Sabotagehase hat geschrieben: ↑13. Feb 2022 20:16
Eine frage: wenn man das generische maskulinum verwendet (an dieser stell ist mir mal egal ob das gut ist oder nicht), kann man dann als frau sagen "ich bin ein lehrer" oder ist das falsch? Gilt das generische maskulinum nur für männliche und gemischt-geschlechtliche gruppen oder wie ist da die forderung seitens der fraktion, die das genere haben/beibehalten würde?
Natürlich kann Frau sagen sie sei Lehrer, wenn sie sich als lehrende Person versteht. Und sie kann sich auch als Lehrerin bezeichnen, wenn sie hervorheben möchte, dass sie ein weiblicher Lehrer ist.
Aber kurz zur Grammatik:
Wichtig ist erstmal zu akzepTieren, dass das grammatikalische Generum erst mal nichts mit dem sexuellen Geschlecht zu tun hat.
Beispiel: Es gibt das Verb "drehen". Will tier eine Bezeichnung finden, für das Ding, welches die Drehung durchführt, so wird ein "r-Wort" daraus gemacht, es bekommt den unspezifischen Standardgenus: "der Dreher". Das kann eine Person sein (Beruf Dreher) oder auch ein Ding, also eine Sache, wie "der Schraubendreher", der auch den unspezifischen Standardgenus hat, obwohl er eher eine Sache ist. (also nicht "sächlich" das Schraubendreher!)
Das Ergebnis einer Handlung, also das Ergebnis des Drehens, bekommt dann den Genus der "Abstraktion mit Einzelfallbedeutung": "das Gedrehte". Grammatikalisch kann tier darin auch die Bedeutung als Objekt sehen, wie im Satz "Der Dreher dreht das Gedrehte"
Oder, wenn tier das verallgemeinert ausdrücken möchte, die "Abstraktion mit genereller Bedeutung": "die Drehung". Die Drehung ist generell das, was durch das Drehen entstanden ist.
So wird auch durch einen "unspezifischen Standard - Zimmermann", ->
der Zimmermann - sobald noch zwei Kollegys dazukommen generelle ->
die Zimmerleute, ohne dass sie ihr sexuelles Geschlecht ändern müssen.
Im Ursprung her ist also die Person, welche dreht "der Dreher". Im Verlauf der Sprachentwicklung hat tier irgendwann angenommen, dass Menschys mit Penen der "Standard" sind, Menschys mit Vaginas das Besondere (was nach heutigen biologischen Erkenntnissen umgekehrt verhält, Standardsäugetiere haben Vaginas, die Entwicklung vom maskulinen Tieren eine Entwicklung daraus, um genetische Vielfalt weitergeben zu können, durch die Zusammenführung verschiedener Erbinformationen). Das war für damalige Verhältnisse sicher ein interessanter Faktor, Masmenschys sind einfach nicht in der Lage die Reproduktion der Art zu übernehmen. (Ich denke, daher kommt diese Verehrung der Fruchtbarkeitsgöttinnen.) Steinzeitliche Funde haben ergeben, dass die Aufgabenteilung zwischen den Geschlechtern noch nicht so ausgeprägt war, wie es später der Fall war. Z. B. wurde nach Befunden von Knochen aus der Hallstattzeit nachgewiesen, dass Frauen auch im Bergbau tätig waren, ein Beruf, der später und bis vor wenigen Jahren für Frauen verboten war. Ich vermute, dass diese (eher späteren) Einschränkungen bestimmter Berufe für Frauen den einfachen Grund hatten, dass Masmenschys für den Erhalt der Gruppe, der Sippe, eher verzichtbar sind. Soldatys haben keine hohe Lebenserwartung, sie werden gerne erschlagen. Bergleute werden oft verschüttet oder bekommen Staublungen. Wenn ein paar maskuline Menschys des Stammes verloren gehen, spielt das keine so entscheidende Rolle, dann muss halt ein überlebendes Masmenschy den Part für andere mit übernehmen.
Mit der neolithischen Revolution und speziell dann mit der Bronzezeit kam etwas Neues über die Menschys: Ackerbau und Viehzucht ermöglichten die Gründung von Städten und größeren Gesellschaften, die Bronzezeit brachte dann noch weitere technische Errungenschaften mit immer größeren Machtkonzentrationen, in deren Folge sich das Patriarchat entwickelte. (Die Grundlagen unserer Sprache bestand da aber schon!!) Diese wachsenden Gesellschaften waren die Grundlage unseres Kapitalismus, dessen religiöser Inhalt "ewiges Wachstum" ist. Wachstum auch der Bevölkerung, daher wurden Frauen, böse gesagt, zu Gebärmaschinen für die Produktion von Arbeitsmenschentieren und Soldaten degradiert.
Es gibt für mich historisch einige Auffälligkeiten. Ein Beispiel: Die "großen griechischen Denker" waren ausnahmslos maskulin. Selbst für die sexuellen Bedürfnisse "nutzten"* sie maskuline Menschys. Diese griechische Tradition wurde von den Römern übernommen. Eine interessante Sache ist die, dass dieser Wanderprediger in Palestina, der Jeschua (Jesus), ebenso wie männliche auch weibliche Anhänger hatte, welche auch gleich und z. T. sehr hoch gestellt waren. Paulus machte aus dem Jesusjudentum, in dem eine weitgehende Gleichberechtigung herrschte, eine eigene, neue Religion, nach römischem Gusto. So übernahm er für sein "Pauluschristentum" die römischen patriarchalen Machtstrukturen mit einem extremen Fokus auf das Ansammeln von Einfluss, Reichtum, politischer Macht, also eigentlich so ziemlich das Gegenteil von diesem entsagenden Wanderprediger (welcher, so denke ich, eher den Zeloten nahestand, weshalb die Römer auch versucht haben ihn umzubringen).
*Sarkasmusalarm!!
In der Aufklärung gab es einen neuerlichen patriarchalen Schub, darüber habe ich jedoch noch wenig nachgeforscht.
Die Bezeichnungen "fortschrittlich" bzw. "rückständig" oder gar "reaktionär", "ewiggestrig" oder herablassend "mainstream" für die Feminisierung oder das Beibehalten der Begrifflichkeiten halte ich persönlich nicht unbedingt für fundiert, es dient m. E. eher dazu die andere Seite mit einer gewissen Verachtung zu belegen oder die eigene Position zu glorifizieren. Ich halte es da mehr mit der Wissenschaft als mit der Vorverurteilung durch solche Begrifflichkeiten.