Ukraine-Konflikt

Politische Diskussionen ohne Tierrechtsbezug
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Akayi
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Beitrag von Akayi » 16. Feb 2024 21:33

Nein, das ist keine Erklärung. Du erklärst Russlands Handeln nicht sondern Du begründest deine Haltung in der Persönlichkeit Putins.
recherchiert, was rechtlich so möglich ist

hansel
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Beitrag von hansel » 17. Feb 2024 00:19

Akayi hat geschrieben:
16. Feb 2024 12:24
Ich gehe nicht davon aus eine Annektion wäre das Ziel Russlands.
Das hat Putin im "Interview" mit Tucker Carlson aber anders formuliert: Nach diesem hat Russland ein historisches Anrecht auf die Ukraine.

Mr. Kennedy
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Beitrag von Mr. Kennedy » 17. Feb 2024 23:29

Akayi hat geschrieben:
16. Feb 2024 21:33
Nein, das ist keine Erklärung. Du erklärst Russlands Handeln nicht sondern Du begründest deine Haltung in der Persönlichkeit Putins.
Glaubst du denn nicht dass das Handeln Russlands sich nicht zumindest in Teilen aus der Persönlichkeit des Mannes erklärt, der quasi totalitär über diesen Staat herrscht?

hansel
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Beitrag von hansel » 18. Feb 2024 09:29

Putins Handeln weicht so sehr vom Handeln eines "normalen" Staatsoberhauptes ab, dass man es getrost aus seiner Persönlichkeit und seinem Vorleben als KGB-Funktionär erklären kann. Und er hat leider die Macht diese seine ganz persönliche Note in seinem "Amt" durchzubringen. Es ist hoffentlich viel weniger Rußland als Putin, der diese mörderische Politik betreibt.

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somebody
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Beitrag von somebody » 19. Feb 2024 23:20

Akayi hat geschrieben:
16. Feb 2024 12:24
Ich gehe nicht davon aus eine Annektion wäre das Ziel Russlands.
Nach meiner Erinnerung äusserte Putin zu mehreren Gelegenheiten, Kriegsziele seien noch immer Behalten der 4 Oblasts + der Halbinsel Krim sowie Entnazifizierung des restlichen Ukraine Gebiets, was wohl gleichbedeutend mit Schaffung eines Russland ergebenen Regimes wie in Belarus ist.
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Akayi
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Beitrag von Akayi » 20. Feb 2024 11:19

Mr. Kennedy hat geschrieben:
17. Feb 2024 23:29
Glaubst du denn nicht dass das Handeln Russlands sich nicht zumindest in Teilen aus der Persönlichkeit des Mannes erklärt, der quasi totalitär über diesen Staat herrscht?
So lange die Faktoren die das Handeln bestimmen die sind die auch das Handeln aller anderer Staaten bestimmt und hinreichend erklären können ist das schlicht unnötig.

Die Idee allein die Gedankenwelt eines ehem. Geheimdienstlers (!) läge so offen dass man - durch Telefon und Hose - Diagnosen stellen und damit auch gleich Geopolitik erklären könnte erscheint mir absurd.

@Somebody, so in etwa ist auch mein Stand.
recherchiert, was rechtlich so möglich ist

Mr. Kennedy
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Beitrag von Mr. Kennedy » 21. Feb 2024 12:04

Akayi hat geschrieben:
20. Feb 2024 11:19
So lange die Faktoren die das Handeln bestimmen die sind die auch das Handeln aller anderer Staaten bestimmt und hinreichend erklären können ist das schlicht unnötig.
Staatliche Interessen sind das eine, die Ansichten wie diese am besten umgesetzt werden können, das andere und meiner Ansicht nach zum Teil in der Persönlichkeit und Ideologie der exekutiv handelnden Personen verankert. Case in point: Biden möchte Militärhilfen für die Ukraine ausweiten, Trump möchte sie einstampfen. Woher diese Diskrepanz? Du scheinst unter der Annahme zu argumentieren, alle Staatenlenker folgten innerhalb des globalen Systems der Staatenkonkurrenz vollkommen rational dem objektiv erfolgversprechensten Weg die Hierarchiestellung des eigenen Staates zu optimieren. Systemisch zu denken ist sicher nicht verkehrt, aber mörderische Konflikte gibt es seit es Menschen gibt und nicht erst seitdem es Staaten gibt.
Akayi hat geschrieben:
20. Feb 2024 11:19
Die Idee allein die Gedankenwelt eines ehem. Geheimdienstlers (!) läge so offen dass man - durch Telefon und Hose - Diagnosen stellen und damit auch gleich Geopolitik erklären könnte erscheint mir absurd.
Putin hat uns über zwei Jahrzehnte an konkreten Handlungen und Entscheidungen geliefert an denen man seine Vorstellung von Russlands Stellung und Rolle in der Weltpolitik ablesen kann. Ich kann mich nur wiederholen, aber du teilst diese Meinung über ihn ja auch zu einem gewissen Grad ("Putin wäre vielleicht gerne ein Imperialist").

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Akayi
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Beitrag von Akayi » 22. Feb 2024 10:15

Es gibt sicher subjektive Faktoren und Debatten über den besten Weg der Nation in der Staatenkonkurrenz. Das allerdings als erklärenden Faktor heranzuziehen, einzig mit dem Verweis dass Putin eben "böse" sei, bringt einen nicht weiter. Es erklärt nichts, es verschleiert lediglich. Nehmen wir an Herr Scholz hätte einen Siegermachtstatus, Rohstoffe, Atomwaffen, eine riesige Armee etc. würde er dann immer noch in der Unterordnung unter die USA das Erfolgsrezept sehen oder würde er die politische Geltung seiner Nation offensiver vertreten und einfordern?
Mr. Kennedy hat geschrieben:
21. Feb 2024 12:04
Putin hat uns über zwei Jahrzehnte an konkreten Handlungen und Entscheidungen geliefert an denen man seine Vorstellung von Russlands Stellung und Rolle in der Weltpolitik ablesen kann. Ich kann mich nur wiederholen, aber du teilst diese Meinung über ihn ja auch zu einem gewissen Grad ("Putin wäre vielleicht gerne ein Imperialist").
Wo bspw. hat man in den letzten 20 Jahren ablesen können das Russland so oder so handelt, weil Putin "böse" ist?

Die sprachliche Ungenauigkeit habe ich mir selbst zuzuschreiben. Putin wähnt sich nur deshalb als Imperialist weil er in der tatsächlichen Potenz Russlands imperialistische Mittel erkennt. Das sollte stehen: Russland würde gerne imperialistische agieren, kann es aber nicht. Imperialismus ist eben keine moralische Kategorie sondern eine politische und ökonomische Frage.
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Beitrag von Mr. Kennedy » 22. Feb 2024 17:13

Akayi hat geschrieben:
22. Feb 2024 10:15
Es gibt sicher subjektive Faktoren und Debatten über den besten Weg der Nation in der Staatenkonkurrenz. Das allerdings als erklärenden Faktor heranzuziehen, einzig mit dem Verweis dass Putin eben "böse" sei, bringt einen nicht weiter. Es erklärt nichts, es verschleiert lediglich.
Ich habe immer noch nicht ganz begriffen was eine "Erklärung" in deinen Augen definiert. Wann ist ein Sachverhalt "erklärt"? Wenn jeder Aspekt als eine notwendige Konsequenz der systemischen Vorgänge unserer etatistischen und kapitalistischen Weltordnung definiert ist? So wie als gäbe es innerhalb dieses Systems keinen einzigen Menschen mit moralischem Handlungsspielraum?
Akayi hat geschrieben:
22. Feb 2024 10:15
Die sprachliche Ungenauigkeit habe ich mir selbst zuzuschreiben. Putin wähnt sich nur deshalb als Imperialist weil er in der tatsächlichen Potenz Russlands imperialistische Mittel erkennt. Das sollte stehen: Russland würde gerne imperialistische agieren, kann es aber nicht. Imperialismus ist eben keine moralische Kategorie sondern eine politische und ökonomische Frage.
Sprachliche Ungenauigkeit, schon klar. Ich glaube ja eher, dass hier deine Intuition einfach mal die Realität recht konkret beschrieben hat.
Schließlich muss hinter allem zunächst auch einmal der persönliche Wunsch stehen, das regierte Land imperialistisch agieren zu lassen. Mal angenommen, du würdest morgen an Putins statt in seiner Haut als russischer Staatspräsident aufwachen, würdest du denn deinem Militärstab weiterhin den Befehl zum Angriff auf ukrainische Verteidigungsstellungen geben? Würdest du dich "als Imperialist wähnen, weil du in der tatsächlichen Potenz Russlands imperialistische Mittel erkennst?"

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Akayi
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Beitrag von Akayi » 22. Feb 2024 21:06

Eine Erklärung wird geleistet wenn man sich das staatliche Handeln begründet analysieren kann. Ich verstehe dieses Beharren auf dieses Unmündigkeit gar nicht in die man sich begibt wenn man meint mit "Putin = böse" sei irgendwas anderes ausgesagt als das eigene moralische Urteil. Es ist das bewusste nicht-Befassen mit dem Gegenstand aus der Du hier eine Tugend zu machen scheinst.

Weil hier wieder der Fehler der Moral gemacht wird dazu noch:
Mr. Kennedy hat geschrieben:
22. Feb 2024 17:13
So wie als gäbe es innerhalb dieses Systems keinen einzigen Menschen mit moralischem Handlungsspielraum?
Moral ist eine wirklich nutzlose Kategorie. Moralisch soll hier vermutlich heißen "nicht böse", vielleicht sogar "gut". Das sind sachfremde Kriterien die Du an den Gegenstand anlegst. Ist Biden etwa "gut" weil er einen Stellvertreterkrieg gegen Russland führt oder ist Trump "gut" weil er ihn beenden möchte? Das hat mit den Vorgängen die ich versuche zu verstehen einfach nichts zu tun. Wer sich hier an zufälligen, subjektiven Prämissen und nicht an objektiven Interessen orientiert der verliert in der Konkurrenz. Es mag Ausnahmen geben wo ein als "moralisch" gut bewertetes Handeln auch Vorteile bringen mag. Das liegt aber dann daran dass dies dann zufällig zusammen geht. In der Regel tut es das nicht.

Ein Beispiel wäre Gorbatschow. Der hatte wohl tatsächlich eine moralische Abneigung gegen Gewalt. Das hat in Verbindung mit seiner sonstigen Unfähigkeit dazu geführt dass die Sowjetunion auseinanderbrach (was dann natürlich mit jeder Menge Gewalt einherging). Sein ebenso moralisch versierter Gegenspieler Yelzin hat aus einem subjektiven Machtwillen an dieser Zerstörung teilgenommen. Der war der Ansicht ein Russland sei stärker als die Union und hat das Land in eine Situation gebracht aus die Putin es langsam wieder herausmanövrieren musste. Mit den bekannten Konsequenzen. Will sagen: ja, es gibt einen subjektiven Faktor aber der stellt sich nicht so dar als dass man da mit moralischen Maßstäben irgendwas sinnvolles zur Klärung beitragen könnte.
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