die Gesetze mit Realitätsbezug erfüllen, so, dass sie auch Sinn ergeben.

Ferner hat er wo erwähnt, seine Jünger sollen nicht "ihre Perlen vor die Säue werfen", das heißt nicht die Lehre vor Ungläubige. Beides hat Paulus grundsätzlich widersprochen, ohne ein Wort von Jeschua dazu zu bemühen, sondern alleine wegen seiner göttlichen Eingebung. Und diese besagte möglichst viele in den Kreis aufzunehmen und dabei nicht so genau hinzuschauen. Salopp gesagt "Masse statt Klasse". Also möglichst viele Menschys missionieren und dabei möglichst wenige Anforderungen zu stellen.

So sind mir einige Stellen bei ihm unangenehm aufgefallen, wenn er wieder Geld gesammelt hat. Das schien mir in den Briefen wichtiger als die reine Lehre. Aber Du hast Recht, ich habe vor mir diese nochmal speziell auf diesen Gesichtspunkt hin vorzunehmen. Außerdem noch Überlieferungen außerhalb der Bibel, ich habe da zwei im Auge, vielleicht kannst Du mir eine davon empfehlen?
Jens Schröter - Die apokryphen Evangelien
oder
Die verbotenen Evangelien - Apokryphe Schriften
Vielleicht kennst Du ja eines der Bücher oder gar beide? Jedenfalls fände ich es hilfreich auch bisher verschollene Evangelien zu Rate zu ziehen um ein umfassenderes Bild gewinnen zu können.
hansel hat geschrieben:
21. Feb 2022 22:37
Wie soll ich z. B. das verstehen, dass aus dem Christentum "innerhalb weniger Jahrzehnte die Staatsreligion des damaligen Weltreiches" wurde?
Weltreich damals das römische Reich, mit Konstantin wurde das Christentum von einer um das Jahr 30 noch recht unbedeutenden jüdischen Sekte Anfang des vierten Jahrhunderts quasi zur Staatsreligion, auf jeden Fall zur zentralen Religion des Staates, und Christus löste den Sonnengott "Sol Invictus" ab. Nur der Feiertag zu Ehren des Sonnengottes, 321 zum Feier- und Ruhetag erklärt, blieb erhalten und ersetzte den eigentlichen Sabbat.

Daher kommt meine Vermutung, dass Mithraskult und andere Religionen mit dem "Judenchristentum light" vermischt und zu einer neuen, gut zu vermarktenden und herrschaftsfreundlichen Religion aufgebaut wurde. 300 Jahre sind für mich keine allzu lange Zeit für eine solche Entwicklung.
Ich betrachte die Schoah als das größte jemals begangene Verbrechen in der Menschheitsgeschichte.
Jegliche Leugnung, Verharmlosung oder Relativierung des Holocaust, auch bezogen auf andere Minderheiten wie z. B. die der Sinti und Roma, lehne ich ab.

Wunderblümchen
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Beitrag von Wunderblümchen » 27. Feb 2022 18:11

12 Jahre Haft für 70jährigen Priester wegen 110 fachen Missbrauchs an Kindern. Das Erzbistum Köln hätte schon in den Anfängen nichts gemeldet.
https://www.vaticannews.va/de/kirche/ne ... rauch.html
:heartrain: "Nein, muss ich nicht!"

hansel
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Beitrag von hansel » 27. Feb 2022 21:17

das Berteltier hat geschrieben:
20. Feb 2022 13:44
Ich vermute ja, die Gründung der Religion des "Christentums" hatte von Anfang an Manipulation und Unterdrückung im Portfolio mit dem Ziel Reichtum und Macht zu erlangen. Ohne dieses Ziel wäre es kaum möglich gewesen aus dieser Konstruktion innerhalb einiger Jahrzehnte die Staatsreligion des damaligen Weltreiches zu erlangen. Daran will ich noch weiter forschen, die Anfänge des Christentums mit den ersten Verfolgungen von Juden und Abtrünnigen, sowie Andersgläubigen, ist eine sehr interessante Geschichte. Wenn sich das alles so bestätigt, ist das Fundament des Christentums Neid, Hass und Gier.
Nun hat das Christentum nicht nur „einige Jahrzehnte“ gebraucht, um Staatsreligion zu werden, sondern 350 Jahre.
Das Ziel Reichtum und Macht kann natürlich für keinen Menschen absolut ausgeschlossen werden, ein Religionsziel war es für Jahrhunderte nicht.
Was das Christentum damals so attraktiv machte, war die Hoffnung auf ein „besseres“ Leben nach dem Tode. Die vorwiegenden Religionen des Römischen Reiches boten da nur Trostloses: Das „Leben“ nach dem Tode war freud- und hoffnungslos und dauerte ewig. Nur wenige Philosophen meinten, dass dann „alles aus“ wäre. Selten entwickelten sich auch in Geheimkulten ein dualistisches Jenseitsdenken mit einer Hölle und einem Elysium, die Auswahl hing aber mehr von den launischen Göttern ab.
Das Christentum bot dagegen Hoffnung. Hoffnung auf ein besseres Leben im Jenseits. Und das Jenseits war nicht weit entfernt: Alle Zeichen sprachen dafür.
Paulus erwartete die Wiederkunft Christi noch zu seinen Lebzeiten.
Diese hoffnungsvolle Erwartung sprach dagegen, sich groß in der Welt einzurichten, schon gar nicht, Reichtümer anzusammeln. Etwas anderes war es, für in Not geratene Gemeindemitglieder Geld zu sammeln und für sie zu sorgen.
Interessant ist es auch, dass – anders als in vielen sonstigen Religionen – die Frau und ihre Seele im Glauben dem Mann gleichwertig war (auch wenn Paulus ausgesprochen misogyn war). Durch spätere Überlieferungen wurde die wichtige Rolle der Frauen in der frühen Kirche unterdrückt.
Die Rolle zum Staat war zweideutig: Einerseits betonte Paulus, dass auch die Obrigkeit von Gott sei (Römer 13) – was aber nicht etwa hieß, dass ein Christ am Kaiserkult teilnehmen sollte – andererseits wurde in dem Staat die Hure Babylon gesehen (Offenbarung 17, 1-6). Letzteres verhinderte zunächst eine zu enge Bindung der frühen Kirche an den Staat, der sie ja auch mind. 200 Jahre lang bis über Diokletian hinaus verfolgte.
Zu den Hierarchien in der frühen Kirche beim nächsten Mal.
(Mit Absicht beschränke ich mich auf die Hauptströmung(en) im frühen Christentum)

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