Neoliberalismus, Kapitalismus, soziale Marktwirtschaft

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Curumo
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Neoliberalismus, Kapitalismus, soziale Marktwirtschaft

Beitrag von Curumo » 14. Dez 2011 22:17

----rausgetrennt aus dem Gendern?& - Thread

unkraut hat geschrieben:
HomoGermanicus hat geschrieben:Gendermainstreaming dient vor allem der neoliberalen Lobby [...] denn unter dem Vorwand von Gleichberechtigung findet Kulturzerlegung und Gleichschaltung statt

Öhm, ich hab mich jetzt nicht so genau damit befasst, was Neoliberalismus bedeutet, aber vielleicht kannst Du kurze Hinweise geben, was Kulturzerlegung und v.a. Gleichschaltung damit zu tun haben?
Dann noch: Was für Kulturzerlegung meinst Du? Beispiel? :)
HomoGermanicus hat geschrieben:"Brüssel" bzw. die Lobbyisten interessiert vor allem die noch gebundenen Arbeitskräfte von Hausfrauen oder Hausmännern

Problem?
HomoGermanicus hat geschrieben:und eine internationale Austauschbarkeit des Humankapitals.

Was hat das mit der Aktivierung der noch gebunden Arbeitskräfte zu tun?
HomoGermanicus hat geschrieben:Der veramerikanisierten Politik nutzt es weil ohne tatsächliche Leistung Erfolge gefeiert werden können.

Das verstehe ich nicht. Wer feiert welche Erfolge ohne welche Leistung?
Mit "veramerikanisiert" meinst Du "neoliberal" und "jeder-ist-seines-eigenen-Glückes-Schmied"-Mentalität?
Neoliberalismus bedeutet den Abbau der sozialen Marktwirtschaft und eine Deregulierung, vor allem der Finanzmärkte, Anpassung nach US-"Vorbild".
Nationalstaaten und die dazugehörende Kultur sowie deren Interessen stehen globalisiertem Freihandel im Weg. Auch unterschiedliche Kulturen sind aus rein ökonomisch-neoliberaler Sicht kontraproduktiv,
auch wieder bezüglich der globalisierten Welt und dieser als Weltmarkt. Um diese unterschiedlichen Kulturen gleichschalten und anpassen zu können, werden sie zerlegt.
Mit "Amerikanisierung" meine ich Lobbyismus, Internationalismus und Korpokratie (Super-Konzernwesen, internationale Kapitalgesellschaften ohne Kontrolle), auch kulturell-politische Anpassung der
westlichen Welt nach US-Vorgabe vor allem über die Medien.
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benutzer
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Re: Gendern?

Beitrag von benutzer » 14. Dez 2011 23:43

abbau des sozialstaates ist logische konsequenz der internationalen konkurrenz, diese ist wiederum folge des kapitalismus.

nationen sind konstruiert.
es gibt keine einheitlichen nationalen kulturen.
bei manchen "kulturen" finde ich es äußerst gut, wenn diese zerlegt werden.

ich fasse zusammen: die usa kontrollieren die welt, nationen, "kulturen" und völker sollen erhalten bleiben. lol. warst du nicht der, der linken eine nähe zum faschismus vorgewurfen hat? komischer weise sehe ich irgendwie genau bei dir die faschistischen grundgedanken. nationaler zusammenhalt, bewahren der eigenen "kultur", äußerer feind, der die wirtschaft kaputt macht.

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Akayi
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Beitrag von Akayi » 15. Dez 2011 06:10

unkraut hat geschrieben: Öhm, ich hab mich jetzt nicht so genau damit befasst, was Neoliberalismus bedeutet, aber vielleicht kannst Du kurze Hinweise geben, was Kulturzerlegung und v.a. Gleichschaltung damit zu tun haben?
Neoliberalismus war mal eine Abgrenzung zum klassischen Liberalismus, nachdem die Wirtschaftskrisen der 20er Jahr egezeigt haben, dass das vermeintlich "freie Spiel der Märkte" ziemlich katastophale Folgen haben kann. Im Grunde ein LIberalismus, der dem Staat eine größere Rolle zugesteht, also der Meinung ist, der Staat kann die Voraussetzungen für das Wirtschaftswachstum schaffen ohne aber in die Privatwirtschaft selbst einzugreifen.

Als politisch Wirksam hat sich die Ideologie des Neoliberalismus seit den 1970er Jahren erwiesen. Als Abkehr auf die Krise des Kapitalismus seit dem Ende der 1960er Jahre leitete der Neoliberalismus in den USA, Großbritannien und Chile eine neue Form der Wirtschaftspolitik ein. Abbau von sozialen Errungenschaften, Bekämpfung der Gewerkschaften (v.a. GB) bis hin zum gewaltsamen Putschen gegen sozialistische Regierungen (wie in Chile). Neoliberale Doktrien erhöhen ideologisch die Rolle der "Märkte" um damit die eigene Nation konkurrenzfähig gegen andere zu machen. Seit den 1990er Jahren scheint Neoliberalismus die herrschende Ideologie zu sein.

Jedoch kann Neoliberalismus überall andere Forman annehmen, denn die eigene Nation in der Staatenkonkurrenz nach vorne zu bringen ist ja schließlich im Interesse jeden Staates und hängt damit jeweils davon ab, welche Konzerne daran im Zweifel verdienen. Mit Gleichmacherei hat das wenig zu tun, da sich für verschiedene Konzerne und Staaten jeweils andere Strategien als gewinnbringender erwiesen haben. Was jedoch eine grundsätzliche Gemeinsamkeit ist, ist die gesellschaftliche Umverteilung von Unten nach Oben in einem Ausmaß wie es zuvor nicht stattgefunden hat und die zunehmende Verbreitung der ideologischen Grundideen: Freiheit der Märkte, Staatenkonkurrenz, Nationalismus.

Edit: Eine brauchbares Buch zum Thema des Begriffs scheint übrigens David Harvey "Kleine Geschichte des Neoliberalismus" zu sein. EIne Einleitung (leider nur auf englisch) gibt es hier.
recherchiert, was rechtlich so möglich ist

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Curumo
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Beitrag von Curumo » 15. Dez 2011 12:13

[Ausgetrollt]
Zuletzt geändert von Curumo am 26. Aug 2016 12:15, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag von Akayi » 15. Dez 2011 15:11

Mit Kapitalismus bezeichnet man eine Gesellschaftsordnung, in der die kapitalistische Produktionsweise vorherrschend ist. So war das weiter oben sicher gemeint.
recherchiert, was rechtlich so möglich ist

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Beitrag von Curumo » 15. Dez 2011 15:29

[Der kleine HG trollte einst - jetzt nicht mehr!]
Zuletzt geändert von Curumo am 26. Aug 2016 12:19, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag von Akayi » 15. Dez 2011 15:34

Nein, das war schon so gedacht wie ich es geschrieben hatte. In deiner Form ergibt es keinen Sinn mehr.
recherchiert, was rechtlich so möglich ist

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Beitrag von benutzer » 15. Dez 2011 20:09

HomoGermanicus hat geschrieben:
benutzer hat geschrieben:abbau des sozialstaates ist logische konsequenz der internationalen konkurrenz, diese ist wiederum folge des kapitalismus.
Sicher, alles "der Kapitalismus" Schuld. Entscheidet euch doch mal - ist es nun ein Wirtschaftsystem (unter vielen) oder
das Linke Pedant für die "jüdisch-bolschewistische" Weltverschwörung der Rechten :|
es ist ein wirtschaftssystem, dessen prinzipien aber über die ökonomie hinausreichen. dass es falsch ist, linken von vorn herein verkürzte kritik unterschieben zu wollen, habe ich schon gesagt.
HomoGermanicus hat geschrieben:
nationen sind konstruiert.
es gibt keine einheitlichen nationalen kulturen.
bei manchen "kulturen" finde ich es äußerst gut, wenn diese zerlegt werden.
Jede moderne Gesellschaftsform und auch die meisten historischen sind ein ideelles Konstrukt.
Wenn es ein Argument wäre, beträfe dies ohnehin auch die zu konstruierende Gesellschaftsform nach dem Ideal "Kommunismus" :roll:
es ist ein argument, wenn nationalist_innen behaupten, dass nationen natürliche gebilde sind, die dem wesen des menschen entsprechen. kommunismus ist kein ideal, hab ich schonmal gesagt.
HomoGermanicus hat geschrieben:1. Von Völkern habe ich direkt nichts gesagt, aber netter Versuch persönlich zu werden und mir indirekt Nähe zu den "völkischen" Sozialisten unterstellen zu wollen.
worauf läuft es denn hinaus, wenn du die erhaltung der kuluren forderst. der kapitalismus erhält ja auch die kulturen, nur nicht in der form, wie sie mal existiert haben mögen und nicht in ihren nationalen grenzen.

HomoGermanicus hat geschrieben:Das Konzept des Faschismus (von Fasces, (Ruten)Bündel) in seiner ursprünglichen Konzeption nach Mussolini, ist eine nationalistische Einbettung sozialistischer Konzepte (Syndikalismus, Gewerktschaftssozialismus)
in ein totalitäres politisches System, das zur Bündelung und Verschmelzung von Staat und Politik bzw. politischer Führung führt.
Kennzeichnend ist in Abgrenzung zum "klassischen" Kommunismus/Sozialismus ein autoritäres Führerprinzip, die Zurückstellung von Klassenkampf als
anzustrebendes Ziel zur gesellschaftlichen Veränderung, hinter voluntarische und futuristische Strategien, die wirtschaftliche Zwänge und ökonomische Interessen
einer radikalen Veränderung der Gesellschaft unterordnen und unterscheidet sich durch starken Etatismus auch von anderen
faschistischen Bewegungen dieser Zeit.
du hast immer noch nicht begriffen, dass es hier nie darum ging staatsozialist_innen und jede form von kapitalismuskritk zu rechtfertigen. man muss unterscheiden zwischen regressiver und progressiver kapitalismuskritik. das eine hat mit dem anderen recht wenig zu tun. das eine führt zum massenmord, das andere in die freie gesellschaft.
wie kannst du die frage, ob eine bewegung autoritär ist oder nicht, als nebensächlich abtun?

.u.
wieder ohne
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Beitrag von .u. » 9. Jan 2015 19:29

"Das kann nicht gutgehen mit dem Kapitalismus" - schreibt die Wirtschaftswoche :ehm:
http://www.wiwo.de/politik/konjunktur/s ... 95698.html
Zunächst habe ich einfach darauf aufmerksam gemacht, dass auch der Kapitalismus ein historisches Phänomen ist. Als Gesellschaftsordnung ist er nicht älter als rund zwei Jahrhunderte. Was einen Anfang hat, hat auch ein Ende. Allerdings müssen wir uns frei machen von dem Fortschrittsglauben, der noch aus dem 19. Jahrhundert stammt. Dieser besagt, dass eine Gesellschaft nur enden kann, wenn sie von einer besseren abgelöst wird.

Ich glaube, dass es gute Gründe dafür gibt, anzunehmen, dass der Kapitalismus nicht durch eine Revolution abgeschafft oder überwunden wird, sondern von selbst verendet. Es gibt viele Symptome des Niedergangs, aber am wichtigsten sind drei langfristige Trends in den hochentwickelten, kapitalistischen Ländern.

Eine Gesellschaft ohne Sicherheit und Solidarität, von Zynismus zerfressen und ständig von platzenden Blasen bedroht, in der sich rettet wer kann, zusammengehalten durch grenzenlose Konsumlust am Rande der ökologischen Möglichkeiten – das kann nicht gutgehen.
...But the stars we could reach were just starfish on the beach.

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Anders
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Beitrag von Anders » 10. Jan 2015 12:37

Ohne vom Artikel mehr als deine Zitate gelesen zu haben:
Klappt das mit "Produzieren ohne Ende - Kaufen ohne Ende - Alles kaputthauen, wenn nichts mehr geht + Identitässtiftung über angeblich äußere Bedrohungen, die das "Kaputthauen" scheinbar legitimieren - Neubeginn" nicht ne ganze Weile?
"Meine Utopie ist gar nicht so weit weg, hab ich verstanden. Denn sie wohnt sehr wohl in meinem Kopf, somit in meinem Handeln." - Sookee

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