Na weil das "Benehmen" Russlands einen gigantischen Schritt auf der Eskalationsleiter darstellt. Du hast irgendwo mal geschrieben, dass es in dieser Situation letztlich egal gewesen sei, wer den ersten Schuss dann letztendlich abgibt. Das sehe ich anders. Das Leben der Bürger auf russischem Staatsgebiet war nie konkret oder akut bedroht, anders als das der Ukrainer jetzt.Akayi hat geschrieben: ↑6. Mär 2023 11:23Deine Logik war doch in die Richtung, Russland müsse sich hier erstmal Vertrauen erarbeiten und daher in Vorleistung treten. Das sehe ich nicht. Wenn man in dieser Logik denkt, was ich nicht tue, spielt es eine Rolle. Wenn ein Land, ein Militärbündnis seit Jahrzehnten so agiert, warum muss sich dann das Land, was sich rausnimmt jetzt auch einmal zu benehmen dann dafür Sühne leisten für de nächsten Schritte?
Ähnlich wie du dir ein "zur Rechenschaft ziehen" in einer staatenlosen Gesellschaft vorstellst. Durch Ausschluss des "zur Rechenschaft Gezogenen".
Und das findest du richtig oder gut? Ich dachte du hasst die USA aus diesem präzisen Grund, weil sie dieses Spiel schon seit Jahrzehnten so spielen? Und jetzt kommt ein Zweiter dazu, schickt sich an es genauso zu machen und dann ist deine Reaktion eher so "Tjo, jetzt seht ihr mal wie das ist."Akayi hat geschrieben: ↑6. Mär 2023 11:23
Mit demselben Recht wie das alle Mächte eingedenk ihrer jeweiligen Kräfte tun: mit dem Recht des Stärkeren. Du kannst dich ja mal gerne mit dem Thema Regime Change, Putsch, Kalter Putsch usw. in der Geschichte des 20. und 21. Jahrhunderts auseinandersetzen wenn Du Beispiele möchtest.
Die Ukraine in die russische Föderation zu überführen, sehe ich ebenfalls als einen Ansatz für Frieden. Ich bin in der Tat fest davon überzeugt, dass Putin in diesem Fall von einem Moment auf den anderen die Gewalt einstellt. Aber wie du ja auch richtig implizierst, ist das nicht die einzige Frage von Relevanz die hier verhandelt wird. Ähnliches trifft auch für den Vorschlag des "Regimechanges" zu.
Eben, es ist eine Sache der Abwägung. Wir wissen beide dass es in der Geschichte sehr wohl gerechtfertigten militärischen Widerstand gegen Invasoren gab und dass wir alle aufgrund dieser Entscheidungen heute in einer besseren Welt leben dürfen.Akayi hat geschrieben: ↑6. Mär 2023 11:23Das ist richtig, weshalb in solchen Fällen auch eine Abwägung getroffen werden kann ob es das nun wert ist, im Abwehrkampf alles in Schutt und Asche zu legen. Ich weiß dass das verwirren mag, aber eine der schönsten Städte Deutschlands, Heidelberg, ist deshalb so schön weil sich da jemand in "Big-Brain-Logik" gedacht hat dass es doch sinnlos wäre diese Stadt jetzt Haus für Haus zu verteidigen. Wie verroht muss man eigentlich sein dass man ernsthaft die Ablehnung der Auslöschung ganzer Städte und den Tod von tausender junger (und inzwischen auch nicht mehr ganz so junger) Menschen als "Big-Brain-Logik" diffamiert?
Heidelberg als Beispiel zu zitieren ist natürlich dankbar für dein Anliegen. Die Verteidigung von Stalingrad, die die Kriegswende herbeigeführt hat wäre ein Gegenbeispiel.
Wir beide wissen, dass es hier nicht um die konkrete Regierung geht, sondern um die Freiheit diese in Wahlen selbst bestimmen zu dürfen. Ich wage mal zu behaupten, dass es auch mit einer anderen der EU-zugeneigten Regierung, deren Präsident nicht Selenski heisst, zur Invasion gekommen wäre.Akayi hat geschrieben: ↑6. Mär 2023 11:23Naja, Wahrheit ist immer konkret. Wie viele tote Ukrainer ist dir denn eine Selenski Regierung wert? Es ist übrigens in erster Linie eine Empfehlung an die überfallenen Menschen nicht "fürs Vaterland" zu den Waffen zu eilen und sich verheizen zu lassen. Siehst du das etwa anders?
Und ja, das würde auch ich jedem Menschen empfehlen und würde es in der Situation auch selbst tun. Dennoch würde ich niemandem die Verheerungen die ein Invasor in in seinem Land anrichtet am Ende zum Vorwurf machen, weil er sich entschieden hat, doch Widerstand zu leisten. Dieser Vorwurf gilt vollumfänglich dem Aggressor, der diese Entscheidung überhaupt ja erst erzwungen hat.
Putins anti-progressive Politik, wie etwa ganz konkret bei der Unterdrückung von LGBTQ, findet großen Anklang bei völkischen-Rassisten aller Orts. Willst du das etwas abstreiten? Weiteres Sehnsuchtsobjekt ist das offene Ausleben völkischen Patriotismus. Was in Russland salonfähig ist, wird hierzulande noch in der heute-show veräppelt.
Und du glaubst, dass Hitler nach der erfolgreichen und kompletten Unterwerfung des Kontinents niemals in seinen ehemaligen Verbündeten ein neues Feindbild geschaffen hätte? Faschismus als Ideologie hält sich nur durch die konstante Definition gegen einen wie auch immer andersartigen Feind am Leben. Irgendwann wäre Mussolinis Italien auch dran gewesen.Akayi hat geschrieben: ↑6. Mär 2023 11:23Dafür dass in der Debatte ständig Hitlervergleiche gezogen werden fehlt aber eindeutig das Grundwissen. Vielleicht beschäftigst du dich erstmal mit faschistischer Bündnispolitik, bevor du was davon erzählst dass deutsche und italienische Faschisten sich gar nicht einig sein können (und die Franzosen kannst du da gerne auch noch mit betrachten)?
Ich bin der Ansicht dass bei AfD und Konsorten durchaus eine Prise Bewunderung und Sympathie für Putin mit hineinspielen. Er füllt in Russland die Rolle des nationalistischen Strongmans aus, die sie auch hierzulande gerne ausfüllen würden.Akayi hat geschrieben: ↑6. Mär 2023 11:23Mir aus der Tatsache dass ich nach Russlands Gründen frage und versuche die zu verstehen für diesen Krieg ein "Verständnis" anzudichten, das hatten wir schon mal. Ja, natürlich versuche ich diesen Krieg zu verstehen. Was denn sonst? (und das schließt alles Kriegsparteien mit ein). Dass die AfD dass sicher nicht versucht, da bin ich mir sicher. Dass ein "Verständnis" für Putin für die AfD handlungsleitend wäre, das würde ich doch arg bezweifeln. Der Anspruch ihres nationalen Programms ist einfach ein anderer als der der anderen bürgerlichen Parteien. Die stören sich doch offensichtlich daran dass deutsche Großmachtbestrebungen seit 1945 nur in Unterordnung unter die USA zu haben war. Denen geht es um Deutschland, nicht um Russland. Dass man mir mangelnden Nationalismus vorwerfen kann, verstehe ich aber warum man der AfD da was andichten muss, das verstehe ich nicht. Aber ich bin natürlich in AfD Programmatik nicht allzusehr bewandert, wenn du das belegen kannst, bitte gerne.
Ich bin der Meinung dass Putin (wie viele langjährige Machthaber), hauptsächlich selbstbezogen handelt. Das habe ich glaube ich auch schon mal erklärt. Ich glaube, sein Handeln ist vorallem von dem Wunsch getrieben, als der glorreiche Präsident in die russische Geschichte einzugehen, der Russland nach dem Zusammenbruch von 1990 wieder zurück zu alter Stärke und Einfluss geführt hat. Er betreibt Legendenbildung um seiner selbst willen. Übrigens ein verbreitetes Phänomen meiner Meinung nach. Der Wunsch,Macht auszuüben nährt sich oft sehr viel mehr aus dem Wunsch nach der Anerkennung und dem Prestige, die ein solches Amt mit sich bringen, als aus dem ernsthaften Wunsch politische und gesellschaftliche Visionen umzusetzen.Akayi hat geschrieben: ↑6. Mär 2023 11:23Dass der Zweck den Staaten in der Konkurrenz verfolgen nicht Sicherheit und Stabilität (für eben ihren Staat) wären, dass musst du mir nochmal erklären. Dass und was ich zur russischen Bevölkerung in der bzw. ehemaligen Ukraine gesagt habe hast du überlesen oder unter den Tisch fallen lassen?
Du weigerst dich, seine Verbrechen zu benennen und zu verurteilen. Stattdessen nutzt du sie wiederholt zu dem Zweck aus, hier aus irgendwelchen Usern vermeintlich doppelmoralische Aussagen herauszukitzeln, indem du sie immer wieder den Verbrechen der USA gegenüber stellst. Ich möchte mich eigentlich nur endlich mit dir darauf einigen, dass die USA, sowie auch Russland beide im Laufe ihrer Geschichte abscheuliche Kriegsverbrechen verübt haben. Und aktuell macht Russland diesbezüglich wieder etwas Boden gegenüber den USA gut.
"Böse" Machtinteressen sind meiner Ansicht nach alle Bestrebungen, eine Bevölkerung ihrer Souveränität und Selbstbestimmung zu berauben, ohne dass dies durch eine akute Bedrohung gerechtfertigt ist. Dauerhafte Annexionen beispielsweise zähle ich dazu. Die Ukraine hatte sich 2014 nicht angeschickt, demnächst Russland zu überfallen. Die Annexion der Krim 2014 diente einem expansiven Machtinteresse.
Genauso wie ausgerufenen Annexionen von Luhansk und Donezk.