Kann man Anti-Asylbewerber-Demonstranten noch "retten"?

Politische Diskussionen ohne Tierrechtsbezug
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ClaireFontaine
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Beitrag von ClaireFontaine » 31. Aug 2015 22:13

anphie hat geschrieben:Bei jedem Hilfsbedürftigen Menschen ist es so, dass wenn er nicht da wäre mehr (Zeit, Geld, whatever) für die anderen da wäre.
Nein, das stimmt tatsächlich nicht so. Zum Beispiel würde nicht mehr Geld in die Bildung fließen, wenn es nicht an Flüchtlinge gehen würde - auch ein typisches Argument, das nicht stimmt.

Ich kann schwarz da echt nur zustimmen, Vampy. Mir haben sich beim Lesen gerade echt die Haare gesträumt. Natürlich verzichtet man auf Sport, wenn es anderen so schlecht geht. Das sind ganz oft traumatisierte Menschen, die gerade in einem fremden Land sind und alles verloren haben. Wie kann ein Hobby da wichtiger sein als zu helfen?

Ich glaube, das größte Problem ist, dass das immer "die" sind. Oder "die Flüchtlinge". Rein sprachlich gesehen. Das sind einfach Menschen, die jetzt gerade Hilfe brauchen, alles andere ist doch scheiß egal. Wir schaffen sprachlich eine Gruppe von Menschen, die anders ist als "wir", das macht es viel leichter, sie als Menschen mit anderen Rechten zu behandeln. Und das ist scheiße.

Slarti hat auch vollkommen Recht. Und es stimmt nicht, dass alle Menschen, die nach Deutschland kommen, ungebildet sind und Integrationskurse brauchen und nicht zu uns passen. Wir müssen auch mal unseren Arsch aus dem Sessel kriegen und uns anpassen, offener und freundlich sein. Wenn Menschen dicht machen an allen Ecken, nicht mit anderen reden, natürlich ist es dann schwieriger, sich zu integrieren und Kontakt zu kriegen.
Und da sind jede Menge gebildeter und ausgebildeter Menschen dabei, von Krieg sind (fast) alle betroffen. Die, die nicht ausgebildet sind, kann man ausbilden. Und meine Erfahrung mit Menschen, die hier nach Deutschland kommen, ist die, dass die wesentlich motivierter und engagierter sind.

Ich find die Eingangsfrage übrigens gut und sinnvoll. Das habe ich mich auch schon oft gefragt.

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Kim Sun Woo
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Beitrag von Kim Sun Woo » 31. Aug 2015 22:21

bzgl. der "Fachkräfte" ist es finde ich sehr schwierig, zu einer Meinung zu kommen, weil es etliche sich widersprechender Aussagen (also wohlgemerkt in den Medien) diesbzgl. gibt. so schwankt bspw. die Zahl der Flüchtlinge ohne jegliche Ausbildung quasi je nach Bericht. wie soll man das dann als "Laie" auch nur halbwegs vernünftig einschätzen?! (fast logisch, daß dann wieder nur jeder den Zahlen "glaubt", die ohnehin die eigene Annahme bestätigen)

ClaireFontaine hat geschrieben:Natürlich verzichtet man auf Sport, wenn es anderen so schlecht geht.
wobei es imo doch zumindest ein wenig seltsam anmutet, daß "wir" gleiches in unzähligen anderen Situationen eben nicht tun.

(das ist natürlich kein Argument dagegen, freiwillig auf etwas zu verzichten, um jemand anderem zu helfen)
Man hat jeden Tag die Chance die bestmögliche Version von sich selbst zu sein. ♥

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slartibartfaß
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Beitrag von slartibartfaß » 31. Aug 2015 22:43

Seriöse Zahlen hierüber gibt es genug. Was genau zweifelst Du denn an? Dass die Leute zu wenig ausgebildet sind? Ja und? Dann werden sie halt hier ausgebildet. Das wird mit unausgebildeten Deutschen doch auch gemacht?

Ich finde es hässlich, dass hier über "Verzicht" gesprochen wird. Würde unsere zivilisierte Gesellschaft endlich mal darauf verzichten, Menschen, Umwelt und nachfolgende Generationen auszubeuten, dann wären wir schon einen Schritt weiter. Klingt utopisch - aber möglicherweise wären dann wesentlich weniger Menschen auf Flucht angewiesen.

Nix für ungut - aber manchmal beschleicht mich der Gedanke, mit den Privilegien haben wir die Arroganz gleich mitgebucht.
Wellen des Paradoxen rollten über das Meer der Kausalität (...) an dieser Stelle gibt die normale Sprache auf, besucht die nächste Kneipe und gießt sich einen hinter die Binde.

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Kim Sun Woo
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Beitrag von Kim Sun Woo » 31. Aug 2015 23:04

edit.

(sorry, löschen ging leider nicht)
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slartibartfaß
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Beitrag von slartibartfaß » 31. Aug 2015 23:07

Wellen des Paradoxen rollten über das Meer der Kausalität (...) an dieser Stelle gibt die normale Sprache auf, besucht die nächste Kneipe und gießt sich einen hinter die Binde.

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Rena
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Beitrag von Rena » 1. Sep 2015 06:21

zumal,wenn hier von Fachkräften geredet wird glaube ich,dass einige hier an Ingenieuren,Ärzten und Juristen denken.
Es ist aber so,dass ganz popelig auch ein Mangel an Köchen,Kindergärtnern,Hygienetechnikern,Lageristen,Spühlern undundund herrscht.

"Unsere" Syrier habe ich übrigens gut beobachten können,was die Sprache angeht (wir haben eine! Familie,oh Gott ,Überfremdung) die kamen mit Null Worten deutsch und sprechen sie jetz schon besser als ich Englisch.(Welches sie von jeher fliessend können)

Sie teilten mir aber bereits mit,dass sie nicht bleiben wollen,sondern so schnell es möglich ist zurück wollen und so wird es wohl bei vielen sein. Jetz dran zu arbeiten ,das sie hier bleiben und auszubilden wäre sicher sinnvoll.
Wer garniert ist zu doof zum anrichten.

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Vampy
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Beitrag von Vampy » 1. Sep 2015 07:06

wobei ich es auch dumm finde, anderen ländern die Fachkräfte abzuluchsen. wie soll denn das land denn hochkommen wenn da nur Analphabeten rumgammeln?

@Claire
natürlich weiß man, dass die anderen wichtiger sind. trotzdem findet man es ja doof, wenn man deswegen auf was verzichten muss.
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Beitrag von anphie » 1. Sep 2015 07:56

Ich glaube ihr habt meine Aussage bzgl Verzicht anders verstanden als ich sie gemeint habe. Langfristig glaube ich durchaus, dass Deutschland von Zuwanderung profitiert (wobei der Profit bei einer gut gesteuerten Zuwanderung höher wäre, aber darum gehts nicht). Kurzfristig brauchen die Asylbewerber aber erstmal Hilfe und kosten Zeit und Geld. Ich bin der Meinung, dass sie diese Hilfe bekommen müssen, ebenso wie der Notfall beim Arzt vor meiner Erkältung drankommen sollte. Aber an der Stelle sehen es glaube ich manche Leute traurigerweise anders, weil sie aus irgendwelchen Gründen der Meinung sind dass eine gute deutsche Erkältung wichtiger ist als ein syrischer Herzinfarkt *kotz*.

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ClaireFontaine
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Beitrag von ClaireFontaine » 1. Sep 2015 08:10

Vampy hat geschrieben:
@Claire
natürlich weiß man, dass die anderen wichtiger sind. trotzdem findet man es ja doof, wenn man deswegen auf was verzichten muss.
Oh Gott, nein. Ernsthaft. Ich glaub, ich würd ernsthaft ein bißchen Schiss kriegen, wenn meine Existenz irgendwie bedroht wäre, also wenn es Millionen von Flüchtlingen wären und die Stabilität im Land bedroht wäre. Aber davon sind wir meilenweit entfernt, also Erd-Mond-Streckenweit entfernt.
Aber nein, ich finde es nicht doof, wenn es mich ein bißchen einschränkt, dass anderen geholfen wäre. Krass, ich kann das gar nicht beschreiben, als ich das gelesen habe, wäre ich fast aufgesprungen und vom Bildschirm weggegangen. Also nein, definitiv nicht.

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slartibartfaß
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Beitrag von slartibartfaß » 1. Sep 2015 08:18

Vampy: Syrien ist das Land, indem viele verzweifelte Menschen vor einem grausamen Bürgerkrieg flüchten. Du kannst ja nochmal einen Blick in´s Faktenbuch werfen. Wir luchsen da nichts ab - und die derzeitige Prognose über eine Rückkehr halte ich für sehr gewagt.
Wellen des Paradoxen rollten über das Meer der Kausalität (...) an dieser Stelle gibt die normale Sprache auf, besucht die nächste Kneipe und gießt sich einen hinter die Binde.

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