Religiöse Selbstenfaltung vs. Mensch-/Tierrechte

Politische Diskussionen ohne Tierrechtsbezug
M&L
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Religiöse Selbstenfaltung vs. Mensch-/Tierrechte

Beitrag von M&L » 22. Dez 2015 12:11

Der Grünen-Politiker Volker Beck hat vor knapp 2 Wochen in einem Phoenix Interview gefordert die religiösen Bedürfnisse der Muslime in unserem Land zu akzeptieren und wählte dabei die drei Beispiele Kopftuch, Schächten und Beschneidung aus. Im Gegenzug sollen die Muslime in diesem Land, auch die Gleichberechtigung von Mann und Frau sowie die Meinungsfreiheit akzeptieren.
http://www.islamische-zeitung.de/index.cgi?id=19787

Nun stellt sich mir die Frage, wieweit man gehen sollte, wenn es um die religiöse Entfaltung geht. Als jemand, der in einer seit mehreren Generationen atheistischen Familie groß geworden ist, fehlt mir jegliches Verständnis für ein religiöses Handeln, statt eines, welches auf Ethik und Ratio fundiert.
Für mich widersprechen alle 3 genannten Punkte meiner eigenen Vorstellung von Moral. Für mich zählt die Beschneidung von Jungen als Verstümmlung. Dass gezwungene Tragen eines Kopftuchs wirkt auf mich unterdrückend und dass ich als Veganer gegen das Schächten bin, sollte wohl auch klar sein.

Wie seht ihr das? Sollten wir unsere Gesetzgebung von der Religion beeinflussen lassen, damit wir die Religionsausübung nicht einschränken?
Wenn ja, an welcher Stelle zieht man hier die Grenze?
¯\_(ツ)_/¯

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Nullpositiv
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Beitrag von Nullpositiv » 22. Dez 2015 12:21

Die sollte man da ziehen wo andere geschädigt werden. Z.B. bei der Beschneidung ohne medizinische Indikation oder eben beim schächten.
Gegen Kopftuch oder Burka spricht, wenn es jemand von sich aus tragen möchte, nix. Wenn jemand dazu gezwungen wird irgendwas zu tragen was derjenige nicht möchte ist eher nicht das Kleidungsstück das Problem.

Summa summarum bin ich dafür jede Religion da zu beschränken da zu begrenzen wo sie anderen schadet. Ok eigentlich bin ich dafür jede Religion abzuschaffen außer sie hat ein Spaghettimonster als Gottheit. Aber das ist auch wieder ein anderes Thema. Ramen!
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Roger Wilco
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Beitrag von Roger Wilco » 22. Dez 2015 14:34

Ich sehe das wie 0+.

Außer, dass man Religionen nicht grundsätzlich abschaffen muss.

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Gerlinde
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Beitrag von Gerlinde » 22. Dez 2015 19:11

Das Recht auf Religionsfreiheit kann nicht bedeuten, das andere grundgesetzlich geschützte Recht ausgehebelt werden können.

Tierschutz und Menschenwürde sind im Grundgesetz geschützt, das sollte ein Politiker wissen.
Man muss nicht über jedes Stöckchen springen ....

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Akayi
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Beitrag von Akayi » 22. Dez 2015 19:57

Religionsfreiheit ist im Gegensatz zum Tierschutz ein Grundrecht. Dass Bauern dass nicht wissen, verwundert nicht.
recherchiert, was rechtlich so möglich ist

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Beitrag von schwarz » 22. Dez 2015 20:27

Ach Aki :heart:
enter the void.

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mashisouk
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Beitrag von mashisouk » 22. Dez 2015 21:30

Aber im Grundgesetz Artikel 22a ist der Tierschutz verankert (hab ich mal gelernt, kann man sicher googeln) Allerdings weiß ich nicht, ob alles was im Grundgesetz steht automatisch ein Grundrecht ist.

Religionsausübung ist eine private Sache und muß es auch bleiben. Es ist nicht mehr privat, wenn Menschen oder Tiere verletzt oder getötet werden.
Sei ganz du selbst!
Außer du kannst ein Einhorn sein - dann sei ein Einhorn

GrannySmith
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Beitrag von GrannySmith » 22. Dez 2015 21:31

Ich sag das mal etwas polemisch: Es ist weniger privat einen Golden Retriver zu schächten als ein Rind...

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VegSun
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Beitrag von VegSun » 22. Dez 2015 22:08

Sind denn in Deutschland die Schächtungen überhaupt traditioneller Art ?
hörte in Österreich unterscheiden sie sich nicht von normaler Schlachtung wenn Halal beisteht, sondern es muss nur ein gebet danach gesprochen werden. Oder hab ich mir da bullshit erzähln lassen ?

Guckte heute einen Film über eine Lehrerin die eine muslimische Schülerin in die Klasse bekam und die als einzige ein kopftuch trägt. Ihre Mutter trägt keines und sie flog von ihrer alten Schule deswegen. Dann will sie ihr helfen und geht mit ihr in eine Moschee. Allerdings gibt es Konflikte mit den Schülern , weil sie ihre Einstellung zur Religion nicht verstehn und der Schulleiter entdeckt das sie in der schule einen Gebetsraum errichtet hat. Das darf man wohl nicht, weil in Schulen keine Religion ausgeübt werden dürfe.

Versteh ich gerade nicht. Klar muss das neutral unterrichtet werden diesbezüglich. Aber dann darf doch auch kein Religionsunterricht erteilt werden der sich auf die Bibel beruft. Neutral ist der auch nicht.
"Ein Mathebuch ist der einzige Ort , wo es normal ist 52 Wassermelonen zu kaufen."

He-Man
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Beitrag von He-Man » 23. Dez 2015 09:50

Ich hätte ja erwartet, dass Beck wenigstens die Anerkennung von Homosexuellen fordert. Davon hätte er wenigstens selbst auch etwas. Na ja, was der "Kinderfreund" Beck hier fordert ist im Prinzip nichts weiter wie ein plumper Deal. Zugeständnisse, wie die Aushöhlung des Tierschutzgesetzes wurden von Seiten der deutschen Justiz ja schon gemacht. Ob es auf Gegenliebe stösst ist zweifelhaft, wie diverse Morddrohungen und Anfeindungen von Islamkritikern zeigen. Soviel also zum Thema Meinungsfreiheit. Bedenklicher finde ich das politische Statement, das dahinter steckt, nämlich eine Vermischung deutscher Gesetze mit der Scharia, was in einem säkularen Staat gefährlich ist. Religionsfreiheit ist eine tolle Sache, aber sie auszunutzen um geltendes Recht und gesellschaftliche Werte immer mehr aufzuweichen und zurückzudrängen zu gunsten einer Religion ist absolut falsch. Wir haben geltendes Recht, und Religionsfreiheit hört dort auf wo sie mit anderen Gesetzen kollidiert. Das beinhaltet auch religiöse Rituale wie das Schächten. Ist aber auch irgendwie bezeichnend und nicht der erste Versuch Becks, Gesetze zu untergraben; siehe sein Aufsatz in "Der pädosexuelle Komplex", in dem er eine Reform des Sexualstrafrechts zu gunsten Pädosexueller forderte. Normalerweise nehme ich solche Leute nicht ernst, allerdings ist es bedenklich dass ihnen Gehör geschenkt wird und sie einen gewissen politischen Einfluss haben.

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