"Shit White Girls Say" - Othering und impliziter Rassismus

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Curumo
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Beitrag von Curumo » 14. Jan 2012 14:10

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benutzer
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Re: "Shit White Girls Say" - Othering und impliziter Rassism

Beitrag von benutzer » 14. Jan 2012 15:50

rassismus ist nicht erst problematisch, wenn er abwertend wird, sondern bereits, wenn nationalitäten/ethnien bestimmte eigenschaften zugeschrieben werden. dadurch wird den betroffenen immer eine identität aufgezwungen und sie werden nicht mehr als individuen, sondern als teil eines kollektivs wahrgenommen.

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kiara
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Re: "Shit White Girls Say" - Othering und impliziter Rassism

Beitrag von kiara » 14. Jan 2012 16:00

aber sind nicht menschen praktisch immer teil eines kollektivs, der sich stark von anderen kollektiven abweicht?

zb würde ja kaum jemand bestreiten, dass italienische autofahrer (m/w) im durchschnitt stark vom fahrverhalten von deutschen autofahrern (m/w) abweichen. rassistisch würde ich das erst finden wenn man diese eigenschaft einem einzelnen dieser gruppen ebenfalls zuschreibt ohne die varianz in der gruppe zu berücksichtigen.

HomoGermanicus hat geschrieben:...
warum isst das kind denn ne melone und dreht n basketball? was hat das denn mit racism zu tun?
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Curumo
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Beitrag von Curumo » 14. Jan 2012 16:16

benutzer hat geschrieben:rassismus ist nicht erst problematisch, wenn er abwertend wird, sondern bereits, wenn nationalitäten/ethnien bestimmte eigenschaften zugeschrieben werden. dadurch wird den betroffenen immer eine identität aufgezwungen und sie werden nicht mehr als individuen, sondern als teil eines kollektivs wahrgenommen.
Da Menschen sog. "soziale" Individuen sind, nehmen sie sich selbst auch immer (nur) als Teil einer Gruppe wahr,
sei es nun die biologistisch-genetische Gruppe (Familie, Rasse/Ethnie) oder eben über die psychsoziale/kulturelle Gruppe
(unter letztere fallen alle ganzheitlichen/totalitären weltanschaulichen Kollektive, z.B. Religionen, aber eben auch
rein weltliche Kollektive wie Nationen und Interessengruppen).
Sonst wären die psychosozialen Abgrenzungs- und Selbstfindungsvorgänge (Identitätssuche) innerhalb der Pubertät auch
ziemlich widersprüchlich (neben der Kindheit wohl die am stärksten Charakterbildende Phase im Leben).
Die Behauptung dieser Prozess wäre aufgezwungen zeugt wiederum von einem völlig utopischem Menschenbild,
wenn nicht gar von der Ignoranz biologisch-psychologischer und (kultur)anthropologischer Tatsachen.

Wie ein Kommie sich hier als Antikollektivist und Prediger des Individualismus aufspielen will, ist mir fraglich,
wird doch immer "Solidarität" gefordert und das Wohl aller über die Interessen von Gruppen und Individuen,
von z.B. Klassen oder Nationen gestellt.
Auch vom Individualismus im allgemeinen halte ich nicht viel. Hat für mich oftmals den Anschein
eines Euphemisierungsversuchs von Hedonismus bzw. sogar Nihilismus.
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Beitrag von benutzer » 14. Jan 2012 17:16

kiara hat geschrieben:aber sind nicht menschen praktisch immer teil eines kollektivs, der sich stark von anderen kollektiven abweicht?
natürlich sind menschen heute immer teil von kollektiven, aber damit ist ja noch nichts darüber ausgesagt, ob das gut ist.
ja es mag im mittel unterschiede geben und die sollten auch nicht geleugnet werden. jedoch handelt es sich dabei nicht um etwas natürliches, sondern um etwas, was sich gesellschaftlich und historisch entwickelt hat und sich durchaus ändern lässt.

@homogermanicus
1. es gibt keine menschenrassen
2. das viele menschen heute ihre identität über gruppenzugehörigkeit definieren, stimmt natürlich, ist aber kein argument. wenn es in folge von äuszeren/oder internalisierten zwängen geschieht, ist es lediglich ein beweis dafür, wie das, was du charakterbildung heiszt, eigentlich verstümmelung durch die gesellschaft ist, wenn es aus freien stücken geschieht, ist es ein zeichen dafür wie niedrig der selbstwert der personen ist. wieso das ein natürliches, biologisches bedürfnis sein soll, ist mir gänzlich unklar.(damit meine ich nicht, politische gruppen, freunde)
3. wie kommst du darauf, dass ich als kommunist kollektivist bin? kanns sein, das hier jemand zum hundertsten mal fälschlicherweise realsozialismus mit kommunismus gleichsetzt?
es gilt, dass die freie entfaltung des_der einzelnen vorraussetzung für die freie entfaltung aller sein sollte.

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kiara
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Beitrag von kiara » 14. Jan 2012 17:30

benutzer hat geschrieben:
kiara hat geschrieben:aber sind nicht menschen praktisch immer teil eines kollektivs, der sich stark von anderen kollektiven abweicht?
natürlich sind menschen heute immer teil von kollektiven, aber damit ist ja noch nichts darüber ausgesagt, ob das gut ist.
ja es mag im mittel unterschiede geben und die sollten auch nicht geleugnet werden. jedoch handelt es sich dabei nicht um etwas natürliches, sondern um etwas, was sich gesellschaftlich und historisch entwickelt hat und sich durchaus ändern lässt.
und warum sollte sich das ändern, dieser unterschied zwischen den kollektiven? warum können die denn nicht einfach friedlich nebeneinaner her leben? ist doch kein problem wenn die einen sache xy anders machen als die anderen.
corn + floor = cloorn?

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Re: "Shit White Girls Say" - Othering und impliziter Rassism

Beitrag von benutzer » 14. Jan 2012 17:53

klar ist das grundsetzlich kein problem. aber wenn du annimmst, dass die unterschiedlichen verhaltensweisen von kollektiven nicht in den genen angelegt sind, dann muss die vorraussetzung dafür sein, dass sie mittels zwang durchgesetz werden, ihr blickwinkel eingeschränkt ist, oder sie unter sich bleiben. solang du mir nicht den nutzen einer dieser drei(vllt hab ich was vergessen) vorraussetzungen aufzeigen kannst, stelle ich dir die frage: warum sollte sich das nicht ändern?

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Curumo
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Beitrag von Curumo » 14. Jan 2012 17:54

wie kommst du darauf, dass ich als kommunist kollektivist bin? kanns sein, das hier jemand zum hundertsten mal fälschlicherweise realsozialismus mit kommunismus gleichsetzt?
es gilt, dass die freie entfaltung des_der einzelnen vorraussetzung für die freie entfaltung aller sein sollte.
Ja und wir gerne ich das tue, aber in diesem Fall geht es eher darum, dass deine individuelle Auslegung des Ganzen nicht von Belang ist.
Das Gro der sich als kommunistisch verstehenden Bewegungen (gerade die "Traditionellen", Marxisten und Leninisten) sind kollektivistisch.
Um mit deinen Pseudo-Rationalen Feindbildern mal gleichzuziehen.

Aber zum Punkto Gruppenidentität: Ignorier einfachweiter die Befunde und Feststellungen von (kulturellen)Athropologen, Biologen und
Psychologen.
Und natürlich gibt es Menschenrassen. Der Unterschiede sind allerdings so geringfügig, dass sie irrelevant sind.
jedoch handelt es sich dabei nicht um etwas natürliches, sondern um etwas, was sich gesellschaftlich und historisch entwickelt hat und sich durchaus ändern lässt.
Das widerspricht so ziemlich den Befunden von Athropologen, Biologen, Hirnforschern und Psyhologen. Also, dass Identifikation und Gruppenbildung unnatürlich wären. Der kulturelle Prozess hat diese Prozesse lediglich kultiviert, variiert und erweitert.
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Beitrag von illith » 14. Jan 2012 17:59

Akayi hat geschrieben:Ja, dafür gibt es ja viele Beispiele, wie die Figur des "Oncle Tom" z.B.. Zum einen ist natürlich niemand davor gefeit und es liegt wohl auch nahe, die herrschenden Mechanismen mit denen man konfrontiert ist einfach zu übernehmen. Das darf aber nicht verwechselt werden mit der Praxis der Aneignung und evtl. Umdeutung seitens der Betroffenen. Die übernehmen dann das weiße, rassistische Konzept um es für sich in der Auseinandersetzung mit diesen Machtstrukturen nutzbar zu machen. Wie sinnvoll eine solche Praxis im Einzelfall sein mag, sei dahingestellt.
grundsätzlich wieder zustimmung, aber ich glaube, dass auch ganz unabhängig von herrschend oder marginalisiert sowohl positive als negative (rassistische, "sexualistische", sexistische,...) selbstzuschreibungen getätigt werden. ich weiß grad nur nich, ob positive selbstdiskriminierung da der passende ausruck ist :drop1:
Kim Sun Woo hat geschrieben:u.a. ist der Unterschied, daß es bestehende nationalstaatliche Identitäten bekräftigt oder sogar konstruiert. damit meine ich folgendes: wenn ein schwarzer Deutscher von Nazis angegriffen wird und es wird dennoch von "Ausländerfeindlichkeit" gesprochen stützt diese Bezeichnung quasi die Behauptung, ein Schwarzer sei kein "echter Deutscher" (bzw. sogar: er könne dies nie sein).
oder ein typ, der in deutschland geboren wurde, eine deutsch-deutsche mutter hat und in deutschland aufgewachsen ist den "preis für integration" überreicht kriegt :urgh:
kiara hat geschrieben:Ich fände es besser, wenn man dazu neigt, den Menschen möglichst wenig böse Absicht oder auch -ismus zu unterstellen, weil ein -ismus, das in Wirklichkeit keiner ist, dazu führen kann, dass Menschen, die im Prinzip offen sind, so etwas wie -ismus-Kritik kritisch sehen, da sie erlebt haben, wie es.

Ich glaub das ist auch der Punkt, warum ich das Video hinterfragt hab, ich finde da ist zu viel Unterstellung von -ismus, othering und anderen Sachen drin, die einfach nur Nettigkeit, Neugier oder Bitchiness (jeweils) sind.
Ich find übrigens das zweite "Shit White Girls Say" in dieser Hinsicht sehr viel besser.
aber auch wenn die absicht nicht 'böse' ist, kann so ein verhalten grenzüberschreitend sein. ich kann zb sehr gut verstehen, dass dein klassenkamerad angefressen reagiert hat - ich finde es allgemein kritisch, irgendwelche körper-features anderer leute ungefragt zu kommentieren oder zum thema zu machen (und dann auch noch vor der gruppe!). unabhängig von rassistisch oder sexistisch etc (wobei je nach 'sozialer gruppenzugehörigkeit' von adressatIn und adressiertem/er dieser aspekt da noch hinzukommen kann)

wo gibt es denn einen zweiten teil von dem video?
Akayi hat geschrieben:Das is ja eh das klassische Beispiel, das in Fällen in denen Herkunft etc. keine Bedeutung haben in Polizeiberichten, Pressemitteilungen immer noch darauf hingewiesen wird. Total sachfremd.
obwohl das mW ja gegen den pressekodex verstößt, oder?

die BILD hat in dem fall in der vergangenheit ja nochmal den vogel abgeschossen, als sie irgendwelchen (flüchtigen?) jugendlichen tätern "redaktionell geänderte" namen verpasst hat und zwar hassan y., ali u. und yussuf c. (oder so ähnlich) obwohl die sich nachher als deutsch-deutsche jungs rausgestellt haben. volltreffer.
kiara hat geschrieben:Mal eine ehrliche Frage: wenn es einen deutlichen Unterschied zwischen zwei Bevölkerungsgruppen in einem bestimmten Kontext gibt, ist es rassistisch, darauf hinzuweisen?

RL-Beispiel: ich wurde schon rund 6 mal von wildfremden Männern auf der Straße angequatscht (Kaffeetrinken-Angebot, Telefonnummern etc). Vier davon waren dunkelhäutig. Angesichts davon dass dunkelhäutige Menschen 1% der Bevölkerung ausmachen, ist das ja schon irgendwie auffällig.
und führst du dieses verhalten auf ihre genetik zurück...?
kiara hat geschrieben:zb würde ja kaum jemand bestreiten, dass italienische autofahrer (m/w) im durchschnitt stark vom fahrverhalten von deutschen autofahrern (m/w) abweichen. rassistisch würde ich das erst finden wenn man diese eigenschaft einem einzelnen dieser gruppen ebenfalls zuschreibt ohne die varianz in der gruppe zu berücksichtigen.
rassistisch wäre es, wenn du dieses verhalten auf die italienischen gene zurückführtest.
warum isst das kind denn ne melone und dreht n basketball? was hat das denn mit racism zu tun?
weil wassermelonen essen, hähnchen essen, basketball spielen und bling tragen dem schwarzen stereotyp zugeschrieben werden (in den USA)
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Re: "Shit White Girls Say" - Othering und impliziter Rassism

Beitrag von benutzer » 14. Jan 2012 18:07

@homogermanicus
wenn ich mich als kommunist bezeichne, heiszt das noch lange nicht, dass ich mit mit jedem_jeder übereinstimme, der_die das auch tut. dass kommunist_innen eine homogene masse sein, hast du behauptet, dann kommst du an und stellst auf einmal fest, dass ich aus dieser masse herausfallen würde, woraufhin ich sage, dass ich mich nie zu ihr gezählt habe, woraufhin du mir mitteilst, dass meine meinung dazu nicht relevant ist. was soll ich dazu sagen?

was haben denn anthropologen, psychologen und biologen so herausgefunden?

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