War die Kirche von Anfang an auf Machtgewinn und Kumpanei aus?

Politische Diskussionen ohne Tierrechtsbezug
hansel
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Beitrag von hansel » 21. Mär 2022 14:18

Noch ein Nachtrag, da der Verlauf des Trööts äußerst konfus war und die eigentlich kirchengeschichtliche Frage weit hinter sich ließ.

Bei dem Thema habe ich einen Fehler gemacht, der mir öfter passiert:
Den Versuch zu antworten, ohne darauf zu achten, was mit der Frage präzise gemeint ist.
Unter Vernachlässigung der Vermutung, dass der TE schon eine fertige Antwort (nämlich ein „Ja“) erwartete, wollen wir mal nachschauen, was im Titel überhaupt gefragt wird.
1.“Die Kirche“: Was ist gemeint? Eine feste Organisation namens Kirche gab es in den Anfängen natürlich nicht. Sondern die Gemeinde, die „Herausgerufenen“ (ekklesia)
Die frühen Christengemeinden wurden nicht von Einzelnen, sondern – wie auch in anderen religiösen Gemeinschaften im Altertum üblich – von einer Gruppe Ältester geleitet. Diese setzten bei Bedarf und meist zeitlich befristet einen epískopos ein oder wählten ihn auch wieder ab. Erst im Verlauf der ersten Jahrhunderte und abhängig vom Organisationsgrad der jeweiligen Gemeinde entwickelte sich neben dem Ältestenrat auch das Amt des Bischofs und des Diakons als Dauereinrichtungen mit definierten Zuständigkeiten. In dieser Zeit entstand also schrittweise und in regional sehr unterschiedlicher Geschwindigkeit das sogenannte „monarchische Episkopat“, in dem schließlich dem Bischof allein (mónos, μόνος) die Führung (archía, ἀρχία) übertragen wurde, nachdem ihn der Ältestenrat vorgeschlagen und die Gemeinde bestätigt hatte. Denn es galt der Grundsatz: „Wer allen vorsteht, muss von allen gewählt werden.“

2. „Von Anfang an“ heißt eben von Anfang an. D.h. schon im ersten Jhdt., spätestens nach dem Apostelkonzil. Und ab da bewegte sich die Kirche ca. 3 Jahrhunderte hauptsächlich im Untergrund.

3. „Machtgewinn“: Was ist hier gemeint? Allenfalls doch Macht über die Seelen gemäß dem Auftrag:“ Gehet hin und lehret alle Völker“.
Vom Machtgewinn über gesellschaftliche Strukturen war das Christentum noch Jahrhunderte entfernt. Und eine auch nur kurzfristige Macht der Kirche über staatliche Strukturen lag noch in 1000 Jahren Entfernung.

4. „Kumpanei“ ist hier doch eindeutig pejorativ gemeint. Wird hier das brüderliche Verhältnis der Gemeindemitglieder zueinander gemeint (was ja dem „Machtgewinn“ eher widerspricht? Oder eine als negativ konnotierte Zusammenarbeit mit den weltlichen Machthabern, die im Bereich der lateinischen Kirche zwischen ihr und dem Frankenreich erst im 6.Jhdt. aufkam?

Wie man sieht, war es eine äußerst unpräzise Fragestellung mit einer insgeheim vorgegebenen Antwort.
Kein Wunder, dass sich der Trööt dann in sachfremde Themen auffledderte.

Die Antwort auf den Titel des Fadens kann also nur ein eindeutiges "NEIN" sein.

Ich frage mich aber, ob das der TE so als Antwort haben will.
Zuletzt geändert von hansel am 22. Mär 2022 07:32, insgesamt 1-mal geändert.

Wunderblümchen
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Beitrag von Wunderblümchen » 21. Mär 2022 17:32

Tja, dann kann frau ja nur noch hoffen, dass sich das Berteltier hierzu äußert! :rabbit:
:heartrain: "Nein, muss ich nicht!"

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