Zu der Diskussion um cultural appropriation kommt auch noch hinzu, dass Weiße sich Teile aus fremden Kulturen herauspicken, die sie gerade "stylisch" finden, aber den Ursprung der eigentlichen Kultur dabei vollkommen ausklammern und/oder unterdrücken.
Siehe z. B. auch Native Americans. So kann man auf diversen Festivals Personen mit Federschmuck sehen, weil es eben "schick" ist. (Oder auch Dreadlocks, die vermutlich aufs Jahr 2500 v. Chr. in Indien zurückgehen). Sowohl Federschmuck, als auch Dreadlocks, waren Teile der Kultur dieser Völker/Volksgruppen, inkl. religiöser Bedeutung. Aber kaum jemand, der sich dieser Elemente bedient, sei es auf einem Festival, beim Fasching oder im Rahmen seiner "Selbstverwirklichung" kennt deren Ursprung. Außerdem ist es ziemlich zynisch, wenn man bedenkt, dass Kulturen zum Teil systematisch ausgelöscht werden/wurden, aber "Hey, der Federschmuck ist schick, genau passend fürs Highfield." Das Gleiche gilt auch für Bindis, die in den Neunzigern ja auch gern mal von Leuten getragen wurden, die nicht im Ansatz etwas mit Hinduismus zu tun hatten.
A common example of cultural appropriation is the adoption of the iconography of another culture, and using it for purposes that are unintended by the original culture, or even offensive to that culture's mores. Examples include sports teams using Native American tribal names, images, or human beings as mascots; wearing jewelry or fashion with religious symbols such as the war bonnet,[7] medicine wheel, or cross without any belief in those religions; mimicking iconography from another culture's history such as tattoos of Polynesian tribal iconography, Chinese characters, or Celtic art worn by people who have no interest in, or understanding of, their original cultural significance. When revered cultural artifacts are copied from living cultures and regarded as objects that merely "look cool", or when they are mass-produced cheaply as consumer kitsch, people who venerate and wish to preserve their indigenous cultural traditions are often offended.
https://en.wikipedia.org/wiki/Cultural_appropriation
Edit, da gerade Zwangsneustart:
Was das Tragen von "Männer"kleidung betrifft. Ich denke nicht, dass das Tragen von Hosen, Jackets und Westen tief kulturell belegt ist, sodass ich hier auch nicht sehe, wie Frauen sich einer anderen "Kultur" bedienen. Und andersherum sollten Männer genauso "Frauen"kleidung tragen dürfen bzw. dürfen sie ja sowieso, aber hier rutschen wir wieder in die Diskussion, warum sie es nicht tun.
Ebenso bei Speisen aus anderen Ländern/Kulturkreisen: Da sehe ich auch nicht, was das mit cultural appropriation zu tun haben könnte, schließlich haben sich die meisten Speisen daraus entwickelt, was regional vorrätig war, und haben eher selten einen tiefkulturellen oder gar religiös-spirituellen Hintergrund.
Und ja, ich bin der Meinung, dass ich als weiße Europäerin dann eben in den sauren Apfel beißen und einsehen muss, dass ich nicht alles haben kann. Keine Bindis, keine Dreadlocks (für mich), keinen Federschmuck, etc. That's life.
Kim Sun Woo hat geschrieben:
im Grunde hieße das doch konkret nichts anderes als das jemand der Teil von GruppeXY ist, doch bitteschön auch optisch der sein soll, "who you are" (wie ekelig fatalistisch für mich klingt. ernsthaft, ganz schlimm).
Es geht nicht darum, dass du als jemand von GruppeXY auch wie jemand aus GruppeXY aussehen sollst, sondern dass du dir nicht vollkommen zusammenhanglos Perlen aus GruppeYZ rauspickst, weil du das gerade hübsch findest, und damit eben dieser GruppeYZ auf die Füße trittst, sei es, weil ihre Kultur im Ganzen (also, nicht nur das hübsche Chichi) unterdrückt wurde, ihr Volk fast vollkommen ausgelöscht wurde oder du schlicht und ergreifend damit auf deren religiösen/spirituellen/volkseigenen Bräuchen herumtrampelst. Du eignest dir einen Bruchteil aus deren Kultur an, aber bist safe, was die ganzen negativen Effekte betrifft, genießt also das Privileg, dass du, im Vergleich zu den betreffenden Gruppen, jederzeit "aussteigen" kannst.
What is a... black sabbath?